Hermann Gerland: "Gegen Widerstände durchsetzen"

[bild1]

Die aktuellen Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Holger Badstuber, Piotr Trochowski und Thomas Müller haben eines gemeinsam. Sie alle gingen durch die Schule von Hermann Gerland, Trainer des Drittligisten FC Bayern München II.

Der 56-Jährige gilt als einer der besten Ausbilder im deutschen Fußball. „Ausbildung ist mein Metier“, sagt der gebürtige Bochumer und Ex-Profi des VfL über sich. Bei seiner aktuellen Mannschaft läuft es derzeit allerdings noch nicht optimal. Nach elf Spieltagen belegen die Bayern mit nur sieben Punkten den letzten Tabellenplatz. Der „Tiger“, so Gerlands Spitzname, weiß aber genau, worauf es jetzt ankommt: „Die jungen Talente müssen lernen, sich gegen Widerstände durchzusetzen.“ Der Journalist Thomas Ziehn sprach im exklusiven DFB.de-Interview mit Hermann Gerland über die aktuelle Situation.

DFB.de: Nur ein Sieg nach elf Saison-Spielen steht für Ihre Mannschaft zu Buche. Zuletzt gab es ein 0:1 gegen Wehen Wiesbaden. Was ist los bei Bayern II?

Hermann Gerland: Ohne Frage: Es läuft überhaupt nicht rund. Wir spielen zwar recht ordentlich. Auch mit den Trainingseinheiten bin ich zufrieden. Aber wir verlieren die Spiele. Das zieht sich bisher wie ein roter Faden durch die Saison. Hinzu kamen noch die Verletzungen von wichtigen Spielern wie Danny Schwarz oder Saer Sene.

DFB.de: Sie haben unter anderem auch „fehlende Qualität“ bemängelt!

Gerland: Unsere U 19 hat in der vergangenen Bundesliga-Saison den neunten Rang belegt. Aus der A-Jugend kamen also nicht so viele Spieler hoch. Außerdem hatte ich nur wenig Zeit, um die Mannschaft zusammenzustellen. Ich wusste erst recht spät, dass ich neben meiner Arbeit als Co-Trainer der Profis auch wieder die U 23 trainieren sollte.

DFB.de: Was ist nun gefordert, um den Bock umzustoßen?

Gerland: Ein Erfolgserlebnis würde uns enorm weiterhelfen. Vorne gilt es, die Chancen, die wir uns herausspielen, auch zu nutzen. Wir müssen schauen, dass der Rückstand zu den Nicht-Abstiegsplätzen bis zur Winterpause nicht zu groß wird.

DFB.de: Sind Verstärkungen in der Winterpause eine Option?

Gerland: Ganz klar: Wenn wir die 3. Liga halten wollen, benötigen wir neue Spieler. Vor allem im Angriff. Denn wir schießen nicht genügend Tore, könnten einen „Knipser“ sehr gut gebrauchen. Den zu finden, wird allerdings nicht leicht. Schließlich wollen wir einen jungen Spieler mit Entwicklungspotenzial unter Vertrag nehmen.

DFB.de: Die Bayern-Reserve ist ein Gründungsmitglied der 3. Liga. Was würde ein Abstieg bedeuten?

Gerland: Unsere erste Mannschaft spielt daheim vor 70.000 Zuschauern, in Dortmund sogar vor 80.000. Bei einem Abstieg in die Regionalliga Süd würde die Kulisse bei nahezu allen Partien im drei- oder im niedrigen vierstelligen Bereich liegen. So können sich junge Spieler nicht optimal auf mögliche Bundesliga-Auftritte vorbereiten. In der 3. Liga sieht es viel besser aus. Zum Beispiel gibt es in Offenbach, Dresden oder Braunschweig immer große Kulissen.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die 3. Liga, die sich mittlerweile in ihrer dritten Saison befindet?

Gerland: Für die U 23-Mannschaften ist die 3. Liga nicht leicht zu spielen. Die Gegenspieler sind meist sehr wuchtig. Das heißt, sie haben mehr Erfahrung und andere körperliche Voraussetzungen als ein Spieler, der gerade aus der A-Jugend kommt. Fußballerisch machen die anderen Vereine den zweiten Mannschaften aber nichts vor. Im Gegenteil: Die U 23-Mannschaften zählen fußballerisch zum Besten, was die 3. Liga zu bieten hat.

[bild2]

DFB.de: Durch Ihre Schule sind unter anderem die Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Thomas Müller gegangen. Was benötigt ein Talent, um auch so weit zu kommen?

Gerland: Ein gewisses Maß an fußballerischer Qualität. Vor allem aber müssen die Spieler die Fähigkeit haben, sich gegen Widerstände durchzusetzen. Ich weiß genau, was oben verlangt wird. Ein David Alaba zum Beispiel, wurde von der Presse schnell in den Himmel gelobt. Nach zwei entscheidenden Fehlern in einem Bundesliga-Spiel war er plötzlich in der Hölle. Da müssen junge Spieler durch, dürfen sich davon nichts anhaben lassen.

DFB.de: Stimmt es eigentlich, dass Sie Ihren Vertrag nur per Handschlag festgezurrt haben?

Gerland: Das ist richtig. Ich habe mich mit Uli Hoeneß immer per Handschlag geeinigt. Wenn der Uli eines Tages kommt und sagt, er hat keine Verwendung mehr für mich, dann habe ich kein Problem damit zu gehen.

DFB.de: Sind Sie froh, dass Sie jetzt wieder bei der U 23 der „Chef“ sind?

Gerland: Ich habe immer gesagt, dass Ausbildung mein Metier ist. Ich erkenne schnell, wer was werden kann. Vor einigen Jahren wurde ich belächelt, als ich gesagt habe, dass Holger Badstuber und Mats Hummels bald in der Bundesliga spielen würden. Und jetzt zählen sie zum Stamm bei ihren Mannschaften. Beide sind sogar A-Nationalspieler.

[mspw]

[bild1]

Die aktuellen Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Holger Badstuber, Piotr Trochowski und Thomas Müller haben eines gemeinsam. Sie alle gingen durch die Schule von Hermann Gerland, Trainer des Drittligisten FC Bayern München II.

Der 56-Jährige gilt als einer der besten Ausbilder im deutschen Fußball. „Ausbildung ist mein Metier“, sagt der gebürtige Bochumer und Ex-Profi des VfL über sich. Bei seiner aktuellen Mannschaft läuft es derzeit allerdings noch nicht optimal. Nach elf Spieltagen belegen die Bayern mit nur sieben Punkten den letzten Tabellenplatz. Der „Tiger“, so Gerlands Spitzname, weiß aber genau, worauf es jetzt ankommt: „Die jungen Talente müssen lernen, sich gegen Widerstände durchzusetzen.“ Der Journalist Thomas Ziehn sprach im exklusiven DFB.de-Interview mit Hermann Gerland über die aktuelle Situation.

DFB.de: Nur ein Sieg nach elf Saison-Spielen steht für Ihre Mannschaft zu Buche. Zuletzt gab es ein 0:1 gegen Wehen Wiesbaden. Was ist los bei Bayern II?

Hermann Gerland: Ohne Frage: Es läuft überhaupt nicht rund. Wir spielen zwar recht ordentlich. Auch mit den Trainingseinheiten bin ich zufrieden. Aber wir verlieren die Spiele. Das zieht sich bisher wie ein roter Faden durch die Saison. Hinzu kamen noch die Verletzungen von wichtigen Spielern wie Danny Schwarz oder Saer Sene.

DFB.de: Sie haben unter anderem auch „fehlende Qualität“ bemängelt!

Gerland: Unsere U 19 hat in der vergangenen Bundesliga-Saison den neunten Rang belegt. Aus der A-Jugend kamen also nicht so viele Spieler hoch. Außerdem hatte ich nur wenig Zeit, um die Mannschaft zusammenzustellen. Ich wusste erst recht spät, dass ich neben meiner Arbeit als Co-Trainer der Profis auch wieder die U 23 trainieren sollte.

DFB.de: Was ist nun gefordert, um den Bock umzustoßen?

Gerland: Ein Erfolgserlebnis würde uns enorm weiterhelfen. Vorne gilt es, die Chancen, die wir uns herausspielen, auch zu nutzen. Wir müssen schauen, dass der Rückstand zu den Nicht-Abstiegsplätzen bis zur Winterpause nicht zu groß wird.

DFB.de: Sind Verstärkungen in der Winterpause eine Option?

Gerland: Ganz klar: Wenn wir die 3. Liga halten wollen, benötigen wir neue Spieler. Vor allem im Angriff. Denn wir schießen nicht genügend Tore, könnten einen „Knipser“ sehr gut gebrauchen. Den zu finden, wird allerdings nicht leicht. Schließlich wollen wir einen jungen Spieler mit Entwicklungspotenzial unter Vertrag nehmen.

DFB.de: Die Bayern-Reserve ist ein Gründungsmitglied der 3. Liga. Was würde ein Abstieg bedeuten?

Gerland: Unsere erste Mannschaft spielt daheim vor 70.000 Zuschauern, in Dortmund sogar vor 80.000. Bei einem Abstieg in die Regionalliga Süd würde die Kulisse bei nahezu allen Partien im drei- oder im niedrigen vierstelligen Bereich liegen. So können sich junge Spieler nicht optimal auf mögliche Bundesliga-Auftritte vorbereiten. In der 3. Liga sieht es viel besser aus. Zum Beispiel gibt es in Offenbach, Dresden oder Braunschweig immer große Kulissen.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die 3. Liga, die sich mittlerweile in ihrer dritten Saison befindet?

Gerland: Für die U 23-Mannschaften ist die 3. Liga nicht leicht zu spielen. Die Gegenspieler sind meist sehr wuchtig. Das heißt, sie haben mehr Erfahrung und andere körperliche Voraussetzungen als ein Spieler, der gerade aus der A-Jugend kommt. Fußballerisch machen die anderen Vereine den zweiten Mannschaften aber nichts vor. Im Gegenteil: Die U 23-Mannschaften zählen fußballerisch zum Besten, was die 3. Liga zu bieten hat.

[bild2]

DFB.de: Durch Ihre Schule sind unter anderem die Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Thomas Müller gegangen. Was benötigt ein Talent, um auch so weit zu kommen?

Gerland: Ein gewisses Maß an fußballerischer Qualität. Vor allem aber müssen die Spieler die Fähigkeit haben, sich gegen Widerstände durchzusetzen. Ich weiß genau, was oben verlangt wird. Ein David Alaba zum Beispiel, wurde von der Presse schnell in den Himmel gelobt. Nach zwei entscheidenden Fehlern in einem Bundesliga-Spiel war er plötzlich in der Hölle. Da müssen junge Spieler durch, dürfen sich davon nichts anhaben lassen.

DFB.de: Stimmt es eigentlich, dass Sie Ihren Vertrag nur per Handschlag festgezurrt haben?

Gerland: Das ist richtig. Ich habe mich mit Uli Hoeneß immer per Handschlag geeinigt. Wenn der Uli eines Tages kommt und sagt, er hat keine Verwendung mehr für mich, dann habe ich kein Problem damit zu gehen.

DFB.de: Sind Sie froh, dass Sie jetzt wieder bei der U 23 der „Chef“ sind?

Gerland: Ich habe immer gesagt, dass Ausbildung mein Metier ist. Ich erkenne schnell, wer was werden kann. Vor einigen Jahren wurde ich belächelt, als ich gesagt habe, dass Holger Badstuber und Mats Hummels bald in der Bundesliga spielen würden. Und jetzt zählen sie zum Stamm bei ihren Mannschaften. Beide sind sogar A-Nationalspieler.