Jahn-Trainer Stratos: "Die Liga macht keinen Unterschied"

Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern - und Trainern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Thomas Stratos, im ersten Jahr Trainer des SSV Jahn Regensburg und früher Bundesligaprofi beim Hamburger SV, 1. FC Saarbrücken und Arminia Bielefeld.

Damals beim FC Gütersloh 2000, seiner ersten Station als Cheftrainer, nahm ihn der Sportliche Leiter nach dem Spiel mahnend zur Seite. Ruhiger müsse er an der Seitenlinie werden, bekam Thomas Stratos zu hören, nicht so aufbrausend gegenüber den Schiedsrichtern. Stratos hätte eingeschnappt sein können, er hätte darauf beharren können, dass das nun mal seine Art sei und dass ihm keiner reinzureden habe. Tat er aber nicht. Er hörte genau zu - weil genau das seine Art ist. "Ich weiß, was ich will, aber ich halte es für sehr wichtig, hinterfragt zu werden und Anregungen aufzunehmen", sagt der Trainer des SSV Jahn Regensburg.

Verein im Umbruch triftt Trainer im Aufbruch

Genau zugehört hat Thomas Stratos auch, als die Regensburger vor einem Jahr Kontakt zu ihm aufnahmen. Die angebotene Zusammenarbeit, sie war Risiko und Chance - für beide Parteien. Auf der einen Seite der SSV Jahn, gerade aus der 2. Bundesliga abgestiegen, von einigen Leistungsträgern verlassen, finanziell in bescheidenen Verhältnissen lebend. Ein Verein im Umbruch. Auf der anderen Seite Stratos, als Spieler mit Bundesligaerfahrung, als Coach bis dahin nur in der Oberliga und Regionalliga tätig, zuletzt eine komplette Saison ohne Verein. Ein Trainer im Aufbruch.

Heraus kam ein Ein-Jahres-Vertrag. "Ich hätte auch einen Vertrag über drei oder sechs Monate unterschrieben", betont Stratos im Gespräch mit DFB.de, "weil ich von mir und meiner Arbeit überzeugt bin und weil ich die Chance sehr gerne angenommen habe." Akklimatisiert hat er sich schnell in der 3. Liga. "Ich sehe das recht gelassen - ob ich in der Regionalliga, 3. Liga oder 2. Bundesliga vor einer Mannschaft stehe, ist prinzipiell kein großer Unterschied."

Gesichter der 3. Liga: Saison 2013/2014

Fast Sportinvalide, dann Durchmarsch von der Regional- in die Bundesliga

Für ein sportliches Fazit ist es noch zu früh. Die Regensburger spielen über weite Strecken ordentlichen Fußball, ihre Offensive gehört zu den Top sechs der 3. Liga, doch der Absturz in die Regionalliga bleibt ein mögliches Szenario. Nach vielen Aufs und Abs in den vergangenen Monaten trennen den Jahn sechs Spieltage vor Saisonende als Tabellen-14. fünf Punkte von einem Abstiegsplatz. "Gemessen an unseren Möglichkeiten ist es ein ganz normaler Saisonverlauf. Aus meiner Sicht spielt die Mannschaft eine gute Runde, ich kann keinem einzigen Spieler den Willen absprechen", sagt Stratos.

Der 47-Jährige mit dem deutschen und griechischen Pass hat schon schwierigere Momente im Fußball erlebt. 1994 stellte er nach zwei Kreuzbandrissen den Antrag auf Sportinvalidität, die Profikarriere schien nach drei Jahren Bundesliga beim Hamburger SV und 1. FC Saarbrücken und einer Saison in der 2. Bundesliga beendet. "In dieser Zeit", erinnert sich Stratos, "habe ich gemerkt, wie tief man fallen kann." Und wie schnell es wieder aufwärts gehen kann.

Teamkollege von Uli Stein und Thomas von Heesen

Wenige Monate später stand der defensive Mittelfeldspieler wieder auf dem Platz, bei seinem Ex-Klub Arminia Bielefeld, Regionalliga. Der Auftakt einer Erfolgsgeschichte. Die Arminia stieg in die 2. Bundesliga auf ("Die schönste Saison meines Lebens"), schaffte direkt den Durchmarsch in die Bundesliga. Die Gesichter des Erfolges hießen Thomas von Heesen, Fritz Walter, Uli Stein, Ernst Middendorp - und Thomas Stratos. Den Antrag auf Invalididät hatte er längst zurückgezogen.

Sieben Jahre dauerte seine zweite Zeit in Bielefeld, drei davon in der Bundesliga. Als Stratos im Sommer 2002 tatsächlich die Schuhe an den Nagel hängte, da wieder in Saarbrücken, hatte er 129 Bundesligapartien (acht Tore) und 100 Einsätze (drei Tore) in der 2. Bundesliga hinter sich.

Von Middendorp bis Gerland: "Geprägt haben sie mich alle"

Der Einstieg in den Trainerjob erfolgte nicht übergangslos. "Ich wollte erst einmal Abstand gewinnen", erzählt Stratos. Er übernahm ein Fitnessstudio, das er 2011 wieder verkauft hat. Die B-Lizenz als Fußballtrainer legte er 2005 ab, die A-Lizenz direkt danach. "Da wurde mir schnell bewusst, dass mir die Arbeit als Trainer liegt", so Stratos.

Bereits als Spieler hatte er sich für mehr interessiert als nur den nächsten Zweikampf und den nächsten Pass. Stratos beobachtete Entwicklungen, hatte ein Gefühl für Strömungen, pflegte den kritischen Umgang mit den Trainern, Verantwortlichen und Mitspielern. "Ich habe auch Middendorp damals gesagt, er solle ein bisschen lockerer werden", sagt er heute.

Stratos hat einige Trainer erlebt, verschiedene Typen, verschiedene Arbeitsweisen. Sein Debüt in der Bundesliga feierte er beim HSV unter Gerd-Volker Schock. Er arbeitete unter Egon Coordes, Ernst Middendorp und Hermann Gerland. Wer ihn besonders geprägt hat? "Eigentlich alle", so Stratos. "Schock war äußerst besonnen, Middendorp war 24 Stunden Fußball am Tag und Gerland ein sehr menschlicher Typ." Sich selbst bezeichnet er als "Kumpeltyp", gleichwohl mit einer klaren Linie und genauen Vorstellungen - und einem offenen Ohr.

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Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern - und Trainern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Thomas Stratos, im ersten Jahr Trainer des SSV Jahn Regensburg und früher Bundesligaprofi beim Hamburger SV, 1. FC Saarbrücken und Arminia Bielefeld.

Damals beim FC Gütersloh 2000, seiner ersten Station als Cheftrainer, nahm ihn der Sportliche Leiter nach dem Spiel mahnend zur Seite. Ruhiger müsse er an der Seitenlinie werden, bekam Thomas Stratos zu hören, nicht so aufbrausend gegenüber den Schiedsrichtern. Stratos hätte eingeschnappt sein können, er hätte darauf beharren können, dass das nun mal seine Art sei und dass ihm keiner reinzureden habe. Tat er aber nicht. Er hörte genau zu - weil genau das seine Art ist. "Ich weiß, was ich will, aber ich halte es für sehr wichtig, hinterfragt zu werden und Anregungen aufzunehmen", sagt der Trainer des SSV Jahn Regensburg.

Verein im Umbruch triftt Trainer im Aufbruch

Genau zugehört hat Thomas Stratos auch, als die Regensburger vor einem Jahr Kontakt zu ihm aufnahmen. Die angebotene Zusammenarbeit, sie war Risiko und Chance - für beide Parteien. Auf der einen Seite der SSV Jahn, gerade aus der 2. Bundesliga abgestiegen, von einigen Leistungsträgern verlassen, finanziell in bescheidenen Verhältnissen lebend. Ein Verein im Umbruch. Auf der anderen Seite Stratos, als Spieler mit Bundesligaerfahrung, als Coach bis dahin nur in der Oberliga und Regionalliga tätig, zuletzt eine komplette Saison ohne Verein. Ein Trainer im Aufbruch.

Heraus kam ein Ein-Jahres-Vertrag. "Ich hätte auch einen Vertrag über drei oder sechs Monate unterschrieben", betont Stratos im Gespräch mit DFB.de, "weil ich von mir und meiner Arbeit überzeugt bin und weil ich die Chance sehr gerne angenommen habe." Akklimatisiert hat er sich schnell in der 3. Liga. "Ich sehe das recht gelassen - ob ich in der Regionalliga, 3. Liga oder 2. Bundesliga vor einer Mannschaft stehe, ist prinzipiell kein großer Unterschied."

Gesichter der 3. Liga: Saison 2013/2014

Fast Sportinvalide, dann Durchmarsch von der Regional- in die Bundesliga

Für ein sportliches Fazit ist es noch zu früh. Die Regensburger spielen über weite Strecken ordentlichen Fußball, ihre Offensive gehört zu den Top sechs der 3. Liga, doch der Absturz in die Regionalliga bleibt ein mögliches Szenario. Nach vielen Aufs und Abs in den vergangenen Monaten trennen den Jahn sechs Spieltage vor Saisonende als Tabellen-14. fünf Punkte von einem Abstiegsplatz. "Gemessen an unseren Möglichkeiten ist es ein ganz normaler Saisonverlauf. Aus meiner Sicht spielt die Mannschaft eine gute Runde, ich kann keinem einzigen Spieler den Willen absprechen", sagt Stratos.

Der 47-Jährige mit dem deutschen und griechischen Pass hat schon schwierigere Momente im Fußball erlebt. 1994 stellte er nach zwei Kreuzbandrissen den Antrag auf Sportinvalidität, die Profikarriere schien nach drei Jahren Bundesliga beim Hamburger SV und 1. FC Saarbrücken und einer Saison in der 2. Bundesliga beendet. "In dieser Zeit", erinnert sich Stratos, "habe ich gemerkt, wie tief man fallen kann." Und wie schnell es wieder aufwärts gehen kann.

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Teamkollege von Uli Stein und Thomas von Heesen

Wenige Monate später stand der defensive Mittelfeldspieler wieder auf dem Platz, bei seinem Ex-Klub Arminia Bielefeld, Regionalliga. Der Auftakt einer Erfolgsgeschichte. Die Arminia stieg in die 2. Bundesliga auf ("Die schönste Saison meines Lebens"), schaffte direkt den Durchmarsch in die Bundesliga. Die Gesichter des Erfolges hießen Thomas von Heesen, Fritz Walter, Uli Stein, Ernst Middendorp - und Thomas Stratos. Den Antrag auf Invalididät hatte er längst zurückgezogen.

Sieben Jahre dauerte seine zweite Zeit in Bielefeld, drei davon in der Bundesliga. Als Stratos im Sommer 2002 tatsächlich die Schuhe an den Nagel hängte, da wieder in Saarbrücken, hatte er 129 Bundesligapartien (acht Tore) und 100 Einsätze (drei Tore) in der 2. Bundesliga hinter sich.

Von Middendorp bis Gerland: "Geprägt haben sie mich alle"

Der Einstieg in den Trainerjob erfolgte nicht übergangslos. "Ich wollte erst einmal Abstand gewinnen", erzählt Stratos. Er übernahm ein Fitnessstudio, das er 2011 wieder verkauft hat. Die B-Lizenz als Fußballtrainer legte er 2005 ab, die A-Lizenz direkt danach. "Da wurde mir schnell bewusst, dass mir die Arbeit als Trainer liegt", so Stratos.

Bereits als Spieler hatte er sich für mehr interessiert als nur den nächsten Zweikampf und den nächsten Pass. Stratos beobachtete Entwicklungen, hatte ein Gefühl für Strömungen, pflegte den kritischen Umgang mit den Trainern, Verantwortlichen und Mitspielern. "Ich habe auch Middendorp damals gesagt, er solle ein bisschen lockerer werden", sagt er heute.

Stratos hat einige Trainer erlebt, verschiedene Typen, verschiedene Arbeitsweisen. Sein Debüt in der Bundesliga feierte er beim HSV unter Gerd-Volker Schock. Er arbeitete unter Egon Coordes, Ernst Middendorp und Hermann Gerland. Wer ihn besonders geprägt hat? "Eigentlich alle", so Stratos. "Schock war äußerst besonnen, Middendorp war 24 Stunden Fußball am Tag und Gerland ein sehr menschlicher Typ." Sich selbst bezeichnet er als "Kumpeltyp", gleichwohl mit einer klaren Linie und genauen Vorstellungen - und einem offenen Ohr.