Gesichter der 3. Liga: Bayern-Bezwinger Ziebig kickt in Halle

Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Newcomer. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison jede Menge Charakterköpfe zu bieten. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner Serie vor. Heute: Halles Daniel Ziebig, der einst mit Energie Cottbus die Bayern besiegte.

Seit gut drei Monaten spielt Daniel Ziebig leihweise beim Halleschen FC. Mannschaften wie SV Babelsberg 08, SV Wehen Wiesbaden und der 1. FC Heidenheim sind die alltäglichen Gegner. "Es gibt viele Mannschaften, die auch in dieser Liga richtig gut kicken können", sagt der 30-Jährige, fügt dann aber hinzu: "Die individuelle Klasse war in der Bundesliga natürlich eine andere."

Der Linksverteidiger weiß, wovon er spricht. 78 Bundesligaspiele bestritt er in Diensten von FC Energie Cottbus. Er spielte gegen Mannschaften wie den FC Bayern München, hatte Gegenspieler wie Franck Ribery - und gewann teilweise solche Spiele. Ein Sieg gegen den Rekordmeister ist einer der Höhepunkte seiner Karriere.

Profikarriere beginnt mit einem Kreuzbandriss

Ein kleiner Rückblick: Als 14-Jähriger wurde er von Dynamo Dresden entdeckt, fünf Jahre später stieg er mit dem Verein in die Regionalliga Nord auf. Der Jungspund bestritt über zwei Spielzeiten fast alle Partien, machte die großen Vereine auf sich aufmerksam. Einen Vorvertrag mit dem Hamburger SV hatte er schnell in der Tasche. Für einen jungen Fußballer hätte es kaum besser laufen können. Doch ausgerechnet am letzten Spieltag der Saison 2003/2004, als der Aufstieg in die 2. Liga zu feiern war, zog er sich einen Kreuzbandriss zu. Den lang ersehnten Einstieg in den Profifußball erlebte er praktisch aus dem Lazarett.

"Ich konnte ein halbes Jahr nicht spielen. Dadurch war es schwierig, sich an das Tempo und die Gepflogenheiten im höherklassigen Fußball zu gewöhnen", erzählt er. Zumal die Anforderungen stiegen. Acht Spiele konnte er nach seiner Widergenesung in der 2. Liga absolvieren, dann stand der lange im Vorfeld vereinbarte Wechsel zum HSV bevor. "Vielleicht war es einfach zu früh", glaubt er heute. Er habe es zwar genossen, mit Stars wie Rafael van der Vaart und Sergej Barbarez auf dem Trainingsplatz zu stehen. "Aber in der Mannschaft habe ich praktisch überhaupt keine Rolle gespielt." Der Traum vom Bundesligadebüt blieb unerfüllt.

Gelungener Neuanfang in Cottbus

"Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um danach wieder einen Schritt nach vorne machen zu können", lautet seine Erfahrung. Nach einem halben Jahr im Dienste des HSV wurde er an Energie Cottbus verliehen, etablierte sich als Stammspieler des Zweitligisten und trug zum Aufstieg in die Bundesliga bei. "Ich habe schnell festgestellt, dass ich gebraucht werde und viel mehr Chancen auf Einsatzzeit habe", sagt Ziebig, der seinen Vertrag in Hamburg auflöste und in Cottbus blieb.

Drei Jahre hielt sich der FC Energie trotz geringen Budgets im Fußball-Oberhaus. "Wir hatten Spieler wie unseren Torhüter Tomislav Piplica oder Vragel da Silva, an denen junge Spieler wie ich mich orientieren konnten. Es gab viele verschiedene Kulturen in der Mannschaft, viele unterschiedliche Typen. Das war eine lebhafte Erfahrung", erzählt er.

2007/2008 gelang der sensationelle Sieg gegen den FC Bayern München. Energie Cottbus stand an jenem 24. Spieltag auf Tabellenplatz 18. Im gesamten Jahr 2008 war den Lausitzern bis dahin kein Dreier gelungen. Die Gäste vom FC Bayern hingegen steuerten souverän der 21. Meisterschaft entgegen. "Wir mussten praktisch gewinnen, um noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben", erinnert sich Daniel Ziebig.

Als Linksverteidiger bekam er es mit den ständig die Seiten wechselnden Hamit Altintop und Franck Ribery zu tun. "Natürlich hat man Respekt vor so einem Ausnahmefußballer", sagt er über den Franzosen. "Für einen kleinen Fußballer wie mich war es toll, mich mit so jemandem zu messen." Ziebig lieferte genau wie seine Mannschaftskameraden ein starkes Spiel ab. "Der Sieg war der Bringer dafür, dass wir die Klasse gehalten haben. Danach haben wir jedes Heimspiel gewonnen", fügt er hinzu.

Verletzungen sind eine wichtige Erfahrung

Ein gutes Jahr später erlebte Ziebig den Tiefpunkt seiner Karriere. Nicht nur, weil der FC Energie Cottbus aus der Bundesliga abstieg. Der Verteidiger zog sich den zweiten Kreuzbandriss seiner Karriere zu. "Später gab es Komplikationen, ich hatte Bakterien im Knie", erinnert er sich. Werde ich wieder gesund? Kann ich eventuell nie wieder Fußball spielen? Immer wieder stellte er sich die quälenden Fragen. "Man kennt ja genug Geschichten von Matthias Sammer und anderen Spielern, die ihre Karriere beenden mussten", erzählt er.

Rückblickend aber sei auch das eine wichtige Erfahrung gewesen. "Durch Verletzungen stellt man erst fest, wie schön es ist, überhaupt Fußball spielen zu dürfen." Mit genau dieser Einstellung spielt er nun auch beim Halleschen FC munter drauflos. Weil er in der Hinrunde seinen Stammplatz in Cottbus verloren hatte, soll er in der 3. Liga wieder zur alten Form finden. "Viele Drittligisten geben einem wirklich gute Möglichkeiten, um Fußball zu spielen. Es ist eine interessante Liga mit tollen Stadien und vielen Zuschauern", lautet seine Erfahrung.

Im Sommer wird er vermutlich nach Cottbus zurückkehren. Sein Vertrag läuft noch bis 2014. "Ich lasse mir offen, wie es weitergeht", sagt er. Bei den vielen Hochs und Tiefs seiner Karriere hat er ohnehin längst aufgehört, allzu viel zu planen.

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Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Newcomer. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison jede Menge Charakterköpfe zu bieten. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner Serie vor. Heute: Halles Daniel Ziebig, der einst mit Energie Cottbus die Bayern besiegte.

Seit gut drei Monaten spielt Daniel Ziebig leihweise beim Halleschen FC. Mannschaften wie SV Babelsberg 08, SV Wehen Wiesbaden und der 1. FC Heidenheim sind die alltäglichen Gegner. "Es gibt viele Mannschaften, die auch in dieser Liga richtig gut kicken können", sagt der 30-Jährige, fügt dann aber hinzu: "Die individuelle Klasse war in der Bundesliga natürlich eine andere."

Der Linksverteidiger weiß, wovon er spricht. 78 Bundesligaspiele bestritt er in Diensten von FC Energie Cottbus. Er spielte gegen Mannschaften wie den FC Bayern München, hatte Gegenspieler wie Franck Ribery - und gewann teilweise solche Spiele. Ein Sieg gegen den Rekordmeister ist einer der Höhepunkte seiner Karriere.

Profikarriere beginnt mit einem Kreuzbandriss

Ein kleiner Rückblick: Als 14-Jähriger wurde er von Dynamo Dresden entdeckt, fünf Jahre später stieg er mit dem Verein in die Regionalliga Nord auf. Der Jungspund bestritt über zwei Spielzeiten fast alle Partien, machte die großen Vereine auf sich aufmerksam. Einen Vorvertrag mit dem Hamburger SV hatte er schnell in der Tasche. Für einen jungen Fußballer hätte es kaum besser laufen können. Doch ausgerechnet am letzten Spieltag der Saison 2003/2004, als der Aufstieg in die 2. Liga zu feiern war, zog er sich einen Kreuzbandriss zu. Den lang ersehnten Einstieg in den Profifußball erlebte er praktisch aus dem Lazarett.

"Ich konnte ein halbes Jahr nicht spielen. Dadurch war es schwierig, sich an das Tempo und die Gepflogenheiten im höherklassigen Fußball zu gewöhnen", erzählt er. Zumal die Anforderungen stiegen. Acht Spiele konnte er nach seiner Widergenesung in der 2. Liga absolvieren, dann stand der lange im Vorfeld vereinbarte Wechsel zum HSV bevor. "Vielleicht war es einfach zu früh", glaubt er heute. Er habe es zwar genossen, mit Stars wie Rafael van der Vaart und Sergej Barbarez auf dem Trainingsplatz zu stehen. "Aber in der Mannschaft habe ich praktisch überhaupt keine Rolle gespielt." Der Traum vom Bundesligadebüt blieb unerfüllt.

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Gelungener Neuanfang in Cottbus

"Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um danach wieder einen Schritt nach vorne machen zu können", lautet seine Erfahrung. Nach einem halben Jahr im Dienste des HSV wurde er an Energie Cottbus verliehen, etablierte sich als Stammspieler des Zweitligisten und trug zum Aufstieg in die Bundesliga bei. "Ich habe schnell festgestellt, dass ich gebraucht werde und viel mehr Chancen auf Einsatzzeit habe", sagt Ziebig, der seinen Vertrag in Hamburg auflöste und in Cottbus blieb.

Drei Jahre hielt sich der FC Energie trotz geringen Budgets im Fußball-Oberhaus. "Wir hatten Spieler wie unseren Torhüter Tomislav Piplica oder Vragel da Silva, an denen junge Spieler wie ich mich orientieren konnten. Es gab viele verschiedene Kulturen in der Mannschaft, viele unterschiedliche Typen. Das war eine lebhafte Erfahrung", erzählt er.

2007/2008 gelang der sensationelle Sieg gegen den FC Bayern München. Energie Cottbus stand an jenem 24. Spieltag auf Tabellenplatz 18. Im gesamten Jahr 2008 war den Lausitzern bis dahin kein Dreier gelungen. Die Gäste vom FC Bayern hingegen steuerten souverän der 21. Meisterschaft entgegen. "Wir mussten praktisch gewinnen, um noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben", erinnert sich Daniel Ziebig.

Als Linksverteidiger bekam er es mit den ständig die Seiten wechselnden Hamit Altintop und Franck Ribery zu tun. "Natürlich hat man Respekt vor so einem Ausnahmefußballer", sagt er über den Franzosen. "Für einen kleinen Fußballer wie mich war es toll, mich mit so jemandem zu messen." Ziebig lieferte genau wie seine Mannschaftskameraden ein starkes Spiel ab. "Der Sieg war der Bringer dafür, dass wir die Klasse gehalten haben. Danach haben wir jedes Heimspiel gewonnen", fügt er hinzu.

Verletzungen sind eine wichtige Erfahrung

Ein gutes Jahr später erlebte Ziebig den Tiefpunkt seiner Karriere. Nicht nur, weil der FC Energie Cottbus aus der Bundesliga abstieg. Der Verteidiger zog sich den zweiten Kreuzbandriss seiner Karriere zu. "Später gab es Komplikationen, ich hatte Bakterien im Knie", erinnert er sich. Werde ich wieder gesund? Kann ich eventuell nie wieder Fußball spielen? Immer wieder stellte er sich die quälenden Fragen. "Man kennt ja genug Geschichten von Matthias Sammer und anderen Spielern, die ihre Karriere beenden mussten", erzählt er.

Rückblickend aber sei auch das eine wichtige Erfahrung gewesen. "Durch Verletzungen stellt man erst fest, wie schön es ist, überhaupt Fußball spielen zu dürfen." Mit genau dieser Einstellung spielt er nun auch beim Halleschen FC munter drauflos. Weil er in der Hinrunde seinen Stammplatz in Cottbus verloren hatte, soll er in der 3. Liga wieder zur alten Form finden. "Viele Drittligisten geben einem wirklich gute Möglichkeiten, um Fußball zu spielen. Es ist eine interessante Liga mit tollen Stadien und vielen Zuschauern", lautet seine Erfahrung.

Im Sommer wird er vermutlich nach Cottbus zurückkehren. Sein Vertrag läuft noch bis 2014. "Ich lasse mir offen, wie es weitergeht", sagt er. Bei den vielen Hochs und Tiefs seiner Karriere hat er ohnehin längst aufgehört, allzu viel zu planen.