Krämer: "Den Karren aus dem Dreck ziehen"

Drittligist Rot-Weiß Erfurt konnte zumindest kurz durchatmen. Dank des 1:0-Heimsieges gegen den FSV Frankfurt stoppte die Mannschaft von Trainer Stefan Krämer eine Serie von drei Niederlagen. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge beträgt vier Zähler. Aus dem Schneider sind die Erfurter, als einzige Mannschaft seit Einführung der 3. Liga zur Saison 2008/2009 ununterbrochen dabei, damit aber noch lange nicht. Trainer Krämer, der im März 50 Jahre alt wird, steht seit Januar 2016 bei den Thüringern an der Seitenlinie. Zuvor hatte er bei Energie Cottbus und Arminia Bielefeld gearbeitet.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Stefan Krämer über die Aussichten im Kampf um den Klassenverbleib, Torjäger Carsten Kammlott, sein Arminia-Tattoo, sein Vorbild Walerij Lobanowskyj und das Grundgesetz des Fußballs.

DFB.de: Vor Ihrer Trainerkarriere hatten Sie unter anderem für eine Versicherung gearbeitet. Mal Hand aufs Herz: Würden Sie eine Versicherung für den Klassenverbleib mit Rot-Weiß Erfurt in der 3. Liga abschließen, Herr Krämer?

Stefan Krämer: Nun, Gedanken würde ich mir schon machen. Aber da diese Versicherung angesichts unseres Tabellenplatzes nicht billig wäre (lacht), würde ich das Gedankenspiel am Ende verwerfen und sagen: "Nein, wir schaffen das auch so!"

DFB.de: Mit dem 0:1 zum Rückrundenauftakt beim Halleschen FC wurden Sie mit den Worten zitiert: "So steigen wir ab." War es eine eher spontane emotionale Reaktion oder eine kalkulierte Aussage, um Ihre Mannschaft wachzurütteln?

Krämer: Das Zitat war aus dem Zusammenhang genommen, in dem es stand. Grundsätzlich hatten wir uns gar nicht schlecht verkauft und lange gut gestanden. Was ich meinte, waren die Aussetzer einzelner Spieler an diesem Tag, die mir nicht geschmeckt haben.

DFB.de: Wie groß war die Erleichterung nach dem jüngsten 1:0-Heimsieg gegen den FSV Frankfurt?

Krämer: Groß natürlich. Wir stehen im Abstiegskampf. Da muss man sich alles hart erarbeiten und ist über jeden Punkt froh. Wenn es dann - wie am vergangenen Samstag - auch mal wieder drei Zähler sind, ist das umso besser.

DFB.de: Wie viel Auftrieb gibt das Erfolgserlebnis für die kommenden Aufgaben?

Krämer: Natürlich hilft uns das. Es zeigt den Jungs, dass sie es können. Sie waren als Mannschaft auch bei Niederlagen vorher nie weit weg von einem Unentschieden.

DFB.de: Der VfR Aalen holte beim 2:2 in Kiel einen 0:2-Rückstand auf. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Krämer: Aalen verfügt über ein gestandenes Drittligateam. Die Mannschaft funktioniert. Auch moralisch, wie das Beispiel Kiel zeigt. Wir wissen, wie schwer es ist, gegen Kiel zu punkten. Wenn der VfR so zurückkam, dann zeigt das Klasse.



Drittligist Rot-Weiß Erfurt konnte zumindest kurz durchatmen. Dank des 1:0-Heimsieges gegen den FSV Frankfurt stoppte die Mannschaft von Trainer Stefan Krämer eine Serie von drei Niederlagen. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge beträgt vier Zähler. Aus dem Schneider sind die Erfurter, als einzige Mannschaft seit Einführung der 3. Liga zur Saison 2008/2009 ununterbrochen dabei, damit aber noch lange nicht. Trainer Krämer, der im März 50 Jahre alt wird, steht seit Januar 2016 bei den Thüringern an der Seitenlinie. Zuvor hatte er bei Energie Cottbus und Arminia Bielefeld gearbeitet.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Stefan Krämer über die Aussichten im Kampf um den Klassenverbleib, Torjäger Carsten Kammlott, sein Arminia-Tattoo, sein Vorbild Walerij Lobanowskyj und das Grundgesetz des Fußballs.

DFB.de: Vor Ihrer Trainerkarriere hatten Sie unter anderem für eine Versicherung gearbeitet. Mal Hand aufs Herz: Würden Sie eine Versicherung für den Klassenverbleib mit Rot-Weiß Erfurt in der 3. Liga abschließen, Herr Krämer?

Stefan Krämer: Nun, Gedanken würde ich mir schon machen. Aber da diese Versicherung angesichts unseres Tabellenplatzes nicht billig wäre (lacht), würde ich das Gedankenspiel am Ende verwerfen und sagen: "Nein, wir schaffen das auch so!"

DFB.de: Mit dem 0:1 zum Rückrundenauftakt beim Halleschen FC wurden Sie mit den Worten zitiert: "So steigen wir ab." War es eine eher spontane emotionale Reaktion oder eine kalkulierte Aussage, um Ihre Mannschaft wachzurütteln?

Krämer: Das Zitat war aus dem Zusammenhang genommen, in dem es stand. Grundsätzlich hatten wir uns gar nicht schlecht verkauft und lange gut gestanden. Was ich meinte, waren die Aussetzer einzelner Spieler an diesem Tag, die mir nicht geschmeckt haben.

DFB.de: Wie groß war die Erleichterung nach dem jüngsten 1:0-Heimsieg gegen den FSV Frankfurt?

Krämer: Groß natürlich. Wir stehen im Abstiegskampf. Da muss man sich alles hart erarbeiten und ist über jeden Punkt froh. Wenn es dann - wie am vergangenen Samstag - auch mal wieder drei Zähler sind, ist das umso besser.

DFB.de: Wie viel Auftrieb gibt das Erfolgserlebnis für die kommenden Aufgaben?

Krämer: Natürlich hilft uns das. Es zeigt den Jungs, dass sie es können. Sie waren als Mannschaft auch bei Niederlagen vorher nie weit weg von einem Unentschieden.

DFB.de: Der VfR Aalen holte beim 2:2 in Kiel einen 0:2-Rückstand auf. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Krämer: Aalen verfügt über ein gestandenes Drittligateam. Die Mannschaft funktioniert. Auch moralisch, wie das Beispiel Kiel zeigt. Wir wissen, wie schwer es ist, gegen Kiel zu punkten. Wenn der VfR so zurückkam, dann zeigt das Klasse.

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DFB.de: Aalen hat nach 21 Saisonspielen bereits zwölf Unentschieden auf dem Konto, Ihre Mannschaft erst vier. Darunter war das 0:0 im Hinspiel. Wären Sie mit einem erneuten Remis einverstanden?

Krämer: Das kann ich eigentlich erst nach dem Spiel sagen. Eigentlich ist ja ein Punkt in der Fremde per se gut. Aber man tritt damit auch irgendwie auf der Stelle. Wir spielen eigentlich bewusst mehr auf Risiko. Die Früchte eines Sieges sind eben sehr angenehm, denn die Drei-Punkte-Regelung bringt dich wirklich weiter. Gerade in unserer Situation macht dich daher nur ein Dreier richtig glücklich. Also, wir hätten ihn auch in Aalen gerne. Aber natürlich würden wir uns auch über einen Punkt freuen.

DFB.de: Worauf wird es am Freitag in Aalen ankommen?

Krämer: Wir müssen individuelle Schnitzer wie etwa in Halle endlich abstellen und vor dem gegnerischen Tor abgezockter agieren.

DFB.de: Ihr Torjäger Carsten Kammlott hat kürzlich ein Zeichen gesetzt und seinen Vertrag gleich um fünf Jahre bis 2022 verlängert. Was halten Sie von der ungewöhnlich langen Laufzeit?

Krämer: Das zeigt Carstens Einstellung. Er fühlt sich wohl in Erfurt, will eigentlich für keinen anderen Verein mehr spielen und er ist eine Identifikationsfigur. Die Leute lieben ihn. Er setzt Zeichen. Prima, wenn einer seine Überzeugung durch die Unterschrift so dokumentiert.

DFB.de: Welche Rolle spielt er in Ihren Planungen?

Krämer: Er ist ein Fixpunkt in unserer Mannschaft, einer der besten Stürmer der Liga. Für so einen Jungen habe ich in meinen Planungen sehr viel Verwendung.

DFB.de: Während der Vorbereitung hatte das kurzfristig abgesagte Eröffnungsspiel gegen den Bundesligisten Borussia Dortmund, der wegen Nebels nicht in Erfurt landen konnte, für einen nicht unerheblichen Einnahmeausfall für den Verein gesorgt. Dabei ist die finanzielle Lage ohnehin schon recht angespannt. Wie gehen Sie und die Mannschaft damit um?

Krämer: Das kommt nicht so nahe an die Mannschaft heran, denn alle erhalten ihr Geld. Die Jungs sind ein verschworener Haufen und wollen den Karren aus dem Dreck ziehen. Sie kennen auch das Grundgesetz im Fußball: Spielst du erfolgreich, dann kommen die Leute und der Verein bekommt dadurch die notwendigen Finanzen. So einfach ist das.

DFB.de: Sie tragen seit dem Zweitliga-Aufstieg mit Arminia Bielefeld ein großes Tattoo Ihres Ex-Vereins auf der Brust. Was muss passieren, damit sich ein RWE-Logo dazu gesellt?

Krämer: Arminia bleibt das einzige Tattoo. Man muss es ja nicht übertreiben.

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DFB.de: Ihr Vertrag in Erfurt läuft bis 2018. Wie lautet bis dahin Ihre Zielsetzung?

Krämer: Ich denke erst einmal nur bis Ende Mai. Dann wollen wir den Klassenverbleib feiern und gerne auch den Gewinn des Landespokals. Damit wäre die Saison optimal für unsere derzeitigen Gegebenheiten gelaufen. Danach wird sich dann hoffentlich die wirtschaftliche Situation entspannen und wir können da und dort vielleicht noch nachjustieren. Aber fragen Sie mich im Juli mal danach, was wir in der nächsten Saison vorhaben.

DFB.de: Als Vorbild nannten Sie den legendären ukrainischen Trainer Walerij Lobanowskyj, der mehr als 20 Jahre unter anderem bei Dynamo Kiew und als Nationaltrainer der UdSSR, Kuwait und Ukraine an der Seitenlinie stand. Was hat den 2002 verstorbenen Trainer ausgezeichnet?

Krämer: Der Mann war seiner Zeit 30 Jahre voraus. Alle Spielsysteme der heutigen Zeit gehen im Grunde auf ihn zurück. Ein Fußball-Philosoph eben, der mich faszinierte.

DFB.de: Als Typ sind Sie wesentlich emotionaler, oder?

Krämer: Ja, ohne Frage. Er war ein ruhiger Vertreter. Aber man kann die Ansicht eines anderen Menschen teilen, auch wenn man sie anders auslebt. Man muss immer authentisch bleiben.

DFB.de: Würden Sie sich als "Fußball-Romantiker" bezeichnen?

Krämer: Ich liebe das Spiel. Manche Dinge haben sich seit 100 Jahren nicht verändert, anderes sehr wohl. Ich bin aber nicht in der Vergangenheit hängen geblieben, wenn man das als "Romantik" bezeichnen will.

DFB.de: Während Ihres Studiums an der Sporthochschule haben Sie als DJ gearbeitet. Bei welchen Veranstaltungen haben Sie aufgelegt?

Krämer: Ach, darauf werde ich oft angesprochen. Aber das war halb so wild. Es liegt 30 Jahre zurück, fand immer im privaten Umfeld statt und wirklich nur, wenn ich Zeit hatte.

DFB.de: Welche Künstler oder Bands gibt es bei Ihnen privat auf die Ohren?

Krämer: Kein Mainstream, sondern schnelle, wilde und laute Musik.

DFB.de: Sie machen aus Ihrer Sympathie für die beiden Bundesligisten 1. FC Köln und Hamburger SV keinen Hehl. Wie kam es dazu und was schätzen Sie an den beiden Traditionsklubs?

Krämer: Als Junge war eine Partie des HSV das erste Bundesligaspiel, das ich gesehen habe. Das bleibt haften. Ebenso wenn man - wie ich - 15 Jahre in der Nähe des Kölner Stadions gewohnt hat.

DFB.de: Sollten Sie sowohl vom "Effzeh" als auch vom HSV ein Angebot erhalten: Welches würden Sie annehmen?

Krämer: Ich bin froh, dass ich in Erfurt bin. Wenn Sie denken, dass diese im Konjunktiv gestellte Frage einmal Wirklichkeit werden sollte, dann verspreche ich Ihnen, dass ich Sie sofort anrufe und Ihnen meine Entscheidung ausführlich und exklusiv erläutern werden (lacht).

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