Dum: Einst als Talent in Europa, heute erwachsen und 3. Liga

Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Sascha Dum, ehemals U 21-Nationalspieler und Bundesliga-Talent bei Bayer Leverkusen, heute erfahrener Profi beim MSV Duisburg.

Kein Tor, keine Vorlage, kein Foul, kein Dribbling. Es war ein Kabinettstückchen mit einem Kaugummi, das immer wieder in Zeitlupe gezeigt wurde. Kaugummi ausgespuckt, aus der Luft wieder nach oben gekickt und mit dem Mund aufgefangen. Die Bilder passten damals gut zum jungen Sascha Dum. Ein unbekümmerter Kerl, ein frecher Typ, einer, der mit den Füßen etwas anzustellen weiß. Ein Talent im Fokus. Ein Talent auf dem Weg nach oben.

Sieben Jahre ist das her. Die Flausen sind verflogen, viele Träume auch. Sascha Dum ist mit heute 27 Jahren erwachsen geworden. Er ist kein Überflieger mehr, gleichwohl ein etablierter Profi. Seine Heimat ist nun die 3. Liga. Dum ist einer der wenigen Spieler, die dem MSV Duisburg nach dem Lizenzentzug die Treue gehalten haben. Er soll einer der Eckpfeiler beim Neuaufbau sein.

Aufstieg und Fall: "Ich dachte damals, es läuft von alleine"

18 Jahre war Dum alt, als er bei Bayer Leverkusen sein Debüt in der Bundesliga gab. Auf fünf Einsätze kam der Mittelfeldspieler, ehe er in der Saison darauf an Alemannia Aachen ausgeliehen wurde. Spielpraxis sammeln. Neue Erfahrungen machen. Sich weiterentwickeln. Eine übliche Maßnahme bei jungen Spielern. Was folgte: Aachens Aufstieg in die Bundesliga, Kaugummitrick, rauschende Abende am Tivoli. Doch der Höhenflug war endlich: Nach einer Saison stieg die Alemannia wieder ab. Dum, kurzzeitig sogar suspendiert, kehrte nach Leverkusen zurück.

Irgendwo auf diesem Weg ist Sascha Dum stehen geblieben in seiner sportlichen Entwicklung. Der Hoffnungsträger, in der U 19 und U 21 deutscher Auswahlspieler, machte nicht den nächsten Schritt, den so viele erwartet hatten. Den er selbst erwartet hatte. "Wenn man sich zu sehr auf seinen ersten Lorbeeren ausruht, stagniert man", sagt der erfahrene Dum über den jungen Dum und gibt zu: "Ich dachte, es läuft von alleine."

Tat es nicht. Mittlerweile weiß Dum das. 65 Bundesligaspiele, 83 Zweitligaspiele und vier Partien im UEFA-Cup - es gibt fußballerische Lebensläufe, die sich wesentlich schlechter lesen. "Aber es wäre eben auch wesentlich mehr drin gewesen", bemerkt der 27-Jährige.

Die härteste Zeit: Verletzt und sechs Monate ohne Verein

Dum hat seinen Frieden mit den verpassten Chancen der Vergangenheit gemacht. Im vergangenen Jahr hatte er genug Zeit zum Nachdenken und Verarbeiten. Sechs Monate lang war er ohne Verein. Ein schwerer Bandscheibenvorfall setzte ihn außer Gefecht. Zwei Operationen waren nötig, hinter der weiteren Karriere stand ein dickes Fragezeichen. In solchen Phasen nimmt man sich automatisch Zeit zum Reflektieren.

Sascha Dum hat nicht immer glückliche Entscheidungen getroffen. Aachen war damals eine gute Wahl. Der Wechsel zu Energie Cottbus eher nicht. Manchmal lief es auch einfach ungünstig, so wie anfangs bei Fortuna Düsseldorf, als Dum zwar spielte, die Mannschaft aber mit sechs Niederlagen in die 2. Bundesliga startete.

Gesichter der 3. Liga: Saison 2013/2014

"Es gab Tage, an denen ich kaum aufstehen konnte"

Im zweiten Jahr feierte Dum mit der Fortuna den Aufstieg in die Bundesliga. Ein schönes Erlebnis, aber Ausgelassenheit sieht anders aus. Dum wusste, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Noch schlimmer waren die Schmerzen durch die Bandscheibe. Monatelang hatte Dum gespielt, obwohl es längst keinen Sinn mehr ergab. "Es gab Tage, an denen ich kaum aufstehen konnte", erzählt er. Irgendwann schlug kein Schmerzmittel mehr an.

Und wofür die Qual? Für den Aufstieg. Und für einen neuen Vertrag. Der Aufstieg klappte, die Vertragsverlängerung nicht. Dum kam unters Messer. Die Schmerzen verschwanden allmählich. "Als ich das erste Mal in der Reha wieder mit Ball gearbeitet habe, wusste ich, dass es das mit Fußball noch nicht war", sagt er. Nur einen Verein hatte er nicht. Wer will schon einen verletzten Spieler verpflichten?

Die Rückkehr: "Ich bin dem MSV überaus dankbar"

Dums Arbeitslosigkeit endete in der Winterpause. Der MSV Duisburg klopfte an. Eine Chance in der 2. Bundesliga, da gab es nicht viel zu überlegen. "Ich bin dem MSV überaus dankbar dafür", sagt Dum. Darum ist der gebürtige Leverkusener auch geblieben. Trotz der finanziellen Turbulenzen in Duisburg. Trotz der verlorenen Lizenz. Trotz der wochenlangen Ungewissheit. Trotz der kurzen Saisonvorbereitung.

Erst zehn Tage vor dem ersten Punktspiel begann das Training. Vorher hatte der MSV keine Mannschaft zusammen. "Ich fand diese Vorbereitung eigentlich ganz schön", sagt Dum mit einem Augenzwinkern. "So hatte ich mehr Zeit für meine Tochter."

Am Montag im DFB-Pokal gegen Paderborn

Natürlich weiß er, dass sein Team nicht ideal präpariert ist für die ersten Wochen dieser Saison mit dem DFB-Pokalspiel gegen den Zweitligisten SC Paderborn am Montag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky). Natürlich weiß er, dass die Duisburger eine Menge aufzuholen haben und sich damit beeilen müssen. "Nach acht bis zehn Spieltagen können wir sagen, was wir erreichen können", meint Dum.

Unruhig macht ihn die Situation nicht. Die ersten drei Punkte sind seit dem 2:0 bei Wacker Burghausen im Sack. Die Unterstützung der Fans ist dem MSV sicher. Mehr als 18.000 Zuschauer kamen zum ersten Heimspiel gegen den FC Heidenheim (0:1).

Wer jahrelang im Profigeschäft ist, für den gehört dieses Auf und Ab zum Alltag. Sascha Dum hat Champions League erlebt. Europa League. Zwei Bundesligaaufstiege, zwei Abstiege. Er wurde hochgejubelt, er war in der Versenkung verschwunden. Sascha Dum ist längst erwachsen geworden. Den Trick mit dem Kaugummi kann er bestimmt immer noch.

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Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Sascha Dum, ehemals U 21-Nationalspieler und Bundesliga-Talent bei Bayer Leverkusen, heute erfahrener Profi beim MSV Duisburg.

Kein Tor, keine Vorlage, kein Foul, kein Dribbling. Es war ein Kabinettstückchen mit einem Kaugummi, das immer wieder in Zeitlupe gezeigt wurde. Kaugummi ausgespuckt, aus der Luft wieder nach oben gekickt und mit dem Mund aufgefangen. Die Bilder passten damals gut zum jungen Sascha Dum. Ein unbekümmerter Kerl, ein frecher Typ, einer, der mit den Füßen etwas anzustellen weiß. Ein Talent im Fokus. Ein Talent auf dem Weg nach oben.

Sieben Jahre ist das her. Die Flausen sind verflogen, viele Träume auch. Sascha Dum ist mit heute 27 Jahren erwachsen geworden. Er ist kein Überflieger mehr, gleichwohl ein etablierter Profi. Seine Heimat ist nun die 3. Liga. Dum ist einer der wenigen Spieler, die dem MSV Duisburg nach dem Lizenzentzug die Treue gehalten haben. Er soll einer der Eckpfeiler beim Neuaufbau sein.

Aufstieg und Fall: "Ich dachte damals, es läuft von alleine"

18 Jahre war Dum alt, als er bei Bayer Leverkusen sein Debüt in der Bundesliga gab. Auf fünf Einsätze kam der Mittelfeldspieler, ehe er in der Saison darauf an Alemannia Aachen ausgeliehen wurde. Spielpraxis sammeln. Neue Erfahrungen machen. Sich weiterentwickeln. Eine übliche Maßnahme bei jungen Spielern. Was folgte: Aachens Aufstieg in die Bundesliga, Kaugummitrick, rauschende Abende am Tivoli. Doch der Höhenflug war endlich: Nach einer Saison stieg die Alemannia wieder ab. Dum, kurzzeitig sogar suspendiert, kehrte nach Leverkusen zurück.

Irgendwo auf diesem Weg ist Sascha Dum stehen geblieben in seiner sportlichen Entwicklung. Der Hoffnungsträger, in der U 19 und U 21 deutscher Auswahlspieler, machte nicht den nächsten Schritt, den so viele erwartet hatten. Den er selbst erwartet hatte. "Wenn man sich zu sehr auf seinen ersten Lorbeeren ausruht, stagniert man", sagt der erfahrene Dum über den jungen Dum und gibt zu: "Ich dachte, es läuft von alleine."

Tat es nicht. Mittlerweile weiß Dum das. 65 Bundesligaspiele, 83 Zweitligaspiele und vier Partien im UEFA-Cup - es gibt fußballerische Lebensläufe, die sich wesentlich schlechter lesen. "Aber es wäre eben auch wesentlich mehr drin gewesen", bemerkt der 27-Jährige.

Die härteste Zeit: Verletzt und sechs Monate ohne Verein

Dum hat seinen Frieden mit den verpassten Chancen der Vergangenheit gemacht. Im vergangenen Jahr hatte er genug Zeit zum Nachdenken und Verarbeiten. Sechs Monate lang war er ohne Verein. Ein schwerer Bandscheibenvorfall setzte ihn außer Gefecht. Zwei Operationen waren nötig, hinter der weiteren Karriere stand ein dickes Fragezeichen. In solchen Phasen nimmt man sich automatisch Zeit zum Reflektieren.

Sascha Dum hat nicht immer glückliche Entscheidungen getroffen. Aachen war damals eine gute Wahl. Der Wechsel zu Energie Cottbus eher nicht. Manchmal lief es auch einfach ungünstig, so wie anfangs bei Fortuna Düsseldorf, als Dum zwar spielte, die Mannschaft aber mit sechs Niederlagen in die 2. Bundesliga startete.

Gesichter der 3. Liga: Saison 2013/2014

"Es gab Tage, an denen ich kaum aufstehen konnte"

Im zweiten Jahr feierte Dum mit der Fortuna den Aufstieg in die Bundesliga. Ein schönes Erlebnis, aber Ausgelassenheit sieht anders aus. Dum wusste, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Noch schlimmer waren die Schmerzen durch die Bandscheibe. Monatelang hatte Dum gespielt, obwohl es längst keinen Sinn mehr ergab. "Es gab Tage, an denen ich kaum aufstehen konnte", erzählt er. Irgendwann schlug kein Schmerzmittel mehr an.

Und wofür die Qual? Für den Aufstieg. Und für einen neuen Vertrag. Der Aufstieg klappte, die Vertragsverlängerung nicht. Dum kam unters Messer. Die Schmerzen verschwanden allmählich. "Als ich das erste Mal in der Reha wieder mit Ball gearbeitet habe, wusste ich, dass es das mit Fußball noch nicht war", sagt er. Nur einen Verein hatte er nicht. Wer will schon einen verletzten Spieler verpflichten?

Die Rückkehr: "Ich bin dem MSV überaus dankbar"

Dums Arbeitslosigkeit endete in der Winterpause. Der MSV Duisburg klopfte an. Eine Chance in der 2. Bundesliga, da gab es nicht viel zu überlegen. "Ich bin dem MSV überaus dankbar dafür", sagt Dum. Darum ist der gebürtige Leverkusener auch geblieben. Trotz der finanziellen Turbulenzen in Duisburg. Trotz der verlorenen Lizenz. Trotz der wochenlangen Ungewissheit. Trotz der kurzen Saisonvorbereitung.

Erst zehn Tage vor dem ersten Punktspiel begann das Training. Vorher hatte der MSV keine Mannschaft zusammen. "Ich fand diese Vorbereitung eigentlich ganz schön", sagt Dum mit einem Augenzwinkern. "So hatte ich mehr Zeit für meine Tochter."

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Am Montag im DFB-Pokal gegen Paderborn

Natürlich weiß er, dass sein Team nicht ideal präpariert ist für die ersten Wochen dieser Saison mit dem DFB-Pokalspiel gegen den Zweitligisten SC Paderborn am Montag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky). Natürlich weiß er, dass die Duisburger eine Menge aufzuholen haben und sich damit beeilen müssen. "Nach acht bis zehn Spieltagen können wir sagen, was wir erreichen können", meint Dum.

Unruhig macht ihn die Situation nicht. Die ersten drei Punkte sind seit dem 2:0 bei Wacker Burghausen im Sack. Die Unterstützung der Fans ist dem MSV sicher. Mehr als 18.000 Zuschauer kamen zum ersten Heimspiel gegen den FC Heidenheim (0:1).

Wer jahrelang im Profigeschäft ist, für den gehört dieses Auf und Ab zum Alltag. Sascha Dum hat Champions League erlebt. Europa League. Zwei Bundesligaaufstiege, zwei Abstiege. Er wurde hochgejubelt, er war in der Versenkung verschwunden. Sascha Dum ist längst erwachsen geworden. Den Trick mit dem Kaugummi kann er bestimmt immer noch.