Dotschew: "Münster ist ein schlafender Riese"

Pawel Dotschew: Die Stimmung war relativ gereizt. Man hat das auch an der Körpersprache der Spieler und der Fans gesehen. Ich hoffe, dass wir nach dem guten Start nachlegen und für ein bisschen Ruhe sorgen. Die Mannschaft war durch die Situation belastet, klar, aber sie hat das in den ersten Wochen gut hinbekommen. Das alles ist nun ohnehin Vergangenheit.

DFB.de: Ihr Vorgänger Marc Fascher hat Münster in die 3. Liga geführt und war bei den Fans sehr beliebt. Wie groß sind die Fußstapfen, in die Sie getreten sind?

Dotschew: Ich bin in Paderborn ebenfalls aufgestiegen und musste gehen. Dort ist auch weiter Fußball gespielt worden – und das erfolgreich. Außerdem ist Marc Fascher – genau wie ich damals - nicht alleine aufgestiegen. Zu so einem Erfolg tragen viele bei. Ich will das gar nicht weiter thematisieren, so ist eben das Geschäft.

DFB.de: Sehen Sie Parallelen zwischen dem Fall Fascher in Münster und Ihrer Zeit in Paderborn?

Dotschew: Nein. Bei mir war es viel extremer. Ich bin mit Paderborn aufgestiegen, und mein Vertrag wurde nicht verlängert. In meiner zweiten Amtszeit wurde ich beurlaubt, als wir auf einem Aufstiegsplatz standen. Das war viel härter.

DFB.de: Wo sehen Sie Unterschiede zwischen Preußen Münster und dem SC Paderborn?

Dotschew: Münster ist ein schlafender Riese, ein Traditionsverein mit großer Fankultur. Das Umfeld ist sehr anspruchsvoll, aber auch schnell zu begeistern. Ich sehe hier viel Luft nach oben und mehr Potenzial als in Paderborn. Entscheidend ist: Wir müssen alle zusammenhalten.

DFB.de: Treffen Sie als Paderborner im anderen Teil Westfalens auf Skepsis?



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Die Amtszeit bei Preußen Münster hat sich für Pawel Dotschew (46) gut angelassen. Nach zwei Spielen ist der neue Trainer mit seiner Mannschaft ungeschlagen und ohne Gegentor. Allerdings zeigte sich beim 0:0 gegen den Tabellenletzten Werder Bremen II auch, dass Dotschew noch einige Arbeit vor sich hat.

Verbunden wird der Name Dotschew in Deutschland vor allem mit dem SC Paderborn. Sieben Jahre trug der frühere bulgarische Nationalspieler das Trikot des heutigen Zweitligisten, den er später auch zweimal trainierte. Zum 100-jährigen Vereinsjubiläum wurde er zu Paderborns "Trainer des Jahrhunderts" gewählt. Vor zwei Jahren schied er im Streit vom SCP.

Im Gespräch mit DFB.de-Redakteur Jochen Breideband redet Pawel Dotschew über seine ehrgeizigen Ziele mit Preußen Münster, ein Jahr ohne Trainerjob sowie verletzte Gefühle.

DFB.de: Herr Dotschew, zwei Spiele, vier Punkte: Wie fällt Ihre erste Bestandsaufnahme abseits der Zahlen aus?

Pawel Dotschew: Wir haben gegen Bremen II den guten Auftritt vom 2:0-Sieg in Babelsberg wiederholt – mit dem Unterschied, dass wir diesmal die Tore nicht gemacht haben. Mit der Leistung war ich zufrieden, mit dem Ergebnis nicht.

DFB.de: Was gefällt Ihnen? Und was muss die Mannschaft unbedingt verbessern?

Dotschew: Die Einstellung passt. Die komplette Mannschaft beteiligt sich an der Arbeit gegen den Ball. Relativ harmlos sind wir bei den Standardsituationen. Das müssen wir auf jeden Fall verbessern, weil man durch einen Eckball oder Freistoß ein Spiel entscheiden kann. Bei Minustemperaturen war das allerdings schwierig zu trainieren, weil es sehr statisch ist. Wir haben daher in diesem Bereich noch nichts gemacht. Auch die Spielverlagerung sollte schneller gehen. Es gibt einige Sachen, an denen wir arbeiten müssen, die aber nicht von heute auf morgen gehen.

DFB.de: Welche Situation haben Sie bei Ihrem Amtsantritt in Münster vorgefunden?

Pawel Dotschew: Die Stimmung war relativ gereizt. Man hat das auch an der Körpersprache der Spieler und der Fans gesehen. Ich hoffe, dass wir nach dem guten Start nachlegen und für ein bisschen Ruhe sorgen. Die Mannschaft war durch die Situation belastet, klar, aber sie hat das in den ersten Wochen gut hinbekommen. Das alles ist nun ohnehin Vergangenheit.

DFB.de: Ihr Vorgänger Marc Fascher hat Münster in die 3. Liga geführt und war bei den Fans sehr beliebt. Wie groß sind die Fußstapfen, in die Sie getreten sind?

Dotschew: Ich bin in Paderborn ebenfalls aufgestiegen und musste gehen. Dort ist auch weiter Fußball gespielt worden – und das erfolgreich. Außerdem ist Marc Fascher – genau wie ich damals - nicht alleine aufgestiegen. Zu so einem Erfolg tragen viele bei. Ich will das gar nicht weiter thematisieren, so ist eben das Geschäft.

DFB.de: Sehen Sie Parallelen zwischen dem Fall Fascher in Münster und Ihrer Zeit in Paderborn?

Dotschew: Nein. Bei mir war es viel extremer. Ich bin mit Paderborn aufgestiegen, und mein Vertrag wurde nicht verlängert. In meiner zweiten Amtszeit wurde ich beurlaubt, als wir auf einem Aufstiegsplatz standen. Das war viel härter.

DFB.de: Wo sehen Sie Unterschiede zwischen Preußen Münster und dem SC Paderborn?

Dotschew: Münster ist ein schlafender Riese, ein Traditionsverein mit großer Fankultur. Das Umfeld ist sehr anspruchsvoll, aber auch schnell zu begeistern. Ich sehe hier viel Luft nach oben und mehr Potenzial als in Paderborn. Entscheidend ist: Wir müssen alle zusammenhalten.

DFB.de: Treffen Sie als Paderborner im anderen Teil Westfalens auf Skepsis?

Dotschew: Das sehe ich nicht so, das ist kein Problem. Mein Wunsch wäre ein Duell Münster gegen Paderborn in der 2. Liga, das wäre ein tolles Erlebnis. Aber da haben wir noch einen langen Weg vor uns. Erst einmal ist es das Ziel, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen.

DFB.de: Es ist Ihre dritte Station in der 3. Liga. Kann man von Ihrer Lieblingsliga sprechen?

Dotschew: Nein. Im Gegenteil. Natürlich ist die 3. Liga eine attraktive Liga mit ihren Traditionsvereinen. Aber ich mag die 2. Liga viel lieber. Leider gab es in Paderborn diese Unstimmigkeiten. Wenn wir gut arbeiten, können wir es mit Münster schaffen, aus der 3. Liga herauszukommen. Ich sehe diese Perspektive. Mittelfristig sollte es das Ziel sein, an die Tür zur 2. Liga zu klopfen.

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DFB.de: Nach Ihrer Trennung vom SV Sandhausen war es ein Jahr ruhig um Sie.

Dotschew: Ich habe die Zeit für mich genutzt. Die Auszeit hat mich persönlich weitergebracht. Ich habe viel nachgedacht, mich mit anderen Gedanken befasst, bin meinen Hobbys nachgegangen, habe bei Schalke 04 unter Felix Magath hospitiert und viele Spiele gesehen. Ich habe das genossen. Man guckt mal wieder nach links und rechts und nicht nur stur geradeaus. Irgendwann war natürlich wieder der Wunsch da, an der Linie zu stehen.

DFB.de: Hatten Sie nie die Befürchtung, weg vom Fenster zu sein?

Dotschew: Nein, überhaupt nicht. Für mich war es eine Frage der Zeit. Ich war vor der Einigung mit Münster schon bei drei, vier Vereinen im Gespräch, aber es hat nicht gepasst. Ich wollte nicht alles machen. Ich habe schlechte Erfahrungen damit gemacht, zu schnell zu entscheiden.

DFB.de: Hat Ihr missglücktes Engagement in Sandhausen Spuren hinterlassen?

Dotschew: Das meine ich damit. Ich habe dort eine Mannschaft aufgebaut und keinen Scherbenhaufen hinterlassen. Aber es hat nicht gepasst. Ich bedauere das nicht. Ich bedauere nur, dass ich mich damals so schnell entschieden habe. Es war mein einziger Verein, bei dem es nicht funktioniert hat. Manchmal gibt es die Liebe auf den ersten Blick, und manchmal geht es eben gar nicht.

DFB.de: Ihr Ex-Verein Paderborn spielt trotz des 1:5 in Fürth eine starke Rolle in der 2. Liga. Sind Sie darüber ebenso überrascht wie der Rest der Republik?

Dotschew: Um ehrlich zu sein: So habe ich das auch nicht erwartet. Ich habe der Mannschaft einen einstelligen Tabellenplatz zugetraut. Das Team hat seit drei, vier Jahren ein festes Gerüst, das punktuell verstärkt wird. Die Mannschaft ist eingespielt und hat einen tollen Charakter.

DFB.de: Freuen Sie sich über Paderborns Erfolg?

Dotschew: Zahlreiche Spieler in Paderborn habe ich noch verpflichtet. Mein Kontakt zu ihnen ist gut, auch zu Trainer Roger Schmidt, der unter mir Spieler war. Zum Verein habe ich keinen Kontakt mehr. Ich gebe zu: Ich bin verletzt. Seit meinem Abschied war ich nicht einmal in Paderborn im Stadion. Irgendwann werde ich vielleicht wieder da sein, aber dann als Trainer auf der gegnerischen Bank.