Kiels Schied: Ein Vizeeuropameister in der 3. Liga

Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Marcel Schied, vor elf Jahren Vizeeuropameister mit der deutschen U 19, heute für Holstein Kiel am Ball.

In einer Mannschaft mit Philipp Lahm. Auf der anderen Seite Andres Iniesta und Fernando Torres. Für viele ein Traum. Marcel Schied hat es erlebt, er hat im deutschen Nationaltrikot mit Lahm zusammengespielt, gegen Spanien mit Torres und Iniesta. Nicht auf der Playstation, sondern in der Realität, wenn auch zu einer Zeit, als noch keiner von ihnen ein Star war.

"Schöne Erinnerungen", sagt der heute 30-Jährige, und seine Augen leuchten ein wenig dabei. Sie waren Talente damals, 2002, bei der U 19-Europameisterschaft in Norwegen, als Deutschland und Spanien das Endspiel bestritten. Piotr Trochowski und David Odonkor waren dabei, auch Sascha Riether und Moritz Volz. Die Spanier gewannen 1:0. Siegtor: Torres. So wie sechs Jahre später bei der EURO 2008 im Finale von Wien.

Unvergessliches Erlebnis: Das Rekordspiel mit Jena im DFB-Pokalhalbfinale

Lahm hat als Kapitän mit dem FC Bayern München das Triple gewonnen und möchte nächstes Jahr als Kapitän der Nationalmannschaft Weltmeister werden. Odonkor hat das deutsche Sommermärchen 2006 erlebt und die spanische Primera Division kennengelernt, Riether und Volz die Premier League. Trochowski hat im WM-Halbfinale 2010 gespielt. Marcel Schied hat dies alles nicht. Seine Geschichte könnte also eine der Sorte sein, die von verpassten Chancen und geplatzten Träumen handelt. Ist sie aber nicht.

Marcel Schied ist vor einem Monat 30 Jahre alt geworden. Ein Alter, in dem man schon mal zurückblickt. Wenn Schied dies tut, dann tut er es gerne. "Ich hatte eine riesige Zeit und bin hochzufrieden", sagt er. Vier Bundesligaspiele hat der Stürmer gemacht, insgesamt 132 Minuten hat er gespielt. In der 2. Bundesliga brachte er es auf 178 Einsätze und 37 Tore. Schied ist nicht ganz groß rausgekommen, aber er kann auf eine solide Profikarriere verweisen.

Die meiste Zeit hat er bei Hansa Rostock verbracht, fast zehn Jahre waren es mit Unterbrechungen. Drei Aufstiege hat Schied erlebt, viermal ist er mit seinen Mannschaften abgestiegen. Mit Carl Zeiss Jena stand er 2008 im Halbfinale des DFB-Pokals und unterlag bei Borussia Dortmund 0:3. Ein unvergessliches Erlebnis und eines, das es sogar in die Rekordbücher geschafft hat. Mit 80.078 Zuschauern ist es das bestbesuchte Spiel in der DFB-Pokalgeschichte.

Schied: "Ich stehe hinter jeder Entscheidung, die ich getroffen habe"



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Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Marcel Schied, vor elf Jahren Vizeeuropameister mit der deutschen U 19, heute für Holstein Kiel am Ball.

In einer Mannschaft mit Philipp Lahm. Auf der anderen Seite Andres Iniesta und Fernando Torres. Für viele ein Traum. Marcel Schied hat es erlebt, er hat im deutschen Nationaltrikot mit Lahm zusammengespielt, gegen Spanien mit Torres und Iniesta. Nicht auf der Playstation, sondern in der Realität, wenn auch zu einer Zeit, als noch keiner von ihnen ein Star war.

"Schöne Erinnerungen", sagt der heute 30-Jährige, und seine Augen leuchten ein wenig dabei. Sie waren Talente damals, 2002, bei der U 19-Europameisterschaft in Norwegen, als Deutschland und Spanien das Endspiel bestritten. Piotr Trochowski und David Odonkor waren dabei, auch Sascha Riether und Moritz Volz. Die Spanier gewannen 1:0. Siegtor: Torres. So wie sechs Jahre später bei der EURO 2008 im Finale von Wien.

Unvergessliches Erlebnis: Das Rekordspiel mit Jena im DFB-Pokalhalbfinale

Lahm hat als Kapitän mit dem FC Bayern München das Triple gewonnen und möchte nächstes Jahr als Kapitän der Nationalmannschaft Weltmeister werden. Odonkor hat das deutsche Sommermärchen 2006 erlebt und die spanische Primera Division kennengelernt, Riether und Volz die Premier League. Trochowski hat im WM-Halbfinale 2010 gespielt. Marcel Schied hat dies alles nicht. Seine Geschichte könnte also eine der Sorte sein, die von verpassten Chancen und geplatzten Träumen handelt. Ist sie aber nicht.

Marcel Schied ist vor einem Monat 30 Jahre alt geworden. Ein Alter, in dem man schon mal zurückblickt. Wenn Schied dies tut, dann tut er es gerne. "Ich hatte eine riesige Zeit und bin hochzufrieden", sagt er. Vier Bundesligaspiele hat der Stürmer gemacht, insgesamt 132 Minuten hat er gespielt. In der 2. Bundesliga brachte er es auf 178 Einsätze und 37 Tore. Schied ist nicht ganz groß rausgekommen, aber er kann auf eine solide Profikarriere verweisen.

Die meiste Zeit hat er bei Hansa Rostock verbracht, fast zehn Jahre waren es mit Unterbrechungen. Drei Aufstiege hat Schied erlebt, viermal ist er mit seinen Mannschaften abgestiegen. Mit Carl Zeiss Jena stand er 2008 im Halbfinale des DFB-Pokals und unterlag bei Borussia Dortmund 0:3. Ein unvergessliches Erlebnis und eines, das es sogar in die Rekordbücher geschafft hat. Mit 80.078 Zuschauern ist es das bestbesuchte Spiel in der DFB-Pokalgeschichte.

Schied: "Ich stehe hinter jeder Entscheidung, die ich getroffen habe"

Schied kann nicht erkennen, dass er viel falsch gemacht hätte. Vielleicht, ja vielleicht hätte er damals nach seinem Jahr beim VfL Osnabrück nicht in der 2. Bundesliga bleiben und sich nicht zur SpVgg Unterhaching weiterverleihen lassen sollen. Vielleicht hätte er lieber gleich nach Rostock zurückkehren sollen, um noch einmal die kleine Chance in der Bundesliga zu suchen. Doch die Gründe waren nachvollziehbar. Die Konkurrenz bei Hansa war groß zu dieser Zeit, die Spielpraxis in der 2. Bundesliga naheliegend. "Bis heute stehe ich hinter jeder Entscheidung, die ich getroffen habe", sagt Schied.

Im Sommer vergangenen Jahres hat sich der 1,73 Meter große Angreifer für Holstein Kiel entschieden. Rostock war gerade wieder aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Kontakte nach Kiel bestanden schon länger, doch Schied hatte bis dahin den Weg in die vierte Liga gescheut. Nun nicht mehr. "Ich habe bei Holstein sehr gute Bedingungen vorgefunden und wollte mit dem Verein aufsteigen", sagt er.

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19 Tore und sieben Vorlagen im Aufstiegsjahr bei Holstein

Ein Jahr später war der Wunsch umgesetzt. Kiel wurde Meister der Regionalliga Nord und setzte sich in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga gegen den Südwest-Meister KSV Hessen Kassel durch. Schied steuerte als unumstrittener Stammspieler 19 Tore und sieben Vorlagen in 34 Partien bei.

Weil dem Fußball in der Welt der Phrasen gerne nachgesagt wird, dass er die schönsten Geschichten schreibt, führte der Saisonauftakt in der 3. Liga die Kieler vor wenigen Wochen gleich nach Rostock, an Schieds alte Wirkungsstätte. Ein Treffer gelang ihm nicht, wohl aber ein Achtungserfolg mit seinem Team in Form eines torlosen Unentschiedens.

Ohnehin zeigt Holstein in den ersten Wochen keine Anpassungsprobleme. Nach vier Spielen ist der Aufsteiger ungeschlagen, steht mit acht Punkten auf dem fünften Platz und hat vor der Partie bei Preußen Münster am Samstag (ab 14 Uhr, im Live-Stream auf wdr.de) gemeinsam mit Spitzenreiter 1. FC Heidenheim und VfL Osnabrück die wenigsten Gegentore kassiert, nämlich zwei.

"Ich mache mich nicht mehr verrückt"

Für Schied selbst läuft es noch nicht rund. Beim 1:0 gegen den Halleschen FC saß er zuletzt auf der Bank und kam erst in der Schlussviertelstunde zum Einsatz. "Die ersten beiden Spiele waren vernünftig, aber wenn man als Stürmer nach vier Spielen noch kein Tor erzielt hat, fehlen die Argumente", sagt er.

Unruhig wird er deshalb nicht. Früher hat er nach vergebenen Großchancen und in Phasen der Torlosigkeit tagelang gegrübelt, jetzt ist das anders. "Mit den Jahren lernt man, mit solchen Situationen umzugehen", berichtet Schied. "Natürlich möchte ich nicht auf der Bank sitzen, aber ich mache mich nicht verrückt. Ich werde wieder meine Tore machen." So wie Fernando Torres im EM-Finale. Damals, als sie alle noch Talente waren.