KSC-Sportdirektor Kreuzer: "Auf zweite Plätze habe ich keinen Bock"

Kreuzer: Sportlich haben uns das 4:2 gegen den HSV und das 1:0 gegen den MSV Duisburg einen großen Schub gegeben. Auch wirtschaftlich tut es dem Verein gut.

DFB.de: Ist das Achtelfinale am 18. Dezember gegen den Bundesligisten SC Freiburg nun ein Bonus-Spiel?

Kreuzer: Der Vorverkauf für dieses badische Duell läuft hervorragend. Wir rechnen mit einem vollen Stadion. Dieses Bonus-Spiel hat sich die Mannschaft erarbeitet und verdient. Es ist ein Höhepunkt zum Abschluss des Jahres. An einem guten Tag ist für uns alles möglich. Das haben wir besonders gegen den HSV gezeigt.

DFB.de: Kicken Sie manchmal eigentlich noch selbst?

Kreuzer: Ich spiele noch regelmäßig für die Allstars des FC Bayern München und des Karlsruher SC. Intensität und Schnelligkeit haben mit den Jahren aber nachgelassen (lacht). Mit dem FCB waren wir unter anderem schon in Japan, Indien und Spanien unterwegs. Es ist immer eine große Freude, die ehemaligen Kollegen wieder zu sehen.

DFB.de: Was bereitet Ihnen an Ihrem Job besonders viel Freude?

Kreuzer: Kurz gesagt: Es ist der KSC, für den ich arbeite. Ich bin vor 14 Monaten hierher gekommen, war kurz zuvor als Sportdirektor von Sturm Graz in Österreich Meister geworden. Mein Ziel war es aber immer, nach Deutschland zurückzukehren. Als dann der Anruf aus Karlsruhe kam, musste ich nicht lange überlegen. Beim KSC hatte meine Karriere einst begonnen und der Klub ist für mich eine Herzensangelegenheit. Leider mussten wir gleich in meinem ersten Jahr absteigen. Das war ein harter Schlag, für den ich auch einen Teil der Verantwortung trage.

DFB.de: Von wem konnten Sie sich im Laufe Ihrer Karriere etwas für Ihre aktuelle Arbeit abschauen?



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Oliver Kreuzer kann bei seiner Arbeit als Sportdirektor des Karlsruher SC auf jede Menge Erfahrung zurückgreifen. Der heute 47-Jährige absolvierte in seiner Laufbahn 132 Erstliga-Einsätze für den KSC und exakt 150 für den Rekordmeister Bayern München. Zweimal (1994 und 1997) wurde er mit dem FCB Deutscher Meister, einmal holte er den UEFA-Pokal (1996/heute Europa League).

In seinem letzten Jahr als Spieler holte er in der Schweiz mit dem FC Basel das "Double". Auch als Funktionär sammelte er schon Titel. In Österreich holte er 2006 die Meisterschaft mit Red Bull Salzburg sowie 2010 den Pokal und 2011 den Meistertitel mit Sturm Graz.

Mit dem KSC will Kreuzer nun auf dem direkten Weg zurück in die 2. Liga. Aktuell läuft es bei den Badenern rund. Die vergangenen sechs Ligapartien gingen allesamt an die Mannschaft von Trainer Markus Kauczinski. Im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Thomas Ziehn spricht Oliver Kreuzer über die aktuelle Saison, das kommende Spitzenspiel gegen Heidenheim und die mittelfristigen Ziele.

DFB.de: Hallo, Herr Kreuzer! Gehen Sie morgens derzeit besonders gerne zur Arbeit?

Kreuzer: Ich gehe immer gerne zur Arbeit, aber wenn man Spiele gewinnt, macht das vieles leichter.

DFB.de: Wo liegen die Gründe für die aktuelle Erfolgsserie?

Kreuzer: Die Leistungen der Mannschaft waren auch zu Saisonbeginn nicht so schlecht. Allerdings fehlte die erforderliche Effektivität im Angriff. Das haben wir nun in den Griff bekommen und mit den Erfolgen ist selbstverständlich auch das Selbstvertrauen gestiegen.

DFB.de: Zu Saisonbeginn hatte sich der KSC - wie von Ihnen erwähnt - noch recht schwer getan. Was hat sich verändert?

Kreuzer: Wir waren mit einem runderneuerten Kader und 17 Zugängen in die Saison gegangen. Da ist es ganz normal, dass es Abstimmungsprobleme gab. Wir hatten aber immer Vertrauen in das Leistungsvermögen der Mannschaft und wussten, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis ein Rad in das andere greift. Mit der nachträglichen Verpflichtung von Mittelfeldspieler Dominic Peitz konnten wir außerdem zusätzliche Stabilität auf den Platz bringen.

DFB.de: Wurden Sie nie nervös? Schließlich war der Rückstand auf die angepeilten Aufstiegsplätze zwischenzeitlich schon recht groß!

Kreuzer: Wir wurden nicht nervös, weil wir Vertrauen zur Mannschaft hatten. In den meisten Spielen haben lediglich die Tore gefehlt, um die Begegnungen für uns zu entscheiden. Keine Frage: Der Blick auf die Tabelle war nach sechs Spieltagen ohne Dreier katastrophal. Das Aha-Erlebnis haben wir uns in den beiden Pokalwettbewerben geholt. Trotz einer mittelmäßigen Leistung haben wir im Verbandspokal beim Oberligisten Neckarelz 2:0 gewonnen. Nur vier Tage später kam der Hamburger SV zum DFB-Pokalspiel und diese Begegnung ging 4:2 für uns aus. Zum richtigen Zeitpunkt war es uns gelungen, den Schalter umzulegen. Entscheidend war, stets die Ruhe zu behalten.

DFB.de: Was ist gefordert, um den Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga zu realisieren?

Kreuzer: Es ist leicht gesagt: Wenn es weiter so gut läuft und wir unsere Spiele gewinnen, steigen wir auf. So einfach ist es aber nun einmal doch nicht. Defensiv läuft es prima. Nicht umsonst stellen wir die mit elf Gegentreffern die sicherste Abwehr der Liga. Insgesamt gönnen wir uns während einer Partie aber noch zu viele Pausen. Immer wieder gibt es noch Phasen, in denen wir abschalten. Wir müssen noch dominanter auftreten und konstant in unseren Leistungen werden. Es gibt in allen Bereichen Luft nach oben. Wenn einer glaubt, es ginge nun auch mit zehn Prozent weniger Einsatz, dann kann es schnell wieder in die andere Richtung gehen. Wir tun gut daran, auf dem Boden zu bleiben.

DFB.de: Ist der Aufstieg für den KSC ein Muss?

Kreuzer: Aus wirtschaftlicher Sicht müssen wir wieder in die 2. Liga. Der Verein hat Verbindlichkeiten. Die Konsolidierung ist nur in der 2. Liga möglich. Umfeld und Organisation beim KSC haben sich im Vergleich zur 2. Liga nicht großartig geändert.

DFB.de: Wie wichtig war das Erreichen der dritten DFB-Pokalrunde?

Kreuzer: Sportlich haben uns das 4:2 gegen den HSV und das 1:0 gegen den MSV Duisburg einen großen Schub gegeben. Auch wirtschaftlich tut es dem Verein gut.

DFB.de: Ist das Achtelfinale am 18. Dezember gegen den Bundesligisten SC Freiburg nun ein Bonus-Spiel?

Kreuzer: Der Vorverkauf für dieses badische Duell läuft hervorragend. Wir rechnen mit einem vollen Stadion. Dieses Bonus-Spiel hat sich die Mannschaft erarbeitet und verdient. Es ist ein Höhepunkt zum Abschluss des Jahres. An einem guten Tag ist für uns alles möglich. Das haben wir besonders gegen den HSV gezeigt.

DFB.de: Kicken Sie manchmal eigentlich noch selbst?

Kreuzer: Ich spiele noch regelmäßig für die Allstars des FC Bayern München und des Karlsruher SC. Intensität und Schnelligkeit haben mit den Jahren aber nachgelassen (lacht). Mit dem FCB waren wir unter anderem schon in Japan, Indien und Spanien unterwegs. Es ist immer eine große Freude, die ehemaligen Kollegen wieder zu sehen.

DFB.de: Was bereitet Ihnen an Ihrem Job besonders viel Freude?

Kreuzer: Kurz gesagt: Es ist der KSC, für den ich arbeite. Ich bin vor 14 Monaten hierher gekommen, war kurz zuvor als Sportdirektor von Sturm Graz in Österreich Meister geworden. Mein Ziel war es aber immer, nach Deutschland zurückzukehren. Als dann der Anruf aus Karlsruhe kam, musste ich nicht lange überlegen. Beim KSC hatte meine Karriere einst begonnen und der Klub ist für mich eine Herzensangelegenheit. Leider mussten wir gleich in meinem ersten Jahr absteigen. Das war ein harter Schlag, für den ich auch einen Teil der Verantwortung trage.

DFB.de: Von wem konnten Sie sich im Laufe Ihrer Karriere etwas für Ihre aktuelle Arbeit abschauen?

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Kreuzer: Das war eindeutig Uli Hoeneß. Er ist für mich der Top-Manager schlechthin. Uli Hoeneß würde für den FC Bayern München sein letztes Hemd geben. Er verlangt viel von seinen Mitarbeitern und Spielern. Wenn jemand alles für den Verein gibt, bekommt er aber auch viel von Uli Hoeneß zurück. Ich versuche, es in Karlsruhe ganz ähnlich zu machen.

DFB.de: Gibt es einen bestimmten Grund, warum Sie den FC Bayern München nach exakt 150 Bundesliga-Einsätzen verlassen haben?

Kreuzer: Das war Zufall. Die Zeit beim FCB hat mich sehr geprägt. Ein Spieler, der bei diesem Verein über mehrere Jahre unter Vertrag steht, nimmt sehr viel mit. Die Siegermentalität ist eines der wichtigsten Dinge, die ich verinnerlicht habe. Ich habe keinen Bock auf zweite Plätze.

DFB.de: Wie sehen die mittelfristigen Ziele mit dem KSC aus?

Kreuzer: Ich möchte mit dem KSC in zwei bis vier Jahren mindestens in der 2. Liga sehen: Konsolidiert und in einem modernen Stadion. Der Klub benötigt eine neue Arena, um konkurrenzfähig zu bleiben. Pläne gibt es bereits. Umbau oder Neubau an einem anderen Standort stehen zur Debatte. Es geht nicht nur darum, den Verein auf schnellstem Weg in die 2. Liga zu bekommen, sondern auch um eine nachhaltige Entwicklung. Ein wichtiger Baustein ist dabei auch unsere gute Nachwuchsarbeit.

DFB.de: Haben Sie schon einen Ersatz für Spielmacher Hakan Calhanoglu im Auge?

Kreuzer: Es ist schwer, so einen Spieler zu ersetzen. Mit seinen 18 Jahren ist er schon sehr weit. Hakan Calhanoglu wird die Saison bei uns noch zu Ende spielen und dann zum Hamburger SV wechseln. Sollte es noch so einen Spieler im Raum Karlsruhe geben, dürfte er schon bei uns im Jugendbereich kicken. Wenn ich einen Spieler mit den Qualitäten von Calhanoglu holen müsste, würde ich ihn nicht kriegen, weil er zu teuer wäre. Wir haben aber auch schon Partien ohne Calhanoglu gewonnen. Unter dem Strich ist kein Spieler unersetzlich.

DFB.de: Sind für die Winterpause Transferaktivitäten geplant?

Kreuzer: Zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Wir müssen allerdings schauen, wie sich die Knieverletzung bei Dennis Kempe entwickelt. Sollte er operiert werden müssen und länger ausfallen, hätten wir auf der linken Seite noch einmal Bedarf.

DFB.de: Nun steht erst einmal das Süd-Duell mit dem 1. FC Heidenheim am Samstag (ab 14 Uhr) an. Welche Bedeutung hat die Partie?

Kreuzer: Heidenheim verfügt über eine gewachsene Mannschaft, die schon über einen längeren Zeitraum zusammen spielt. Der FCH hat deutlich gemacht, dass er im Aufstiegskampf mitmischen will. Nun bietet sich für uns die Chance, einen direkten Konkurrenten mit einem Sieg auf sechs Zähler zu distanzieren. Das ist unser Ziel.