Hansa-Kapitän Pelzer: "Nehmen A-Wort nicht in den Mund"

Beim Drittligisten FC Hansa Rostock sind düstere Zeiten angebrochen. Dem letzten DDR-Meister, zwischen 1991 und 2008 zwölf Jahre in der Bundesliga und einst der Stolz des Nordostfußballs, droht nach nur einem Sieg aus den vergangenen zwölf Partien in der 3. Liga nun der zweite Abstieg in Folge. Eine Situation, die auch Kapitän Sebastian Pelzer, als Mann klarer Worte bekannt, in diesen Tagen etwas nachdenklicher und ruhiger stimmt.

Mit der "Hansa-Kogge" hatte 32-jährige Linksverteidiger, im Sommer 2010 von Rot Weiss Ahlen gekommen und zuvor unter anderem beim englischen Erstligisten Blackburn Rovers unter Vertrag, schon deutlich bessere Zeiten erlebt und gleich in seinem ersten Jahr den Aufstieg in die 2. Bundesliga gefeiert. Vor der Partie am Samstag (ab 14 Uhr) gegen den direkten Konkurrenten SV Darmstadt 98 spricht der Journalist Dominik Sander im DFB.de-Interview mit dem zweifachen Familienvater über die sportliche Talfahrt, Pfiffe der eigenen Fans und das verbotene Wort in Rostock.

DFB.de: Nur noch sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze: Was denken Sie, wenn Sie den Traditionsverein FC Hansa auf Platz 13 sehen, Herr Pelzer?

Sebastian Pelzer: Es tut mir persönlich sehr weh, weil ich beim FC Hansa schon andere und bessere Zeiten erlebt habe. Die Lage ist alles andere als zufriedenstellend. Doch es bringt nichts, jetzt zu lamentieren oder großartig nachzukarten.

DFB.de: Aber Hansa wollte doch eigentlich mit einer neu zusammengestellten Mannschaften so schnell wie möglich in die 2. Bundesliga zurückkehren. Fühlen Sie sich nicht wie im falschen Film?

Pelzer: Meine Messlatte liegt zweifellos woanders, aber persönliche Ziele oder Ansprüche sind zum jetzigen Zeitpunkt egal. Ich bin Teil dieser Mannschaft, die durch verschiedene Dinge in diese Situation geraten ist. Grundsätzlich denke ich positiv: Wir sind jetzt in dieser Lage, nehmen sie an und werden da wieder rauskommen.

DFB.de: Hansa-Trainer Marc Fascher, der im September 2012 Wolfgang Wolf abgelöst hatte, machte unter anderem die körperliche Verfassung der Mannschaft als Grund für die Talfahrt aus.

Pelzer:Die Grundlagen für eine Saison werden in der Sommervorbereitung gelegt. Doch schon kurz vor der Winterpause gingen wir auf dem Zahnfleisch. Damit ist vieles gesagt.

DFB.de: Sie gehörten zu den tragenden Säulen der Mannschaft, die in der Saison 2010/2011 die sofortige Rückkehr in 2. Bundesliga geschafft hatte. Was war damals anders?

DFB.de: Die damalige Mannschaft war in einem relativ kurzen Zeitraum zusammengestellt worden. Trainer Peter Vollmann und Manager Stefan "Paule" Beinlich hatten schlichtweg ein gutes Gespür für die richtige Mischung im Kader. Damals machte uns eine Kombination aus charakterstarken Spielern und harten Arbeitern aus.

DFB.de: "Wir wollen den Karren erneut aus dem Dreck ziehen", waren Ihre Worte bei der Vertragsverlängerung nach dem Abstieg in die 3. Liga. Sehen Sie sich als Kapitän nun besonders gefordert?

Pelzer: Natürlich. Ich probiere, mit gutem Beispiel voranzugehen, die Jungs über Anweisungen und Körpersprache mitzureißen, und bekomme auch Unterstützung. Im Training geht es gut zur Sache. Wir müssen es schaffen, diese Intensität noch mehr auf den Wettkampf zu übertragen. In unserer aktuellen Situation sind grundsätzlich alle gefordert.

DFB.de: Haben Sie und Ihre Mitspieler den Abstiegskampf noch nicht angenommen?

Pelzer: Darüber sprechen wir nicht. Innerhalb der Mannschaft wird das Wort mit "A" nicht in den Mund genommen. Wir befinden uns im Kampf um den Klassenverbleib.

DFB.de: Sie gelten als Mann klarer Worte. Ecken Sie mit Ihrer Art in Rostock in der jetzigen Situation auch bei einigen an?

Pelzer: Ich bin kein Duckmäuser, sage auch jetzt immer meine Meinung und bleibe dabei - auch wenn es manchmal unangenehm ist. Es sei denn, jemand beweist mir das Gegenteil. Dann lasse ich mich auch überzeugen.

DFB.de: Nach dem jüngsten 0:0 gegen den VfB Stuttgart II gab es zahlreiche Pfiffe von den eigenen Fans. Wie sehr trifft Sie so etwas persönlich?

Pelzer: So etwas trifft uns schon. Es ist aber auch verständlich, weil viele Dinge zusammenkommen. Schönspielerei geht bei der jetzigen Konstellation nicht. Wir müssen unsere Punkte erhamstern und uns auch an kleinen Dingen wie dem torlosen Remis gegen Stuttgart hochziehen.

DFB.de: Nach der Absage der Babelsberg-Partie am Dienstag kommt am Samstag nun der direkte Konkurrent Darmstadt 98 nach Rostock. Wie groß ist die Bedeutung der Partie?

Pelzer: Das Heimspiel gegen Darmstadt ist ohne Frage sehr wichtig. Der Gegner ist nach zwei Siegen im Aufwind, doch ich möchte garantiert nicht mit dem SVD tauschen, der sechs Punkte weniger auf dem Konto hat als wir. Wir sollten ganz auf uns schauen und versuchen, unsere Fans durch Leidenschaft wieder auf unsere Seite zu bekommen. Wenn der Funke - wie beim 1:0 gegen Wacker Burghausen vor einigen Wochen - überspringt, geht vieles etwas leichter.

DFB.de: Ihr Vertrag beim FC Hansa läuft zum Saisonende aus. Wie ist Ihre persönliche Planung? Können Sie sich eigentlich noch einmal eine Rückkehr ins Ausland vorstellen?

Pelzer: Momentan steht das auch nicht auf dem Plan, weil ich beim FC Hansa in der Verantwortung bin. Wir müssen zusehen, dass wir jetzt schnell wieder in die Spur kommen und was in naher Zukunft möglich ist. Die Gegebenheiten für die 2. Bundesliga sind doch immer noch da.

DFB.de: Wie viele Worte hat eigentlich Ihre Frau Kerstin, die als Polizei-Oberkommissarin arbeitet, bei den Zukunftsplanungen mitzureden?

Pelzer: Rostock ist zu unserem Lebensmittelpunkt geworden. Ich lebe mit meiner Frau und meinen Kindern Gianluca und Amon in der Stadt. Wir fühlen uns wohl. Entscheidungen treffen wir grundsätzlich zusammen.

Das meinen DFB.de-User:

"Tja, Sebastian Pelzer – einer der immer kämpft und nie aufgibt. Und er steht voll hinter seinen Mitspielern und motiviert sie." (Hermann Welter/Trier)

[mspw]

[bild1]

Beim Drittligisten FC Hansa Rostock sind düstere Zeiten angebrochen. Dem letzten DDR-Meister, zwischen 1991 und 2008 zwölf Jahre in der Bundesliga und einst der Stolz des Nordostfußballs, droht nach nur einem Sieg aus den vergangenen zwölf Partien in der 3. Liga nun der zweite Abstieg in Folge. Eine Situation, die auch Kapitän Sebastian Pelzer, als Mann klarer Worte bekannt, in diesen Tagen etwas nachdenklicher und ruhiger stimmt.

Mit der "Hansa-Kogge" hatte 32-jährige Linksverteidiger, im Sommer 2010 von Rot Weiss Ahlen gekommen und zuvor unter anderem beim englischen Erstligisten Blackburn Rovers unter Vertrag, schon deutlich bessere Zeiten erlebt und gleich in seinem ersten Jahr den Aufstieg in die 2. Bundesliga gefeiert. Vor der Partie am Samstag (ab 14 Uhr) gegen den direkten Konkurrenten SV Darmstadt 98 spricht der Journalist Dominik Sander im DFB.de-Interview mit dem zweifachen Familienvater über die sportliche Talfahrt, Pfiffe der eigenen Fans und das verbotene Wort in Rostock.

DFB.de: Nur noch sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze: Was denken Sie, wenn Sie den Traditionsverein FC Hansa auf Platz 13 sehen, Herr Pelzer?

Sebastian Pelzer: Es tut mir persönlich sehr weh, weil ich beim FC Hansa schon andere und bessere Zeiten erlebt habe. Die Lage ist alles andere als zufriedenstellend. Doch es bringt nichts, jetzt zu lamentieren oder großartig nachzukarten.

DFB.de: Aber Hansa wollte doch eigentlich mit einer neu zusammengestellten Mannschaften so schnell wie möglich in die 2. Bundesliga zurückkehren. Fühlen Sie sich nicht wie im falschen Film?

Pelzer: Meine Messlatte liegt zweifellos woanders, aber persönliche Ziele oder Ansprüche sind zum jetzigen Zeitpunkt egal. Ich bin Teil dieser Mannschaft, die durch verschiedene Dinge in diese Situation geraten ist. Grundsätzlich denke ich positiv: Wir sind jetzt in dieser Lage, nehmen sie an und werden da wieder rauskommen.

DFB.de: Hansa-Trainer Marc Fascher, der im September 2012 Wolfgang Wolf abgelöst hatte, machte unter anderem die körperliche Verfassung der Mannschaft als Grund für die Talfahrt aus.

Pelzer:Die Grundlagen für eine Saison werden in der Sommervorbereitung gelegt. Doch schon kurz vor der Winterpause gingen wir auf dem Zahnfleisch. Damit ist vieles gesagt.

DFB.de: Sie gehörten zu den tragenden Säulen der Mannschaft, die in der Saison 2010/2011 die sofortige Rückkehr in 2. Bundesliga geschafft hatte. Was war damals anders?

DFB.de: Die damalige Mannschaft war in einem relativ kurzen Zeitraum zusammengestellt worden. Trainer Peter Vollmann und Manager Stefan "Paule" Beinlich hatten schlichtweg ein gutes Gespür für die richtige Mischung im Kader. Damals machte uns eine Kombination aus charakterstarken Spielern und harten Arbeitern aus.

DFB.de: "Wir wollen den Karren erneut aus dem Dreck ziehen", waren Ihre Worte bei der Vertragsverlängerung nach dem Abstieg in die 3. Liga. Sehen Sie sich als Kapitän nun besonders gefordert?

Pelzer: Natürlich. Ich probiere, mit gutem Beispiel voranzugehen, die Jungs über Anweisungen und Körpersprache mitzureißen, und bekomme auch Unterstützung. Im Training geht es gut zur Sache. Wir müssen es schaffen, diese Intensität noch mehr auf den Wettkampf zu übertragen. In unserer aktuellen Situation sind grundsätzlich alle gefordert.

DFB.de: Haben Sie und Ihre Mitspieler den Abstiegskampf noch nicht angenommen?

Pelzer: Darüber sprechen wir nicht. Innerhalb der Mannschaft wird das Wort mit "A" nicht in den Mund genommen. Wir befinden uns im Kampf um den Klassenverbleib.

DFB.de: Sie gelten als Mann klarer Worte. Ecken Sie mit Ihrer Art in Rostock in der jetzigen Situation auch bei einigen an?

[bild2]

Pelzer: Ich bin kein Duckmäuser, sage auch jetzt immer meine Meinung und bleibe dabei - auch wenn es manchmal unangenehm ist. Es sei denn, jemand beweist mir das Gegenteil. Dann lasse ich mich auch überzeugen.

DFB.de: Nach dem jüngsten 0:0 gegen den VfB Stuttgart II gab es zahlreiche Pfiffe von den eigenen Fans. Wie sehr trifft Sie so etwas persönlich?

Pelzer: So etwas trifft uns schon. Es ist aber auch verständlich, weil viele Dinge zusammenkommen. Schönspielerei geht bei der jetzigen Konstellation nicht. Wir müssen unsere Punkte erhamstern und uns auch an kleinen Dingen wie dem torlosen Remis gegen Stuttgart hochziehen.

DFB.de: Nach der Absage der Babelsberg-Partie am Dienstag kommt am Samstag nun der direkte Konkurrent Darmstadt 98 nach Rostock. Wie groß ist die Bedeutung der Partie?

Pelzer: Das Heimspiel gegen Darmstadt ist ohne Frage sehr wichtig. Der Gegner ist nach zwei Siegen im Aufwind, doch ich möchte garantiert nicht mit dem SVD tauschen, der sechs Punkte weniger auf dem Konto hat als wir. Wir sollten ganz auf uns schauen und versuchen, unsere Fans durch Leidenschaft wieder auf unsere Seite zu bekommen. Wenn der Funke - wie beim 1:0 gegen Wacker Burghausen vor einigen Wochen - überspringt, geht vieles etwas leichter.

DFB.de: Ihr Vertrag beim FC Hansa läuft zum Saisonende aus. Wie ist Ihre persönliche Planung? Können Sie sich eigentlich noch einmal eine Rückkehr ins Ausland vorstellen?

Pelzer: Momentan steht das auch nicht auf dem Plan, weil ich beim FC Hansa in der Verantwortung bin. Wir müssen zusehen, dass wir jetzt schnell wieder in die Spur kommen und was in naher Zukunft möglich ist. Die Gegebenheiten für die 2. Bundesliga sind doch immer noch da.

DFB.de: Wie viele Worte hat eigentlich Ihre Frau Kerstin, die als Polizei-Oberkommissarin arbeitet, bei den Zukunftsplanungen mitzureden?

Pelzer: Rostock ist zu unserem Lebensmittelpunkt geworden. Ich lebe mit meiner Frau und meinen Kindern Gianluca und Amon in der Stadt. Wir fühlen uns wohl. Entscheidungen treffen wir grundsätzlich zusammen.

Das meinen DFB.de-User:

"Tja, Sebastian Pelzer – einer der immer kämpft und nie aufgibt. Und er steht voll hinter seinen Mitspielern und motiviert sie." (Hermann Welter/Trier)