Jungnickels Dynamo-Devise: Nichts mehr zu verlieren

Dynamo Dresden macht sich bereit für den Saisonstart. Trainingslager, harte Übungseinheiten, Testspiele - Lars Jungnickel, der schon mit sechs Jahren für den Traditionsklub aus Sachsen spielte, ist froh, dass in gut einer Woche der Alltag in der 3. Liga wieder los geht. Und der 29-Jährige freut sich auf die Dynamo-Fans, die dank einer besonderen Aktion zum Auftakt vermutlich besonders motiviert werden, ins Stadion zu kommen.

Je mehr Zuschauer die Nachholpartie gegen Braunschweig besuchen, umso günstiger wird der Eintritt im folgenden Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim am 29. Januar. Je mehr Zuschauer dabei sind, desto billiger werden die Karten für das nächste Spiel. Kommen gegen Braunschweig mindestens 26.200 Zuschauer, dürften alle Ticket-Inhaber eine Woche später sogar kostenlos wiederkommen.

"Vor vollem Haus zu spielen, ist ein zusätzlicher Ansporn", sagt Jungnickel im DFB.de-Interview mit Redakteur Gereon Tönnihsen. Ganz nebenbei hat Dynamo auch die Hoffnung auf den Aufstieg noch nicht aufgegeben, und Jungnickel, der Führungsspieler, sowieso nicht.

DFB.de: Herr Jungnickel, wie groß ist schon wieder die Lust auf Fußball, auf das Kräftemessen im Ligaalltag?

Lars Jungnickel: Schon sehr groß. Es ist auch ganz gut, dass wir durch das Nachholspiel gegen Braunschweig eine Woche weniger Vorbereitung machen müssen. (lacht) Im Ernst, die ist schon hart, aber wir müssen eben auch topfit sein. Trotzdem wird es Zeit, dass es wieder losgeht. Durch die Fanaktion von Dynamo kann es außerdem sein, dass wir zweimal vor vollem Haus spielen können. Das verstärkt die Lust natürlich noch mehr.

DFB.de: Wie ist Ihr Eindruck von der Mannschaft?

Jungnickel: Sehr gut. Alle sind engagiert und ehrgeizig. Wir wissen, dass wir eine gute Hinrunde gespielt haben - aber auch, dass wir einige Punkte vergeben haben. Gegen Wehen Wiesbaden oder Babelsberg zum Beispiel. Das war unnötig. Wir haben Potenzial in der Mannschaft, die ja auch noch vergleichsweise jung ist, aber wir müssen es auch konsequent und konstant abrufen. Dann, denke ich, sieht es gut aus für uns.

DFB.de: Dynamo ist Tabellenfünfter, hat sieben Punkte Rückstand auf den Relegationsrang. Heißt jetzt die Devise: Visier hoch und Angriff auf die Spitze, weil nach unten nichts mehr anbrennen kann?

Jungnickel: Wir haben ja nichts mehr zu verlieren. Und wenn man, so wie wir jetzt, nach vielen Jahren mal wieder die Möglichkeit hat, oben dabei zu sein, dann sollte man auch alles dafür tun. Vielleicht schaffen wir es dann. Falls nicht, wollen wir uns nicht vorwerfen lassen, nicht alles gegeben zu haben. Dann würden wir in der kommenden Saison wieder angreifen. Den großen Druck machen wir uns auf jeden Fall nicht.

DFB.de: Was fehlte denn bislang?

Jungnickel: Der große Unterschied war der, dass Braunschweig, Rostock und Offenbach einfach viel konstanter gepunktet haben als wir - auswärts wie zu Hause, und auch dann, wenn sie mal nicht so gut gespielt haben. Wir waren am Anfang zu Hause gut und auswärts mitunter katastrophal. Das hat sich gegen Ende der Hinrunde gelegt. Was uns Mut machen sollte, ist, dass wir in den Spielen gegen die ersten Drei sehr gut ausgesehen haben. Wir haben gezeigt, dass wir es können.

DFB.de: Ist das der einzige Unterschied?

Jungnickel: Vielleicht haben manchmal der absolute Wille und das absolute Vertrauen in die eigene Stärke gefehlt. Das kann schon sein.

DFB.de: Das Dresdner Stadion ist neu, es sind immer viele Fans da. Der Hunger nach Erfolgen scheint groß zu sein in der Stadt.

Jungnickel: Das war ja nie anders hier. Dresden ist eine Fußball-Stadt. Selbst, als wir noch eine Klasse weiter unten gespielt haben, sind viele Zuschauer gekommen. Das neue Stadion zieht natürlich auch, die Atmosphäre ist klasse. Und, klar, die Fans wollen uns gerne siegen sehen. Deshalb wäre es schön, noch eine Klasse höher zu spielen.

DFB.de: Sie sind als gelernter Stürmer zum defensiven Mittelfeldspieler umfunktioniert worden. Sagt Ihnen diese Rolle mehr zu?

Jungnickel: Ich habe sie schon in der Aufstiegssaison mit Energie Cottbus gespielt. Sie gefällt mir. Als Stürmer wird man immer an Toren gemessen, und die sind mir in den oberen Ligen nicht mehr so gelungen. Darum ist diese Position gut für mich. Ich komme eher über den Kampf und das Laufen. Das passt schon. Die Umstellung ist mir auch nicht so schwer gefallen. Es ist auch schön, das Spiel vor sich zu haben.

DFB.de: Sie haben als Sechsjähriger bei Dynamo Dresden angefangen. Ist die Leidenschaft für den Klub dadurch umso größer?

Jungnickel: Leidenschaft war bei mir noch nie ein Problem. Aber ich glaube schon, dass man, wenn man lange in einem Verein ist, mehr darüber erfährt, was in seinem Umfeld passiert. Was die Fans zum Beispiel von einem verlangen.

DFB.de: Und was ist das?

Jungnickel: Vollen Einsatz zeigen, kämpfen bis zur letzten Minute. Man kann auch mal ein schlechtes Spiel machen, aber man muss immer versuchen, das Maximale für den Verein herauszuholen. Wenn die Fans das sehen, werden sie auch nicht pfeifen.

DFB.de: Waren Sie früher auch als Fan im Stadion?

Jungnickel: Na klar, als Kind war ich da. Mein großes Vorbild war damals Ulf Kirsten. Und heute spiele ich mit seinem Sohn Benjamin in einer Mannschaft. So kann es gehen. Auch als Balljunge war ich immer wieder mal im Einsatz.

DFB.de: Weiß Kirsten junior, dass Sie seinen Vater einst bewundert haben?

Jungnickel: Ja, das weiß er. Und wir können beide darüber lachen. Zumal er als Torwart ja auch ein ganz anderer Typ ist als sein Vater. Und Ulf Kirsten hatten ja viele als Vorbild, gerade in Dresden.

DFB.de: Fanden Sie Ihren Trainer Matthias Maucksch als Spieler eigentlich auch gut?

Jungnickel: Daran kann ich mich gar nicht mehr so genau erinnern. Ist ja auch schon eine Weile her. Aber soweit ich weiß, hatte er ähnliche Tugenden wie ich, also mit viel körperbetontem Einsatz. Wahrscheinlich hätte ich ihn als Spieler geschätzt.

DFB.de: Ist es ein guter Gradmesser, gleich gegen Tabellenführer Braunschweig zu starten?

Jungnickel: Wir spielen zu Hause, das Stadion dürfte dank der „Fanprämie“ voll sein. Wir können zeigen, was wir drauf haben. Darauf freuen wir uns. Und dann gucken wir mal, was dabei herauskommt. Aber ob wir jetzt gegen Braunschweig spielen oder später, ist mir eigentlich egal.

DFB.de: Wo spielt Dynamo in der kommenden Saison?

Jungnickel: Hoffentlich in der 2. Bundesliga.

DFB.de: Wie kann das gelingen?

Jungnickel: Indem wir alle an unser Limit gehen und so gemeinsam ganz viele Punkte holen. Nur so und nicht anders.

Zur Person: Lars Jungnickel

Lars Jungnickel, geboren am 31. August 1981, spielte von seinem sechsten bis 19. Lebensjahr bei Dynamo Dresden, ehe er sich Energie Cottbus anschloss. In seinen sechs Jahren in der Lausitz spielte er in der ersten und zweiten Liga. 2007 kehrte er nach Dresden zurück. Jungnickel, der als Stürmer auch in Nachwuchsteams des DFB zum Einsatz kam, wurde inzwischen zum zentralen defensiven Mittelfeldspieler umfunktioniert und ist bei Dynamo eine feste Größe.

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Dynamo Dresden macht sich bereit für den Saisonstart. Trainingslager, harte Übungseinheiten, Testspiele - Lars Jungnickel, der schon mit sechs Jahren für den Traditionsklub aus Sachsen spielte, ist froh, dass in gut einer Woche der Alltag in der 3. Liga wieder los geht. Und der 29-Jährige freut sich auf die Dynamo-Fans, die dank einer besonderen Aktion zum Auftakt vermutlich besonders motiviert werden, ins Stadion zu kommen.

Je mehr Zuschauer die Nachholpartie gegen Braunschweig besuchen, umso günstiger wird der Eintritt im folgenden Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim am 29. Januar. Je mehr Zuschauer dabei sind, desto billiger werden die Karten für das nächste Spiel. Kommen gegen Braunschweig mindestens 26.200 Zuschauer, dürften alle Ticket-Inhaber eine Woche später sogar kostenlos wiederkommen.

"Vor vollem Haus zu spielen, ist ein zusätzlicher Ansporn", sagt Jungnickel im DFB.de-Interview mit Redakteur Gereon Tönnihsen. Ganz nebenbei hat Dynamo auch die Hoffnung auf den Aufstieg noch nicht aufgegeben, und Jungnickel, der Führungsspieler, sowieso nicht.

DFB.de: Herr Jungnickel, wie groß ist schon wieder die Lust auf Fußball, auf das Kräftemessen im Ligaalltag?

Lars Jungnickel: Schon sehr groß. Es ist auch ganz gut, dass wir durch das Nachholspiel gegen Braunschweig eine Woche weniger Vorbereitung machen müssen. (lacht) Im Ernst, die ist schon hart, aber wir müssen eben auch topfit sein. Trotzdem wird es Zeit, dass es wieder losgeht. Durch die Fanaktion von Dynamo kann es außerdem sein, dass wir zweimal vor vollem Haus spielen können. Das verstärkt die Lust natürlich noch mehr.

DFB.de: Wie ist Ihr Eindruck von der Mannschaft?

Jungnickel: Sehr gut. Alle sind engagiert und ehrgeizig. Wir wissen, dass wir eine gute Hinrunde gespielt haben - aber auch, dass wir einige Punkte vergeben haben. Gegen Wehen Wiesbaden oder Babelsberg zum Beispiel. Das war unnötig. Wir haben Potenzial in der Mannschaft, die ja auch noch vergleichsweise jung ist, aber wir müssen es auch konsequent und konstant abrufen. Dann, denke ich, sieht es gut aus für uns.

DFB.de: Dynamo ist Tabellenfünfter, hat sieben Punkte Rückstand auf den Relegationsrang. Heißt jetzt die Devise: Visier hoch und Angriff auf die Spitze, weil nach unten nichts mehr anbrennen kann?

Jungnickel: Wir haben ja nichts mehr zu verlieren. Und wenn man, so wie wir jetzt, nach vielen Jahren mal wieder die Möglichkeit hat, oben dabei zu sein, dann sollte man auch alles dafür tun. Vielleicht schaffen wir es dann. Falls nicht, wollen wir uns nicht vorwerfen lassen, nicht alles gegeben zu haben. Dann würden wir in der kommenden Saison wieder angreifen. Den großen Druck machen wir uns auf jeden Fall nicht.

DFB.de: Was fehlte denn bislang?

Jungnickel: Der große Unterschied war der, dass Braunschweig, Rostock und Offenbach einfach viel konstanter gepunktet haben als wir - auswärts wie zu Hause, und auch dann, wenn sie mal nicht so gut gespielt haben. Wir waren am Anfang zu Hause gut und auswärts mitunter katastrophal. Das hat sich gegen Ende der Hinrunde gelegt. Was uns Mut machen sollte, ist, dass wir in den Spielen gegen die ersten Drei sehr gut ausgesehen haben. Wir haben gezeigt, dass wir es können.

DFB.de: Ist das der einzige Unterschied?

Jungnickel: Vielleicht haben manchmal der absolute Wille und das absolute Vertrauen in die eigene Stärke gefehlt. Das kann schon sein.

DFB.de: Das Dresdner Stadion ist neu, es sind immer viele Fans da. Der Hunger nach Erfolgen scheint groß zu sein in der Stadt.

Jungnickel: Das war ja nie anders hier. Dresden ist eine Fußball-Stadt. Selbst, als wir noch eine Klasse weiter unten gespielt haben, sind viele Zuschauer gekommen. Das neue Stadion zieht natürlich auch, die Atmosphäre ist klasse. Und, klar, die Fans wollen uns gerne siegen sehen. Deshalb wäre es schön, noch eine Klasse höher zu spielen.

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DFB.de: Sie sind als gelernter Stürmer zum defensiven Mittelfeldspieler umfunktioniert worden. Sagt Ihnen diese Rolle mehr zu?

Jungnickel: Ich habe sie schon in der Aufstiegssaison mit Energie Cottbus gespielt. Sie gefällt mir. Als Stürmer wird man immer an Toren gemessen, und die sind mir in den oberen Ligen nicht mehr so gelungen. Darum ist diese Position gut für mich. Ich komme eher über den Kampf und das Laufen. Das passt schon. Die Umstellung ist mir auch nicht so schwer gefallen. Es ist auch schön, das Spiel vor sich zu haben.

DFB.de: Sie haben als Sechsjähriger bei Dynamo Dresden angefangen. Ist die Leidenschaft für den Klub dadurch umso größer?

Jungnickel: Leidenschaft war bei mir noch nie ein Problem. Aber ich glaube schon, dass man, wenn man lange in einem Verein ist, mehr darüber erfährt, was in seinem Umfeld passiert. Was die Fans zum Beispiel von einem verlangen.

DFB.de: Und was ist das?

Jungnickel: Vollen Einsatz zeigen, kämpfen bis zur letzten Minute. Man kann auch mal ein schlechtes Spiel machen, aber man muss immer versuchen, das Maximale für den Verein herauszuholen. Wenn die Fans das sehen, werden sie auch nicht pfeifen.

DFB.de: Waren Sie früher auch als Fan im Stadion?

Jungnickel: Na klar, als Kind war ich da. Mein großes Vorbild war damals Ulf Kirsten. Und heute spiele ich mit seinem Sohn Benjamin in einer Mannschaft. So kann es gehen. Auch als Balljunge war ich immer wieder mal im Einsatz.

DFB.de: Weiß Kirsten junior, dass Sie seinen Vater einst bewundert haben?

Jungnickel: Ja, das weiß er. Und wir können beide darüber lachen. Zumal er als Torwart ja auch ein ganz anderer Typ ist als sein Vater. Und Ulf Kirsten hatten ja viele als Vorbild, gerade in Dresden.

DFB.de: Fanden Sie Ihren Trainer Matthias Maucksch als Spieler eigentlich auch gut?

Jungnickel: Daran kann ich mich gar nicht mehr so genau erinnern. Ist ja auch schon eine Weile her. Aber soweit ich weiß, hatte er ähnliche Tugenden wie ich, also mit viel körperbetontem Einsatz. Wahrscheinlich hätte ich ihn als Spieler geschätzt.

DFB.de: Ist es ein guter Gradmesser, gleich gegen Tabellenführer Braunschweig zu starten?

Jungnickel: Wir spielen zu Hause, das Stadion dürfte dank der „Fanprämie“ voll sein. Wir können zeigen, was wir drauf haben. Darauf freuen wir uns. Und dann gucken wir mal, was dabei herauskommt. Aber ob wir jetzt gegen Braunschweig spielen oder später, ist mir eigentlich egal.

DFB.de: Wo spielt Dynamo in der kommenden Saison?

Jungnickel: Hoffentlich in der 2. Bundesliga.

DFB.de: Wie kann das gelingen?

Jungnickel: Indem wir alle an unser Limit gehen und so gemeinsam ganz viele Punkte holen. Nur so und nicht anders.

Zur Person: Lars Jungnickel

Lars Jungnickel, geboren am 31. August 1981, spielte von seinem sechsten bis 19. Lebensjahr bei Dynamo Dresden, ehe er sich Energie Cottbus anschloss. In seinen sechs Jahren in der Lausitz spielte er in der ersten und zweiten Liga. 2007 kehrte er nach Dresden zurück. Jungnickel, der als Stürmer auch in Nachwuchsteams des DFB zum Einsatz kam, wurde inzwischen zum zentralen defensiven Mittelfeldspieler umfunktioniert und ist bei Dynamo eine feste Größe.