Massimo Morales: "Ich scheue mutige Entscheidungen nicht"

Massimo Morales, seit kurzem Trainer des abstiegsbedrohten Drittligisten Stuttgarter Kickers, kennt sich im europäischen Fußball bestens aus. Der in Italien (Caserta) geborene 48-Jährige arbeitete unter anderem bereits als Co-Trainer beim FC Bayern München unter Giovanni Trapattoni, als Scout beim AC Mailand sowie als Cheftrainer bei Fortuna Düsseldorf (Aufstieg in die Regionalliga), Rondinella Calcio (Italien) und Honved Budapest (Ungarn). Die Stuttgarter Kickers sind insgesamt schon sein 15. Verein.

"Nicht alle Stationen waren schön", sagt Morales im Gespräch mit DFB.de. "Aber alle waren lehrreich." Bei den Schwaben geht es nun für den Italiener als vierter Trainer in dieser Saison nach Dirk Schuster, Guido Buchwald (interimsweise) und Gerd Dais darum, im Endspurt den Klassenverbleib zu sichern. Der sofortige Wiederabstieg in die Regionalliga Südwest hätte für den Traditionsverein schließlich weitreichende Folgen. "Dann wären zweieinhalb Jahre Arbeit umsonst gewesen", stellt Präsidiumsmitglied Guido Buchwald klar.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Massimo Morales mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die nötigen Fähigkeiten im Rennen um den Klassenverbleib, "Catenaccio", die Pressekonferenzen von Giovanni Trapattoni und seinen Einstand heute (ab 19 Uhr) gegen Borussia Dortmund II.

DFB.de: Wie war Ihr Eindruck von der Mannschaft beim ersten Training, Herr Morales?

Massimo Morales: Die Spieler hatten noch das 0:1 gegen Rot-Weiß Erfurt in den Beinen. Deshalb stand Regeneration im Vordergrund. Es war eine gute Gelegenheit für mich, den ersten Kontakt mit der Mannschaft zu knüpfen und mir einen Überblick zu verschaffen. Die Spieler befinden sich in einer guten körperlichen und mentalen Verfassung. Ich habe die Bereitschaft gespürt, dass sie den Weg mitgehen wollen. Ganz entscheidend für mich war auch zu sehen, dass ich eine Einheit vor mir habe.

DFB.de: Kannten Sie einige Spieler schon vorher?

Morales: Selbstverständlich habe ich in dieser Saison viele Drittligaspiele gesehen und dabei auch die Kickers beobachtet. Videoaufzeichnungen und meine persönlichen Eindrücke helfen mir nun, ins Detail gehen zu können.

DFB.de: Die Zeit bis zum ersten Pflichtspiel ist knapp. Worauf haben Sie in den wenigen Stunden Wert gelegt?

Morales: Es geht für mich in dieser kurzen Zeit darum, an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Ich kann nicht die gesamte Mannschaft umkrempeln. Mir helfen bei der Auswahl der Spieler meine Erfahrung und nicht zuletzt mein Bauchgefühl. Wenn mutige Entscheidungen gefordert sind, werde ich sie treffen.

DFB.de: Was erwarten Sie von Ihrer Mannschaft im Duell mit dem direkten Konkurrenten aus Dortmund?

Morales: Dass sie bis zur letzten Sekunde kämpft und die taktischen Vorgaben umsetzt. Auf dem Platz muss eine Einheit stehen.

DFB.de: Wie schätzen Sie die Lage im unteren Tabellendrittel ein?

Morales: Ich sehe aktuell sieben bis acht Mannschaften, die um den Klassenverbleib zittern müssen. Es sind noch jede Menge Punkte zu vergeben. Deshalb könnte es passieren, dass der Abstieg erst am letzten Spieltag entschieden wird. Wenn möglich, wollen wir den Sack früher zumachen. Dafür werden wir alles tun.

DFB.de: Worauf kommt es im Rennen um den Klassenverbleib besonders an?

Morales: Es geht nur, wenn die Spieler an einem Strang und in die richtige Richtung ziehen. Jeder muss bereit sein, sich in den Dienst der Gruppe zu stellen. Ich habe keinerlei Zweifel, dass uns das gelingen wird.

DFB.de: Wie kam der Kontakt zu den Kickers zu Stande?

Morales: Guido Buchwald hat mich angerufen und gefragt, ob ich noch frei wäre. Wir sind uns dann schnell einig geworden.

DFB.de: Gibt es schon Pläne für den Fall, dass der Klassenverbleib gelingt - oder verpasst wird?

Morales: Erst einmal wollen wir ein weiteres Jahr in der 3. Liga unter Dach und Fach bringen. Dann sehen wir weiter.

DFB.de: Ihre letzte Trainerstation Honved Budapest liegt bereits einige Zeit zurück. Was haben Sie in der Zwischenzeit gemacht?

Morales: Ich habe die Zeit genutzt, um mich bei Vereinen in Europa umzuschauen, Eindrücke zu sammeln und mich weiterzubilden. Ich war unter anderem in England, Deutschland, Portugal und Italien unterwegs. In meiner Heimat war ich außerdem als Fernsehexperte tätig.

DFB.de: Sie waren einst Assistent von Giovanni Trapattoni beim FC Bayern München. Sind Ihre Pressekonferenzen manchmal auch so unterhaltsam?

Morales: (lacht) "Trap" kann da wohl niemand Konkurrenz machen. Er bleibt unerreicht.

DFB.de: Was konnten Sie von ihm lernen?

Morales: Manchmal habe ich mich wie auf der Universität gefühlt. Giovanni Trapattoni war der Professor, ich der Student. Er hat mir vor allem vermittelt, wie man den Trainerberuf ausübt. Der richtige Umgang mit den Vereinsverantwortlichen, mit den Medien und den Spielern ist sehr wichtig, damit ein Trainer im Klub eine souveräne Rolle einnimmt.

DFB.de: Wie viel Wert legen Sie auf die Defensivarbeit, für die italienische Trainer bekannt sind?

Morales: Ich mag die taktische Disziplin. Fast alle erfolgreichen Mannschaften verfügen über eine starke Defensive. Selbst der FC Barcelona kann nur in der Offensive glänzen, weil die Abwehr sicher steht. Der klassische italienische "Catenaccio" aber setzte noch einen Libero voraus und ist längst überholt.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele haben Sie sich als Trainer gesetzt?

Morales: Es wäre ein Traum, irgendwann einmal die Champions League zu gewinnen. Um seine Träume zu erreichen, darf man nie aufgeben. Meine Zukunft heißt aber erst einmal Borussia Dortmund II und der Klassenverbleib mit den Kickers. Darauf liegt meine volle Konzentration.

Das meinen DFB.de-User

"Ich wünsche Herrn Massimo Morales ein glückliches Händchen. Es ist ein gnadenlos harter Abstiegskampf. Aber so konnte es nicht weitergehen, Trainer-Vorgänger Dais hat nicht zu den Kickers gepasst, das musste auch Buchwald erkennen. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. Es kann nur noch besser werden. Danke, Herr Morales für Ihren Mut, packen Sie es an. Falls Sie es schaffen, sind Sie der richtige Mann auch für die Zukunft bei den Kickers." (Franz Göser, Schlat)

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Massimo Morales, seit kurzem Trainer des abstiegsbedrohten Drittligisten Stuttgarter Kickers, kennt sich im europäischen Fußball bestens aus. Der in Italien (Caserta) geborene 48-Jährige arbeitete unter anderem bereits als Co-Trainer beim FC Bayern München unter Giovanni Trapattoni, als Scout beim AC Mailand sowie als Cheftrainer bei Fortuna Düsseldorf (Aufstieg in die Regionalliga), Rondinella Calcio (Italien) und Honved Budapest (Ungarn). Die Stuttgarter Kickers sind insgesamt schon sein 15. Verein.

"Nicht alle Stationen waren schön", sagt Morales im Gespräch mit DFB.de. "Aber alle waren lehrreich." Bei den Schwaben geht es nun für den Italiener als vierter Trainer in dieser Saison nach Dirk Schuster, Guido Buchwald (interimsweise) und Gerd Dais darum, im Endspurt den Klassenverbleib zu sichern. Der sofortige Wiederabstieg in die Regionalliga Südwest hätte für den Traditionsverein schließlich weitreichende Folgen. "Dann wären zweieinhalb Jahre Arbeit umsonst gewesen", stellt Präsidiumsmitglied Guido Buchwald klar.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Massimo Morales mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die nötigen Fähigkeiten im Rennen um den Klassenverbleib, "Catenaccio", die Pressekonferenzen von Giovanni Trapattoni und seinen Einstand heute (ab 19 Uhr) gegen Borussia Dortmund II.

DFB.de: Wie war Ihr Eindruck von der Mannschaft beim ersten Training, Herr Morales?

Massimo Morales: Die Spieler hatten noch das 0:1 gegen Rot-Weiß Erfurt in den Beinen. Deshalb stand Regeneration im Vordergrund. Es war eine gute Gelegenheit für mich, den ersten Kontakt mit der Mannschaft zu knüpfen und mir einen Überblick zu verschaffen. Die Spieler befinden sich in einer guten körperlichen und mentalen Verfassung. Ich habe die Bereitschaft gespürt, dass sie den Weg mitgehen wollen. Ganz entscheidend für mich war auch zu sehen, dass ich eine Einheit vor mir habe.

DFB.de: Kannten Sie einige Spieler schon vorher?

Morales: Selbstverständlich habe ich in dieser Saison viele Drittligaspiele gesehen und dabei auch die Kickers beobachtet. Videoaufzeichnungen und meine persönlichen Eindrücke helfen mir nun, ins Detail gehen zu können.

DFB.de: Die Zeit bis zum ersten Pflichtspiel ist knapp. Worauf haben Sie in den wenigen Stunden Wert gelegt?

Morales: Es geht für mich in dieser kurzen Zeit darum, an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Ich kann nicht die gesamte Mannschaft umkrempeln. Mir helfen bei der Auswahl der Spieler meine Erfahrung und nicht zuletzt mein Bauchgefühl. Wenn mutige Entscheidungen gefordert sind, werde ich sie treffen.

DFB.de: Was erwarten Sie von Ihrer Mannschaft im Duell mit dem direkten Konkurrenten aus Dortmund?

Morales: Dass sie bis zur letzten Sekunde kämpft und die taktischen Vorgaben umsetzt. Auf dem Platz muss eine Einheit stehen.

DFB.de: Wie schätzen Sie die Lage im unteren Tabellendrittel ein?

Morales: Ich sehe aktuell sieben bis acht Mannschaften, die um den Klassenverbleib zittern müssen. Es sind noch jede Menge Punkte zu vergeben. Deshalb könnte es passieren, dass der Abstieg erst am letzten Spieltag entschieden wird. Wenn möglich, wollen wir den Sack früher zumachen. Dafür werden wir alles tun.

DFB.de: Worauf kommt es im Rennen um den Klassenverbleib besonders an?

Morales: Es geht nur, wenn die Spieler an einem Strang und in die richtige Richtung ziehen. Jeder muss bereit sein, sich in den Dienst der Gruppe zu stellen. Ich habe keinerlei Zweifel, dass uns das gelingen wird.

DFB.de: Wie kam der Kontakt zu den Kickers zu Stande?

Morales: Guido Buchwald hat mich angerufen und gefragt, ob ich noch frei wäre. Wir sind uns dann schnell einig geworden.

DFB.de: Gibt es schon Pläne für den Fall, dass der Klassenverbleib gelingt - oder verpasst wird?

Morales: Erst einmal wollen wir ein weiteres Jahr in der 3. Liga unter Dach und Fach bringen. Dann sehen wir weiter.

DFB.de: Ihre letzte Trainerstation Honved Budapest liegt bereits einige Zeit zurück. Was haben Sie in der Zwischenzeit gemacht?

Morales: Ich habe die Zeit genutzt, um mich bei Vereinen in Europa umzuschauen, Eindrücke zu sammeln und mich weiterzubilden. Ich war unter anderem in England, Deutschland, Portugal und Italien unterwegs. In meiner Heimat war ich außerdem als Fernsehexperte tätig.

DFB.de: Sie waren einst Assistent von Giovanni Trapattoni beim FC Bayern München. Sind Ihre Pressekonferenzen manchmal auch so unterhaltsam?

Morales: (lacht) "Trap" kann da wohl niemand Konkurrenz machen. Er bleibt unerreicht.

DFB.de: Was konnten Sie von ihm lernen?

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Morales: Manchmal habe ich mich wie auf der Universität gefühlt. Giovanni Trapattoni war der Professor, ich der Student. Er hat mir vor allem vermittelt, wie man den Trainerberuf ausübt. Der richtige Umgang mit den Vereinsverantwortlichen, mit den Medien und den Spielern ist sehr wichtig, damit ein Trainer im Klub eine souveräne Rolle einnimmt.

DFB.de: Wie viel Wert legen Sie auf die Defensivarbeit, für die italienische Trainer bekannt sind?

Morales: Ich mag die taktische Disziplin. Fast alle erfolgreichen Mannschaften verfügen über eine starke Defensive. Selbst der FC Barcelona kann nur in der Offensive glänzen, weil die Abwehr sicher steht. Der klassische italienische "Catenaccio" aber setzte noch einen Libero voraus und ist längst überholt.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele haben Sie sich als Trainer gesetzt?

Morales: Es wäre ein Traum, irgendwann einmal die Champions League zu gewinnen. Um seine Träume zu erreichen, darf man nie aufgeben. Meine Zukunft heißt aber erst einmal Borussia Dortmund II und der Klassenverbleib mit den Kickers. Darauf liegt meine volle Konzentration.

Das meinen DFB.de-User

"Ich wünsche Herrn Massimo Morales ein glückliches Händchen. Es ist ein gnadenlos harter Abstiegskampf. Aber so konnte es nicht weitergehen, Trainer-Vorgänger Dais hat nicht zu den Kickers gepasst, das musste auch Buchwald erkennen. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. Es kann nur noch besser werden. Danke, Herr Morales für Ihren Mut, packen Sie es an. Falls Sie es schaffen, sind Sie der richtige Mann auch für die Zukunft bei den Kickers." (Franz Göser, Schlat)