Heidenheims Thurk: "Als Stinkstiefel geht das nicht"

Zwei Aufstiege hat er schon erlebt als Profi. Beide Male waren es Aufstiege in die Bundesliga. 2004 mit dem FSV Mainz 05, 2011 mit dem FC Augsburg. Jetzt, mit fast 38 Jahren, kann Michael Thurk noch einmal aufsteigen. Sein 1. FC Heidenheim 1846 steht vor dem Sprung in die 2. Bundesliga, es wäre der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.

Thurk ist der mit Abstand erfahrenste Spieler im Kader des Spitzenreiters der 3. Liga. Der Stürmer hat 81 Spiele in der Bundesliga bestritten und 22 Tore erzielt, er hatte 251 Einsätze (96 Tore) in der 2. Bundesliga, war dort 2010 Torschützenkönig. Mit Eintracht Frankfurt spielte er im UEFA-Cup. In Heidenheim ist der Routinier nur Teilzeitkraft. In der Regel wird er eingewechselt, beim 1:0 gegen Wacker Burghausen am vergangenen Samstag stand er erstmals in dieser Saison in der Startelf.

Am Mittwoch (ab 20.15 Uhr, live im MDR) wartet auf Thurk und den FCH das Topspiel beim Tabellenzweiten RB Leipzig. Sechs Punkte trennen beide Teams. Auf den SV Darmstadt 98, der Relegationsplatz drei belegt, hat Heidenheim neun Punkte Vorsprung. Im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Michael Thurk über seine neue Rolle, sein Image, verarbeitete Rückschläge, seine Zukunftspläne - und über Jürgen Klopp.

DFB.de: "Michael Thurk kommt mit einer Rolle als Ersatzmann nicht zurecht." Erinnern Sie sich an dieses Zitat, Herr Thurk?

Michael Thurk: Ich weiß nicht genau, wer es gesagt hat. Es könnten mehrere Leute gewesen sein. Wahrscheinlich war es Andreas Rettig oder Heribert Bruchhagen.

DFB.de: Es war Augsburgs damaliger Manager Rettig vor rund drei Jahren.

Thurk: Heute kann man das jedenfalls nicht mehr von mir behaupten.

DFB.de: Wieso kommen Sie in Heidenheim offenbar besser mit der Rolle des Einwechselspielers klar?



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Zwei Aufstiege hat er schon erlebt als Profi. Beide Male waren es Aufstiege in die Bundesliga. 2004 mit dem FSV Mainz 05, 2011 mit dem FC Augsburg. Jetzt, mit fast 38 Jahren, kann Michael Thurk noch einmal aufsteigen. Sein 1. FC Heidenheim 1846 steht vor dem Sprung in die 2. Bundesliga, es wäre der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.

Thurk ist der mit Abstand erfahrenste Spieler im Kader des Spitzenreiters der 3. Liga. Der Stürmer hat 81 Spiele in der Bundesliga bestritten und 22 Tore erzielt, er hatte 251 Einsätze (96 Tore) in der 2. Bundesliga, war dort 2010 Torschützenkönig. Mit Eintracht Frankfurt spielte er im UEFA-Cup. In Heidenheim ist der Routinier nur Teilzeitkraft. In der Regel wird er eingewechselt, beim 1:0 gegen Wacker Burghausen am vergangenen Samstag stand er erstmals in dieser Saison in der Startelf.

Am Mittwoch (ab 20.15 Uhr, live im MDR) wartet auf Thurk und den FCH das Topspiel beim Tabellenzweiten RB Leipzig. Sechs Punkte trennen beide Teams. Auf den SV Darmstadt 98, der Relegationsplatz drei belegt, hat Heidenheim neun Punkte Vorsprung. Im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Michael Thurk über seine neue Rolle, sein Image, verarbeitete Rückschläge, seine Zukunftspläne - und über Jürgen Klopp.

DFB.de: "Michael Thurk kommt mit einer Rolle als Ersatzmann nicht zurecht." Erinnern Sie sich an dieses Zitat, Herr Thurk?

Michael Thurk: Ich weiß nicht genau, wer es gesagt hat. Es könnten mehrere Leute gewesen sein. Wahrscheinlich war es Andreas Rettig oder Heribert Bruchhagen.

DFB.de: Es war Augsburgs damaliger Manager Rettig vor rund drei Jahren.

Thurk: Heute kann man das jedenfalls nicht mehr von mir behaupten.

DFB.de: Wieso kommen Sie in Heidenheim offenbar besser mit der Rolle des Einwechselspielers klar?

Thurk: Die Situation ist eine andere. Wenn es gut läuft, gibt es als Spieler keinen Grund, etwas zu bemängeln. Natürlich möchte jeder gerne von Anfang an spielen, aber unter dem Strich zählt in erster Linie der Mannschaftserfolg. Ich begreife mich als Teamplayer. Darum kann ich mich sehr gut damit arrangieren, als Einwechselspieler meinen Teil zum Erfolg beizutragen – so wie kürzlich beim 3:3 gegen die Stuttgarter Kickers, als mir kurz vor Schluss der Ausgleich gelang.

DFB.de: Was ist aus dem Bad Boy Michael Thurk und seinem Image als schwieriger Charakter geworden?

Thurk: Dieses Image hat ein falsches Bild von mir vermittelt. Aber ich konnte damit leben. Mit der Zeit stumpft man ab, wenn wieder die Schublade aufgezogen und das Klischee herausgeholt wird. Man sollte meine ehemaligen Mitspieler befragen. Zu vielen habe ich heute noch Kontakt, ich war immer beliebt in meinen Mannschaften. Als Stinkstiefel geht das nicht.

DFB.de: Haben Sie sich verändert?

Thurk: Ich bin mit Sicherheit ruhiger geworden, aber meiner Einstellung bin ich bis heute treu geblieben. Ehrgeizig bin ich nach wie vor.

DFB.de: Sie haben mit 37 Jahren die Möglichkeit, noch einmal einen Aufstieg zu feiern. Der ideale Abschluss der Karriere?

Thurk: Wenn man es so formuliert und betrachtet – ja. Wenn man weiß, wie ich mich körperlich fühle – nein. Ich komme am Tag nach den Spielen immer gut aus dem Bett, habe keine Schmerzen. Darum habe ich beschlossen, dass ich weitermache.

DFB.de: In der 2. Bundesliga? Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus.

Thurk: (schmunzelt) Es ist noch zu früh, darüber etwas zu sagen. Sportlich sind wir in Heidenheim auf einem guten Weg.

DFB.de: Als Sie vor zwei Jahren nach Heidenheim kamen, passten Sie als älterer Spieler mit Bundesliga-Erfahrung, der seinen Karriere-Höhepunkt hinter sich hat, eigentlich nicht ins Beuteschema des FCH. Wieso klappt die Zusammenarbeit trotzdem?

Thurk: Da ich in Augsburg wohne und Heidenheim in erster Linie auf Spieler aus dem süddeutschen und südwestdeutschen Raum setzt, passe ich doch ein bisschen ins Beuteschema (lacht). Ich denke, es bringt immer etwas, auch erfahrene Spieler in seinen Reihen zu haben. Ich habe die Bundesliga erlebt, zwei Aufstiege, habe Europapokal gespielt, da kann man jüngeren Spielern sicherlich etwas mitgeben. Ich habe mir früher auch vieles von älteren Mitspielern abgeguckt.

DFB.de: Inwieweit waren Ihre Erfahrungen aus Mainzer Zeiten hilfreich bei der Verarbeitung der Vorsaison, als der 1. FC Heidenheim 1846 am letzten Spieltag die Aufstiegsrelegation verpasste?

Thurk: Das hat mich in der Tat an Mainz erinnert. Ich habe es damals zweimal erlebt, im Aufstiegsrennen knapp zu scheitern. Darum war es diesmal leichter für mich.

DFB.de: Inwiefern?

Thurk: In Mainz dachte ich, dass diese Chance vielleicht nie wieder kommt. Diesmal wusste ich, dass sie wieder kommt. Wir haben damals mit dem FSV im dritten Anlauf den Aufstieg geschafft. Solche Erfahrungen lassen den Glauben und die Überzeugung wachsen. Und ich habe schnell gemerkt, dass wir mit dem 1. FC Heidenheim 1846 eine sehr gute Saison spielen werden.

DFB.de: Was macht Heidenheim so stark?

Thurk: Wir sind sehr konstant, haben die beste Abwehr, den besten Angriff und eine große Moral. Das Spiel bei den Stuttgarter Kickers, als wir aus einem 0:3 noch ein 3:3 gemacht haben, ist dafür ein gutes Beispiel. In den vergangenen Partien ist es nicht mehr ganz so rund gelaufen, aber jede Mannschaft hat innerhalb einer Saison mal einen Hänger – abgesehen vom FC Bayern. Das ist normal, deswegen kann man nicht den ganzen Plan in Frage stellen.

DFB.de: Wie beurteilen Sie den FCH im Vergleich zu Ihren vorherigen Klubs?

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Thurk: Die Situation weist Ähnlichkeiten zu meiner Anfangszeit in Mainz auf. Der FSV hatte damals auch rund 7000 Zuschauer im Schnitt, ehe wir unter Jürgen Klopp zum Aufstiegskandidaten wurden. Ich habe erlebt, wie in Mainz vieles gewachsen ist. In Augsburg war es ähnlich. Das ist eine Parallele zu Heidenheim, auch wenn Mainz und Augsburg größere Städte sind. Man sieht täglich, dass in Heidenheim etwas entsteht, vom Stadion über die Geschäftsstelle bis hin zum Bau des Nachwuchsleistungszentrums. Hier wird nachhaltig gearbeitet. Der Klub ist auf jeden Fall bereit für die 2. Bundesliga.

DFB.de: Und wie fällt der Vergleich zum Verfolger RB Leipzig aus, bei dem Ihr Team am Mittwoch zum Spitzenspiel antritt?

Thurk: Die Voraussetzungen in Leipzig mit der Stadt und dem Sponsor sind nochmal ganz andere als in Heidenheim. Aber wir waren bisher konstanter und gerade zu Beginn der Saison deutlich eingespielter. Fest steht: Wir sind sehr schwer zu schlagen.

DFB.de: Herr Thurk, Sie haben mit 20 Jahren noch in der Landesliga gespielt, anschließend in der Oberliga und sind erst mit 23 Profi geworden. Wäre Ihre Karriere heute noch möglich?

Thurk: Es wäre schwierig. Mittlerweile schaffen sehr viele Jugendliche direkt den Sprung zu den Profis, damals war das noch anders. Mein Weg als Fußballer führte über die Treppe, andere haben den Aufzug genommen. Mir hat das nicht geschadet, ich bin mit jedem Schritt neu gefordert worden und hatte den Vorteil, auf diese Weise reifen zu können. Ich war körperlich nie besonders kräftig, vielleicht wäre ich gescheitert, wenn ich früher den Sprung nach oben vollzogen hätte. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meiner Karriere. Die Zeit vom Anfang, die mir als Profi fehlt, hänge ich jetzt einfach hintendran (lacht).

DFB.de: Was kommt nach der aktiven Karriere?

Thurk: Ich bin dabei, meine Trainingsbesuche am DFB-Stützpunkt zu absolvieren. Danach will ich mich für die B-Lizenz anmelden, auch den A-Schein möchte ich machen. Als Trainer würde ich dann gerne meine Idee vom Fußball umsetzen, technisch möglichst hochwertig und mit viel Ballbesitz.

DFB.de: Welcher Trainer hat Sie besonders geprägt?

Thurk: Eindeutig Jürgen Klopp. Ich habe noch mit ihm zusammengespielt, wir haben eine Fahrgemeinschaft gebildet. Ich habe sechseinhalb Jahre mit ihm gearbeitet. In dieser Zeit denkt man sich bei einigen Dingen schon mal: Ich kann es nicht mehr hören. Aber genau diese Dinge sind hängen geblieben. Heute habe ich da einen anderen Blickwinkel. Schnelles Umschaltspiel, Gegenpressing – das war schon damals Kloppos Ausrichtung. Es war klar, dass er als Trainer seinen Weg machen wird und der ihn weiter führt als in seiner Zeit als Spieler (lacht).