Matt Taylor: "Von einem Erfolg sind wir nicht satt"

Taylor: Als Fußballer lebe ich nicht in der Vergangenheit. Niemand weiß, was passiert wäre, wenn ich in Paderborn geblieben wäre. Vielleicht hätte ich unter dem neuen Trainer Stephan Schmidt auch nicht so viele Einsätze gehabt. Daher blicke ich nach vorne und freue mich, bei einem Verein wie Münster mit phantastischen Fans zu sein.

DFB.de:Sie kamen erst 2008 nach Deutschland, stammen aus dem US-Bundesstaat Ohio. Warum haben Sie sich damals für Fußball statt für die bekannten Nationalsportarten wie Basketball, American Football oder Eishockey entschieden?

Taylor: Die Entscheidung für den Fußball fiel relativ spät. Auf der Highschool habe ich fast alle amerikanischen Sportarten betrieben, darunter auch Skateboarden. Doch Soccer hat mir einfach am meisten Spaß gemacht. Über Ex-Profi Paul Agostino, den ich in Australien kennen gelernt hatte, bin ich dann nach Deutschland gekommen.

DFB.de:Wie lange hat die Eingewöhnungszeit gedauert?

Taylor: Es hat schon zwei Jahre gedauert, bis ich mich in Deutschland eingelebt hatte. Anfangs war ich ohne meine Familie hier und habe meinen ersten Winter erlebt. Nun kann ich aber die Sprache etwas besser und fühle mich sehr wohl.

DFB.de:Mit 30 Jahren sind Sie zumindest schon im fortgeschrittenen Fußballeralter. Wie lange wollen Sie noch spielen?

Taylor: Solange ich gesund bin und Spaß habe, werde ich Fußball spielen. Das ist zum großen Teil auch eine Kopfsache. So habe ich mich während des Spiels gegen Bremen beispielsweise eher nicht wie 30 gefühlt.

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In der Hitzeschlacht von Münster blieb vor allem einer ganz cool: Preußen-Stürmer Matthew Taylor war nach seinem "Dreierpack" und einer Vorlage bei der Pokalsensation gegen Werder Bremen (4:2 nach Verlängerung) der umjubelte Akteur. Temperaturen deutlich jenseits der 30-Grad-Marke kennt der in Columbus im US-Bundesstaat Ohio geborene Taylor schließlich auch aus seiner Heimat. "An der Küste ließ es sich durch den Wind allerdings besser aushalten", sagt der 30-Jährige. "Ich bin während des Spiels auch ganz schön ins Schwitzen gekommen."

Nach seinem furiosen Auftritt ist der US-Boy, der 2008 vom Hollywood United Football Club nach Deutschland kam, plötzlich in aller Munde. Erinnerten "Matt" Taylors Treffer, bei denen er prominente Gegenspieler wie Sokratis oder Sebastian Prödl gekonnt ausstiegen ließ, doch an eine glamouröse Produktion der bekannten kalifornischen Filmfabrik.

Im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander spricht Taylor, der mit seiner Frau Julia und seiner 13 Monate alten Tochter Liliane in Münster heimisch geworden ist, über seine Abgezocktheit vor dem gegnerischen Tor, die Möglichkeiten von Preußen Münster und seine Zeit in den USA.

DFB.de: Mister Taylor, wann haben Sie die Pokalsensation gegen Werder Bremen realisiert?

Matthew Taylor: Nach dem Spiel hatte ich eine Vielzahl von Glückwünsch-Nachrichten auf dem Handy. Da wurde mir klar: Es war ein einmaliges Erlebnis. Allerdings bin ich nicht der Typ, der von einem, wenn auch großen Sieg schon satt ist. Wir haben ja schließlich keinen Titel gewonnen, sondern konzentrieren uns jetzt wieder auf die Meisterschaft und freuen uns schon auf das nächste Pokalspiel.

DFB.de:Wie sind die Feierlichkeiten nach der Partie ausgefallen?

Taylor: (lacht) Ich hatte mit der Dopingkontrolle zunächst eine komische Feier. Trotzdem habe ich gemerkt, was nach dem Abpfiff im Stadion und auf den Zuschauerrängen los war. Das anschließende Mannschaftsessen bei einem Sponsor habe ich sehr genossen.

DFB.de:Bei subtropischen Klimaverhältnissen und Temperaturen von über 35 Grad Celsius lag Bremen zweimal in Führung. Woher haben Sie und Ihre Teamkollegen die Kraft für die Wende genommen?

Taylor: Unsere Mannschaft besitzt einen großartigen Charakter. Schließlich sind wir auch beim 5:2 gegen Hansa Rostock und beim 2:2 in Wiesbaden jeweils nach einem 0:2-Rückstand noch zurückgekommen. Wir glauben aneinander und geben nie auf.

DFB.de:Bei Ihren drei Treffern haben Sie die Bremer Innenverteidiger Sokratis und Sebastian Prödl wie Statisten aussehen lassen. Wie schaffen Sie es, in solchen Situationen so cool zu sein?

Taylor: Ganz ehrlich: Das weiß ich auch nicht. Als Stürmer willst du Tore machen und musst die richtige Entscheidung treffen. Ich wusste beispielsweise vor meinen Treffer zum 1:1: Wenn ich einen Haken schlage, sehe entweder ich oder der Torwart enorm schlecht aus. Sicher ist da Instinkt und viel Risiko dabei, aber ich mag das und lebe davon. Du entwickelst ein Gefühl dafür, wann du solche Aktionen machen kannst. Das hat am Sonntag super funktioniert.

DFB.de:In der zweiten Runde darf sich Münster erneut auf ein Heimspiel gegen einen Erst- oder Zweitligisten freuen. Haben Sie einen Wunschgegner?

Taylor: Natürlich würde sich jeder über Bayern München oder Borussia Dortmund freuen. Einen speziellen Wunschgegner habe ich aber nicht. Ich hoffe auf einen Gegner, bei dem wir eine Chance besitzen, erneut zu gewinnen.

DFB.de:Auch in der Liga läuft es für Sie und die Preußen mit zehn Punkten aus den ersten fünf Partien recht ordentlich. Was ist in dieser Saison möglich?

Taylor: Wenn wir so weitermachen wir bisher, dann können wir auch auf Dauer oben mitmischen. Auf uns warten aber noch enorm schwere Aufgaben, die am Samstag gegen den Aufstiegsanwärter 1. FC Heidenheim beginnen. Da können und müssen wir erneut zeigen, was in uns steckt.

DFB.de:Beim Zweitligisten SC Paderborn 07 kamen Sie in der vergangenen Saison wegen des großen Konkurrenzkampfes nicht über eine "Joker-Rolle" hinaus. Bereuen Sie den Wechsel nach Münster ein bisschen, nachdem Ihr größter Konkurrent Nick Proschwitz den Verein verlassen hat?

Taylor: Als Fußballer lebe ich nicht in der Vergangenheit. Niemand weiß, was passiert wäre, wenn ich in Paderborn geblieben wäre. Vielleicht hätte ich unter dem neuen Trainer Stephan Schmidt auch nicht so viele Einsätze gehabt. Daher blicke ich nach vorne und freue mich, bei einem Verein wie Münster mit phantastischen Fans zu sein.

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DFB.de:Sie kamen erst 2008 nach Deutschland, stammen aus dem US-Bundesstaat Ohio. Warum haben Sie sich damals für Fußball statt für die bekannten Nationalsportarten wie Basketball, American Football oder Eishockey entschieden?

Taylor: Die Entscheidung für den Fußball fiel relativ spät. Auf der Highschool habe ich fast alle amerikanischen Sportarten betrieben, darunter auch Skateboarden. Doch Soccer hat mir einfach am meisten Spaß gemacht. Über Ex-Profi Paul Agostino, den ich in Australien kennen gelernt hatte, bin ich dann nach Deutschland gekommen.

DFB.de:Wie lange hat die Eingewöhnungszeit gedauert?

Taylor: Es hat schon zwei Jahre gedauert, bis ich mich in Deutschland eingelebt hatte. Anfangs war ich ohne meine Familie hier und habe meinen ersten Winter erlebt. Nun kann ich aber die Sprache etwas besser und fühle mich sehr wohl.

DFB.de:Mit 30 Jahren sind Sie zumindest schon im fortgeschrittenen Fußballeralter. Wie lange wollen Sie noch spielen?

Taylor: Solange ich gesund bin und Spaß habe, werde ich Fußball spielen. Das ist zum großen Teil auch eine Kopfsache. So habe ich mich während des Spiels gegen Bremen beispielsweise eher nicht wie 30 gefühlt.