Drei Generationen, eine Leidenschaft: "Ohne Fußball geht's nicht"

Schumacher: Ja, ich kann diese Geschichten in Ansätzen gut nachvollziehen. Nach der Schule flog der Rucksack in die Ecke und dann haben wir uns zum Kicken getroffen. Aus Steinen haben wir die Tore gemacht, dann ging es los. Es war eine tolle Zeit.

DFB.de: Haben Sie drei gemeinsam auch schon mal zusammen irgendwo auf dem Platz gestanden?

Schumacher: Nein. Das gab es noch nicht. Mit Michael schon manchmal. Aber mit meinem Opa noch nie. Vielleicht sollten wir das mal nachholen.

Heinz Hornig: Nein, das Thema ist für mich erledigt. Ich spiele überhaupt keinen Fußball. Als die WM 2006 in Deutschland war, hatte ich es schon lange nicht mehr gemacht. Dann bin ich zu einem Benefizspiel auf einem Kunstrasenplatz überredet worden. Ich wollte nicht, aber zu fünf Minuten habe ich mich überzeugen lassen. Es hat wieder unglaublich viel Spaß gemacht. Ich war also länger dabei. In der sechsten Minute habe ich mir einen Bänderriss, einen Meniskusabriss und einen Knorpelschaden zugezogen. Das war bis heute meine letzte Aktion auf einem Fußballplatz. Es ging direkt ins Krankenhaus. Seitdem bin ich Teil des Fußballs nur noch vor dem Fernseher oder auf der Tribüne.

Michael Hornig: Man sieht an diesen Beispielen, dass es für uns ohne Fußball nicht geht und niemals gehen wird. Ich war sechseinhalb Jahre Assistent von Lars Leese beim SV Bergisch Gladbach 09. Ich dachte, das sei meine Erfüllung. Aber dann habe ich als Verantwortlicher die B-Junioren des Klubs übernommen und war erstaunt, wie toll diese Aufgabe ist. Die Jungs nehmen unglaublich viel an und geben viel zurück. Man sieht eine Entwicklung. Und es geht ja nicht nur darum, sie zu guten Fußballern zu machen. Als Trainer hat man eine viel größere Verantwortung. Auch soziale, zwischenmenschliche und psychologische Komponenten spielen eine große Rolle. Die Aufstellung für das nächste Spiel ist ja schon längst nicht mehr das Wichtigste. Im Sommer übernehme ich einen Kreisligisten, der noch Chancen auf den Bezirksliga-Aufstieg hat. Da freue ich mich drauf. Das ist der nächste Schritt.

Heinz Hornig: Diese Entwicklung habe ich auch erlebt. Das Fußballtraining hat sich unheimlich spezialisiert. Ich war 25 Jahre in diesem Bereich tätig. Anfangs habe ich alles selbst gemacht, auch das Torwarttraining. Mit der Zeit ist der Stab der Verantwortlichen immer größer geworden.

DFB.de: Wie intensiv verfolgen Sie das Geschehen heutzutage noch?

Heinz Hornig: Ich bin nach wie vor sehr nah dabei. Vor allem beim 1. FC Köln. Aber auch bei der Nationalmannschaft. Es ist schon überragend, was sich dort in den vergangenen Jahren unter Jogi Löw entwickelt hat. Der deutsche Fußball hat auf der ganzen Welt wieder einen hervorragenden Stellenwert. Wir sind regelmäßig mit der gesamten Familie bei Länderspielen. Das sind immer wieder tolle Abende. Man trifft alte Weggefährten, das macht einfach Spaß.

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Heinz Hornig (75), Michael Hornig (47), Dario Schumacher (19) - drei Generationen, eine Familie, eine Leidenschaft. Sie leben für den Fußball, sie waren gute Fußballer, sie sind noch immer gute Fußballer. Heinz Hornig war Nationalspieler, Held aller Fans des 1. FC Köln. Deutscher Meister 1964. Er hat auf dem Platz Dinge erlebt, die niemals vergessen werden. Die legendäre Entscheidung nach dem dritten Unentschieden im Europapokal der Meister gegen den FC Liverpool, als beim Münzwurf das Geldstück im ersten Versuch im Boden stecken blieb. Oder das Wembley-Tor mit der DFB-Auswahl im WM-Finale 1966 gegen England.

Sein Sohn Michael konnte nicht in die großen Fußstapfen treten. "Ich hatte auch den Traum Fußballprofi, aber ich habe erst mit 27 Jahren gemerkt, was man dafür investieren muss", sagt er rückblickend. Heute hat er als Trainer im Amateurbereich seine Erfüllung gefunden.

Ganz am Anfang seiner Karriere steht noch Dario Schumacher, der Enkel von Heinz Hornig. Bei Alemannia Aachen sorgt der Offensivspieler seit Beginn der Rückrunde für Furore. Im großen DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen sprechen sie gemeinsam über den Stellenwert des Fußballs in ihrer Familie und die Entwicklung dieser Sportart in den vergangenen Jahrzehnten.

DFB.de: Herr Schumacher, erzählt Ihnen Ihr Opa manchmal Geschichten von früher?

Dario Schumacher: Na klar. Wir reden viel über Fußball. Vor einiger Zeit haben wir mal ein Video geschaut mit seinen besten Szenen. Es ist schön, so einen Opa zu haben. Für mich ist es natürlich interessant, wie er früher gespielt hat.

DFB.de: Herr Hornig, war es für Sie eine Belastung, einen so berühmten Vater zu haben?

Michael Hornig: Nein, so habe ich es nie empfunden. Mein Vater ist eine sehr bescheidene Person. Es wurde nie groß thematisiert bei uns in der Familie, dass er Deutscher Meister mit dem 1.FC Köln war oder dass er beim legendären WM-Endspiel in Wembley 1966 dabei war. Sicher spricht man manchmal darüber. Aber mehr auch nicht. Als ich jung war, gab es mal den einen oder anderen Vergleich. Aber das hat mich überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil: Es ist doch toll, einen erfolgreichen Vater zu haben. Das war eher Ehre als Belastung. Und ganz so schlecht habe ich ja auch nicht Fußball gespielt. Ich habe es immerhin bis in die dritthöchste Spielklasse in Deutschland geschafft.

DFB.de: Wie haben Sie diese legendären Geschichten erlebt? Den Münzwurf in Rotterdam gegen Liverpool? Das Wembley-Tor?

Michael Hornig: Bei der Liverpool-Geschichte war ich ein Jahr alt. Ich habe mir aber kürzlich noch einmal das Video dazu angeschaut. Ich wollte ihm seine wichtigsten Szenen aus dieser Begegnung zusammenschneiden und ihm dann zu Weihnachten schenken. Aber aus zwei Gründen hat das nicht funktioniert: Die Qualität des Videos war zu schlecht. Und er war zu wenig am Ball. Das hätte sich nicht gelohnt.

Heinz Hornig: Dazu gibt es eine ganz lustige Geschichte. Ich war mal mit Dirk Lottner, Reiner Calmund, Wolfgang Overath, Jürgen Gelsdorf und ein paar weiteren ehemaligen Weggefährten bei einem Vortrag in der Sportschule Hennef. Und dabei kamen wir auch zum Vergleich des Fußballs von heute und von früher. Einige meinen ja, da hätte sich nicht viel verändert. Ich habe dann erzählt, dass ich meinen Kindern früher Szenen von mir gezeigt hätte. Daraufhin hat Michael zu mir gesagt, ich solle doch endlich mal die Zeitlupenfunktion ausstellen. Ich glaube, das sagt schon viel aus.

DFB.de: Kann man in Ihrer Familie also erkennen, welche Entwicklung der Fußball in den vergangenen Jahren genommen hat?

Heinz Hornig: Ja, natürlich. Darüber sprechen wir auch manchmal. Michael hat schon ganz anders gespielt als ich damals. Und zwischen Dario und Michael liegen ebenfalls Welten. Mit einem Vergleich zwischen Dario und mir brauchen wir gar nicht erst zu beginnen. Das ist fast eine andere Sportart in Hinblick auf Tempo, Aggressivität und körperlicher Härte. Trotzdem verbindet uns diese Sportart. Unsere ganze Familie liebt den Fußball. Es ist schon interessant, das mal so nachzuvollziehen.

DFB.de: Holen Sie sich manchmal Tipps von Ihrem Opa?

Schumacher: Auf jeden Fall. Eigentlich telefonieren wir nach jedem Spiel. Ich versuche, jeden Ratschlag schon in der nächsten Begegnung umzusetzen. Das hilft mir. Aber auch Michael ist für mich ein wichtiger Ansprechpartner. Wir hatten im Januar ein Benefizspiel gegen Bayern München. Da bin ich nach einer guten Stunde eingewechselt worden. Nachher hat der Trainer mir gesagt, dass er nicht so richtig zufrieden war. Da habe ich mich dann hinterher mit Michael zusammengesetzt. Wir haben gemeinsam geschaut, was ich falsch gemacht habe. Vor allem schätze ich seine Ehrlichkeit. Es bringt mir nichts, wenn mir jemand erzählt, dass alles toll war. Aber in Wirklichkeit war Vieles schlecht. Das hilft mir nicht weiter.

DFB.de: Offenbar haben diese Analysen schon etwas gebracht. Nach der Winterpause sind Sie durchgestartet. Unter anderem waren Sie DFB.de-Spieler der Woche.

Schumacher: Ja, es läuft ganz gut. Aber es gibt keinen Grund, sich darauf auszuruhen.

DFB.de: War das Ihr Durchbruch?

Schumacher: Nein, bestimmt nicht. Ich habe noch nichts erreicht. Meine Hinrunde zum Beispiel war nicht gut. Da hatte ich nur ein paar Kurzeinsätze. Man darf den guten Start ins neue Jahr nicht überbewerten. Ich muss auf dem Boden bleiben.

Michael Hornig: Es ist ja auch noch gar nichts passiert. Er hat ein paar gute Spiele gemacht. Das ist schön und erfreulich. Aber mehr eben auch nicht. Er muss sich etablieren. Er muss sich in jedem Training beweisen.

Schumacher: Ich bin noch nicht so alt. Aber ich habe schon gemerkt, dass es im Fußball ganz schnell gehen kann. In beide Richtungen: nach oben, aber auch nach unten.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat der Fußball in Ihrer Familie?

Michael Hornig: In dieser Hinsicht sind wir etwas verrückt. Aber das ist bei unserer Geschichte wohl ganz normal. Wenn wir drei zusammen sitzen, dann geht es zu 90 Prozent um Fußball. Das ist bei uns absolut Thema Nummer eins. Wir haben so viel erlebt, da gibt es immer wieder etwas zu erzählen. Vor allem natürlich durch meinen Vater.

DFB.de: Erzählen Sie doch mal: Das Entscheidungsspiel am 24. März 1965 mit dem 1. FC Köln gegen den FC Liverpool im Viertelfinale des Landesmeisterwettbewerbs. Ganz am Ende mit dem Münzwurf.

Heinz Hornig: Es war einfach ein unvergessliches Erlebnis, unabhängig vom Ergebnis. Denn letztlich hat die Münze ja gegen uns entschieden. Es war das dritte Spiel gegen Liverpool. Ausverkauftes Stadion, 30.000 Kölner waren dort. Die Stimmung war riesig. Das Spiel war offen. Schon in der ersten Halbzeit hatte sich Wolfgang Weber schwer verletzt. Aber man konnte noch nicht auswechseln. In der Pause hat unser Mannschaftarzt Wolfgang Weber auf die Massagebank gestellt und gesagt: "Spring mal runter." Er ist runtergesprungen und hatte wahnsinnige Schmerzen. Aber wir haben gesagt: "Stell dich nicht so an. Es muss weitergehen." Er konnte nur noch humpeln. Nachher hat sich herausgestellt, dass er einen Wadenbeinbruch hatte. Das kann man sich heute ja gar nicht mehr vorstellen. Aber er hat durchgehalten. Auch die Verlängerung noch. Danach stand es 2:2.

DFB.de: Und dann kam der legendäre Münzwurf.

Heinz Hornig: Ich weiß es noch ganz genau. Wir standen im Kreis. Alle durcheinander, Liverpooler und Kölner. Der Schiedsrichter schmeißt die Münze in die Luft. Jeder verfolgt den Flug mit angehaltenem Atem. Und dann bleibt die im Boden stecken, leicht versetzt zu unseren Gunsten. Unglaublich. Wir trauten unseren Augen nicht. Der Schiedsrichter hat erneut geworfen. Das Schicksal entschied zugunsten von Liverpool und wir waren ausgeschieden.

DFB.de: Wie verkraftet man das?

Heinz Hornig: Wir waren alle erst am Boden zerstört. Aber die Geschichte ist damit noch nicht zu Ende. Drei Tage später stand ein Meisterschaftsspiel in Karlsruhe auf dem Programm. Immer wenn wir auswärts antreten mussten, sind wir von den gegnerischen Fans gehasst worden. Das ist vergleichbar mit Bayern München heute. Aber an diesem Tag in Karlsruhe sind 30.000 Menschen aufgestanden und haben uns applaudiert. Alle haben erkannt, dass wir gegen Liverpool unglaubliches Pech hatten. Das war ein tolles Erlebnis.

DFB.de: Wie klingen solche Geschichten für Sie heute?

Schumacher: Unvorstellbar. Das klingt wie ein schlechtes Märchen. Ein Münzwurf entscheidet in der Champions League über den Halbfinaleinzug? Das wäre lustig.

Heinz Hornig: Zum Glück gibt es das nicht mehr. Das war schon sehr bitter und unvergesslich zugleich. Das Wembley-Tor bei der WM 1996 natürlich auch. Ich habe das alles leider nur von der Bank erlebt, weil Einwechslungen noch immer nicht erlaubt waren. Aber was sich nachher abgespielt hat, war schon beeindruckend. Trotz dieser dramatischen Ereignisse haben alle Deutschen den Engländern fair gratuliert. Das war ein wichtiges Ereignis. Alle haben sich super benommen. International hat das dem deutschen Fußball viel Ansehen eingebracht.

DFB.de: Gibt es aus dieser Zeit noch Andenken?

Michael Hornig: Auch dazu gibt es eine exemplarische Geschichte. Ich war damals 14 oder 15 Jahre alt und habe noch bei meinen Eltern in Bedburg gewohnt. Da kam ein Vereinsverantwortlicher des dort ansässigen Klubs vorbei und fragte meinen Vater, ob er für eine Tombola nicht etwas zur Verfügung stellen könnte. Er ist dann auf den Speicher gegangen und kam mit einem Originalball von dem WM-Endspiel 1966 wieder, unterschrieben von allen Spielern. Wenn man den heute verkaufen würde, bekam man mit Sicherheit einen vierstelligen Betrag.

Heinz Hornig: Ich hatte in dieser Begegnung das Trikot mit der Nummer 13. Das ist mal für einen guten Zweck in England versteigert worden. Ich glaube, es hat knapp 1500 Pfund eingebracht.

Michael Hornig: Wir haben auch noch ein paar Erinnerungsstücke zu Hause. Aber wir haben da nie so viel Wert drauf gelegt. Vieles hat mein Vater für gute Zwecke gestiftet.

Schumacher: Ich habe auch noch ein Trikot von meinem Opa aus seiner Zeit beim 1. FC Köln. Heutzutage würde man sagen, dass das ein T-Shirt ist. Aber früher war das eben ein Trikot. Und von der Nationalmannschaft habe ich noch eine Art Strickjacke mit einem riesigen DFB-Emblem drauf. Das sieht ziemlich cool aus.

Michael Hornig: Wenn du die heutzutage abends in der Disko anziehst, bist du bestimmt der Held dort.

DFB.de: Wären Sie gerne in die Fußstapfen Ihres Vaters getreten?

Michael Hornig: Ja. Den Traum vom Fußballprofi hatte ich schon. Aber mir hat der Biss gefehlt, um mich durchzusetzen. Erst als ich 27 Jahre alt war, habe ich verstanden, worum es eigentlich geht und was man dafür machen muss. Aber da war ich dann leider schon zu alt. Trotzdem: Fußball ist mein Leben, Fußball ist unser Leben. Dieser Sport gibt unserer Familie unheimlich viel. Einerseits als Ablenkung von den Sorgen des Alltags. Andererseits als persönliche Erfüllung.

DFB.de: Sie sind noch ein sehr junger Spieler. Ist das eine Warnung für Sie?

Schumacher: Natürlich. Er hat mir seine Geschichte erzählt. Ich kann und will meine Lehren daraus ziehen. Man muss von Anfang an dabei sein. Ich will mich jeden Tag verbessern, möglichst in jeder Trainingseinheit.

DFB.de: Hat er das Potenzial, um den nächsten Schritt zu machen. In die 2. Bundesliga? Vielleicht sogar noch höher?

Heinz Hornig: Er hat die Qualität. Aber nur dann, wenn er seine Leistung auch auf den Platz bringt. Er muss das umsetzen, was er sich im Training erarbeitet. Dario ist technisch stark. Er kann den tödlichen Pass spielen. Ballannahme, Ballmitnahme, Standards – das ist alles in Ordnung. Er ist meiner Meinung nach ein typischer Zehner. Aber er muss noch an seiner Aggressivität und Schnelligkeit arbeiten. Manchmal wünsche ich mir, dass er auf dem Platz noch mehr ein Drecksack ist. Er ist oft zu lieb und anständig. Trotzdem hat er nach meiner Einschätzung einen guten Weg vor sich. Aber das klappt nicht von selbst.

DFB.de: Hat er das Talent von seinem Opa geerbt?

Heinz Hornig: Nein, das glaube ich nicht. Er hat sich das alles hart erarbeitet. Ich weiß noch genau, dass er beim Spaziergang mit dem Hund immer stundenlang den Ball am Fuß hatte.

Schumacher: Mein Opa hat immer zu mir gesagt: "Dario, du musst am Tag 10.000 Ballkontakte haben." Ich habe mir also immer den Ball geschnappt, bin vor die Tür gegangen und habe ihn immer weiter hoch gehalten. Wir haben nicht weit von Oma und Opa weggewohnt. Immer wenn ich sie zu Fuß besucht habe, hatte ich den Ball dabei und habe auf dem Weg Dribblings gemacht oder Übersteiger.

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Heinz Hornig: Diesen Tipp habe ich ihm mit auf den Weg gegeben, nachdem ich mal ein Training vor einigen Jahren bei ihm gesehen hatte. Nach zwei Einheiten in einer Woche hatte er 156 Ballkontakte. Ich habe extra mitgezählt. So kann man diesen Sport doch nicht lernen. Ich komme aus einer Generation, wir haben früher den ganzen Tag auf der Straße gespielt. Mein Vater war Platzwart eines Tennisvereins. Es gab keine Fußbälle. Aber er hat uns eine Kiste alter Tennisbälle ohne Filz mitgebracht. Das war also im Grunde nur noch eine Gummikugel. Davon hatte ich immer einen in der Tasche, damit habe ich das Fußballspielen gelernt. Und in der Schule war ich sowieso der König, weil wir einen Ball hatten. Seitdem bin ich der Meinung, dass die Kugel immer im Mittelpunkt stehen muss. Sonst kann man es nicht lernen. Wer heute mit 16 oder 17 Jahren nicht die entsprechende Technik hat, der lernt das auch nicht mehr. Die Grundlagen müssen früh gelegt werden.

DFB.de: Haben Sie früher auch auf der Straße gespielt?

Schumacher: Ja, ich kann diese Geschichten in Ansätzen gut nachvollziehen. Nach der Schule flog der Rucksack in die Ecke und dann haben wir uns zum Kicken getroffen. Aus Steinen haben wir die Tore gemacht, dann ging es los. Es war eine tolle Zeit.

DFB.de: Haben Sie drei gemeinsam auch schon mal zusammen irgendwo auf dem Platz gestanden?

Schumacher: Nein. Das gab es noch nicht. Mit Michael schon manchmal. Aber mit meinem Opa noch nie. Vielleicht sollten wir das mal nachholen.

Heinz Hornig: Nein, das Thema ist für mich erledigt. Ich spiele überhaupt keinen Fußball. Als die WM 2006 in Deutschland war, hatte ich es schon lange nicht mehr gemacht. Dann bin ich zu einem Benefizspiel auf einem Kunstrasenplatz überredet worden. Ich wollte nicht, aber zu fünf Minuten habe ich mich überzeugen lassen. Es hat wieder unglaublich viel Spaß gemacht. Ich war also länger dabei. In der sechsten Minute habe ich mir einen Bänderriss, einen Meniskusabriss und einen Knorpelschaden zugezogen. Das war bis heute meine letzte Aktion auf einem Fußballplatz. Es ging direkt ins Krankenhaus. Seitdem bin ich Teil des Fußballs nur noch vor dem Fernseher oder auf der Tribüne.

Michael Hornig: Man sieht an diesen Beispielen, dass es für uns ohne Fußball nicht geht und niemals gehen wird. Ich war sechseinhalb Jahre Assistent von Lars Leese beim SV Bergisch Gladbach 09. Ich dachte, das sei meine Erfüllung. Aber dann habe ich als Verantwortlicher die B-Junioren des Klubs übernommen und war erstaunt, wie toll diese Aufgabe ist. Die Jungs nehmen unglaublich viel an und geben viel zurück. Man sieht eine Entwicklung. Und es geht ja nicht nur darum, sie zu guten Fußballern zu machen. Als Trainer hat man eine viel größere Verantwortung. Auch soziale, zwischenmenschliche und psychologische Komponenten spielen eine große Rolle. Die Aufstellung für das nächste Spiel ist ja schon längst nicht mehr das Wichtigste. Im Sommer übernehme ich einen Kreisligisten, der noch Chancen auf den Bezirksliga-Aufstieg hat. Da freue ich mich drauf. Das ist der nächste Schritt.

Heinz Hornig: Diese Entwicklung habe ich auch erlebt. Das Fußballtraining hat sich unheimlich spezialisiert. Ich war 25 Jahre in diesem Bereich tätig. Anfangs habe ich alles selbst gemacht, auch das Torwarttraining. Mit der Zeit ist der Stab der Verantwortlichen immer größer geworden.

DFB.de: Wie intensiv verfolgen Sie das Geschehen heutzutage noch?

Heinz Hornig: Ich bin nach wie vor sehr nah dabei. Vor allem beim 1. FC Köln. Aber auch bei der Nationalmannschaft. Es ist schon überragend, was sich dort in den vergangenen Jahren unter Jogi Löw entwickelt hat. Der deutsche Fußball hat auf der ganzen Welt wieder einen hervorragenden Stellenwert. Wir sind regelmäßig mit der gesamten Familie bei Länderspielen. Das sind immer wieder tolle Abende. Man trifft alte Weggefährten, das macht einfach Spaß.