Marcel Schied: "Der Aufstieg wäre etwas Besonderes"

Schied: Wenn es am Saisonende nur elf sind und wir aufsteigen, dann ist es auch in Ordnung. Als junger Stürmer habe ich mich unter Druck gesetzt, habe stets gedacht: Tore, Tore, Tore. Jetzt ist das nicht mehr so. Wenn es mit dem Toreschießen klappt, dann klappt es halt wieder. Und ich bin überzeugt, dass ich bald wieder treffen werde. Dafür setze ich mich im Training ein und gebe alles.

DFB.de: Wie sieht es mit Ihrer persönlichen Zukunft aus?

Schied: Mein Vertrag verlängert sich im Aufstiegsfall bis 2012. Ich hoffe natürlich auf das Beste: dass wir den Aufstieg schaffen. Es hat bereits erste Gespräche gegeben, und ich würde gerne bleiben. Ich fühle mich halt in Rostock zu Hause.

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Er ist Rostocker durch und durch. Seit seinem 15. Lebensjahr spielt Marcel Schied - abgesehen von einigen kurzen Unterbrechungen - für die „Hansa-Kogge“ von der Ostsee. Obwohl er sich anfangs nicht als Stammspieler durchsetzen konnte und mehrfach zu anderen Vereinen gewechselt war, kehrte er immer wieder zu Hansa Rostock zurück.

„Das ist mein Verein“, sagte der 27-Jährige, der nun mit dem letzten „Ost-Meister“ von 1991 die sofortige Rückkehr in die 2. Bundesliga anstrebt. Aktuell sieht es gut aus. Die Ostseestädter rangieren als Tabellenzweiter auf einem direkten Aufstiegsplatz.

Im exklusiven DFB.de-Interview hat der Journalist Matthias Jansen mit dem Rostocker Stürmer gesprochen, der am Samstag (ab 13.45 Uhr, live im NDR und MDR sowie ab 14 Uhr im HR) mit „seinem“ Verein im Spitzenspiel auf den Tabellendritten Kickers Offenbach trifft.

DFB.de: Stimmt es, dass Sie sich in der Badewanne auf die kommenden Gegner vorbereiten, Herr Schied?

Marcel Schied: Ja, das ist schon richtig. Früher habe ich mich sogar oft mit Fachzeitungen in die Badewanne gesetzt und mich über die nächsten Gegner informiert. Heute ist das zwar nicht mehr ganz so. Das heißt aber nicht, dass ich mich nicht vorbereite.

DFB.de: Samstag ist der direkte Aufstiegskonkurrent Kickers Offenbach zu Gast. Wie intensiv war die Vorbereitung auf dieses Spitzenspiel?

Schied: Unser Trainer Peter Vollmann bereitet uns immer sehr genau und intensiv auf die nächsten Aufgaben vor. Wir kennen die Stärken und Schwächen des Gegners, trainieren bestimmte Spielsituationen. Dabei sollte jeder Spieler den Gegner kennen. Um zu wissen, worum es Samstag gegen Offenbach geht, muss man nur auf die Tabelle schauen. Ein Sieg wäre sehr wichtig für uns.

DFB.de: Der OFC kommt mit seinem neuen Trainer Thomas Gerstner an die Ostsee. Sind die Ereignisse in Offenbach für Sie von Bedeutung?

Schied: Nein, eigentlich nicht. Wir konzentrieren uns in erster Linie auf uns und wollen unsere Spiele gewinnen. Erst nach den Partien schauen wir, wie die anderen Mannschaften gespielt haben.

DFB.de: Das Hinspiel am Bieberer Berg in Offenbach verlor Hansa 2:3. Der entscheidende Treffer fiel in der 90. Minute. Welche Lehren wurden aus dieser Niederlage gezogen?

Schied: Dass wir bis zum Schluss hochkonzentriert sein müssen. Die Partie in Offenbach war sehr gut, und das 2:2 wäre für uns ein ausgezeichnetes Resultat gewesen. Leider waren wir in der Schlussphase einmal unaufmerksam, Denis Berger hat das für Offenbach zum 3:2 ausgenutzt. Aber auch diese Niederlage hat uns nicht umgeworfen. Wir haben es schon eine Woche später gegen Eintracht Braunschweig besser gemacht. Da waren wir bis zum Schluss voll dabei und hatten auch das nötige Glück, um den späten 2:1-Siegtreffer zu erzielen.

DFB.de: Gesetzt den Fall, Rostock gewinnt gegen Offenbach: Wäre das schon der entscheidende Schritt in Richtung Aufstieg?

Schied: Es wäre ohne Zweifel ein sehr wichtiger Sieg, ein so genannter „Big Point“. Trotzdem wären wir auch dann noch nicht am Ziel. Vor uns liegt ein weiter Weg. Ich bin mir aber sicher, dass wir gegen Offenbach erfolgreich sein können. Wir haben nur gegen die Reservemannschaften aus München und Stuttgart daheim verloren und sind vor allem immer in der Lage, Tore zu erzielen.

DFB.de: Sie stammen aus der Hansa-Jugend. Haben Sie als Jugendlicher die Spiele der Profis auch im Stadion oder als Balljunge mitverfolgt?

Schied: Ich bin erst in der B-Jugend zu Hansa gewechselt. Da war ich für einen Balljungen schon zu alt. Ich habe mir einige Heimspiele angesehen, aber nicht selbst in der Kurve gestanden. Trotzdem sind der Verein, die Stadt und die Fans etwas ganz Besonderes für mich.

DFB.de: Kribbelt es immer noch, wenn Sie das Hansa-Trikot überziehen?

Schied: Wer ins Stadion fährt und das Kribbeln oder die Anspannung nicht spürt, der ist an einem falschen Ort. Ich bin zwar nicht aufgeregt vor einer Partie, aber die Anspannung ist immer da. Ich freue mich jedes Mal, dass es bald los geht.

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DFB.de: Dabei war es für Sie nicht leicht, bei Hansa den Durchbruch zu schaffen. Die Beziehung Schied/Rostock war lange Zeit sehr wechselhaft. Dennoch kehrten Sie immer wieder zurück. Ist Hansa ihre Herzensangelegenheit?

Schied: Mit diesen Aussagen soll man generell ja vorsichtig sein. Aber in diesem Fall stimmt das. Mit 15 Jahren bin ich zu Hansa gewechselt und habe immer gerne für Rostock gespielt, stets alles gegeben. Als ich noch für Eintracht Braunschweig aktiv war und gefragt wurde, ob ich zurückkehren will, habe ich keine fünf Minuten gezögert. Es war klar: Ich gehe zurück zu meinem Verein.

DFB.de: Was bedeutet der mögliche Aufstieg für Sie und den Verein?

Schied: Das wäre etwas ganz Besonderes. Wir haben bei unserem Vorsprung eine große Chance, und wir sollten alles daran setzen, die Gelegenheit zu nutzen. Im Verein geben alle alles für den Erfolg. Alle fiebern mit.

DFB.de: Sie haben bisher zehn Saisontreffer erzielt, sind aktuell aber seit sechs Partien ohne Torerfolg. Woran liegt das?

Schied: Mit einem Tor gegen Erfurt ging es für mich nach der Winterpause ja gut los. Danach haben wir nicht mehr ganz so gut nach vorne gespielt, und dann fällt es den Stürmern im Abschluss auch nicht mehr so leicht. Aktuell fehlt wohl das Quäntchen Glück. Trotzdem mache ich mich nicht verrückt. Wer die Tore macht, ist doch letztlich egal. Das ist auch eine Stärke unserer Mannschaft. Wir sind nicht so leicht auszurechnen. Bei uns kann beinahe jeder treffen.

DFB.de: Ihre Bestmarke liegt bei zwölf Toren aus 33 Spielen für den VfL Osnabrück. Werden es diesmal mehr?

Schied: Wenn es am Saisonende nur elf sind und wir aufsteigen, dann ist es auch in Ordnung. Als junger Stürmer habe ich mich unter Druck gesetzt, habe stets gedacht: Tore, Tore, Tore. Jetzt ist das nicht mehr so. Wenn es mit dem Toreschießen klappt, dann klappt es halt wieder. Und ich bin überzeugt, dass ich bald wieder treffen werde. Dafür setze ich mich im Training ein und gebe alles.

DFB.de: Wie sieht es mit Ihrer persönlichen Zukunft aus?

Schied: Mein Vertrag verlängert sich im Aufstiegsfall bis 2012. Ich hoffe natürlich auf das Beste: dass wir den Aufstieg schaffen. Es hat bereits erste Gespräche gegeben, und ich würde gerne bleiben. Ich fühle mich halt in Rostock zu Hause.