Krämer: "Das nächste Spiel ist immer das Wichtigste"

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Am Freitagabend ist die fußballfreie Zeit vorbei. Denn dann beginnt mit dem Eröffnungsspiel zwischen Arminia Bielefeld und Alemannia Aachen (ab 20.15 Uhr, live im WDR) die neue Saison der 3. Liga. Eines der besten Rückrundenteams des Vorjahrs erwartet den ambitionierten Zweitliga-Absteiger.

Nach dem zehnten Spieltag der vergangenen Saison war Arminia Bielefeld abgeschlagen Letzter. Dann übernahm Stefan Krämer (45) den ehemaligen Erstligisten und führte ihn ins sichere Mittelfeld. Sein Alemannia-Kollege Ralf Außem (51) ist seit dem sechstletzten Spieltag bei dem Traditionsverein aus der Kaiserstadt im Amt. Trotz eines beachtlichen Endspurts gelang die Rettung nicht mehr.

Im DFB.de-Interview mit Sven Winterschladen sprechen die beiden Trainer über Aufstiegsfavoriten, Lebensplanungen - und vor allem über den Klassiker am ersten Spieltag unter Flutlicht in der SchücoArena in Bielefeld.

DFB.de: Herr Außem, Herr Krämer, treffen zum Auftakt der 3. Liga am Freitagabend mit Arminia Bielefeld und Alemannia Aachen direkt zwei Aufstiegsfavoriten aufeinander?

Ralf Außem: In unserem Fall ist das schwer einzuschätzen. Natürlich zählen Zweitliga-Absteiger immer zum Favoritenkreis. Wir hatten jedoch einen riesigen Umbruch im Kader. Nur sechs oder sieben Spieler sind nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga geblieben. Wir müssen jetzt zunächst einmal wirklich eine Mannschaft werden. Ich habe keine Lust, meine Spieler schon vor der Saison mit irgendwelchen Zielen unter Druck zu setzen. Wir starten in Bielefeld, das wird eine schwere Aufgabe. Danach sind wir alle wieder etwas schlauer.

Stefan Krämer: Ich persönlich bin nicht der Typ, der langfristige Ziele ausgibt. Ich will meiner Mannschaft eine Pokalspiel-Mentalität in die Saison mitgeben - das nächste Spiel ist immer das wichtigste. Und so ist auch meine ganz persönliche Lebensplanung, immer nur von Samstag bis Samstag. Und ich sage Ihnen ganz ehrlich: Es kribbelt bei mir, wenn ich an den Auftakt am Freitagabend unter Flutlicht denke. Wir gehen ganz klar mit der Maßgabe ins Spiel, dieses Duell zu gewinnen.

DFB.de: Und wie schätzen Sie Aachen ein?

Krämer: Das ist für mich schon einer der großen Aufstiegsfavoriten. Aber auch Heidenheim, Wehen Wiesbaden, Karlsruhe, vielleicht auch wieder Chemnitz haben die Chance auf einen der ersten drei Ränge. Und dann kommen schon Teams wie Offenbach, Rostock oder Erfurt. Die Liga ist noch stärker geworden.

DFB.de: Also kann Bielefeld nicht aufsteigen?

Krämer: Das kann ich nicht beantworten, dafür kann einfach zu viel passieren. In der 3. Liga ist das Niveau so ausgeglichen, da entscheiden oft Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage - jede Standardsituation, jeder Fehlpass, jeder verlorene Zweikampf in der gegnerischen Hälfte kann den Ausschlag geben. Aber andererseits kann man in einem Spiel auch jeden Gegner schlagen.

DFB.de: Aber gehören nicht Klubs wie Aachen und Bielefeld mittelfristig mindestens in die 2. Bundesliga?

Außem: Ja, wahrscheinlich schon. Aber schauen Sie sich die 3. Liga oder die fünf Regionalligen mal an. Das sind insgesamt 110 Vereine, viele davon haben einen großen Namen, der an Zeiten in der Bundesliga erinnert. Jeder will an diese glorreiche Vergangenheit anknüpfen. Wahrscheinlich reichen also nicht einmal fünf Hände aus, um alle aufzuzählen, die ähnliche Ziele haben wie wir.

Krämer: Wir haben natürlich eine entsprechende Vergangenheit, die Fans träumen davon. Aber man darf nicht vergessen, dass wir es gerade mal geschafft haben, den krassen Absturz aus der Bundesliga bis ans Ende der 3. Liga zu stoppen. Wir müssen uns Schritt für Schritt entwickeln.

DFB.de:Herr Außem, ist Ihre Alemannia-Mannschaft überhaupt noch mit der aus der vergangenen Saison vergleichbar?

Außem: Nein, natürlich nicht. Aber eigentlich möchte ich über die vergangene Serie gar nicht mehr groß sprechen. Da lief einfach zu viel falsch, sonst wären wir nicht abgestiegen. Deshalb war dieser Schnitt auch dringend nötig. Die Ansätze jetzt in der Vorbereitung waren in Ordnung. Wir haben zum Beispiel den 1. FC Köln mit 1:0 besiegt. Aber was heißt das schon? Testspiele und Meisterschaftspartien kann man in keiner Weise miteinander vergleichen.

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DFB.de: Mit Sascha Rösler und Albert Streit haben sie ein sehr erfahrenes Duo im Mittelfeld. Bauen Sie darum Ihre Achse auf?

Außem: Das sind natürlich zwei wichtige Spieler, von denen wir uns viel erwarten. Aber nur mit den beiden funktioniert es nicht. Wir brauchen als Gegenpart auch junge, hungrige Jungs. Davon haben wir ebenfalls einige im Kader, die hoffnungsvolle Ansätze zeigen. Andererseits ist es doch klar, dass ich stark auf die Achse Stehle, Olajengbesi, Streit, Rösler, Demai und Borg baue. Da haben fast alle Zweitliga-Erfahrung, das sind gestandene Spieler.

DFB.de: Wie schätzen Sie Ihren Auftaktgegner ein?

Außem: Das ist sehr schwer zu sagen. Auch bei Bielefeld hat man in den vergangenen Wochen einige Veränderungen vorgenommen. Das ist ebenfalls ein Traditionsverein, der häufiger als wir in der Bundesliga gespielt hat. Da ist die Erwartung ebenfalls entsprechend hoch. Die Saison wird mit 38 Spieltagen ein Marathon, da wird einiges passieren.

Krämer: Das sehe ich ganz genauso. Wir müssen die Ruhe bewahren, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Die Mannschaft braucht Zeit und Vertrauen. Jeder wird mal in eine problematische Phase kommen. Die Summe der richtigen Entscheidungen wird nachher bestimmen, wer seine Ziele erreichen kann.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Arbeit Ihres Trainerkollegen?

Außem: Ich kenne Stefan Krämer nicht persönlich. Aber es ist beachtlich, wie er die Mannschaft im vergangenen Jahr in einer sehr schwierigen Situation übernommen und noch ins gesicherte Mittefeld geführt hat. Dabei hat er sich von allen äußeren Umständen nicht beeinflussen lassen. Und das muss man bei einem Traditionsverein erst einmal schaffen. Das merke ich ja auch täglich.

Krämer: Das Lob kann ich nur zurückgeben. Ralf Außem ist schon sehr lange im Geschäft. Und ich bin mir absolut sicher, dass er den Abstieg verhindert hätte, wenn er vier Wochen mehr Zeit gehabt hätte. Die Tendenz war eindeutig. Deshalb ist es für mich auch nur logisch, dass die Verantwortlichen seinen Vertrag verlängert haben. Er ist ein Fachmann.

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Am Freitagabend ist die fußballfreie Zeit vorbei. Denn dann beginnt mit dem Eröffnungsspiel zwischen Arminia Bielefeld und Alemannia Aachen (ab 20.15 Uhr, live im WDR) die neue Saison der 3. Liga. Eines der besten Rückrundenteams des Vorjahrs erwartet den ambitionierten Zweitliga-Absteiger.

Nach dem zehnten Spieltag der vergangenen Saison war Arminia Bielefeld abgeschlagen Letzter. Dann übernahm Stefan Krämer (45) den ehemaligen Erstligisten und führte ihn ins sichere Mittelfeld. Sein Alemannia-Kollege Ralf Außem (51) ist seit dem sechstletzten Spieltag bei dem Traditionsverein aus der Kaiserstadt im Amt. Trotz eines beachtlichen Endspurts gelang die Rettung nicht mehr.

Im DFB.de-Interview mit Sven Winterschladen sprechen die beiden Trainer über Aufstiegsfavoriten, Lebensplanungen - und vor allem über den Klassiker am ersten Spieltag unter Flutlicht in der SchücoArena in Bielefeld.

DFB.de: Herr Außem, Herr Krämer, treffen zum Auftakt der 3. Liga am Freitagabend mit Arminia Bielefeld und Alemannia Aachen direkt zwei Aufstiegsfavoriten aufeinander?

Ralf Außem: In unserem Fall ist das schwer einzuschätzen. Natürlich zählen Zweitliga-Absteiger immer zum Favoritenkreis. Wir hatten jedoch einen riesigen Umbruch im Kader. Nur sechs oder sieben Spieler sind nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga geblieben. Wir müssen jetzt zunächst einmal wirklich eine Mannschaft werden. Ich habe keine Lust, meine Spieler schon vor der Saison mit irgendwelchen Zielen unter Druck zu setzen. Wir starten in Bielefeld, das wird eine schwere Aufgabe. Danach sind wir alle wieder etwas schlauer.

Stefan Krämer: Ich persönlich bin nicht der Typ, der langfristige Ziele ausgibt. Ich will meiner Mannschaft eine Pokalspiel-Mentalität in die Saison mitgeben - das nächste Spiel ist immer das wichtigste. Und so ist auch meine ganz persönliche Lebensplanung, immer nur von Samstag bis Samstag. Und ich sage Ihnen ganz ehrlich: Es kribbelt bei mir, wenn ich an den Auftakt am Freitagabend unter Flutlicht denke. Wir gehen ganz klar mit der Maßgabe ins Spiel, dieses Duell zu gewinnen.

DFB.de: Und wie schätzen Sie Aachen ein?

Krämer: Das ist für mich schon einer der großen Aufstiegsfavoriten. Aber auch Heidenheim, Wehen Wiesbaden, Karlsruhe, vielleicht auch wieder Chemnitz haben die Chance auf einen der ersten drei Ränge. Und dann kommen schon Teams wie Offenbach, Rostock oder Erfurt. Die Liga ist noch stärker geworden.

DFB.de: Also kann Bielefeld nicht aufsteigen?

Krämer: Das kann ich nicht beantworten, dafür kann einfach zu viel passieren. In der 3. Liga ist das Niveau so ausgeglichen, da entscheiden oft Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage - jede Standardsituation, jeder Fehlpass, jeder verlorene Zweikampf in der gegnerischen Hälfte kann den Ausschlag geben. Aber andererseits kann man in einem Spiel auch jeden Gegner schlagen.

DFB.de: Aber gehören nicht Klubs wie Aachen und Bielefeld mittelfristig mindestens in die 2. Bundesliga?

Außem: Ja, wahrscheinlich schon. Aber schauen Sie sich die 3. Liga oder die fünf Regionalligen mal an. Das sind insgesamt 110 Vereine, viele davon haben einen großen Namen, der an Zeiten in der Bundesliga erinnert. Jeder will an diese glorreiche Vergangenheit anknüpfen. Wahrscheinlich reichen also nicht einmal fünf Hände aus, um alle aufzuzählen, die ähnliche Ziele haben wie wir.

Krämer: Wir haben natürlich eine entsprechende Vergangenheit, die Fans träumen davon. Aber man darf nicht vergessen, dass wir es gerade mal geschafft haben, den krassen Absturz aus der Bundesliga bis ans Ende der 3. Liga zu stoppen. Wir müssen uns Schritt für Schritt entwickeln.

DFB.de:Herr Außem, ist Ihre Alemannia-Mannschaft überhaupt noch mit der aus der vergangenen Saison vergleichbar?

Außem: Nein, natürlich nicht. Aber eigentlich möchte ich über die vergangene Serie gar nicht mehr groß sprechen. Da lief einfach zu viel falsch, sonst wären wir nicht abgestiegen. Deshalb war dieser Schnitt auch dringend nötig. Die Ansätze jetzt in der Vorbereitung waren in Ordnung. Wir haben zum Beispiel den 1. FC Köln mit 1:0 besiegt. Aber was heißt das schon? Testspiele und Meisterschaftspartien kann man in keiner Weise miteinander vergleichen.

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DFB.de: Mit Sascha Rösler und Albert Streit haben sie ein sehr erfahrenes Duo im Mittelfeld. Bauen Sie darum Ihre Achse auf?

Außem: Das sind natürlich zwei wichtige Spieler, von denen wir uns viel erwarten. Aber nur mit den beiden funktioniert es nicht. Wir brauchen als Gegenpart auch junge, hungrige Jungs. Davon haben wir ebenfalls einige im Kader, die hoffnungsvolle Ansätze zeigen. Andererseits ist es doch klar, dass ich stark auf die Achse Stehle, Olajengbesi, Streit, Rösler, Demai und Borg baue. Da haben fast alle Zweitliga-Erfahrung, das sind gestandene Spieler.

DFB.de: Wie schätzen Sie Ihren Auftaktgegner ein?

Außem: Das ist sehr schwer zu sagen. Auch bei Bielefeld hat man in den vergangenen Wochen einige Veränderungen vorgenommen. Das ist ebenfalls ein Traditionsverein, der häufiger als wir in der Bundesliga gespielt hat. Da ist die Erwartung ebenfalls entsprechend hoch. Die Saison wird mit 38 Spieltagen ein Marathon, da wird einiges passieren.

Krämer: Das sehe ich ganz genauso. Wir müssen die Ruhe bewahren, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Die Mannschaft braucht Zeit und Vertrauen. Jeder wird mal in eine problematische Phase kommen. Die Summe der richtigen Entscheidungen wird nachher bestimmen, wer seine Ziele erreichen kann.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Arbeit Ihres Trainerkollegen?

Außem: Ich kenne Stefan Krämer nicht persönlich. Aber es ist beachtlich, wie er die Mannschaft im vergangenen Jahr in einer sehr schwierigen Situation übernommen und noch ins gesicherte Mittefeld geführt hat. Dabei hat er sich von allen äußeren Umständen nicht beeinflussen lassen. Und das muss man bei einem Traditionsverein erst einmal schaffen. Das merke ich ja auch täglich.

Krämer: Das Lob kann ich nur zurückgeben. Ralf Außem ist schon sehr lange im Geschäft. Und ich bin mir absolut sicher, dass er den Abstieg verhindert hätte, wenn er vier Wochen mehr Zeit gehabt hätte. Die Tendenz war eindeutig. Deshalb ist es für mich auch nur logisch, dass die Verantwortlichen seinen Vertrag verlängert haben. Er ist ein Fachmann.