Enochs: "Sonst wäre ich kein guter Trainer"

Die sportliche Vita von Joseph "Joe" Enochs liest sich ungewöhnlich eintönig. Der 45-jährige US-Amerikaner spielt und arbeitet seit 1996 ununterbrochen für den aktuellen Drittligisten VfL Osnabrück. 376-mal kam er für den ehemaligen Zweitligisten als Profi zum Einsatz, das ist Vereinsrekord. Nach seiner aktiven Karriere war er - zunächst fast ausschließlich im Nachwuchsbereich - als Trainer für die Lila-Weißen tätig.

Seit August 2015 steht er bei der ersten Mannschaft an der Seitenlinie. Mit seinem Team belegt er aktuell Tabellenplatz zwei und damit einen direkten Aufstiegsrang. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Joe Enochs mit Mitarbeiter Thomas Ziehn über einen lehrreichen Test gegen Bundesligist Werder Bremen, sein Kriminalistik-Studium und die besondere Erwartungshaltung in Osnabrück.

DFB.de: Die Länderspielpause am vergangenen Wochenende haben Sie unter anderem für ein Testspiel gegen den Bundesligisten SV Werder Bremen genutzt. Welche Erkenntnisse hat das 1:5 geliefert?

Joe Enochs: Besonders die einfachen Ballverluste im Mittelfeld nutzt ein Bundesligist ganz anders aus als ein Drittligist. Das wurde uns gegen Bremen deutlich vor Augen geführt. Klar ist, dass wir nicht gerne so hoch verlieren. Dennoch war der Test positiv, um im Rhythmus zu bleiben, einigen Spielern wertvolle Wettkampfpraxis zu geben und gegen einen höherklassigen Gegner zu lernen.

DFB.de: Wie war das Wiedersehen mit Alexander Nouri?

Enochs: Ich schätze, dass wir rund 150-mal gemeinsam für Osnabrück am Ball waren. Wir haben sogar zeitgleich aufgehört. Ich freue mich für Alex, dass er jetzt in der Bundesliga eine Chance bekommen hat. Er leistet gute Arbeit. Ich bin sicher, dass er Bremen zum Klassenverbleib führen kann.

DFB.de: Bei einem Laktattest ließen Sie Ihre Spieler außerdem kräftig schwitzen. Waren Sie zufrieden?

Enochs: Wir haben uns gegenüber dem letzten Test verbessert, das stimmt mich zufrieden. Die Länderspielpause war optimal, um die Belastungsprobe durchzuführen. In einer normalen Trainingswoche ist das nicht möglich.

DFB.de: Wie halten Sie sich persönlich fit?

Enochs: Beim Training mache ich nie mit, nehme lieber die beobachtende Rolle ein. Mein Trainingsprogramm absolviere ich meistens an den freien Tagen. Dann gehe ich joggen oder ins Fitnessstudio.

DFB.de: Ist die Stimmung im Training besser, wenn man auf Rang zwei steht?

Enochs: Ganz klar. Wenn ich etwas anderes behaupte, würde ich lügen. Wichtiger als der Tabellenplatz ist jedoch für mich, dass wir immer den Kontakt zu den Spitzenplätzen halten.



Die sportliche Vita von Joseph "Joe" Enochs liest sich ungewöhnlich eintönig. Der 45-jährige US-Amerikaner spielt und arbeitet seit 1996 ununterbrochen für den aktuellen Drittligisten VfL Osnabrück. 376-mal kam er für den ehemaligen Zweitligisten als Profi zum Einsatz, das ist Vereinsrekord. Nach seiner aktiven Karriere war er - zunächst fast ausschließlich im Nachwuchsbereich - als Trainer für die Lila-Weißen tätig.

Seit August 2015 steht er bei der ersten Mannschaft an der Seitenlinie. Mit seinem Team belegt er aktuell Tabellenplatz zwei und damit einen direkten Aufstiegsrang. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Joe Enochs mit Mitarbeiter Thomas Ziehn über einen lehrreichen Test gegen Bundesligist Werder Bremen, sein Kriminalistik-Studium und die besondere Erwartungshaltung in Osnabrück.

DFB.de: Die Länderspielpause am vergangenen Wochenende haben Sie unter anderem für ein Testspiel gegen den Bundesligisten SV Werder Bremen genutzt. Welche Erkenntnisse hat das 1:5 geliefert?

Joe Enochs: Besonders die einfachen Ballverluste im Mittelfeld nutzt ein Bundesligist ganz anders aus als ein Drittligist. Das wurde uns gegen Bremen deutlich vor Augen geführt. Klar ist, dass wir nicht gerne so hoch verlieren. Dennoch war der Test positiv, um im Rhythmus zu bleiben, einigen Spielern wertvolle Wettkampfpraxis zu geben und gegen einen höherklassigen Gegner zu lernen.

DFB.de: Wie war das Wiedersehen mit Alexander Nouri?

Enochs: Ich schätze, dass wir rund 150-mal gemeinsam für Osnabrück am Ball waren. Wir haben sogar zeitgleich aufgehört. Ich freue mich für Alex, dass er jetzt in der Bundesliga eine Chance bekommen hat. Er leistet gute Arbeit. Ich bin sicher, dass er Bremen zum Klassenverbleib führen kann.

DFB.de: Bei einem Laktattest ließen Sie Ihre Spieler außerdem kräftig schwitzen. Waren Sie zufrieden?

Enochs: Wir haben uns gegenüber dem letzten Test verbessert, das stimmt mich zufrieden. Die Länderspielpause war optimal, um die Belastungsprobe durchzuführen. In einer normalen Trainingswoche ist das nicht möglich.

DFB.de: Wie halten Sie sich persönlich fit?

Enochs: Beim Training mache ich nie mit, nehme lieber die beobachtende Rolle ein. Mein Trainingsprogramm absolviere ich meistens an den freien Tagen. Dann gehe ich joggen oder ins Fitnessstudio.

DFB.de: Ist die Stimmung im Training besser, wenn man auf Rang zwei steht?

Enochs: Ganz klar. Wenn ich etwas anderes behaupte, würde ich lügen. Wichtiger als der Tabellenplatz ist jedoch für mich, dass wir immer den Kontakt zu den Spitzenplätzen halten.

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DFB.de: Wie gehen Mannschaft und Umfeld mit der aktuellen Situation um?

Enochs: Die Mannschaft kann das sehr genau einschätzen. Wir wissen, dass wir hart arbeiten müssen, wenn wir oben bleiben wollen. Aus dem Umfeld des Vereins haben wir schon mitbekommen, dass die Erwartungshaltung gestiegen ist. Schwierig wird es, wenn die Hoffnungen und Träume so groß werden, dass wir ihnen kaum gerecht werden können. Auf der anderen Seite ist genau das bei einem Traditionsverein eine besondere Herausforderung, der wir uns stellen.

DFB.de: Vor der Saison hatten Sie gesagt, Sie wollen die Spielzeit "so lange wie möglich interessant halten". Rücken Sie davon ab?

Enochs: Das passt immer noch. Wir sind gut beraten, die Politik der kleinen Schritte nicht aufzugeben. Aktuell zählt für uns nur das Aalen-Spiel am Freitag.

DFB.de: Und wenn Sie fünf Spieltage vor Schluss immer noch auf einem direkten Aufstiegsplatz stehen?

Enochs: Dann sage ich selbstverständlich, dass wir aufsteigen wollen. Sonst wäre ich kein guter Trainer. Stand jetzt ist dieses Szenario aber hypothetisch.

DFB.de: In der 3. Liga geht es extrem eng zu. Der Vorsprung von Osnabrück auf Aufsteiger Jahn Regensburg auf Rang 15 beträgt zum Beispiel nur sechs Punkte. Warum ist alles dicht an dicht?

Enochs: Die meisten Partien werden durch Kleinigkeiten entschieden, weil die Mannschaften nicht viel trennt. Die Qualität der Spieler ist ähnlich. Auch verfügen die meisten Vereine über einen breiten Kader und können damit Ausfälle gut kompensieren. Weil es so extrem ausgeglichen ist, kommt den Standardsituationen eine große Bedeutung zu. Gerade das Defensivverhalten bei ruhenden Bällen ist wichtig.

DFB.de: Am Saisonende könnte es auch auf die Tordifferenz ankommen. Da schneidet Osnabrück mit 19:17 Toren nach aktuellem Stand nicht optimal ab. Wo liegen die Gründe?

Enochs: Wir sind recht zufrieden mit 19 erzielten Treffern. Aber wir bekommen zu viele Gegentore. Beim 2:4 in Bremen und beim 0:3 in Chemnitz waren es allein sieben. In diesen Spielen sind wir nach einem Rückstand eingebrochen. Das darf uns nicht passieren.

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DFB.de: Nächster Gegner ist der VfR Aalen. Wie schätzen Sie den direkten Konkurrenten ein?

Enochs: Aalen hat nicht umsonst erst elf Gegentreffer kassiert. Das zeigt, dass der VfR defensiv nicht viel zulässt. Beim jüngsten 0:0 in Paderborn hat es die Mannschaft meines Kollegen Peter Vollmann zum Beispiel wieder mal gut gemacht. Außerdem ist es den Aalenern gelungen, vorne immer wieder Nadelstiche zu setzen. Darauf müssen wir uns einstellen. Vor der Saison hatten den VfR nur wenige auf der Rechnung. Es ist jetzt aber kein Zufall mehr, nach 14 Spieltagen auf Rang vier zu stehen.

DFB.de: Sie sind US-Amerikaner. Wie haben Sie den Wahlkampf in den USA und den Triumph des Republikaners Donald Trump erlebt?

Enochs: Um ganz ehrlich zu sein: Unter dem Strich fand ich beide Kandidaten nicht optimal. Ich bin demokratisch aufgewachsen und habe auch so gewählt. Der Wahlausgang hat mich überrascht und enttäuscht. Das Problem ist meiner Meinung nach die Spaltung des Landes. Die große Stärke der USA war immer der Zusammenhalt. Ich bin gespannt, wie wir wieder zusammenfinden.

DFB.de: Stimmt es, dass Sie einen Universitätsabschluss in Kriminalistik besitzen?

Enochs: Das ist richtig. Ich habe meinen Abschluss in Sacramento gemacht, bevor ich nach Deutschland gekommen bin. Ich hatte erst mit einem Wirtschaftsstudium begonnen und aus Interesse einige Vorlesungen in Kriminalistik besucht. Die haben mich gepackt. Wir hatten sogar FBI-Agenten als Dozenten. Allerdings habe ich 22 Jahre lang nicht in diesem Bereich gearbeitet - und glaube auch nicht, dass ich das in den nächsten 22 Jahren tun werde. lacht

DFB.de: Wie häufig stehen Sie in Ihrer Sportsbar noch selbst hinter dem Tresen?

Enochs: Als ich das Traineramt in Osnabrück übernommen hatte, habe ich die Bar komplett an meinen Geschäftspartner übergeben. Sie heißt aber immer noch "Joe Enochs Sportsbar".

DFB.de: Sie sind jetzt seit 20 Jahren Spieler und Trainer in Osnabrück und mit 376 Einsätzen sogar VfL-Rekordspieler. Können Sie noch unerkannt über die Straße gehen?

Enochs: Ich werde schon häufig erkannt, und einige sprechen mich auch auf den VfL an. Selbstverständlich bin ich stolz darauf, so viele Spiele für einen Klub absolviert zu haben. Es gab für mich nie einen Grund, den VfL zu verlassen.

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