Erfurts Preußer: "Die Arbeit als Trainer ist nicht vom Alter abhängig"

Mit seinen 31 Jahren ist Christian Preußer, seit Ende März bei Rot-Weiß Erfurt im Amt, der mit Abstand jüngste Trainer der 3. Liga. In den ersten sieben Monaten seiner Tätigkeit musste der noch unerfahrene Steuermann mit den Thüringern schon einige Stürme überstehen. Mit dem wichtigen 1:0-Heimsieg gegen die Stuttgarter Kickers verschafften sich die Rot-Weißen etwas Luft im Kampf um den Klassenverbleib. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Christian Preußer mit dem Journalisten Ralf Debat über die extreme Leistungsdichte in der 3. Liga, den Abschied von der "Mission 2016", seinen Karriereplan und den künftigen Bundesliga-Trainer Julian Nagelsmann, der noch mal drei Jahre jünger ist.

DFB.de: Wie groß war der Stein, der von Ihnen nach dem 1:0 gegen die Stuttgarter Kickers vom Herzen gefallen ist, Herr Preußer?

Christian Preußer: Es war zweifellos ein sehr wichtiger Sieg für uns, zumal wir zuvor zweimal hintereinander verloren und kein eigenes Tor erzielt hatten. Die Trainingswoche vor der Partie war schwierig. Ich habe aber gemerkt, dass wir in dieser Zeit sehr eng zusammengerückt sind. Das hat sich dann auch auf dem Platz gezeigt. Auf der anderen Seite waren es aber auch nur drei Punkte, die wir am 15. Spieltag geholt haben. Es liegt also in dieser verrückten Liga noch ein weiter Weg vor uns.

DFB.de: Rot-Weiß kletterte mit jetzt 17 Punkten auf Platz zwölf. Die Abstiegszone ist aber nur zwei Zähler entfernt. Wie beurteilen Sie die Situation?

Preußer: Wir alle wissen, wie eng es in der 3. Liga zugeht. So krass wie aktuell in der unteren Tabellenhälfte habe ich es aber auch noch nicht erlebt. Das liegt unter anderem auch daran, dass im Gegensatz zu den Vorjahren diesmal mit Dynamo Dresden eine Mannschaft vorne scheinbar wegmarschiert und kaum Punkte liegen lässt. Grundsätzlich macht die Ausgeglichenheit innerhalb der Spielklasse die Liga und meine Aufgabe besonders reizvoll.

DFB.de: Vor dem Kickers-Spiel hatte Ihre Mannschaft nur einen von neun möglichen Zählern aus drei Partien eingefahren, war punktgleich mit einem Abstiegsplatz. Woran liegt es, dass die Saison bisher nicht rund läuft?

Preußer: Eines vorweg: Ich sehe uns von unserer Zielsetzung, einen sicheren Mittelfeldplatz zu erreichen, aktuell gar nicht so weit entfernt. Wir sollten nicht vergessen, dass wir vor der Saison einen großen personellen Umbruch hatten. Deshalb war uns klar, dass es gerade zu Beginn Leistungsschwankungen geben würde. Fakt ist auch, dass wir in einigen Spielen trotz ordentlicher oder sogar guter Leistungen nicht entsprechend gepunktet haben.

DFB.de: Was muss Erfurt aus dem Duell mit Stuttgart mit in die nächsten Begegnungen nehmen?

Preußer: In der ersten Halbzeit sind wir - unter anderem über Standards - gut ins Spiel gekommen, unsere Führung war verdient. Nach der Pause hat die Mannschaft den Vorsprung leidenschaftlich verteidigt. Wenn wir beide Komponenten auch in die nächsten Spiele mitnehmen, dann sind wir auf einem guten Weg.



Mit seinen 31 Jahren ist Christian Preußer, seit Ende März bei Rot-Weiß Erfurt im Amt, der mit Abstand jüngste Trainer der 3. Liga. In den ersten sieben Monaten seiner Tätigkeit musste der noch unerfahrene Steuermann mit den Thüringern schon einige Stürme überstehen. Mit dem wichtigen 1:0-Heimsieg gegen die Stuttgarter Kickers verschafften sich die Rot-Weißen etwas Luft im Kampf um den Klassenverbleib. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Christian Preußer mit dem Journalisten Ralf Debat über die extreme Leistungsdichte in der 3. Liga, den Abschied von der "Mission 2016", seinen Karriereplan und den künftigen Bundesliga-Trainer Julian Nagelsmann, der noch mal drei Jahre jünger ist.

DFB.de: Wie groß war der Stein, der von Ihnen nach dem 1:0 gegen die Stuttgarter Kickers vom Herzen gefallen ist, Herr Preußer?

Christian Preußer: Es war zweifellos ein sehr wichtiger Sieg für uns, zumal wir zuvor zweimal hintereinander verloren und kein eigenes Tor erzielt hatten. Die Trainingswoche vor der Partie war schwierig. Ich habe aber gemerkt, dass wir in dieser Zeit sehr eng zusammengerückt sind. Das hat sich dann auch auf dem Platz gezeigt. Auf der anderen Seite waren es aber auch nur drei Punkte, die wir am 15. Spieltag geholt haben. Es liegt also in dieser verrückten Liga noch ein weiter Weg vor uns.

DFB.de: Rot-Weiß kletterte mit jetzt 17 Punkten auf Platz zwölf. Die Abstiegszone ist aber nur zwei Zähler entfernt. Wie beurteilen Sie die Situation?

Preußer: Wir alle wissen, wie eng es in der 3. Liga zugeht. So krass wie aktuell in der unteren Tabellenhälfte habe ich es aber auch noch nicht erlebt. Das liegt unter anderem auch daran, dass im Gegensatz zu den Vorjahren diesmal mit Dynamo Dresden eine Mannschaft vorne scheinbar wegmarschiert und kaum Punkte liegen lässt. Grundsätzlich macht die Ausgeglichenheit innerhalb der Spielklasse die Liga und meine Aufgabe besonders reizvoll.

DFB.de: Vor dem Kickers-Spiel hatte Ihre Mannschaft nur einen von neun möglichen Zählern aus drei Partien eingefahren, war punktgleich mit einem Abstiegsplatz. Woran liegt es, dass die Saison bisher nicht rund läuft?

Preußer: Eines vorweg: Ich sehe uns von unserer Zielsetzung, einen sicheren Mittelfeldplatz zu erreichen, aktuell gar nicht so weit entfernt. Wir sollten nicht vergessen, dass wir vor der Saison einen großen personellen Umbruch hatten. Deshalb war uns klar, dass es gerade zu Beginn Leistungsschwankungen geben würde. Fakt ist auch, dass wir in einigen Spielen trotz ordentlicher oder sogar guter Leistungen nicht entsprechend gepunktet haben.

DFB.de: Was muss Erfurt aus dem Duell mit Stuttgart mit in die nächsten Begegnungen nehmen?

Preußer: In der ersten Halbzeit sind wir - unter anderem über Standards - gut ins Spiel gekommen, unsere Führung war verdient. Nach der Pause hat die Mannschaft den Vorsprung leidenschaftlich verteidigt. Wenn wir beide Komponenten auch in die nächsten Spiele mitnehmen, dann sind wir auf einem guten Weg.

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DFB.de: Zwei Siege in Folge sucht man bisher vergebens in der Erfurter Bilanz. Muss Ihre Mannschaft die Konstanz noch finden?

Preußer: Definitiv. Mit unserer jungen und neuformierten Mannschaft müssen wir uns Stabilität und Kontinuität nach und nach hart erarbeiten. Darauf liegt aktuell auch unser Fokus. Die Jungs haben inzwischen verinnerlicht, dass sie auch punkten können, wenn ein Spiel mal nicht optimal verläuft. Das ist ein wichtiger Prozess. Dass wir die Qualität besitzen, um unsere Ziele zu erreichen, davon bin ich nach wie vor zu 1000 Prozent überzeugt.

DFB.de: Vor der Spielzeit hatte sich Erfurt von der Vorgabe verabschiedet, im Jubiläumsjahr in die 2. Bundesliga aufzusteigen. War das rückblickend genau richtig?

Preußer: Die Zielsetzung passte vor dieser Saison nicht zu den Rahmenbedingungen, darauf hat der Verein reagiert. Zum einen befindet sich das neue Stadion, das dem Klub bessere Perspektiven und zusätzliche Einnahmen ermöglichen soll, noch in der Bauphase, wird erst zur nächsten Saison fertig. Auch das erneute Verpassen des DFB-Pokals war nicht dazu angetan, die wirtschaftliche Lage zu verbessern. Hinzu kam die Verpflichtung von zehn bis zwölf neuen Spielern. Da war es klar, dass sich die Mannschaft erst finden muss. Deshalb war es nur ehrlich, keine unrealistischen Ziele zu formulieren.

DFB.de: Bleibt die Rückkehr in die 2. Bundesliga denn ein mittel- oder langfristiges Ziel?

Preußer: Selbstverständlich benötigt jeder Verein eine Vision, eine langfristige Perspektive. Ich würde sogar sagen, dass eigentlich jeder Drittligist - von den U 23-Mannschaften einmal abgesehen - das Ziel haben sollte, in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Wenn sich Infrastruktur und wirtschaftliche Rahmenbedingungen positiv entwickeln, dann hat auch Rot-Weiß Erfurt den Anspruch, die 3. Liga nach oben zu verlassen. Dafür wollen wir nach und nach die Weichen stellen. Ein Ziel wird es daher sein, den Kader weitgehend zusammenzuhalten.

DFB.de: In der vergangenen Saison hatten Sie die Erfurter Mannschaft zunächst als Interimstrainer übernommen. Erst am letzten Spieltag konnten der Negativlauf von insgesamt elf Partien ohne Sieg gestoppt werden. Einen schwierigeren Start kann man sich kaum vorstellen. Sind Sie dadurch bereits krisenerprobt?

Preußer: Krise ist ein großes Wort. Es war auf jeden Fall ebenfalls eine äußerst schwierige Phase. Aus solchen Situationen nimmt man als Trainer sehr viel mit. Gerade wenn es nicht läuft, erkannt man genau, auf wen man sich verlassen kann. Die Niederlagenserie war schon eine Hypothek, die wir zumindest teilweise noch mit in die neue Saison genommen haben. Umso wichtiger war aber der Sieg im letzten Saisonspiel gegen die SpVgg Unterhaching. Sonst wäre die Vorbereitung wohl noch schwieriger geworden.

DFB.de: Sie sind der mit Abstand jüngste Trainer in der 3. Liga. Welche Vor- und Nachteile bringt das mit sich?

Preußer: Die Frage ist für mich schwierig zu beantworten. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die meisten Attribute eines Trainers unabhängig vom Alter sind. Entscheidend ist es aus meiner Sicht, eine Idee zu haben und immer mit Überzeugung an die Aufgaben heranzugehen. Dann kann man sich auch als junger und noch unerfahrener Trainer schnell Akzeptanz erarbeiten. Wie ich mit meinen Spielern umgehe oder die Mannschaft einstelle, hat ebenfalls nichts mit dem Alter zu tun.

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DFB.de: In der Bundesliga wird Julian Nagelsmann in der nächsten Saison als Cheftrainer bei der TSG 1899 Hoffenheim arbeiten. Er ist mit 28 noch jünger als Sie und hat ebenfalls keine Profilaufbahn hinter sich. Sehen Sie darin einen Trend?

Preußer: Julian, den ich persönlich kenne und schätze, hat sich diese Chance durch seine Arbeit im Nachwuchsbereich hart erarbeitet und verdient. Schon viele andere Trainer haben gezeigt, dass sie auch ohne glanzvolle Bundesliga-Karriere hervorragende Arbeit leisten können. Es gibt aber auch genügend andere Beispiele. Stefan Effenberg hat beispielsweise beim SC Paderborn 07 sofort viel Schwung reingebracht, obwohl er zuvor noch nicht als Trainer gearbeitet hatte. Seine große Erfahrung als Spieler hat ihm dabei sicher geholfen.

DFB.de: Einige Fans haben in dieser Saison schon Ihre Entlassung gefordert. Wie gehen Sie damit um?

Preußer: Es beeinträchtigt mich nicht in meiner Arbeit. Ich kann auch mit Kritik umgehen und konzentriere mich ich auf das, was ich selbst beeinflussen kann. Aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass es einfach an mir abprallt. Angenehm ist es ganz bestimmt nicht.

DFB.de: Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Trainerkarriere gesteckt?

Preußer: Ich habe keinen Karriereplan, wenn Sie das meinen. Das geht im Fußball auch gar nicht. Vor sechseinhalb Jahren habe ich in Erfurt als Co-Trainer der U 18 angefangen. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, ich würde jetzt als Cheftrainer hier arbeiten, dem hätte ich das kaum geglaubt. Das zeigt schon, wie unberechenbar der Fußball ist. Ich bin dem Verein deshalb auch sehr dankbar, dass er mir das Vertrauen geschenkt hat. Dafür habe ich aber auch hart gearbeitet. Das einzige persönliche Ziel, das ich mir gesteckt habe, ist es, dauerhaft im Fußball mein Geld verdienen zu können. Um das zu schaffen, können Erfolge sicher nicht schaden.

DFB.de: Nächster Gegner ist am Samstag der VfR Aalen. Gelingt Erfurt dort erstmals in dieser Saison der zweite Sieg hintereinander?

Preußer: Nach nur drei Punkten aus den ersten sieben Auswärtsspielen wird es Zeit, unsere Bilanz auf fremden Plätzen aufzubessern. Wir treffen allerdings auf einen Gegner, der vor allem defensiv sehr stabil steht und bestimmt nicht von ungefähr so weit oben in der Tabelle steht. Mein erfahrener Kollege Peter Vollmann weiß genau, worauf es in der 3. Liga ankommt. Es wird ein schwieriges Spiel für uns, aber es ist alles möglich.