Darko Horvat: Der Oldie der 3. Liga

Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Urgestein. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison eine Menge Charakterköpfe zu bieten, Figuren und Protagonisten, die ihren Vereinen und der Liga Profil verleihen. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner neuen Serie vor. Heute: Torwart Darko Horvat vom Halleschen FC.

Mit 39 Jahren ist Darko Horvat der älteste Spieler der 3. Liga. Allzu gerne wird er daran nicht erinnert. "Das bedeutet, dass sich meine Karriere dem Ende zuneigt", sagt der Torwart des Halleschen FC etwas wehmütig. Sein Vertrag läuft im Sommer aus. "Ich warte noch zwei Monate, ob der Verein mir ein neues Angebot unterbreitet. Aber vermutlich wird das meine letzte Saison sein", fügt der Kroate hinzu. Seit fast 20 Jahren ist Fußball sein Beruf. Im Tor stehen und Bälle hinterher hechten - davon bekommt er nie genug. "Aber ich freue mich auch darauf, zurück in meine Heimat zu gehen und bei meiner Familie zu sein", sagt Horvat.

Mit 31 Jahren zu Dresden gewechselt

Seine Heimat ist Zagreb, die Hauptstadt Kroatiens. Mit 31 Jahren verließ er den hier angesiedelten Erstligisten Inter Zapresic Richtung Deutschland. Dynamo Dresden hatte ihm ein Angebot unterbreitet. "In Kroatien sagte man mir, ich sei langsam zu alt. In Deutschland hingegen galt 31 als das ideale Torwartalter", erklärt er. Gewisse Anpassungsschwierigkeiten hatte er trotzdem. Nicht nur mit der Sprache, auch mit dem Fußball. "Die Spielweise ist hier völlig anders als in Kroatien. Dort habe ich immer mit einem Libero gespielt. Hier musste ich mich plötzlich an eine Viererkette gewöhnen. Auch die Qualität der Spieler ist eine ganz andere", erklärt Horvat. Er leistete sich den einen oder anderen Patzer, wurde vorübergehend sogar zum Ersatztorwart degradiert.

Erst nach einigen Monaten entwickelte er sich zu einem sicheren Rückhalt. Die Fans schlossen "Beba", so sein Spitzname, in ihr Herz. Eine große Zweitligakarriere stand ihm bevor - hätte es im Frühjahr 2006 nicht das verhängnisvolle Spiel gegen den FC Erzgebirge Aue gegeben. Darko Horvat zog sich einen Kreuzbandriss zu. Von der Tribüne musste er daraufhin mit ansehen, wie seine Mannschaftskameraden in die Regionalliga abstiegen. Auch für den verletzten Torhüter hatte das Konsequenzen. Sein Vertrag wurde 2007 aufgelöst, er war plötzlich arbeitslos.

Attraktive Vertragsangebote blieben aus. Nur der Hallesche FC, damals noch ein Oberligist, wollte den Torwart verpflichten. "Anfangs war ich skeptisch", gibt er heute zu. Er war Profifußball gewöhnt. Plötzlich sollte er in einer Amateurliga spielen. Hätte sein ehemaliger Co-Trainer Sven Köhler, der nun in Halle tätig war, ihm nicht gut zugeredet, wäre er nicht in den Süden von Sachsen-Anhalt gezogen. "Letztendlich war es die richtige Entscheidung", sagt er heute. Gleich im ersten Jahr gelang der Aufstieg in die Regionalliga Nord.

Kopfball wird "Tor des Monats"

Direkt in der ersten Regionalliga-Saison sorgte Darko Horvat landesweit für Furore. Gegen Türkiyemspor Berlin traf er in der Nachspielzeit per Kopf zum 2:2. Sein Treffer wurde sogar zum Tor des Monats nominiert. "Ich habe nie Kopfbälle trainiert, aber dafür viel Fußball-Tennis gespielt. Dabei benutzt man häufig den Kopf", lautet die Erklärung für seine Torgefährlichkeit.

Nach der Saison 2011/2012 wollte Darko Horvat eigentlich seine Karriere beenden und zu seiner Frau Sandra, die an der Universität Zagreb unterrichtet, zurückkehren. Doch es kam etwas dazwischen: Der Aufstieg in die 3. Liga. "In dieser Liga sind viele Top-Vereine wie der Karlsruher SC oder Arminia Bielefeld. Man spielt in Top-Stadien vor vielen Zuschauern. Das hat mich einfach gereizt. Daher habe ich ein Jahr drangehangen", erklärt der Schlussmann. Dass es mit einem Kader, der fast identisch mit dem in der Regionalliga ist, gegen den Abstieg gehen würde, war zu erwarten. "Mit dieser Situation konnten wir vielleicht zeitweise nicht umgehen, weil wir in der Oberliga und Regionalliga immer oben mitgespielt und häufig gewonnen haben. Aber mittlerweile sind wir stabiler geworden", sagt Darko Horvat zuversichtlich.

Spendenaktion für Studentin

Der Torhüter ist ein Mensch, der auch für die Geschehnisse abseits des Fußballfeldes immer ein offenes Ohr hat: "Meine Frau erzählte mir kürzlich am Telefon, dass das Haus einer Studentin, die ihre Seminare besucht, wegen eines elektronischen Defekts niedergebrannt ist." Für das Heimspiel gegen den Karlsruher SC rief er gemeinsam mit den Fans eine Spendenaktion ins Leben. Zuschauer haben rund 1.400 Euro in die Spendendosen geschmissen. Zum Weihnachtsfest, das Darko Horvat in seiner Heimat verbringt, wird er der Betroffenen das Geld überreichen. "Das reicht natürlich nicht, um ein neues Haus zu bauen. Aber in Kroatien gibt es weitere Spendenaktionen. Ich hoffe, dass das Geld letztendlich für die Baumaterialien genügen wird."

In einem halben Jahr wird auch Darko Horvat wieder in Kroatien leben. Dem Fußball möchte er verbunden bleiben. Möglicherweise wird er bei den Altherren einsteigen. Ein positiver Nebeneffekt: Dort wäre er vielleicht endlich mal wieder der Jüngste.

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Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Urgestein. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison eine Menge Charakterköpfe zu bieten, Figuren und Protagonisten, die ihren Vereinen und der Liga Profil verleihen. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner neuen Serie vor. Heute: Torwart Darko Horvat vom Halleschen FC.

Mit 39 Jahren ist Darko Horvat der älteste Spieler der 3. Liga. Allzu gerne wird er daran nicht erinnert. "Das bedeutet, dass sich meine Karriere dem Ende zuneigt", sagt der Torwart des Halleschen FC etwas wehmütig. Sein Vertrag läuft im Sommer aus. "Ich warte noch zwei Monate, ob der Verein mir ein neues Angebot unterbreitet. Aber vermutlich wird das meine letzte Saison sein", fügt der Kroate hinzu. Seit fast 20 Jahren ist Fußball sein Beruf. Im Tor stehen und Bälle hinterher hechten - davon bekommt er nie genug. "Aber ich freue mich auch darauf, zurück in meine Heimat zu gehen und bei meiner Familie zu sein", sagt Horvat.

Mit 31 Jahren zu Dresden gewechselt

Seine Heimat ist Zagreb, die Hauptstadt Kroatiens. Mit 31 Jahren verließ er den hier angesiedelten Erstligisten Inter Zapresic Richtung Deutschland. Dynamo Dresden hatte ihm ein Angebot unterbreitet. "In Kroatien sagte man mir, ich sei langsam zu alt. In Deutschland hingegen galt 31 als das ideale Torwartalter", erklärt er. Gewisse Anpassungsschwierigkeiten hatte er trotzdem. Nicht nur mit der Sprache, auch mit dem Fußball. "Die Spielweise ist hier völlig anders als in Kroatien. Dort habe ich immer mit einem Libero gespielt. Hier musste ich mich plötzlich an eine Viererkette gewöhnen. Auch die Qualität der Spieler ist eine ganz andere", erklärt Horvat. Er leistete sich den einen oder anderen Patzer, wurde vorübergehend sogar zum Ersatztorwart degradiert.

Erst nach einigen Monaten entwickelte er sich zu einem sicheren Rückhalt. Die Fans schlossen "Beba", so sein Spitzname, in ihr Herz. Eine große Zweitligakarriere stand ihm bevor - hätte es im Frühjahr 2006 nicht das verhängnisvolle Spiel gegen den FC Erzgebirge Aue gegeben. Darko Horvat zog sich einen Kreuzbandriss zu. Von der Tribüne musste er daraufhin mit ansehen, wie seine Mannschaftskameraden in die Regionalliga abstiegen. Auch für den verletzten Torhüter hatte das Konsequenzen. Sein Vertrag wurde 2007 aufgelöst, er war plötzlich arbeitslos.

Attraktive Vertragsangebote blieben aus. Nur der Hallesche FC, damals noch ein Oberligist, wollte den Torwart verpflichten. "Anfangs war ich skeptisch", gibt er heute zu. Er war Profifußball gewöhnt. Plötzlich sollte er in einer Amateurliga spielen. Hätte sein ehemaliger Co-Trainer Sven Köhler, der nun in Halle tätig war, ihm nicht gut zugeredet, wäre er nicht in den Süden von Sachsen-Anhalt gezogen. "Letztendlich war es die richtige Entscheidung", sagt er heute. Gleich im ersten Jahr gelang der Aufstieg in die Regionalliga Nord.

Kopfball wird "Tor des Monats"

Direkt in der ersten Regionalliga-Saison sorgte Darko Horvat landesweit für Furore. Gegen Türkiyemspor Berlin traf er in der Nachspielzeit per Kopf zum 2:2. Sein Treffer wurde sogar zum Tor des Monats nominiert. "Ich habe nie Kopfbälle trainiert, aber dafür viel Fußball-Tennis gespielt. Dabei benutzt man häufig den Kopf", lautet die Erklärung für seine Torgefährlichkeit.

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Nach der Saison 2011/2012 wollte Darko Horvat eigentlich seine Karriere beenden und zu seiner Frau Sandra, die an der Universität Zagreb unterrichtet, zurückkehren. Doch es kam etwas dazwischen: Der Aufstieg in die 3. Liga. "In dieser Liga sind viele Top-Vereine wie der Karlsruher SC oder Arminia Bielefeld. Man spielt in Top-Stadien vor vielen Zuschauern. Das hat mich einfach gereizt. Daher habe ich ein Jahr drangehangen", erklärt der Schlussmann. Dass es mit einem Kader, der fast identisch mit dem in der Regionalliga ist, gegen den Abstieg gehen würde, war zu erwarten. "Mit dieser Situation konnten wir vielleicht zeitweise nicht umgehen, weil wir in der Oberliga und Regionalliga immer oben mitgespielt und häufig gewonnen haben. Aber mittlerweile sind wir stabiler geworden", sagt Darko Horvat zuversichtlich.

Spendenaktion für Studentin

Der Torhüter ist ein Mensch, der auch für die Geschehnisse abseits des Fußballfeldes immer ein offenes Ohr hat: "Meine Frau erzählte mir kürzlich am Telefon, dass das Haus einer Studentin, die ihre Seminare besucht, wegen eines elektronischen Defekts niedergebrannt ist." Für das Heimspiel gegen den Karlsruher SC rief er gemeinsam mit den Fans eine Spendenaktion ins Leben. Zuschauer haben rund 1.400 Euro in die Spendendosen geschmissen. Zum Weihnachtsfest, das Darko Horvat in seiner Heimat verbringt, wird er der Betroffenen das Geld überreichen. "Das reicht natürlich nicht, um ein neues Haus zu bauen. Aber in Kroatien gibt es weitere Spendenaktionen. Ich hoffe, dass das Geld letztendlich für die Baumaterialien genügen wird."

In einem halben Jahr wird auch Darko Horvat wieder in Kroatien leben. Dem Fußball möchte er verbunden bleiben. Möglicherweise wird er bei den Altherren einsteigen. Ein positiver Nebeneffekt: Dort wäre er vielleicht endlich mal wieder der Jüngste.