Babelsbergs Interimscoach Civa: "Langweilig wird's hier nie"

Almedin Civa ist beim SV Babelsberg 03 eine Institution. Von 1999 bis 2003 und 2008 bis 2012 bestritt er fast 300 Pflichtspiele für den Klub aus der Filmstadt. Wenige Monate nach seinem Karriereende spielt er nun den Helfer in der Not. Bis zum 30. April ist Civa Interimstrainer beim Drittligisten. Dann muss er seinen Posten wieder räumen, da er nicht die erforderliche Fußball-Lehrer-Lizenz besitzt und die erlaubte Übergangsfrist von 15 Werktagen abläuft.

Bis dahin warten auf ihn und seine Mannschaft im Abstiegskampf noch zwei wegweisende Partien: am Samstag (ab 14 Uhr) - zu Civas 41. Geburtstag - bei den Stuttgarter Kickers und am Dienstag (ab 19 Uhr) gegen Borussia Dortmund II. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Almedin Civa über seinen Job auf Zeit, über Schicksalsschläge und über Babelsberger Besonderheiten.

DFB.de: Herr Civa, wie fühlt man sich als Trainer für 15 Werktage?

Almedin Civa: Ganz normal. Der Verein hat mich gefragt, ob ich einspringen kann, und ich habe es natürlich gemacht. Ich wusste, es wird eine schwierige Aufgabe. Aber ich kenne den Klub und die Mannschaft sehr gut, das macht es etwas einfacher.

DFB.de: Mussten Sie lange überlegen?

Civa: Nein. Es ist ja nur für die kurze Übergangszeit. Durch die Englischen Wochen komme ich auf sechs Spiele. Manche haben mir gesagt, ich könne nur verlieren. Aber darum geht es nicht, es geht um den SV Babelsberg 03.

DFB.de: Ärgert es Sie, dass Sie Ihren Trainerstuhl nächste Woche wieder räumen müssen? Oder sind Sie ganz froh darüber?

Civa: Ich will nicht gleich verbrennen. Darum ist es gut, dass es sich nur um eine Übergangszeit handelt. Ich kann dem Verein ab Sommer in anderer Funktion mehr helfen. Meinen Fußball-Lehrer würde ich gerne erst in zwei, drei Jahren machen. Bis dahin werde ich sehen: Inwieweit bin ich gereift? Will ich wirklich Trainer sein? Darf ich überhaupt Trainer sein? Oder ist ein anderer Job sinnvoller für mich?



[bild1]

Almedin Civa ist beim SV Babelsberg 03 eine Institution. Von 1999 bis 2003 und 2008 bis 2012 bestritt er fast 300 Pflichtspiele für den Klub aus der Filmstadt. Wenige Monate nach seinem Karriereende spielt er nun den Helfer in der Not. Bis zum 30. April ist Civa Interimstrainer beim Drittligisten. Dann muss er seinen Posten wieder räumen, da er nicht die erforderliche Fußball-Lehrer-Lizenz besitzt und die erlaubte Übergangsfrist von 15 Werktagen abläuft.

Bis dahin warten auf ihn und seine Mannschaft im Abstiegskampf noch zwei wegweisende Partien: am Samstag (ab 14 Uhr) - zu Civas 41. Geburtstag - bei den Stuttgarter Kickers und am Dienstag (ab 19 Uhr) gegen Borussia Dortmund II. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Almedin Civa über seinen Job auf Zeit, über Schicksalsschläge und über Babelsberger Besonderheiten.

DFB.de: Herr Civa, wie fühlt man sich als Trainer für 15 Werktage?

Almedin Civa: Ganz normal. Der Verein hat mich gefragt, ob ich einspringen kann, und ich habe es natürlich gemacht. Ich wusste, es wird eine schwierige Aufgabe. Aber ich kenne den Klub und die Mannschaft sehr gut, das macht es etwas einfacher.

DFB.de: Mussten Sie lange überlegen?

Civa: Nein. Es ist ja nur für die kurze Übergangszeit. Durch die Englischen Wochen komme ich auf sechs Spiele. Manche haben mir gesagt, ich könne nur verlieren. Aber darum geht es nicht, es geht um den SV Babelsberg 03.

DFB.de: Ärgert es Sie, dass Sie Ihren Trainerstuhl nächste Woche wieder räumen müssen? Oder sind Sie ganz froh darüber?

Civa: Ich will nicht gleich verbrennen. Darum ist es gut, dass es sich nur um eine Übergangszeit handelt. Ich kann dem Verein ab Sommer in anderer Funktion mehr helfen. Meinen Fußball-Lehrer würde ich gerne erst in zwei, drei Jahren machen. Bis dahin werde ich sehen: Inwieweit bin ich gereift? Will ich wirklich Trainer sein? Darf ich überhaupt Trainer sein? Oder ist ein anderer Job sinnvoller für mich?

DFB.de: Sie haben nach dem Ende Ihrer Profikarriere im vergangenen Sommer betont, dass Sie erst einmal eine Auszeit benötigen. Am 1. Januar sind Sie dann Nachwuchsleiter Sport beim SV Babelsberg geworden. Hat die Auszeit ausgereicht?

Civa: Ich habe mich ein halbes Jahr lang intensiv um meine Familie gekümmert und viel Zeit mit ihr verbracht. Meine Schwester war sehr krank, sie ist mittlerweile gestorben. Es war mir wichtig, bei ihr zu sein. Als mein Bruder 2009 verstarb, war ich auf dem Fußballplatz, das wollte ich nicht noch einmal erleben. Darum hatte ich auch das Angebot des Vereins abgelehnt, gleich zum 1. Juli 2012 als Co-Trainer einzusteigen. Stattdessen habe ich im Januar als Nachwuchsleiter angefangen. Enrico Große, der Vorsitzende des Nachwuchsausschusses, hat dort viel bewegt. Ich habe gesehen, dass er Unterstützung braucht.

DFB.de: Sie haben als Spieler knapp 300 Pflichtspiele für Babelsberg bestritten. Was macht den Verein für Sie so besonders?

Civa: Man ist als Fan unheimlich nah an den Spielern dran, so nah wie bei kaum einem anderen Verein. Außerdem tut der Klub unheimlich viel. Es gab Aktionen gegen Fremdenhass und Homophobie, und diese Dinge nimmt man dem Verein auch hundertprozentig ab. Oder nehmen wir den Fall Süleyman Koc: Der Junge hat einen Riesenfehler gemacht und musste dafür ins Gefängnis. Der Verein hat ihm eine zweite Chance gegeben. Das passt zum SV Babelsberg 03. Mir ist wichtig, dass die Menschlichkeit nicht auf der Strecke bleibt.

DFB.de: Was ist mit den negativen Seiten? Die Mannschaft steckt wieder im Abstiegskampf, im Verein herrscht seit Monaten Unruhe.

Civa: Ja, langweilig ist es in Babelsberg nie. (lacht) Die Mannschaft ist sportlich gut. Allerdings hat sie vor der Saison mit Dominik Stroh-Engel, Marian Unger, Anton Makarenko und mir einige Führungsspieler verloren. Wobei es bei mir auch höchste Zeit wurde, dass ich aufhöre. (lacht) Diese Stützen fehlen einem Team, wenn man in eine schwierige Situation gerät. Man rutscht in den Abstiegskampf, obwohl man andere Ziele hatte, der Kopf spielt mit, die Beine werden schwerer - das ist ein Teufelskreis.

DFB.de: Und die Querelen im Klub?

Civa: Es herrschte viel Unzufriedenheit und Uneinigkeit. Es entstanden mehrere Lager, jeder wollte etwas anderes. Bei manchen, die neu hinzukamen, hatte ich den Eindruck, dass sie denken: "Babelsberg ist ein Dorf, dort haben alle keine Ahnung." Aber hier hat man keine Chance, wenn man auf einen Ego-Trip geht. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass die Leute wieder enger zusammenstehen und das auch ernst meinen. Das hat man bei der Mitgliederversammlung gemerkt. Wir waren bereits totgesagt. Wenn wir den Klassenverbleib schaffen, wäre das wieder eine Sensation.

DFB.de: Am Samstag wartet das Kellerduell bei den Stuttgarter Kickers. Ein Endspiel?

Civa: Wir haben seit Wochen nur Endspiele. Und auch die Partie am Samstag ist eins. Die Kickers müssen gewinnen, sie liegen einen Punkt hinter uns und haben ein Spiel mehr auf dem Konto. Stuttgart hat eine unangenehme Mannschaft und mit Marco Grüttner einen echten Torjäger. Trotzdem: Wir wollen gewinnen, ebenso wie nächste Woche im Nachholspiel gegen Borussia Dortmund II. Sollten wir erst am letzten Spieltag den Abstieg verhindern, wäre es mir aber auch Recht. Schaffen wir das, haben unsere Jungs eine Riesenerfahrung gemacht. Denn Fußballer lernen am meisten aus Drucksituationen.

DFB.de: Sie haben genug Erfahrung im Abstiegskampf. Wie bereitet man sich am besten auf diese wichtigen Spiele vor?

Civa: Mir war immer ein normaler Rhythmus wichtig. Wenn man etwas Besonderes probiert, verkrampft man nur. Ohne eine gewisse Lockerheit geht es im Fußball nicht.

DFB.de: Was machen Sie eigentlich in den letzten drei Spielen der Saison, wenn Sie nicht mehr Trainer sind?

Civa: Keine Ahnung. Vielleicht gehe ich ab und zu mal an die Bank und gebe ein paar Tipps. (lacht)

[bild2]

DFB.de: Wie geht es nach der Saison für Sie weiter?

Civa: Alle wissen, dass ich im Verein bleiben werde. Ich möchte gerne die Arbeit mit Enrico Große im Jugendbereich fortsetzen. Das letzte Talent aus den eigenen Reihen, das in Babelsberg den Sprung geschafft hat, war Matthias Rudolph - und der ist mittlerweile 30. Das sagt vieles. Die A- und B-Junioren spielen ebenso wie die U 23 in der Brandenburgliga, das ist zu wenig. Wir haben das Ziel, wieder selbst Spieler für die erste Mannschaft herauszubringen. Dafür müssen wir alle zusammen anpacken. Das Schöne in unserem Nachwuchsbereich ist, dass dort viele Leute tätig sind, mit denen man gerne zusammenarbeitet.