FCH-Trainer Schmidt: "Talente vor unserer Haustür"

Beim Drittligisten 1. FC Heidenheim stehen junge deutsche Talente hoch im Kurs. Abgesehen von dem Italiener Maurizio Scioscia haben alle im Kader einen deutschen Pass. Die meisten stammen aus Süddeutschland. Heidenheim zählt, wie zum Beispiel auch die ebenfalls süddeutsche SpVgg Unterhaching, zu den großen Förderern nationaler Nachwuchsspieler. Das führte bereits zum Erfolg. In der vergangenen Saison landete Heidenheim auf dem vierten Tabellenplatz, erreichte zudem die 2. Runde im DFB-Pokal. Aktuell steht man auf dem 6. Platz der 3. Liga.

Trainer Frank Schmidt spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Konzept mit jungen Spielern, einen möglichen Aufstieg in die 2. Liga und seinen oft in der Kritik stehenden Stürmer Michael Thurk.

DFB.de: Herr Schmidt, warum setzt der 1. FC Heidenheim auf Spieler aus dem süddeutschen Raum?

Frank Schmidt: Wir haben uns vor sechs Jahren darüber Gedanken gemacht, wie wir nachhaltig Erfolg haben können. In Süddeutschland gibt es viele Spieler, die im Nachwuchsleistungszentrum eines Bundesligisten oder Zweitligisten eine gute Ausbildung erhalten haben, aber nicht den Sprung zu den Profis schafften. Diese haben die Möglichkeit, sich bei uns weiterzuentwickeln. Gute Beispiele sind Marc Endres, Florian Krebs, Marc Schnatterer, Nicolai Groß und viele mehr.

DFB.de: Spieler mit einer guten Ausbildung gäbe es überall in Deutschland. Warum müssen sie speziell aus Süddeutschland kommen?

Schmidt: Trotz unserer bescheidenen Möglichkeiten können wir in diesem Raum ein gutes Scouting betreiben. Warum sollen wir Spieler von weit weg verpflichten, wenn sie direkt vor unserer Haustür zu finden sind? Außerdem sollten die Spieler Heidenheim kennen. Wir sind keine Großstadt, sondern eine verschneite Industriestadt. Menschen, die von weither kommen, fühlen sich möglicherweise hier nicht wohl.

DFB: Wirkt sich das Konzept positiv auf die Identifikation der Fans mit der Mannschaft aus?

Schmidt: Das auf jeden Fall. Vor sechs Jahren waren wir noch blutige Amateure. Die Fans sind praktisch mit diesem Konzept aufgewachsen. Der Zuschauerschnitt von über 8.000, bei einer Stadt mit nicht einmal 50.000 Einwohnern, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.



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Beim Drittligisten 1. FC Heidenheim stehen junge deutsche Talente hoch im Kurs. Abgesehen von dem Italiener Maurizio Scioscia haben alle im Kader einen deutschen Pass. Die meisten stammen aus Süddeutschland. Heidenheim zählt, wie zum Beispiel auch die ebenfalls süddeutsche SpVgg Unterhaching, zu den großen Förderern nationaler Nachwuchsspieler. Das führte bereits zum Erfolg. In der vergangenen Saison landete Heidenheim auf dem vierten Tabellenplatz, erreichte zudem die 2. Runde im DFB-Pokal. Aktuell steht man auf dem 6. Platz der 3. Liga.

Trainer Frank Schmidt spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Konzept mit jungen Spielern, einen möglichen Aufstieg in die 2. Liga und seinen oft in der Kritik stehenden Stürmer Michael Thurk.

DFB.de: Herr Schmidt, warum setzt der 1. FC Heidenheim auf Spieler aus dem süddeutschen Raum?

Frank Schmidt: Wir haben uns vor sechs Jahren darüber Gedanken gemacht, wie wir nachhaltig Erfolg haben können. In Süddeutschland gibt es viele Spieler, die im Nachwuchsleistungszentrum eines Bundesligisten oder Zweitligisten eine gute Ausbildung erhalten haben, aber nicht den Sprung zu den Profis schafften. Diese haben die Möglichkeit, sich bei uns weiterzuentwickeln. Gute Beispiele sind Marc Endres, Florian Krebs, Marc Schnatterer, Nicolai Groß und viele mehr.

DFB.de: Spieler mit einer guten Ausbildung gäbe es überall in Deutschland. Warum müssen sie speziell aus Süddeutschland kommen?

Schmidt: Trotz unserer bescheidenen Möglichkeiten können wir in diesem Raum ein gutes Scouting betreiben. Warum sollen wir Spieler von weit weg verpflichten, wenn sie direkt vor unserer Haustür zu finden sind? Außerdem sollten die Spieler Heidenheim kennen. Wir sind keine Großstadt, sondern eine verschneite Industriestadt. Menschen, die von weither kommen, fühlen sich möglicherweise hier nicht wohl.

DFB: Wirkt sich das Konzept positiv auf die Identifikation der Fans mit der Mannschaft aus?

Schmidt: Das auf jeden Fall. Vor sechs Jahren waren wir noch blutige Amateure. Die Fans sind praktisch mit diesem Konzept aufgewachsen. Der Zuschauerschnitt von über 8.000, bei einer Stadt mit nicht einmal 50.000 Einwohnern, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

DFB.de: Hand aufs Herz: Würden Sie ein großes Talent, das aus Norddeutschland oder dem Ausland kommt, nicht verpflichten?

Schmidt: Vor zwei oder drei Jahren hätte ich nein gesagt. Wir wollten uns ausnahmslos an diese Richtlinie halten. Aber natürlich möchten wir uns als Mannschaft weiterentwickeln. Daher sage ich: Wenn der Spieler ansonsten all unsere Anforderungen erfüllt, wäre eine Verpflichtung nicht auszuschließen. Aber die meisten Spieler in unserem Kader sollen aus Süddeutschland kommen.

DFB.de: Wird es mit dem steigenden Erfolg schwieriger, diesem Konzept treu zu bleiben? Insbesondere wenn eines Tages der Aufstieg in die 2. Liga gelingt?

Schmidt: Wenn man nur junge Spieler aus einer einzigen Region verpflichtet, stößt man irgendwann an Grenzen. Daher haben wir zuletzt auch erfahrene Spieler wie Michael Thurk oder Robert Strauß hinzugeholt. Wenn uns der Schritt in die nächste Liga gelingt, wo die Qualität noch viel höher ist, sind Verpflichtungen aus anderen Regionen nicht auszuschließen. Aber das Konzept würde nicht komplett über den Haufen geworfen werden. Wenn sich unsere Spieler irgendwann den Aufstieg erarbeitet haben, hätten Sie es sich auch verdient, eine Liga höher mitzuspielen.

DFB.de: Geschäftsführer Holger Sanwald sagte, man wolle keine Spieler, die den 1. FC Heidenheim nur als Job sehen. Ist das im heutigen Profifußball nicht etwas weltfremd?

Schmidt: Nein. Wir erwarten von jedem Spieler, dass er die Ziele des Vereins in den Vordergrund stellt. Wir erwarten auch, dass neue Spieler vor Vertragsunterzeichnung zu uns kommen und sich alles ansehen. Wir treffen uns mit keinem Spieler oder Berater an irgendeiner Autobahnraststätte, um schnell den Vertrag zu unterzeichnen. Wer uns nur als Job oder Durchgangsstation sieht, wäre bei uns definitiv falsch.

DFB.de: Sie sprechen die Ziele des Vereins an. Wann wird der Aufstieg in die 2. Liga als Ziel ausgegeben?

Schmidt: Wir müssen gerade in dieser Saison feststellen, was eine hohe Erwartungshaltung mit sich bringt. Wir haben jetzt nach dem 21. Spieltag mehr Punkte als je zuvor. Trotzdem sind viele im Umfeld unzufrieden. Daher werden wir in Heidenheim keineswegs noch höhere Ziele ausgeben. Das können vielleicht die großen Traditionsvereine wie der Karlsruher SC oder Hansa Rostock machen. Wir sind erst das vierte Jahr im Profifußball. Der Vorstandsvorsitzende unseres Hauptsponsors hat einmal gesagt: Der Weg zum Erfolg führt über die Treppe, nicht über den Fahrstuhl. Daran sollten wir uns orientieren.

DFB.de: Es wird ein Nachwuchsleistungszentrum gebaut, und ein Stadionausbau ist vorgesehen. Das klingt nach der Infrastruktur eines Zweitligisten.

Schmidt: Wir sind gut aufgestellt und haben gute Trainingsbedingungen. Zum Beispiel können wir dank unseres Kunstrasenplatzes auch im Winter durchgehend trainieren. Da sind wir sogar einigen Zweitligisten voraus. Aber wir sagen nicht, dass wir deswegen zwingend aufsteigen müssen. Wir möchten uns sportlich weiterentwickeln. Wenn der Aufstieg gelingt, ist das schön.

DFB.de: Mit Florian Tausendpfund, David Schittenhelm, Nico Frommer, Richard Weil und Frank Lehmann dürfen fünf Spieler den Verein im Winter verlassen. Bahnt sich ein Umbruch an?

Schmidt: Nein. Unser Kader ist sehr groß, sodass wir ihn verkleinern müssen. Wir hatten vergangene Saison viele Langzeitverletzte, die nun zurückkommen. Auch ich kann nur elf Spieler aufstellen und drei einwechseln. Bei uns soll jeder Spieler zumindest die Chance haben, seinen Beitrag zu leisten. Bei 29 Spielern ist das nicht möglich.

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DFB.de: Was fehlt dem 1. FC Heidenheim noch zu einer Spitzenmannschaft? Geschäftsführer Holger Sanwald kritisierte die Konstanz, weil man diese Saison nie häufiger als zweimal in Folge gewann.

Schmidt: Vor der Saison galten wir als einer der Aufstiegsfavoriten, weil wir im Vorjahr auf dem vierten Platz gelandet sind. Aber man darf nicht vergessen: Fast alle unserer Spieler kommen aus einer unteren Liga oder aus der Jugend. Fünf unserer Spieler haben uns von der Oberliga an begleitet und spielen noch heute für uns. Niemand kann erwarten, dass wir die 3. Liga aufmischen. Natürlich ist es richtig, dass uns die Konstanz und Erfahrung fehlt, die uns so mancher Konkurrent voraus hat. Wir brauchen noch Zeit, müssen gelegentlich auch einen Rückschritt verkraften. Diese Philosophie wird uns zum Erfolg führen. Die 2. Liga ist unser mittelfristiges Ziel.

DFB.de: Michael Thurk wird in der Presse häufig kritisiert, obwohl er in dieser Saison 7 Tore in 18 Spielen erzielt hat. Wie sehen Sie ihn?

Schmidt: Er hatte vor allem konditionellen Nachholbedarf, als er zu uns kam. Schließlich hatte er zuvor ein halbes Jahr kein Pflichtspiel gemacht. Mittlerweile ist er bei uns angekommen. Es waren noch nicht alle Spiele top. Aber er hat gezeigt, dass er der Mannschaft mit seiner Erfahrung und seinen Toren helfen kann.

DFB.de: Auch die zweite Mannschaft des FC Bayern München möchte von seiner Erfahrung profitieren. Wird er diesen Winter wechseln?

Schmidt: Ich habe mit Mehmet Scholl (Trainer von Bayern München II, Anm. d. Red.) gesprochen. Er hätte Thurk gerne verpflichtet. Aber die Verantwortlichen von Bayern München setzen lieber auf junge Spieler. Daher ist dieses Thema erledigt. Wir wollen ihn auch nicht abgeben.