Darmstadt-Coach Schuster: "Es war der totale Wahnsinn"

Dramatik, Entsetzen, am Ende grenzenloser Jubel: Der SV Darmstadt 98 hat am Montagabend dank einer sensationellen Leistung im Rückspiel der Relegation bei Arminia Bielefeld den Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt gemacht. 1:3 hatte der Drittligist das Hinspiel im eigenen Stadion verloren. Aber in Bielefeld siegte die Mannschaft von Trainer Dirk Schuster mit 4:2 nach Verlängerung und schaffte das Wunder - rund ein Jahr nach dem Fast-Abstieg in Liga vier.

Besonders in den letzten Minuten des Aufeinandertreffens überschlugen sich die Ereignisse auf der Alm. Zunächst traf Bielefeld kurz vor Schluss zum 2:3 - nun würde die Arminia in der Klasse bleiben. Aber Darmstadt kam zurück und erzielte durch Elton da Costa in der Nachspielzeit das 4:2. Damit jedoch nicht genug: Bielefeld griff noch ein letztes Mal verzweifelt an, scheiterte aber am Innenpfosten - ein unfassbares Ende, ein weiteres würdiges Kapitel für alle Geschichtsbücher.

Am Morgen danach konnte Darmstadts Trainer Schuster noch immer nicht fassen, was zwölf Stunden zuvor passiert war. "So eine Achterbahnfahrt der Gefühle habe ich vorher noch nie erlebt", sagt der 46-Jährige im DFB.de-Interview. "Ich kann das alles noch gar nicht richtig begreifen."

DFB.de: Herr Schuster, wie haben Sie die dramatische Verlängerung gestern erlebt?

Dirk Schuster: Es war der totale Wahnsinn. So eine Achterbahnfahrt der Gefühle habe ich vorher noch nie erlebt. Ich kann das alles noch gar nicht richtig begreifen, das wird sicher ein paar Tage dauern.

DFB.de: Wie kann man als verantwortlicher Trainer solche Situationen verkraften?

Schuster: Überhaupt nicht. Es ist ganz normal, dass man in solchen Augenblicken extrem emotional reagiert. Das ist bei mir ganz genauso. Da fallen manchmal auch Worte, die einem später leidtun und die man besser nicht gesagt hätte. Aber nach dem Schlusspfiff muss die Sache dann auch wieder erledigt sein.

SV Darmstadt 98 steigt in die 2. Bundesliga auf

DFB.de: Sie klingen noch nicht mal 24 Stunden nach diesem Showdown schon wieder recht abgeklärt. Täuscht der Eindruck?

Schuster: Ja, mit Sicherheit. Ich bin noch immer unheimlich aufgewühlt. Vielleicht liegt es auch am Schlafmangel. Wir sind heute Morgen um kurz nach sechs Uhr aus Bielefeld wieder hier heimgekommen. Dann haben wir noch gemeinsam ein Kaltgetränk zu uns genommen, ehe sich die Wege zunächst mal getrennt haben. Ich lag also um acht Uhr im Bett. Aber das war ein kurzes Vergnügen. Mein Handy hat unentwegt gerappelt. An Schlaf war nicht zu denken. Jetzt sitze ich hier schon wieder in meinem Büro und habe mit der Planung begonnen.

DFB.de: Wie war die Rückfahrt aus Bielefeld?

Schuster: Ich will es mal so sagen: Genau so stelle ich mir einen Partybus vor. Aber die Jungs hatten es sich auch wirklich verdient.

DFB.de: Was steht heute noch auf dem Programm?

Schuster: Einige Empfänge und Ehrungen. Wir werden zum Beispiel den Bürgermeister im Rathaus treffen. Heute Abend gehen wir alle gemeinsam etwas essen. Dabei werden wir sicher die Saison noch einmal Revue passieren lassen. Und morgen fliegen wir zusammen nach Mallorca auf Mannschaftstour. Nach diesen Ereignissen in den vergangenen Tagen macht das doch alles noch viel mehr Spaß. Wir freuen uns sehr darauf.

DFB.de: Herr Schuster, mal ehrlich: Haben Sie tatsächlich auch nach dem 1:3 aus dem Hinspiel noch ans Weiterkommen geglaubt? Haben Sie es für möglich gehalten, dass alles so ein Ende nehmen könnte?

Schuster: Ja, immer. Wir waren im Hinspiel spielerisch mit Bielefeld auf Augenhöhe. Aber in der Effizienz waren sie uns haushoch überlegen. Wir sind dann nach Bielefeld gekommen, um die Party hier etwas zu stören. Es ging ja bei der Arminia nur noch darum, diese 90 Minuten hinter sich zu bringen und dann mit der großen Feier zu beginnen.

DFB.de: Aber dann kam Ihre frühe Führung...

Schuster: ... und genau das hat uns in die Karten gespielt. Ich wusste vorher, dass wir das ganze Bielefelder Gebilde zum Wackeln bringen können, wenn wir rechtzeitig ein Tor machen. Und genauso ist es auch gekommen. Ich denke, es gibt keinen Zweifel daran, dass wir letztlich verdient aufgestiegen sind.

DFB.de: Wann haben Sie während der Saison erstmals realisiert, dass das tatsächlich klappen könnte?

Schuster: Es gab nicht den entscheidenden Moment. Und wir haben uns auch gar nicht mit langfristigen Zielen auseinandergesetzt. Es mag blöd klingen, aber für uns war tatsächlich immer nur das nächste Spiel das wichtigste. Damit sind wir sehr gut zurechtgekommen.

DFB.de: Im vergangenen Jahr eigentlich der Abstieg in die Regionalliga, nun der wundersame Aufstieg in die 2. Bundesliga. Was hat Ihre Mannschaft so viel besser gemacht?

Schuster: Der Teamgeist, ganz klar. Nur so konnte es mit unseren bescheidenen Mitteln funktionieren. Wir haben sicherlich einen kleineren Etat als die meisten anderen Drittligisten. Aber wir haben es dennoch geschafft, uns in der Spitzengruppe zu behaupten. Und zwar nicht nur über einen kurzen Zeitraum, sondern über die gesamte Saison. Das macht mich stolz.

DFB.de: Wie geht es nun weiter in der 2. Bundesliga?

Schuster: Die Planungen laufen bereits. Wir haben Ideen für beide Szenarien ausgearbeitet, 3. Liga und 2. Bundesliga. Jetzt verfolgen wir unsere Pläne für die 2. Bundesliga. Wir gehen die ganze Sache so an wie Braunschweig die Bundesliga in der vergangenen Saison. Wir sind einer der krassen Außenseiter. Aber im Gegensatz zu Braunschweig wollen wir am Ende dennoch die Klasse halten.

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Dramatik, Entsetzen, am Ende grenzenloser Jubel: Der SV Darmstadt 98 hat am Montagabend dank einer sensationellen Leistung im Rückspiel der Relegation bei Arminia Bielefeld den Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt gemacht. 1:3 hatte der Drittligist das Hinspiel im eigenen Stadion verloren. Aber in Bielefeld siegte die Mannschaft von Trainer Dirk Schuster mit 4:2 nach Verlängerung und schaffte das Wunder - rund ein Jahr nach dem Fast-Abstieg in Liga vier.

Besonders in den letzten Minuten des Aufeinandertreffens überschlugen sich die Ereignisse auf der Alm. Zunächst traf Bielefeld kurz vor Schluss zum 2:3 - nun würde die Arminia in der Klasse bleiben. Aber Darmstadt kam zurück und erzielte durch Elton da Costa in der Nachspielzeit das 4:2. Damit jedoch nicht genug: Bielefeld griff noch ein letztes Mal verzweifelt an, scheiterte aber am Innenpfosten - ein unfassbares Ende, ein weiteres würdiges Kapitel für alle Geschichtsbücher.

Am Morgen danach konnte Darmstadts Trainer Schuster noch immer nicht fassen, was zwölf Stunden zuvor passiert war. "So eine Achterbahnfahrt der Gefühle habe ich vorher noch nie erlebt", sagt der 46-Jährige im DFB.de-Interview. "Ich kann das alles noch gar nicht richtig begreifen."

DFB.de: Herr Schuster, wie haben Sie die dramatische Verlängerung gestern erlebt?

Dirk Schuster: Es war der totale Wahnsinn. So eine Achterbahnfahrt der Gefühle habe ich vorher noch nie erlebt. Ich kann das alles noch gar nicht richtig begreifen, das wird sicher ein paar Tage dauern.

DFB.de: Wie kann man als verantwortlicher Trainer solche Situationen verkraften?

Schuster: Überhaupt nicht. Es ist ganz normal, dass man in solchen Augenblicken extrem emotional reagiert. Das ist bei mir ganz genauso. Da fallen manchmal auch Worte, die einem später leidtun und die man besser nicht gesagt hätte. Aber nach dem Schlusspfiff muss die Sache dann auch wieder erledigt sein.

SV Darmstadt 98 steigt in die 2. Bundesliga auf

DFB.de: Sie klingen noch nicht mal 24 Stunden nach diesem Showdown schon wieder recht abgeklärt. Täuscht der Eindruck?

Schuster: Ja, mit Sicherheit. Ich bin noch immer unheimlich aufgewühlt. Vielleicht liegt es auch am Schlafmangel. Wir sind heute Morgen um kurz nach sechs Uhr aus Bielefeld wieder hier heimgekommen. Dann haben wir noch gemeinsam ein Kaltgetränk zu uns genommen, ehe sich die Wege zunächst mal getrennt haben. Ich lag also um acht Uhr im Bett. Aber das war ein kurzes Vergnügen. Mein Handy hat unentwegt gerappelt. An Schlaf war nicht zu denken. Jetzt sitze ich hier schon wieder in meinem Büro und habe mit der Planung begonnen.

DFB.de: Wie war die Rückfahrt aus Bielefeld?

Schuster: Ich will es mal so sagen: Genau so stelle ich mir einen Partybus vor. Aber die Jungs hatten es sich auch wirklich verdient.

DFB.de: Was steht heute noch auf dem Programm?

Schuster: Einige Empfänge und Ehrungen. Wir werden zum Beispiel den Bürgermeister im Rathaus treffen. Heute Abend gehen wir alle gemeinsam etwas essen. Dabei werden wir sicher die Saison noch einmal Revue passieren lassen. Und morgen fliegen wir zusammen nach Mallorca auf Mannschaftstour. Nach diesen Ereignissen in den vergangenen Tagen macht das doch alles noch viel mehr Spaß. Wir freuen uns sehr darauf.

DFB.de: Herr Schuster, mal ehrlich: Haben Sie tatsächlich auch nach dem 1:3 aus dem Hinspiel noch ans Weiterkommen geglaubt? Haben Sie es für möglich gehalten, dass alles so ein Ende nehmen könnte?

Schuster: Ja, immer. Wir waren im Hinspiel spielerisch mit Bielefeld auf Augenhöhe. Aber in der Effizienz waren sie uns haushoch überlegen. Wir sind dann nach Bielefeld gekommen, um die Party hier etwas zu stören. Es ging ja bei der Arminia nur noch darum, diese 90 Minuten hinter sich zu bringen und dann mit der großen Feier zu beginnen.

DFB.de: Aber dann kam Ihre frühe Führung...

Schuster: ... und genau das hat uns in die Karten gespielt. Ich wusste vorher, dass wir das ganze Bielefelder Gebilde zum Wackeln bringen können, wenn wir rechtzeitig ein Tor machen. Und genauso ist es auch gekommen. Ich denke, es gibt keinen Zweifel daran, dass wir letztlich verdient aufgestiegen sind.

DFB.de: Wann haben Sie während der Saison erstmals realisiert, dass das tatsächlich klappen könnte?

Schuster: Es gab nicht den entscheidenden Moment. Und wir haben uns auch gar nicht mit langfristigen Zielen auseinandergesetzt. Es mag blöd klingen, aber für uns war tatsächlich immer nur das nächste Spiel das wichtigste. Damit sind wir sehr gut zurechtgekommen.

DFB.de: Im vergangenen Jahr eigentlich der Abstieg in die Regionalliga, nun der wundersame Aufstieg in die 2. Bundesliga. Was hat Ihre Mannschaft so viel besser gemacht?

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Schuster: Der Teamgeist, ganz klar. Nur so konnte es mit unseren bescheidenen Mitteln funktionieren. Wir haben sicherlich einen kleineren Etat als die meisten anderen Drittligisten. Aber wir haben es dennoch geschafft, uns in der Spitzengruppe zu behaupten. Und zwar nicht nur über einen kurzen Zeitraum, sondern über die gesamte Saison. Das macht mich stolz.

DFB.de: Wie geht es nun weiter in der 2. Bundesliga?

Schuster: Die Planungen laufen bereits. Wir haben Ideen für beide Szenarien ausgearbeitet, 3. Liga und 2. Bundesliga. Jetzt verfolgen wir unsere Pläne für die 2. Bundesliga. Wir gehen die ganze Sache so an wie Braunschweig die Bundesliga in der vergangenen Saison. Wir sind einer der krassen Außenseiter. Aber im Gegensatz zu Braunschweig wollen wir am Ende dennoch die Klasse halten.