Hübner: "Das gibt es nicht oft im Profifußball"

Benjamin Hübner ist seit dieser Saison stellvertretender Kapitän beim Zweitligaabsteiger SV Wehen Wiesbaden. In den ersten Spielen führte er sein Team aufgrund der Verletzung von Fabian Schönheim auf den Platz – und das als 20-Jähriger. Er ist damit der jüngste Kapitän im deutschen Profifußball. Im Interview mit FUSSBALL.de-Redakteur Mark Weidenfeller spricht Benjamin Hübner über seine Rolle als Kapitän, die Kritik seines Vaters Bruno Hübner und sein erstes Profispiel.

Frage: Sie sind seit dieser Saison stellvertretender Kapitän – mit 20 Jahren. Wie kam es dazu? Wurde das vom Trainer Hans-Werner Moser bestimmt oder vom Team gewählt?

Benjamin Hübner: Das wurde vom Trainer bestimmt. Ich habe damit – gerade als Jüngster in der Mannschaft – nicht gerechnet, aber das ist natürlich ein großer Vertrauensbeweis, worauf ich schon stolz bin.

Frage: Waren Sie überrascht über die Wahl?

Hübner: Ich war in der zweiten Mannschaft schon unter Trainer Moser Kapitän. Ich denke, dass ich mich da bewiesen habe und das daher entstanden ist. Überraschend war es aber trotzdem.

Frage: Wie ist denn die Anerkennung im Team? Lassen sich die Älteren von Ihnen etwas sagen oder gibt es da ab und zu Sprüche, dass Sie als 20-Jähriger erstmal nichts zu melden haben?

Hübner: Nein, das wird auf jeden Fall akzeptiert. Hier und da gibt es sicher mal Sprüche, die aber alle spaßig gemeint sind.

Frage: In der Bezirksliga müssen 20-Jährige nach dem Training Bälle einsammeln. Ist das beim SVWW anders?

Hübner: Nein. Das mach ich natürlich trotzdem, obwohl ich Vize-Kapitän bin. Ich gehe oft als Letzter über den Platz und sammele dann noch die Hütchen oder Leibchen ein.

Frage: Waren Sie schon immer ein Typ, der auf dem Platz gerne Verantwortung übernimmt? Entspricht es Ihrem Naturell, laut zu sein?

Hübner: Ja, das war schon immer so. Ich will immer gewinnen und übernehme dafür gerne Verantwortung. Ich habe vom Trainer die Aufgabe bekommen, in diese Rolle hineinzuwachsen. Dafür gebe ich alles.

Frage: Wie war es gegen Wolfsburg bei der Platzwahl plötzlich vor Josué zu stehen und im Spiel auf Größen wie Misimovic und Grafite zu treffen?

Hübner: Das war natürlich ein super Gefühl. Es ist ja nicht alltäglich, die Mannschaft in so einem Spiel gegen den Deutschen Meister auf den Platz zu führen. Leider hat es nicht für ein Weitergekommen gereicht. Das hätte dem Ganzen natürlich die Krone aufgesetzt.

Frage: Hatten Sie Respekt oder Angst vor den großen Namen?

Hübner: Ganz im Gegenteil. Ich war noch motivierter als sonst. Wenn da so ein Misimovic am Ball ist, langt man eher noch mal härter hin und will den Zweikampf unbedingt gewinnen.

Frage: Die Saison fing für den SVWW nicht besonders gut an. Nach sechs Spielen stand Ihr Team plötzlich auf einem Abstiegsplatz. Wie kam es dazu?

Hübner: Das ist schwer zu sagen, aber ich denke, dass wir die Liga anfangs unterschätzt haben. Wir haben gedacht, dass wir die Spiele alleine durch unsere spielerische Klasse gewinnen können. Nach einer Zeit haben wir aber gemerkt, dass in der 3. Liga alles erstmal über den Kampf geht, wie es unser Trainer uns seit dem ersten Spiel gesagt hat. Seitdem wir das akzeptiert haben, läuft es ja auch wieder besser bei uns.

Frage: Also wird in der 3.Liga noch mehr gekämpft als in der 2.Bundesliga?

Hübner: Wir dachten anfangs, dass es nicht so ist. Aber das war ein Fehler.

Frage: In den letzten Spielen lief es dann besser. Sie haben 14 Punkte aus sechs Begegnungen geholt. Was hat sich geändert?

Hübner: Wir haben die Liga so angenommen, wie sie ist. Wir sind zu einer Einheit geworden, in der jeder für jeden kämpft. Das Spielerische kommt dann von ganz alleine dazu. So sind wir wieder erfolgreich und so macht Fußball auch wieder Spaß.

Frage: Mittlerweile sind es nur noch vier Punkte Abstand auf einen Aufstiegsplatz. Schielen Sie da mit einem Auge vielleicht schon wieder hin?

Hübner: Nein, nein. Vor einigen Wochen war der Druck noch riesig, als wir auf einem Abstiegskampf standen. Wir gucken jetzt nicht nach oben, sondern wollen einfach unsere Spiele gewinnen. Das kann sich alles ganz schnell wieder drehen, wie man gesehen hat. Wenn es dann am Ende für mehr reicht, ist das aber natürlich super.

Frage: Was ist denn das Ziel, das der Verein vorgegeben hat?

Hübner: Wir haben keine konkrete Vorgabe vom Verein. Unser junges Team soll Gas geben und angreifen. Was dann am Ende rauskommt, wird sich zeigen.

Frage: Sie spielen seit der F-Jugend für den SV Wehen, haben dann nach der Jugend erst zweite Mannschaft gespielt, wurden mal in der 2.Bundesliga eingewechselt, waren plötzlich Stammspieler im Abstiegskampf und sind jetzt Kapitän. Sind Sie über diese rasante Entwicklung überrascht?

Hübner: Ja, auf jeden Fall! Damit konnte ich nicht rechnen, das ging alles wahnsinnig schnell. Es ist natürlich umso schöner, da ich schon seit 1993 beim SV Wehen spiele. Was in den letzten zwei Jahren passiert ist, habe ich auch noch gar nicht richtig realisiert und manchmal kann ich es auch gar nicht glauben, dass ich jetzt tatsächlich Fußballprofi bin. Ich habe aber fest damit gerechnet und daran geglaubt, dass ich es irgendwann schaffe. Das war schon immer mein großes Ziel. Dass die Entwicklung dann aber letztendlich so rasant ging, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Frage: Wie war das beim ersten Profi-Einsatz? Ist da ein Traum in Erfüllung gegangen?

Hübner: (Lacht) Ja, das war damals am letzten Spieltag der Saison 2007/08 in Freiburg. Ich bin in der letzten Minute eingewechselt worden, es war einfach traumhaft. Ich hatte keinen Ballkontakt, sondern stand einfach nur eine Minute auf dem Platz und habe es genossen, dabei zu sein. Ich kann mich gar nicht mehr wirklich daran erinnern, was in dieser Minute genau auf dem Platz passiert ist. Ich glaube, wenn mich jemand angespielt hätte, hätte ich gar nicht gewusst, was ich machen soll.

Frage: Letzte Saison beim Spiel in Duisburg gab es das erste Mal das Duell Hübner-Hübner. Obwohl Sie nicht gespielt haben, wurde dieses Vater-Sohn-Spiel in den Medien stark thematisiert und Sie standen das erste Mal richtig im Mittelpunkt. Das DSF hat Sie nach dem Spiel interviewt. Wie war das, guckt man sich das an und ruft alle seine Freunde an. "Hey, guckt mal, ich bin im Fernsehen?"

Hübner: Ja, so ähnlich war das wirklich. Das war tatsächlich das erste Mal für mich, dass ich vor der Kamera stand und es eine längere Geschichte über mich gab, die schon im Vorfeld des Spiels für Gesprächsstoff gesorgt hat. Da habe ich schon dem ein oder anderen einen kleinen Tipp gegeben, dass er da doch mal reinschauen solle.

Frage: Der Abstieg war der erste negative Höhepunkt Ihrer Karriere. Wie sind Sie damit umgegangen?

Hübner: Das war wirklich ein scheiß Gefühl. Niemand steigt gerne ab. Ich hab bis zum letzten Moment an den Klassenerhalt geglaubt und immer alles gegeben, aber es sollte nicht sein. Es war ein scheiß Erlebnis, immer zu verlieren. Da macht Fußball keinen Spaß mehr.

Frage: Ist der Verein nach den vielen Jahren für Sie eine Herzensangelegenheit?

Hübner: Auf jeden Fall. Wenn man so lange bei einem Verein spielt, wie ich, wächst der einem natürlich ans Herz. Das gibt es nicht oft im Profifußball.

Frage: Welchen Anteil hat Ihr Vater an Ihrer Karriere?

Hübner: Er hat eine sehr prägende Rolle. Er hat mich zum Fußball gebracht, er war immer da, wenn ich Ratschläge gebraucht habe, hat mir dabei aber trotzdem die nötige Freiheit gelassen, damit ich mich selbst entwickeln und aus meinen Fehlern lernen konnte.

Frage: Kritisiert er Sie?

Hübner: Oh ja, er ist nach mir mein größte Kritiker. Ich muss zugeben, dass wir in der Vergangenheit häufig verschiedener Meinung waren und er dann aber im Endeffekt immer recht hatte. Seitdem höre ich dann schon öfter auf ihn. Er verfügt über viel Erfahrung, da nehme ich die Kritik dann natürlich an.

Frage: War es hilfreich, den Name "Hübner" zu tragen beim SV Wehen oder ist es eine schwere Bürde, die auf Ihnen lastet?

Hübner: Als mein Vater noch Manager war, war es für mich eine schwere Zeit, da viele Leute gesagt haben, dass ich nur hier spiele, weil mein Vater der Chef ist. Seitdem er weg ist und meine Leistung anders und fairer beurteilt wird, läuft es besser für mich. Den Sprung in die erste Mannschaft habe ich erst geschafft, als er schon weg war.

Frage: Es ist also gut für Sie, dass Ihr Vater kein Manager mehr ist?

Hübner: Es ist auf jeden Fall einfacher für mich als früher, weil es diese Stimmen nicht mehr gibt, die sagen, dass ich hier nur wegen meines Vaters spiele. Diese Leute gibt’s halt, aber die haben keine Ahnung.

Frage: Was sind Ihre persönlichen Ziele? 2.Liga? Bundesliga? Champions League?

Hübner: Ich will auf jeden Fall mal in der Bundesliga spielen. Was dann kommt, weiß ich nicht. Ich möchte mich einfach festigen im deutschen Fußball.

Frage: In Ihrem Profil auf der Homepage des SV Wehen-Wiesbaden steht, dass Ihr Lieblingsstadion die MSV-Arena ist. Wenn der MSV aufsteigt, könnten Sie in diesem Stadion, bei Ihrem Vater Bundesliga spielen…

Hübner: Dann hätte ich ja wieder dieselben Probleme wie damals. Ich wurde oft gefragt, warum ich nicht nach Duisburg gegangen bin. Aber dann wäre ich wieder bei meinem Vater und das Gerede ginge von vorne los. Das Stadion beim MSV ist aber wirklich schön.

Frage: Also ist Duisburg nicht der Verein, zu dem Sie wechseln, wenn Sie Bundesliga spielen wollen?

Hübner: Nein, ich denke, da wird nichts passieren.

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Benjamin Hübner ist seit dieser Saison stellvertretender Kapitän beim Zweitligaabsteiger SV Wehen Wiesbaden. In den ersten Spielen führte er sein Team aufgrund der Verletzung von Fabian Schönheim auf den Platz – und das als 20-Jähriger. Er ist damit der jüngste Kapitän im deutschen Profifußball. Im Interview mit FUSSBALL.de-Redakteur Mark Weidenfeller spricht Benjamin Hübner über seine Rolle als Kapitän, die Kritik seines Vaters Bruno Hübner und sein erstes Profispiel.

Frage: Sie sind seit dieser Saison stellvertretender Kapitän – mit 20 Jahren. Wie kam es dazu? Wurde das vom Trainer Hans-Werner Moser bestimmt oder vom Team gewählt?

Benjamin Hübner: Das wurde vom Trainer bestimmt. Ich habe damit – gerade als Jüngster in der Mannschaft – nicht gerechnet, aber das ist natürlich ein großer Vertrauensbeweis, worauf ich schon stolz bin.

Frage: Waren Sie überrascht über die Wahl?

Hübner: Ich war in der zweiten Mannschaft schon unter Trainer Moser Kapitän. Ich denke, dass ich mich da bewiesen habe und das daher entstanden ist. Überraschend war es aber trotzdem.

Frage: Wie ist denn die Anerkennung im Team? Lassen sich die Älteren von Ihnen etwas sagen oder gibt es da ab und zu Sprüche, dass Sie als 20-Jähriger erstmal nichts zu melden haben?

Hübner: Nein, das wird auf jeden Fall akzeptiert. Hier und da gibt es sicher mal Sprüche, die aber alle spaßig gemeint sind.

Frage: In der Bezirksliga müssen 20-Jährige nach dem Training Bälle einsammeln. Ist das beim SVWW anders?

Hübner: Nein. Das mach ich natürlich trotzdem, obwohl ich Vize-Kapitän bin. Ich gehe oft als Letzter über den Platz und sammele dann noch die Hütchen oder Leibchen ein.

Frage: Waren Sie schon immer ein Typ, der auf dem Platz gerne Verantwortung übernimmt? Entspricht es Ihrem Naturell, laut zu sein?

Hübner: Ja, das war schon immer so. Ich will immer gewinnen und übernehme dafür gerne Verantwortung. Ich habe vom Trainer die Aufgabe bekommen, in diese Rolle hineinzuwachsen. Dafür gebe ich alles.

Frage: Wie war es gegen Wolfsburg bei der Platzwahl plötzlich vor Josué zu stehen und im Spiel auf Größen wie Misimovic und Grafite zu treffen?

Hübner: Das war natürlich ein super Gefühl. Es ist ja nicht alltäglich, die Mannschaft in so einem Spiel gegen den Deutschen Meister auf den Platz zu führen. Leider hat es nicht für ein Weitergekommen gereicht. Das hätte dem Ganzen natürlich die Krone aufgesetzt.

Frage: Hatten Sie Respekt oder Angst vor den großen Namen?

Hübner: Ganz im Gegenteil. Ich war noch motivierter als sonst. Wenn da so ein Misimovic am Ball ist, langt man eher noch mal härter hin und will den Zweikampf unbedingt gewinnen.

Frage: Die Saison fing für den SVWW nicht besonders gut an. Nach sechs Spielen stand Ihr Team plötzlich auf einem Abstiegsplatz. Wie kam es dazu?

Hübner: Das ist schwer zu sagen, aber ich denke, dass wir die Liga anfangs unterschätzt haben. Wir haben gedacht, dass wir die Spiele alleine durch unsere spielerische Klasse gewinnen können. Nach einer Zeit haben wir aber gemerkt, dass in der 3. Liga alles erstmal über den Kampf geht, wie es unser Trainer uns seit dem ersten Spiel gesagt hat. Seitdem wir das akzeptiert haben, läuft es ja auch wieder besser bei uns.

Frage: Also wird in der 3.Liga noch mehr gekämpft als in der 2.Bundesliga?

Hübner: Wir dachten anfangs, dass es nicht so ist. Aber das war ein Fehler.

Frage: In den letzten Spielen lief es dann besser. Sie haben 14 Punkte aus sechs Begegnungen geholt. Was hat sich geändert?

Hübner: Wir haben die Liga so angenommen, wie sie ist. Wir sind zu einer Einheit geworden, in der jeder für jeden kämpft. Das Spielerische kommt dann von ganz alleine dazu. So sind wir wieder erfolgreich und so macht Fußball auch wieder Spaß.

Frage: Mittlerweile sind es nur noch vier Punkte Abstand auf einen Aufstiegsplatz. Schielen Sie da mit einem Auge vielleicht schon wieder hin?

Hübner: Nein, nein. Vor einigen Wochen war der Druck noch riesig, als wir auf einem Abstiegskampf standen. Wir gucken jetzt nicht nach oben, sondern wollen einfach unsere Spiele gewinnen. Das kann sich alles ganz schnell wieder drehen, wie man gesehen hat. Wenn es dann am Ende für mehr reicht, ist das aber natürlich super.

Frage: Was ist denn das Ziel, das der Verein vorgegeben hat?

Hübner: Wir haben keine konkrete Vorgabe vom Verein. Unser junges Team soll Gas geben und angreifen. Was dann am Ende rauskommt, wird sich zeigen.

Frage: Sie spielen seit der F-Jugend für den SV Wehen, haben dann nach der Jugend erst zweite Mannschaft gespielt, wurden mal in der 2.Bundesliga eingewechselt, waren plötzlich Stammspieler im Abstiegskampf und sind jetzt Kapitän. Sind Sie über diese rasante Entwicklung überrascht?

Hübner: Ja, auf jeden Fall! Damit konnte ich nicht rechnen, das ging alles wahnsinnig schnell. Es ist natürlich umso schöner, da ich schon seit 1993 beim SV Wehen spiele. Was in den letzten zwei Jahren passiert ist, habe ich auch noch gar nicht richtig realisiert und manchmal kann ich es auch gar nicht glauben, dass ich jetzt tatsächlich Fußballprofi bin. Ich habe aber fest damit gerechnet und daran geglaubt, dass ich es irgendwann schaffe. Das war schon immer mein großes Ziel. Dass die Entwicklung dann aber letztendlich so rasant ging, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Frage: Wie war das beim ersten Profi-Einsatz? Ist da ein Traum in Erfüllung gegangen?

Hübner: (Lacht) Ja, das war damals am letzten Spieltag der Saison 2007/08 in Freiburg. Ich bin in der letzten Minute eingewechselt worden, es war einfach traumhaft. Ich hatte keinen Ballkontakt, sondern stand einfach nur eine Minute auf dem Platz und habe es genossen, dabei zu sein. Ich kann mich gar nicht mehr wirklich daran erinnern, was in dieser Minute genau auf dem Platz passiert ist. Ich glaube, wenn mich jemand angespielt hätte, hätte ich gar nicht gewusst, was ich machen soll.

Frage: Letzte Saison beim Spiel in Duisburg gab es das erste Mal das Duell Hübner-Hübner. Obwohl Sie nicht gespielt haben, wurde dieses Vater-Sohn-Spiel in den Medien stark thematisiert und Sie standen das erste Mal richtig im Mittelpunkt. Das DSF hat Sie nach dem Spiel interviewt. Wie war das, guckt man sich das an und ruft alle seine Freunde an. "Hey, guckt mal, ich bin im Fernsehen?"

Hübner: Ja, so ähnlich war das wirklich. Das war tatsächlich das erste Mal für mich, dass ich vor der Kamera stand und es eine längere Geschichte über mich gab, die schon im Vorfeld des Spiels für Gesprächsstoff gesorgt hat. Da habe ich schon dem ein oder anderen einen kleinen Tipp gegeben, dass er da doch mal reinschauen solle.

Frage: Der Abstieg war der erste negative Höhepunkt Ihrer Karriere. Wie sind Sie damit umgegangen?

Hübner: Das war wirklich ein scheiß Gefühl. Niemand steigt gerne ab. Ich hab bis zum letzten Moment an den Klassenerhalt geglaubt und immer alles gegeben, aber es sollte nicht sein. Es war ein scheiß Erlebnis, immer zu verlieren. Da macht Fußball keinen Spaß mehr.

Frage: Ist der Verein nach den vielen Jahren für Sie eine Herzensangelegenheit?

Hübner: Auf jeden Fall. Wenn man so lange bei einem Verein spielt, wie ich, wächst der einem natürlich ans Herz. Das gibt es nicht oft im Profifußball.

Frage: Welchen Anteil hat Ihr Vater an Ihrer Karriere?

Hübner: Er hat eine sehr prägende Rolle. Er hat mich zum Fußball gebracht, er war immer da, wenn ich Ratschläge gebraucht habe, hat mir dabei aber trotzdem die nötige Freiheit gelassen, damit ich mich selbst entwickeln und aus meinen Fehlern lernen konnte.

Frage: Kritisiert er Sie?

Hübner: Oh ja, er ist nach mir mein größte Kritiker. Ich muss zugeben, dass wir in der Vergangenheit häufig verschiedener Meinung waren und er dann aber im Endeffekt immer recht hatte. Seitdem höre ich dann schon öfter auf ihn. Er verfügt über viel Erfahrung, da nehme ich die Kritik dann natürlich an.

Frage: War es hilfreich, den Name "Hübner" zu tragen beim SV Wehen oder ist es eine schwere Bürde, die auf Ihnen lastet?

Hübner: Als mein Vater noch Manager war, war es für mich eine schwere Zeit, da viele Leute gesagt haben, dass ich nur hier spiele, weil mein Vater der Chef ist. Seitdem er weg ist und meine Leistung anders und fairer beurteilt wird, läuft es besser für mich. Den Sprung in die erste Mannschaft habe ich erst geschafft, als er schon weg war.

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Frage: Es ist also gut für Sie, dass Ihr Vater kein Manager mehr ist?

Hübner: Es ist auf jeden Fall einfacher für mich als früher, weil es diese Stimmen nicht mehr gibt, die sagen, dass ich hier nur wegen meines Vaters spiele. Diese Leute gibt’s halt, aber die haben keine Ahnung.

Frage: Was sind Ihre persönlichen Ziele? 2.Liga? Bundesliga? Champions League?

Hübner: Ich will auf jeden Fall mal in der Bundesliga spielen. Was dann kommt, weiß ich nicht. Ich möchte mich einfach festigen im deutschen Fußball.

Frage: In Ihrem Profil auf der Homepage des SV Wehen-Wiesbaden steht, dass Ihr Lieblingsstadion die MSV-Arena ist. Wenn der MSV aufsteigt, könnten Sie in diesem Stadion, bei Ihrem Vater Bundesliga spielen…

Hübner: Dann hätte ich ja wieder dieselben Probleme wie damals. Ich wurde oft gefragt, warum ich nicht nach Duisburg gegangen bin. Aber dann wäre ich wieder bei meinem Vater und das Gerede ginge von vorne los. Das Stadion beim MSV ist aber wirklich schön.

Frage: Also ist Duisburg nicht der Verein, zu dem Sie wechseln, wenn Sie Bundesliga spielen wollen?

Hübner: Nein, ich denke, da wird nichts passieren.