Kickers-Trainer Horst Steffen: "Auf keinem verkehrten Weg"

Steffen: Nein. Ich arbeite in einem hervorragenden Umfeld, habe ein exzellentes Trainerteam. Mit Michael Zeyer liege ich auf einer Wellenlänge. So etwas findet man nicht oft.

[MSPW]


Als Tabellenführer nehmen die Stuttgarter Kickers den neunten Spieltag in der 3. Liga in Angriff. Am Samstag (ab 14 Uhr) gastieren die Schwaben beim MSV Duisburg. Für Trainer Horst Steffen, der die Kickers Ende September 2013 auf einem Abstiegsrang übernommen hatte, und Sportdirektor Michael Zeyer ist es eine besondere Partie. Gemeinsam war das Duo einst für die "Zebras" am Ball.

Die Partie am Samstag ist eine Spitzenpartie. Die Stuttgarter gewannen drei ihrer vergangenen vier Begegnungen, Duisburg ist seit sechs Spieltagen ungeschlagen. Der Vorsprung der Kickers auf den MSV beträgt drei Punkte.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Kickers-Trainer Horst Steffen mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Entwicklung in den vergangenen Monaten, die aktuelle Tabellensituation und das Wiedersehen mit Duisburg.

DFB.de: Haben Sie die aktuelle Tabelle eingerahmt und an die Wand gehängt, Herr Steffen?

Horst Steffen: (lacht) Ich weiß, wie die Tabelle ausschaut, das muss reichen. Selbstverständlich ist unsere momentane Situation beruhigender, als wenn wir einen Abstiegsplatz belegen würden. Es ist aber noch viel zu früh, davon zu sprechen, dass wir eine Spitzenmannschaft sind. Fakt ist, dass wir gute Leistungen und gute Ergebnisse abgeliefert haben. Wir haben die Punkte daher keinesfalls zu Unrecht.

DFB.de: Was ist der größte Unterschied zwischen der Arbeit mit einem Tabellenführer und einer Mannschaft, die in der Abstiegszone rangiert?

Steffen: Für mich als Trainer ändert sich da kaum etwas. Ich habe meine Abläufe. Am Wochenanfang geht es in die Spiel- und Gegneranalyse. Dann ist es entscheidend, die Mannschaft so gut wie möglich auf die jeweils nächste Partie einzustellen. Für die Spieler ergibt sich meiner Meinung nach eine größere Veränderung. Wenn man oben steht, kann man etwas entspannter arbeiten und ist aufnahmefähiger. Der Stressfaktor ist niedriger und man kann mit freudiger Anspannung in die Spiele gehen.

DFB.de: Was hat den Ausschlag für den aktuellen Tabellenstand gegeben?

Steffen: Wir waren in der Lage, in der sechswöchigen Vorbereitung optimal und ohne große Verletzungen zu arbeiten. Alle Spieler befinden sich auf einem guten körperlichen Niveau. Die Zugänge wie Besar Halimi und Torhüter Korbinian Müller haben sich außerdem prima eingelebt und setzen neue Reizpunkte.

DFB.de: An welchen Stellschrauben müssen Sie am meisten drehen?

Steffen: Es gibt einige Punkte, in denen wir uns noch verbessern können. Beim jüngsten 2:0 gegen Fortuna Köln war ich zum Beispiel mit der Anfangsphase nicht zufrieden. Es geht darum, dass wir defensiv die Abstände noch besser hinbekommen und offensiv an den Laufwegen feilen. Für mich als Trainer ist es eine Herausforderung, noch die letzten Prozentpunkte aus der Mannschaft herauszukitzeln.

DFB.de: Wo kann der Weg in dieser Saison hinführen?

Steffen: Es ist noch sehr früh. Ich sehe uns zumindest einmal auf keinem verkehrten Weg. Unsere Mannschaft präsentiert sich stabil und ist in der Lage, im oberen Bereich zu bleiben.

DFB.de: Am kommenden Samstag gastieren Sie mit Ihrer Mannschaft bei Ihrem Ex-Verein MSV Duisburg. Ein besonderes Spiel für Sie?

Steffen: Ich war zehn Jahre lang beim MSV - sieben Jahre als Spieler und drei als Trainer. Von daher ist die Begegnung für mich schon etwas Besonderes. Ich freue mich darauf, wieder einmal im Stadion zu sein. Das Wichtigste ist aber meine Aufgabe als Kickers-Trainer. Von daher muss ich das Spiel auf der anderen Seite recht emotionslos sehen.

DFB.de: Gibt es ein Spiel mit dem MSV, an das Sie sich immer zurückerinnern werden?

Steffen: Ich hatte während meiner Zeit in Duisburg große Probleme mit meiner Achillessehne, musste mehrfach operiert werden und war fast zweieinhalb Jahre raus. Mein Comeback-Spiel gegen den Hamburger SV war daher sehr emotional für mich. Ich wusste, dass ich es geschafft und es damit auch meinen Kritikern gezeigt hatte.

DFB.de: Wie schätzen Sie die "Zebras" aktuell ein?

Steffen: Vor uns liegt ein Duell mit einer Top-Mannschaft. Duisburg ist gespickt mit Spielern, die auch schon in höheren Ligen Erfahrung gesammelt haben. Seit dem 1:3 in Regensburg am ersten Spieltag hat der MSV nicht mehr verloren und das hat der Mannschaft jede Menge Selbstvertrauen gegeben.

DFB.de: Was muss Ihre Mannschaft in die Waagschale werfen?

Steffen: Wir wollen auch vor einer großen Kulisse in Duisburg unser Ding machen und unser Spiel durchbringen. Es ist entscheidend, dass wir es im Vergleich zum 2:4 in Bielefeld, bei dem ebenfalls viele Zuschauer im Stadion waren, besser machen und nicht zuletzt auch die Nerven im Griff behalten. Der frühe Platzverweis gegen Gerrit Müller hat uns bei der Arminia aus dem Konzept gebracht.

DFB.de: Sie hatten die Kickers in der abgelaufenen Saison - vor ziemlich genau elf Monaten - in einer bedrohlichen Situation übernommen. Am Ende standen Rang acht und die DFB-Pokal-Qualifikation zu Buche. Wie haben Sie das angestellt?

Steffen: Michael Zeyer und ich haben Spieler gefunden, die unbedingt in der 3. Liga angreifen wollten und die Mannschaft verstärkt haben. Außerdem haben wir in den Bereichen Fitness und Taktik hart gearbeitet. Unsere Spieler bekamen einen Plan an die Hand. All das hat das Leistungsniveau gehoben.

DFB.de: Ihren Schritt von der U 19 von Borussia Mönchengladbach zu einem Drittligisten haben Sie nie bereut, oder?

Steffen: Nein. Ich arbeite in einem hervorragenden Umfeld, habe ein exzellentes Trainerteam. Mit Michael Zeyer liege ich auf einer Wellenlänge. So etwas findet man nicht oft.