Gesichter der 3. Liga: Vincenzo Marchese, Stuttgarts Spätberufener

Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Newcomer. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison jede Menge Charakterköpfe zu bieten. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner Serie vor. Heute: Vincenzo Marchese, Kapitän der Stuttgarter Kickers und ehemaliger Schützling des heutigen DFB-Sportdirektors Robin Dutt.

Vincenzo Marchese ist ein Spätberufener. Woche für Woche hat er es in der 3. Liga beim Gegner mit Spielern zu tun, die schon Bundesliga- oder Zweitligaluft geschnuppert haben. Er trifft auf Talente, die mit Macht nach oben drängen. Marchese selbst musste 29 Jahre alt werden, um sein Debüt in einer Profiliga zu feiern. Es war im vergangenen Sommer, der 21. Juli 2012. Das erste Spiel nach dem Aufstieg mit den Stuttgarter Kickers. Auswärts beim FC Hansa Rostock. Eine 1:2-Niederlage. Trotzdem ein besonderer Tag.

Regionalliga-Debüt unter Robin Dutt

Mittlerweile hat Marchese 21 Partien in der 3. Liga hinter sich. Er ist Kapitän, er ist Identifikationsfigur. Die sportliche Situation ist schwierig, die Kickers stecken im Abstiegskampf, das nagt am Routinier, der schon in der Jugend das Trikot der Blauen aus Degerloch getragen hat. Trotzdem genießt Vincenzo Marchese - nicht nur das Erlebnis 3. Liga. "Ich genieße jeden Tag als Fußballer", sagt er. "Die schlechteren Phasen gehören einfach dazu."

Als Marchese im November 2003 zum ersten Mal in der Regionalliga Süd auflief, hieß der Trainer der Stuttgarter Kickers noch Robin Dutt. Der Mittelfeldspieler mit den italienischen Wurzeln hatte die A-Jugend der Kickers durchlaufen, sich anschließend über die zweite Mannschaft in der Oberliga für höhere Aufgaben empfohlen. Der Durchbruch zum Stammspieler gelang ihm unter Dutt nicht.

Trotzdem hat Marchese den heutigen DFB-Sportdirektor in guter Erinnerung. "Ich habe damals sehr viel gelernt als junger Spieler, auch menschlich", erzählt der gebürtige Böblinger. "Robin Dutt konnte Inhalte gut vermitteln und hat mir klar gemacht, dass ich auf einiges verzichten muss, wenn ich weiterkommen will. Ich habe damals zu unserem Physiotherapeuten gesagt: Wenn der Trainer so weitermacht, klopft er bald an die Tür zur Bundesliga."

Angebote aus dem Ausland abgelehnt

Marchese behielt Recht. Dutt startete beim SC Freiburg durch, wurde von Bayer Leverkusen verpflichtet, erlebte hautnah die Champions League. Marchese machte erst einmal einen Schritt zurück, wechselte in die Oberliga zum SSV Ulm, wo der spätere Freiburger Trainer Marcus Sorg das sportliche Sagen hatte. Der Zugang aus Stuttgart schlug auf Anhieb ein: In der ersten Saison brachte es Marchese auf 17 Tore und 31 Vorlagen.

Es hätte das Sprungbrett nach oben sein können. Doch Marchese sprang nicht. Ein Angebot aus der ersten belgischen Liga, Anfragen aus der Schweiz und aus Italien - alle abgelehnt. Stattdessen blieb er noch zwei Jahre in Ulm, bis sich im Sommer 2009 wieder die Stuttgarter Kickers meldeten. Da gab es nicht viel zu überlegen. "Die Kickers sind meine Heimat, ich war schon als Junge oft im Stadion, damals noch in der 2. Bundesliga", sagt Marchese.

Der perfekte Tag im Mai 2012: Geburtstag, Meisterschale und ein Ständchen

Bei seiner Rückkehr standen die Zeichen in Degerloch auf Neuanfang. Der Klub war gerade aus der 3. Liga abgestiegen. Der neue Cheftrainer Dirk Schuster und die Vereinsführung stellten einen Drei-Jahres-Plan auf, der zunächst eine Konsolidierung und zum Abschluss den Wiederaufstieg vorsah. Das Konzept ging auf. Im vergangenen Mai war der Triumph perfekt.

Im letzten Heimspiel der Saison erlebte Marchese nicht die perfekte Welle, von der die Band "Juli" mal sang, wohl aber den perfekten Tag. An seinem 29. Geburtstag durfte er die Meisterschale in Empfang nehmen. Im Spiel erzielte er ein Tor zum 2:0-Sieg, bereitete das andere vor. Und in der 60. Minute sang der Fanblock "Happy Birthday" für ihn. "Ein unglaubliches Erlebnis, da ist es mir eiskalt den Rücken runtergelaufen", sagt er.

Wenige Monate später ist von der Euphorie nicht viel übrig geblieben. Die Kickers sind nach gutem Saisonstart in den Tabellenkeller gerutscht, die Karte Trainerwechsel ist bereits ausgespielt. Auch der Kapitän erlebt kein Leistungshoch. "Mich beschäftigt die Situation sehr, ich hatte schon einige schlaflose Nächte", gibt Marchese zu. Er weiß: "Jetzt sind vor allem die älteren Spieler gefragt." Schließlich soll für den Spätberufenen nicht schon nach einer Saison in der 3. Liga Schluss sein.

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Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Newcomer. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison jede Menge Charakterköpfe zu bieten. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner Serie vor. Heute: Vincenzo Marchese, Kapitän der Stuttgarter Kickers und ehemaliger Schützling des heutigen DFB-Sportdirektors Robin Dutt.

Vincenzo Marchese ist ein Spätberufener. Woche für Woche hat er es in der 3. Liga beim Gegner mit Spielern zu tun, die schon Bundesliga- oder Zweitligaluft geschnuppert haben. Er trifft auf Talente, die mit Macht nach oben drängen. Marchese selbst musste 29 Jahre alt werden, um sein Debüt in einer Profiliga zu feiern. Es war im vergangenen Sommer, der 21. Juli 2012. Das erste Spiel nach dem Aufstieg mit den Stuttgarter Kickers. Auswärts beim FC Hansa Rostock. Eine 1:2-Niederlage. Trotzdem ein besonderer Tag.

Regionalliga-Debüt unter Robin Dutt

Mittlerweile hat Marchese 21 Partien in der 3. Liga hinter sich. Er ist Kapitän, er ist Identifikationsfigur. Die sportliche Situation ist schwierig, die Kickers stecken im Abstiegskampf, das nagt am Routinier, der schon in der Jugend das Trikot der Blauen aus Degerloch getragen hat. Trotzdem genießt Vincenzo Marchese - nicht nur das Erlebnis 3. Liga. "Ich genieße jeden Tag als Fußballer", sagt er. "Die schlechteren Phasen gehören einfach dazu."

Als Marchese im November 2003 zum ersten Mal in der Regionalliga Süd auflief, hieß der Trainer der Stuttgarter Kickers noch Robin Dutt. Der Mittelfeldspieler mit den italienischen Wurzeln hatte die A-Jugend der Kickers durchlaufen, sich anschließend über die zweite Mannschaft in der Oberliga für höhere Aufgaben empfohlen. Der Durchbruch zum Stammspieler gelang ihm unter Dutt nicht.

Trotzdem hat Marchese den heutigen DFB-Sportdirektor in guter Erinnerung. "Ich habe damals sehr viel gelernt als junger Spieler, auch menschlich", erzählt der gebürtige Böblinger. "Robin Dutt konnte Inhalte gut vermitteln und hat mir klar gemacht, dass ich auf einiges verzichten muss, wenn ich weiterkommen will. Ich habe damals zu unserem Physiotherapeuten gesagt: Wenn der Trainer so weitermacht, klopft er bald an die Tür zur Bundesliga."

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Angebote aus dem Ausland abgelehnt

Marchese behielt Recht. Dutt startete beim SC Freiburg durch, wurde von Bayer Leverkusen verpflichtet, erlebte hautnah die Champions League. Marchese machte erst einmal einen Schritt zurück, wechselte in die Oberliga zum SSV Ulm, wo der spätere Freiburger Trainer Marcus Sorg das sportliche Sagen hatte. Der Zugang aus Stuttgart schlug auf Anhieb ein: In der ersten Saison brachte es Marchese auf 17 Tore und 31 Vorlagen.

Es hätte das Sprungbrett nach oben sein können. Doch Marchese sprang nicht. Ein Angebot aus der ersten belgischen Liga, Anfragen aus der Schweiz und aus Italien - alle abgelehnt. Stattdessen blieb er noch zwei Jahre in Ulm, bis sich im Sommer 2009 wieder die Stuttgarter Kickers meldeten. Da gab es nicht viel zu überlegen. "Die Kickers sind meine Heimat, ich war schon als Junge oft im Stadion, damals noch in der 2. Bundesliga", sagt Marchese.

Der perfekte Tag im Mai 2012: Geburtstag, Meisterschale und ein Ständchen

Bei seiner Rückkehr standen die Zeichen in Degerloch auf Neuanfang. Der Klub war gerade aus der 3. Liga abgestiegen. Der neue Cheftrainer Dirk Schuster und die Vereinsführung stellten einen Drei-Jahres-Plan auf, der zunächst eine Konsolidierung und zum Abschluss den Wiederaufstieg vorsah. Das Konzept ging auf. Im vergangenen Mai war der Triumph perfekt.

Im letzten Heimspiel der Saison erlebte Marchese nicht die perfekte Welle, von der die Band "Juli" mal sang, wohl aber den perfekten Tag. An seinem 29. Geburtstag durfte er die Meisterschale in Empfang nehmen. Im Spiel erzielte er ein Tor zum 2:0-Sieg, bereitete das andere vor. Und in der 60. Minute sang der Fanblock "Happy Birthday" für ihn. "Ein unglaubliches Erlebnis, da ist es mir eiskalt den Rücken runtergelaufen", sagt er.

Wenige Monate später ist von der Euphorie nicht viel übrig geblieben. Die Kickers sind nach gutem Saisonstart in den Tabellenkeller gerutscht, die Karte Trainerwechsel ist bereits ausgespielt. Auch der Kapitän erlebt kein Leistungshoch. "Mich beschäftigt die Situation sehr, ich hatte schon einige schlaflose Nächte", gibt Marchese zu. Er weiß: "Jetzt sind vor allem die älteren Spieler gefragt." Schließlich soll für den Spätberufenen nicht schon nach einer Saison in der 3. Liga Schluss sein.