Kutschke: "Dynamo mein Kindheitstraum"

Er ist in seine Heimat zurückgekehrt. Stefan Kutschke wechselte in der Winterpause vom Zweitligisten 1. FC Nürnberg zu Dynamo Dresden. Die Ausleihe läuft bis Sommer 2017. Groß eingewöhnen muss sich der Stürmer in Dresden nicht, er verbrachte die ersten 20 Lebensjahre in der Region, ehe er nach Babelsberg wechselte und seine Karriere ihren Lauf nahm.

Für Dynamo Dresden kam Kutschke bislang in sechs Spielen zum Einsatz. Gerne würde er heute (ab 20.30 Uhr, live im MDR) auch im Topspiel der 28. Runde gegen den VfL Osnabrück seinen Torriecher unter Beweis stellen. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen verrät der 27-Jährige, dass sich mit dem Wechsel zu Dynamo ein Kindheitstraum erfüllt hat, dass er vom Aufstieg überzeugt ist und Bas Dost zu seinen wichtigsten Ratgebern zählt.

DFB.de: Herr Kutschke, welche Erinnerungen verbinden Sie mit Dynamo Dresden?

Stefan Kutschke: Meine ganze Familie fühlte sich schon immer zu Dynamo Dresden hingezogen. Ich war selber ein großer Fan und bin viel im Stadion gewesen. Aber damals waren die Zeiten nicht ganz so rosig. Der Verein spielte in der Regionalliga oder sogar in der Oberliga.

DFB.de: Lässt sich die damalige Außendarstellung von Dynamo mit der heutigen noch vergleichen?

Kutschke: Dynamo wurde aufgrund einiger Fans immer etwas negativ dargestellt. Aber mit der Arbeit von Ralf Minge (Dresdens Sportdirektor; Anm. d. Red.) und Robert Schäfer (der Geschäftsführer; Anm. d. Red.) hat sich einiges gedreht. Hier wird endlich wieder mit Leuten aus der Region gearbeitet. Gerade Herr Minge kennt den Verein gut. Die Jahre, in denen jeder nur für sich gearbeitet hat, sind vorbei.

DFB.de: Bei Ihrer Ausleihe nach Dresden sprachen Sie von der Erfüllung eines Kindheitstraums...

Kutschke: Das stimmt. Es war damals mein Traum, für Dynamo zu spielen und dieses Trikot zu tragen.

DFB.de: Sie waren 2007 ein halbes Jahr bei der Nachwuchsabteilung von Dynamo Dresden, bevor Sie zum FV Dresden 06 Laubegast in die Landesliga gingen. Haben Sie damals noch daran geglaubt, Profifußballer zu werden?

Kutschke: Nein. Hätte mir damals jemand vorausgesagt, dass ich irgendwann in der Bundesliga spielen würde, hätte ich gesagt: "Träum' ruhig weiter! Ich gehe lieber einen realistischen Weg und mache eine Berufsausbildung."

DFB.de: Sie haben einmal gesagt, andere hätten mehr Talent gehabt als Sie. Dafür brachten Sie die richtige Mentalität mit. Ist Ihr das der Grund dafür, dass Sie in jungen Jahren nicht in der Nachwuchsabteilung eines Bundesligisten gelandet sind?

Kutschke: Aus meiner Region und in meinem Alter gab es allgemein nicht viele, die von der Nachwuchsabteilung eines Profivereins verpflichtet wurden. Mir fällt da nur Tony Jantschke ein. Aber ansonsten ist das richtig. Andere hatten mehr Talent. Ich musste mehr arbeiten, um meine Ziele zu erreichen. Vielleicht konnte ich auch besser auf andere Dinge im Leben verzichten. Wille und Fleiß schlagen immer das Talent - davon bin ich überzeugt.

DFB.de: Sie haben in der Regionalliga für RB Leipzig und den SV Babelsberg gespielt, ehe Sie 2013 zum VfL Wolfsburg in die Bundesliga gewechselt sind. Wie hat sich dieser große Sprung für Sie angefühlt?

Kutschke: Plötzlich mit Leuten wie Diego und Naldo in einer Mannschaft zu spielen, war der Wahnsinn. Aber irgendwie passt man sich an das hohe Niveau an. Der Respekt vor dieser Aufgabe war so groß, dass ich in jeder Trainingseinheit noch wacher und konzentrierter war als je zuvor. Dann gleich bei meinem ersten Einsatz in der Bundesliga gegen Schalke 04 ein Tor zu erzielen, war das schönste Gefühl meiner Karriere.

DFB.de: Sie sollen noch heute mit Ihrem damaligen Stürmerkollegen Bas Dost befreundet sein.

Kutschke: Ich habe zu vielen Leuten aus Wolfsburg noch einen guten Kontakt. Dieter Hecking und Klaus Allofs haben mir erst kürzlich geschrieben, als der Wechsel zu Dynamo feststand.

DFB.de: Bas Dost soll Ihnen gelegentlich einige Tipps gegeben haben, wenn Sie eine Torflaute hatten.

Kutschke: Wir sind ähnliche Spielertypen. Als er als niederländischer Torschützenkönig nach Wolfsburg kam, hat er mir einige Videos mit seinen Toren und Trainingsinhalten gezeigt. Er hat mir gezeigt, wo sich ein Stürmer aufzuhalten hat. Früher habe ich mich um viele Dinge gekümmert, die überhaupt nicht meine Aufgabe waren. Bas Dost empfahl mir, mich mehr um den Strafraum herum aufzuhalten, weil dort auch die Tore geschossen werden.

DFB.de: Nachdem Sie eine Saison noch in der Bundesliga beim SC Paderborn spielten, wechselten Sie im Sommer 2015 nach Nürnberg, spielten dort jedoch keine große Rolle. Nachdem Sie in die zweite Mannschaft versetzt wurden, haben Sie den Verein verklagt. Wie schwierig war diese Zeit für Sie?

Kutschke: Das war sehr schwer. Ich bin grundsätzlich kein Mensch, der sich vor Gericht herumstreitet. Die Klage hatte versicherungstechnische Gründe. Letztendlich haben wir uns geeinigt. Aber natürlich fährt man nicht gerne zum Training, wenn man an jeder zweiten Straßenecke die Bild-Zeitung mit der Überschrift "Kutschke klagt gegen den Club" sieht.

DFB.de: Nun sind Sie in Dresden und kamen in den vergangenen sechs Spielen immer zum Einsatz. Allerdings nur einmal über 90 Minuten, als Sie gegen Werder Bremen II direkt ein Tor erzielten. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Zwischenbilanz?

Kutschke: Mir war klar, dass ich in eine funktionierende Mannschaft komme. Auch als jemand, der in der Bundesliga und 2. Bundesliga gespielt hat, kann man keinen Stammplatz voraussetzen. Ich habe mit unserem Trainer (Uwe Neuhaus; Anm. d. Red.)die Situation besprochen. Es ist ganz normal, dass ich erst einmal Spielpraxis brauche. Gegen Bremen habe ich jedenfalls gezeigt, wozu ich in der Lage bin. Über kurz oder lang möchte ich natürlich mehr spielen.

DFB.de: Sie haben in Ihrer Karriere von der Landesliga bis zur Bundesliga so ziemlich alle Spielklassen durch. Die 3. Liga ist erst jetzt dazugekommen. Wie ist Ihr erster Eindruck?

Kutschke: Der Fußball macht richtig Spaß. Viel geht natürlich über den Kampf. Aber das war in der 2. Bundesliga nicht wesentlich anders.

DFB.de: Und die Stimmung bei den Heimspielen ist ja auch nicht so schlecht...

Kutschke: (lacht) Das stimmt. In dieser Hinsicht brauchen wir uns vor einigen Bundesligisten nicht zu verstecken. Die Fans sind einzigartig. Unabhängig von der Ligazugehörigkeit fühlen sich viele Menschen zu Dynamo hingezogen. Bei jedem Heimspiel kommen an die 30.000 Zuschauer. Auch auswärts bei den Derbys gegen Erfurt, Chemnitz und Halle ist viel los gewesen. Das macht richtig Spaß.

DFB.de: Ist es überhaupt vorstellbar, dass Sie nach Ihrer Ausleihe im Sommer 2017 wieder nach Nürnberg zurückkehren? Oder würden Sie gerne in Dresden bleiben?

Kutschke: Das bleibt abzuwarten. Ich bin mir sicher, dass wir den Aufstieg packen. Dann werde ich mich auch in der 2. Bundesliga erst einmal wieder beweisen müssen. Alles weitere sehen wir dann.

[oj]

Er ist in seine Heimat zurückgekehrt. Stefan Kutschke wechselte in der Winterpause vom Zweitligisten 1. FC Nürnberg zu Dynamo Dresden. Die Ausleihe läuft bis Sommer 2017. Groß eingewöhnen muss sich der Stürmer in Dresden nicht, er verbrachte die ersten 20 Lebensjahre in der Region, ehe er nach Babelsberg wechselte und seine Karriere ihren Lauf nahm.

Für Dynamo Dresden kam Kutschke bislang in sechs Spielen zum Einsatz. Gerne würde er heute (ab 20.30 Uhr, live im MDR) auch im Topspiel der 28. Runde gegen den VfL Osnabrück seinen Torriecher unter Beweis stellen. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen verrät der 27-Jährige, dass sich mit dem Wechsel zu Dynamo ein Kindheitstraum erfüllt hat, dass er vom Aufstieg überzeugt ist und Bas Dost zu seinen wichtigsten Ratgebern zählt.

DFB.de: Herr Kutschke, welche Erinnerungen verbinden Sie mit Dynamo Dresden?

Stefan Kutschke: Meine ganze Familie fühlte sich schon immer zu Dynamo Dresden hingezogen. Ich war selber ein großer Fan und bin viel im Stadion gewesen. Aber damals waren die Zeiten nicht ganz so rosig. Der Verein spielte in der Regionalliga oder sogar in der Oberliga.

DFB.de: Lässt sich die damalige Außendarstellung von Dynamo mit der heutigen noch vergleichen?

Kutschke: Dynamo wurde aufgrund einiger Fans immer etwas negativ dargestellt. Aber mit der Arbeit von Ralf Minge (Dresdens Sportdirektor; Anm. d. Red.) und Robert Schäfer (der Geschäftsführer; Anm. d. Red.) hat sich einiges gedreht. Hier wird endlich wieder mit Leuten aus der Region gearbeitet. Gerade Herr Minge kennt den Verein gut. Die Jahre, in denen jeder nur für sich gearbeitet hat, sind vorbei.

DFB.de: Bei Ihrer Ausleihe nach Dresden sprachen Sie von der Erfüllung eines Kindheitstraums...

Kutschke: Das stimmt. Es war damals mein Traum, für Dynamo zu spielen und dieses Trikot zu tragen.

DFB.de: Sie waren 2007 ein halbes Jahr bei der Nachwuchsabteilung von Dynamo Dresden, bevor Sie zum FV Dresden 06 Laubegast in die Landesliga gingen. Haben Sie damals noch daran geglaubt, Profifußballer zu werden?

Kutschke: Nein. Hätte mir damals jemand vorausgesagt, dass ich irgendwann in der Bundesliga spielen würde, hätte ich gesagt: "Träum' ruhig weiter! Ich gehe lieber einen realistischen Weg und mache eine Berufsausbildung."

DFB.de: Sie haben einmal gesagt, andere hätten mehr Talent gehabt als Sie. Dafür brachten Sie die richtige Mentalität mit. Ist Ihr das der Grund dafür, dass Sie in jungen Jahren nicht in der Nachwuchsabteilung eines Bundesligisten gelandet sind?

Kutschke: Aus meiner Region und in meinem Alter gab es allgemein nicht viele, die von der Nachwuchsabteilung eines Profivereins verpflichtet wurden. Mir fällt da nur Tony Jantschke ein. Aber ansonsten ist das richtig. Andere hatten mehr Talent. Ich musste mehr arbeiten, um meine Ziele zu erreichen. Vielleicht konnte ich auch besser auf andere Dinge im Leben verzichten. Wille und Fleiß schlagen immer das Talent - davon bin ich überzeugt.

DFB.de: Sie haben in der Regionalliga für RB Leipzig und den SV Babelsberg gespielt, ehe Sie 2013 zum VfL Wolfsburg in die Bundesliga gewechselt sind. Wie hat sich dieser große Sprung für Sie angefühlt?

Kutschke: Plötzlich mit Leuten wie Diego und Naldo in einer Mannschaft zu spielen, war der Wahnsinn. Aber irgendwie passt man sich an das hohe Niveau an. Der Respekt vor dieser Aufgabe war so groß, dass ich in jeder Trainingseinheit noch wacher und konzentrierter war als je zuvor. Dann gleich bei meinem ersten Einsatz in der Bundesliga gegen Schalke 04 ein Tor zu erzielen, war das schönste Gefühl meiner Karriere.

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DFB.de: Sie sollen noch heute mit Ihrem damaligen Stürmerkollegen Bas Dost befreundet sein.

Kutschke: Ich habe zu vielen Leuten aus Wolfsburg noch einen guten Kontakt. Dieter Hecking und Klaus Allofs haben mir erst kürzlich geschrieben, als der Wechsel zu Dynamo feststand.

DFB.de: Bas Dost soll Ihnen gelegentlich einige Tipps gegeben haben, wenn Sie eine Torflaute hatten.

Kutschke: Wir sind ähnliche Spielertypen. Als er als niederländischer Torschützenkönig nach Wolfsburg kam, hat er mir einige Videos mit seinen Toren und Trainingsinhalten gezeigt. Er hat mir gezeigt, wo sich ein Stürmer aufzuhalten hat. Früher habe ich mich um viele Dinge gekümmert, die überhaupt nicht meine Aufgabe waren. Bas Dost empfahl mir, mich mehr um den Strafraum herum aufzuhalten, weil dort auch die Tore geschossen werden.

DFB.de: Nachdem Sie eine Saison noch in der Bundesliga beim SC Paderborn spielten, wechselten Sie im Sommer 2015 nach Nürnberg, spielten dort jedoch keine große Rolle. Nachdem Sie in die zweite Mannschaft versetzt wurden, haben Sie den Verein verklagt. Wie schwierig war diese Zeit für Sie?

Kutschke: Das war sehr schwer. Ich bin grundsätzlich kein Mensch, der sich vor Gericht herumstreitet. Die Klage hatte versicherungstechnische Gründe. Letztendlich haben wir uns geeinigt. Aber natürlich fährt man nicht gerne zum Training, wenn man an jeder zweiten Straßenecke die Bild-Zeitung mit der Überschrift "Kutschke klagt gegen den Club" sieht.

DFB.de: Nun sind Sie in Dresden und kamen in den vergangenen sechs Spielen immer zum Einsatz. Allerdings nur einmal über 90 Minuten, als Sie gegen Werder Bremen II direkt ein Tor erzielten. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Zwischenbilanz?

Kutschke: Mir war klar, dass ich in eine funktionierende Mannschaft komme. Auch als jemand, der in der Bundesliga und 2. Bundesliga gespielt hat, kann man keinen Stammplatz voraussetzen. Ich habe mit unserem Trainer (Uwe Neuhaus; Anm. d. Red.)die Situation besprochen. Es ist ganz normal, dass ich erst einmal Spielpraxis brauche. Gegen Bremen habe ich jedenfalls gezeigt, wozu ich in der Lage bin. Über kurz oder lang möchte ich natürlich mehr spielen.

DFB.de: Sie haben in Ihrer Karriere von der Landesliga bis zur Bundesliga so ziemlich alle Spielklassen durch. Die 3. Liga ist erst jetzt dazugekommen. Wie ist Ihr erster Eindruck?

Kutschke: Der Fußball macht richtig Spaß. Viel geht natürlich über den Kampf. Aber das war in der 2. Bundesliga nicht wesentlich anders.

DFB.de: Und die Stimmung bei den Heimspielen ist ja auch nicht so schlecht...

Kutschke: (lacht) Das stimmt. In dieser Hinsicht brauchen wir uns vor einigen Bundesligisten nicht zu verstecken. Die Fans sind einzigartig. Unabhängig von der Ligazugehörigkeit fühlen sich viele Menschen zu Dynamo hingezogen. Bei jedem Heimspiel kommen an die 30.000 Zuschauer. Auch auswärts bei den Derbys gegen Erfurt, Chemnitz und Halle ist viel los gewesen. Das macht richtig Spaß.

DFB.de: Ist es überhaupt vorstellbar, dass Sie nach Ihrer Ausleihe im Sommer 2017 wieder nach Nürnberg zurückkehren? Oder würden Sie gerne in Dresden bleiben?

Kutschke: Das bleibt abzuwarten. Ich bin mir sicher, dass wir den Aufstieg packen. Dann werde ich mich auch in der 2. Bundesliga erst einmal wieder beweisen müssen. Alles weitere sehen wir dann.