David Kinsombi: Abstieg mit Absicht

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: David Kinsombi vom 1. FC Magdeburg, der im Januar bis Sommer 2018 beim KSC unterschrieb und dann bis Saisonende nach Magdeburg gegangen ist - ein freiwilliger Rückschritt.

Es klingt nach einem sportlichen Abstieg. David Kinsombi spielte bereits erstklassig, unterschrieb im Januar zweitklassig und spielt nun drittklassig. Doch der 20-Jährige hat aus einem guten Grund zwei Schritte zurückgemacht: Er möchte seiner Karriere neuen Schwung verleihen. "Es war einfach an der Zeit, regelmäßig Spielpraxis zu bekommen", sagt Kinsombi im Gespräch mit DFB.de. Der Innenverteidiger absolvierte vier Bundesligaspiele für Eintracht Frankfurt, unterschrieb im Januar bis Sommer 2018 beim Karlsruher SC und ließ sich dann bis Saisonende zum 1. FC Magdeburg in die 3. Liga verleihen.

"In der 3. Liga wird sehr körperbetont gespielt"

Für den deutsch-kongolesischen Abwehrspieler ist das Intermezzo in Magdeburg ein neuer Lebensabschnitt. Man könnte fast sagen: Er ist vom Jungen zum Mann geworden. Er lebt in einer eigenen Wohnung, ist weit von der Heimat in Wiesbaden entfernt und steht Spieltag für Spieltag in der Verantwortung. "In der 3. Liga wird sehr körperbetont gespielt. Man muss sich jede Woche konzentriert reinhängen", hat er festgestellt.

Besonders das Umfeld des 1. FC Magdeburg hat es ihm angetan. Mit einem Schnitt von 17.806 haben die Blau-Weißen den zweithöchsten Zuschauerandrang der Liga. "Das ist eine fußballverrückte Stadt", so Kinsombi. "Selbst als wir unter der Woche ein weit entferntes Auswärtsspiel in Aalen hatten, war eine große Anhängerschaft dabei. Das macht einfach Spaß."

Erst Tuchel, dann Schmidt und Schaaf

Dass er die gewünschte Spielpraxis erhält, rundet sein Wohlbefinden ab. Unter Trainer Jens Härtel wurde der ehemalige U 18-Nationalspieler schnell zum Stammspieler. Dass er vergangenes Wochenende gegen Erzgebirge Aue zuschauen musste, war lediglich mit seinem Muskelfaserriss zu begründen. Härtel ist von dem Potenzial seines jungen Verteidigers überzeugt: "David bringt eine Menge mit, muss aber auch noch dazulernen. Er besitzt ein gutes Tempo, ein gutes defensives Zweikampfverhalten und bewahrt in schwierigen Situationen die nötige Ruhe."

Härtel ist nicht der erste Trainer, der die Qualitäten des Nachwuchsspielers zu schätzen weiß. Als David Kinsombi noch A-Jugendspieler beim 1. FSV Mainz 05 gewesen ist, hatten Cheftrainer Thomas Tuchel und der damalige U 23-Trainer Martin Schmidt ein Auge auf ihn. Als A-Jugendlicher kam er bei den Profis in Freundschaftsspielen zum Einsatz, spielte außerdem für die zweite Mannschaft in der Regionalliga. Die Perspektive, ein Bundesligaspieler zu werden, sah er trotzdem nicht: "Der Kontakt zu den Profis war zwar immer vorhanden. Aber es war leider nicht so, dass man regelmäßig bei den Profis mittrainieren durfte."

Bundesligadebüt gegen Hannover

Genau dies wurde ihm versprochen, als er im Sommer 2014 bei Eintracht Frankfurt unterschrieb. Die Umstellung war nicht ganz einfach, wie er heute erzählt: "Ich kam von der Jugendmannschaft eines anderen Vereins und stand plötzlich mit erfahrenen Bundesligaspielern wie Alex Meier oder Makoto Hasebe auf dem Trainingsplatz. Für einen 18-Jährigen ist es nicht einfach, sich da zurechtzufinden. Auch wenn die Mannschaft mich gut aufgenommen hat."

Der damalige Trainer Thomas Schaaf habe ihm sehr geholfen: "Er hat dafür gesorgt, dass wir junge Spieler eng in die Mannschaft rücken. Ich habe viel von ihm gelernt, und er hat mir mein Bundesligadebüt gegen Hannover ermöglicht." Die Schnelligkeit, der Leistungswille und der Kampfgeist galten schon damals als die großen Stärken von Kinsombi. Die Ballbehandlung und das Stellungsspiel hingegen waren für einen Bundesligaspieler ausbaufähig.

Vor 80.000 in Dortmund gespielt - unvergesslich

Im vergangenen Sommer übernahm Armin Veh den Posten von Thomas Schaaf. Für Kinsombi war es nicht einfach, sich unter dem Trainer-Rückkehrer zu behaupten. "Er kannte die Spieler, die in seiner vorherigen Amtszeit bereits da waren, und die Spieler, die er zumindest beobachten konnte. Junge Spieler wie ich, die bis dahin auf wenig Einsätze kamen, hatten es erst einmal schwer." Kinsombi musste sich ganz neu behaupten - und biss sich durch. Die Belohnung: Er durfte in dem Stadion auflaufen, von dem er seit der Kindheit träumt.

David Kinsombi war jahrelang ein glühender Fan von Borussia Dortmund. Márcio Amoroso und Ewerthon sind seine Lieblingsspieler gewesen. Am 16. Spieltag durfte er dort auflaufen, wo früher seine Idole spielten: dem Westfalenstadion beziehungsweise Signal Iduna Park. Das Erlebnis, 90 Minuten vor über 80.000 Zuschauern zu spielen, blieb unvergesslich. "Vor dem Spiel war ich nur auf meine Aufgabe konzentriert", sagt er. "Aber im Nachhinein habe ich mehr sehr gefreut, als früherer Dortmund-Fan in diesem Stadion spielen zu dürfen." Dass das Spiel mit 1:4 endete, konnte das Erlebnis kaum trüben.

Kinsombi "vielen Positionen ausgebildet"

Der Nachwuchsspieler hofft, dass er noch viele Erlebnisse auf der großen Fußballbühne haben wird. Seine Flexibilität könnte ihm dabei zugute kommen. Er ist vorrangig Innenverteidiger, kann aber auch als Außenverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler eingesetzt werden. Bei der U 18-Nationalmannschaft agierte er sogar einmal als offensiver Mittelfeldspieler. Kinsombi: "Ich hatte das Glück, in der Jugend auf vielen Positionen ausgebildet worden zu sein. Ich war bis zu meinem 14. Lebensjahr im Verein Offensivspieler, habe aber in der städtischen Auswahl in der Defensive gespielt."

Die Position wäre ihm vermutlich egal, wenn er heute (ab 19 Uhr, im Livestream auf MDR.de) beim Auswärtsspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden auflaufen dürfte. Der Muskelfaserriss ist zwar ausgeheilt, ein Einsatz laut Vereinsangaben aber noch offen. Dabei wäre es ein besonderes Spiel für Kinsombi, trug er doch in der Jugend sieben Jahre das Trikot der Wiesbadener. "Ich habe noch nie dort in dem Stadion gespielt", sagt er. "Es wäre toll, dort einmal aufzulaufen." Er verließ den Verein mit 15 Jahren, um sich den Traum vom Profifußball zu erfüllen. Mit Erfolg, wie man weiß - und dem freiwilligen Abstieg soll bald wieder der Aufstieg folgen.

[oj]

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: David Kinsombi vom 1. FC Magdeburg, der im Januar bis Sommer 2018 beim KSC unterschrieb und dann bis Saisonende nach Magdeburg gegangen ist - ein freiwilliger Rückschritt.

Es klingt nach einem sportlichen Abstieg. David Kinsombi spielte bereits erstklassig, unterschrieb im Januar zweitklassig und spielt nun drittklassig. Doch der 20-Jährige hat aus einem guten Grund zwei Schritte zurückgemacht: Er möchte seiner Karriere neuen Schwung verleihen. "Es war einfach an der Zeit, regelmäßig Spielpraxis zu bekommen", sagt Kinsombi im Gespräch mit DFB.de. Der Innenverteidiger absolvierte vier Bundesligaspiele für Eintracht Frankfurt, unterschrieb im Januar bis Sommer 2018 beim Karlsruher SC und ließ sich dann bis Saisonende zum 1. FC Magdeburg in die 3. Liga verleihen.

"In der 3. Liga wird sehr körperbetont gespielt"

Für den deutsch-kongolesischen Abwehrspieler ist das Intermezzo in Magdeburg ein neuer Lebensabschnitt. Man könnte fast sagen: Er ist vom Jungen zum Mann geworden. Er lebt in einer eigenen Wohnung, ist weit von der Heimat in Wiesbaden entfernt und steht Spieltag für Spieltag in der Verantwortung. "In der 3. Liga wird sehr körperbetont gespielt. Man muss sich jede Woche konzentriert reinhängen", hat er festgestellt.

Besonders das Umfeld des 1. FC Magdeburg hat es ihm angetan. Mit einem Schnitt von 17.806 haben die Blau-Weißen den zweithöchsten Zuschauerandrang der Liga. "Das ist eine fußballverrückte Stadt", so Kinsombi. "Selbst als wir unter der Woche ein weit entferntes Auswärtsspiel in Aalen hatten, war eine große Anhängerschaft dabei. Das macht einfach Spaß."

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Erst Tuchel, dann Schmidt und Schaaf

Dass er die gewünschte Spielpraxis erhält, rundet sein Wohlbefinden ab. Unter Trainer Jens Härtel wurde der ehemalige U 18-Nationalspieler schnell zum Stammspieler. Dass er vergangenes Wochenende gegen Erzgebirge Aue zuschauen musste, war lediglich mit seinem Muskelfaserriss zu begründen. Härtel ist von dem Potenzial seines jungen Verteidigers überzeugt: "David bringt eine Menge mit, muss aber auch noch dazulernen. Er besitzt ein gutes Tempo, ein gutes defensives Zweikampfverhalten und bewahrt in schwierigen Situationen die nötige Ruhe."

Härtel ist nicht der erste Trainer, der die Qualitäten des Nachwuchsspielers zu schätzen weiß. Als David Kinsombi noch A-Jugendspieler beim 1. FSV Mainz 05 gewesen ist, hatten Cheftrainer Thomas Tuchel und der damalige U 23-Trainer Martin Schmidt ein Auge auf ihn. Als A-Jugendlicher kam er bei den Profis in Freundschaftsspielen zum Einsatz, spielte außerdem für die zweite Mannschaft in der Regionalliga. Die Perspektive, ein Bundesligaspieler zu werden, sah er trotzdem nicht: "Der Kontakt zu den Profis war zwar immer vorhanden. Aber es war leider nicht so, dass man regelmäßig bei den Profis mittrainieren durfte."

Bundesligadebüt gegen Hannover

Genau dies wurde ihm versprochen, als er im Sommer 2014 bei Eintracht Frankfurt unterschrieb. Die Umstellung war nicht ganz einfach, wie er heute erzählt: "Ich kam von der Jugendmannschaft eines anderen Vereins und stand plötzlich mit erfahrenen Bundesligaspielern wie Alex Meier oder Makoto Hasebe auf dem Trainingsplatz. Für einen 18-Jährigen ist es nicht einfach, sich da zurechtzufinden. Auch wenn die Mannschaft mich gut aufgenommen hat."

Der damalige Trainer Thomas Schaaf habe ihm sehr geholfen: "Er hat dafür gesorgt, dass wir junge Spieler eng in die Mannschaft rücken. Ich habe viel von ihm gelernt, und er hat mir mein Bundesligadebüt gegen Hannover ermöglicht." Die Schnelligkeit, der Leistungswille und der Kampfgeist galten schon damals als die großen Stärken von Kinsombi. Die Ballbehandlung und das Stellungsspiel hingegen waren für einen Bundesligaspieler ausbaufähig.

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Vor 80.000 in Dortmund gespielt - unvergesslich

Im vergangenen Sommer übernahm Armin Veh den Posten von Thomas Schaaf. Für Kinsombi war es nicht einfach, sich unter dem Trainer-Rückkehrer zu behaupten. "Er kannte die Spieler, die in seiner vorherigen Amtszeit bereits da waren, und die Spieler, die er zumindest beobachten konnte. Junge Spieler wie ich, die bis dahin auf wenig Einsätze kamen, hatten es erst einmal schwer." Kinsombi musste sich ganz neu behaupten - und biss sich durch. Die Belohnung: Er durfte in dem Stadion auflaufen, von dem er seit der Kindheit träumt.

David Kinsombi war jahrelang ein glühender Fan von Borussia Dortmund. Márcio Amoroso und Ewerthon sind seine Lieblingsspieler gewesen. Am 16. Spieltag durfte er dort auflaufen, wo früher seine Idole spielten: dem Westfalenstadion beziehungsweise Signal Iduna Park. Das Erlebnis, 90 Minuten vor über 80.000 Zuschauern zu spielen, blieb unvergesslich. "Vor dem Spiel war ich nur auf meine Aufgabe konzentriert", sagt er. "Aber im Nachhinein habe ich mehr sehr gefreut, als früherer Dortmund-Fan in diesem Stadion spielen zu dürfen." Dass das Spiel mit 1:4 endete, konnte das Erlebnis kaum trüben.

Kinsombi "vielen Positionen ausgebildet"

Der Nachwuchsspieler hofft, dass er noch viele Erlebnisse auf der großen Fußballbühne haben wird. Seine Flexibilität könnte ihm dabei zugute kommen. Er ist vorrangig Innenverteidiger, kann aber auch als Außenverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler eingesetzt werden. Bei der U 18-Nationalmannschaft agierte er sogar einmal als offensiver Mittelfeldspieler. Kinsombi: "Ich hatte das Glück, in der Jugend auf vielen Positionen ausgebildet worden zu sein. Ich war bis zu meinem 14. Lebensjahr im Verein Offensivspieler, habe aber in der städtischen Auswahl in der Defensive gespielt."

Die Position wäre ihm vermutlich egal, wenn er heute (ab 19 Uhr, im Livestream auf MDR.de) beim Auswärtsspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden auflaufen dürfte. Der Muskelfaserriss ist zwar ausgeheilt, ein Einsatz laut Vereinsangaben aber noch offen. Dabei wäre es ein besonderes Spiel für Kinsombi, trug er doch in der Jugend sieben Jahre das Trikot der Wiesbadener. "Ich habe noch nie dort in dem Stadion gespielt", sagt er. "Es wäre toll, dort einmal aufzulaufen." Er verließ den Verein mit 15 Jahren, um sich den Traum vom Profifußball zu erfüllen. Mit Erfolg, wie man weiß - und dem freiwilligen Abstieg soll bald wieder der Aufstieg folgen.

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