Arminia-Coach Meier: "Das Team merkt, dass etwas wächst"

Im Februar übernahm Norbert Meier, der ein knappes Jahr zuvor noch Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga trainiert hatte, den abstiegsgefährdeten Zweitligisten Arminia Bielefeld. Der 55-Jährige führte die Mannschaft zwar am letzten Spieltag auf den Relegationsplatz. Nach dem 3:1-Erfolg im Hinspiel setzte es zu Hause jedoch eine schmerzliche 2:4 Niederlage gegen den SV Darmstadt 98.

Trotz des Abstiegs in die Drittklassigkeit verlängerte der frühere Nationalspieler seinen Vertrag auf der Alm um ein weiteres Jahr. Heute (ab 14 Uhr) empfängt die Arminia nun die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Norbert Meier mit Mitarbeiter Oliver Jensen über den Saisonstart, über falsche Erwartungshaltungen und über die Kadergröße.

DFB.de: Herr Meier, nach einem mäßigen Saisonstart hat die Arminia nun in die Spur gefunden. Hat der Pokalsieg gegen Sandhausen der Mannschaft möglicherweise einen Schub gegeben?

Norbert Meier: Das denke ich schon. Als Trainer kann ich zwar versuchen, der Mannschaft verbal Selbstvertrauen zu geben. Aber letztendlich sind es Erfolge, die bei den Spielern wirklich für Selbstvertrauen sorgen. Die Mannschaft merkt, dass etwas wächst und sie eingespielter wird. Daran müssen wir weiter arbeiten.

DFB.de: Eine regionale Zeitung titelte nach dem 4:2 gegen die Stuttgarter Kickers: "Ein Problem bleibt." Gemeint war, dass Ihre Mannschaft im Verlaufe eines Spiels immer wieder Schwächephasen hat. Sehen Sie das genauso?

Meier: Man darf nicht vergessen, dass auch die anderen Mannschaften in der 3. Liga ordentlich Fußball spielen können. Kein Spiel lässt sich vorzeitig abhaken. Auch andere Mannschaften haben ihre starken Phasen. Aber was das Spiel gegen Stuttgart betrifft: Wir hätten tatsächlich nicht mehr in Gefahr geraten dürfen, als wir mit 3:1 führten und sogar einen Mann mehr auf dem Platz hatten. Wir müssen souveräner werden. Aber das kommt mit dem Erfolg.

DFB.de: Der Wiederaufstieg wurde nicht als Saisonziel vorgegeben. Stattdessen wolle man lediglich eine gute Rolle in der 3. Liga spielen. Warum wird die Erwartungshaltung so niedrig gehalten?

Meier: Darum geht es überhaupt nicht. Wir haben viele neue Spieler. Häufig wird nicht gesehen, dass so etwas Zeit braucht. Ich sage immer: Ein Absteiger könnte sogar mit seiner Traditionsmannschaft antreten und würde trotzdem in die Favoritenrolle gedrängt werden.

DFB.de: Das dürfte daran liegen, dass ein Absteiger meist das stärkere Personal und die besseren wirtschaftlichen Voraussetzungen mitbringt.

Meier: Die Arminia ist zwar vor gut zwei Jahren in die 2. Liga aufgestiegen. Aber die Voraussetzungen sind nicht so gewesen, dass man dort auch vom wirtschaftlichen Aspekt stabil hätte auftreten können. Ich will damit sagen: Bei jedem Verein ist die Situation anders. Wenn große Bundesligisten wie Hertha BSC Berlin in die 2. Liga absteigen, haben die alle Voraussetzungen, um direkt wieder den Aufstieg in Angriff zu nehmen. Bei uns ist das etwas anders.

DFB.de: Wie haben Sie es geschafft, Ihren Top-Stürmer Fabian Klos davon zu überzeugen, trotz Abstieg in Bielefeld zu bleiben? Er stand bei einigen renommierten Zweitligisten hoch im Kurs.

Meier: Fabian hat einen längerfristigen Vertrag und ist außerdem sehr heimatverbunden. Er weiß, was er an Bielefeld hat. Abgesehen davon hatten wir für ihn nie ein richtiges Angebot auf dem Tisch. Wir haben hier und da etwas gehört, gelegentlich wurde auch Interesse bekundet. Aber kein Verein kam an und sagte, das wollen wir euch für Fabian bieten. Wir sind natürlich froh, dass wir weiterhin auf ihn bauen können.

DFB.de: Für das Umfeld und die Fans war der Abstieg ein Schock. War es schwierig, die Anhänger nun wieder für die 3. Liga begeistern zu können?

Meier: Letztendlich hängt das von den Leistungen auf dem Platz ab. Aber wir haben so viele Dauerkarten verkauft wie nie zuvor in der 3. Liga. Genauso war es bei den Sponsoren, die sich glücklicherweise bereit erklärt haben, diesen Weg weiterhin mit uns zu gehen.

DFB.de: Der Abstieg hätte sich kaum dramatischer ereignen können. Erst in der Nachspielzeit der Verlängerung kassierte Ihre Mannschaft gegen Darmstadt den entscheidenden Gegentreffer. Wie lange hat es bei Ihnen persönlich gedauert, bis Sie die Enttäuschung verarbeitet hatten?

Meier: Erst einmal habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob ich hier weitermachen möchte. Aber wir haben hier etwas angefangen, was ohnehin eine sehr schwierige Aufgabe war. Also gab es keinen Grund, alles hinzuschmeißen. Der Verarbeitungsprozess hat nicht lange gedauert. Zumal wir sofort nach dem Abstieg damit beschäftigt waren, innerhalb kurzer Zeit eine neue Mannschaft zusammenzustellen. Damit haben wir noch immer zu tun. Nach der Verpflichtung von David Ulm in dieser Woche haben wir nun 19 Feldspieler und zwei Torhüter im Kader.

DFB.de: Der Kader ist also zu klein, um die Saison gut bestreiten zu können?

Meier: Zumindest sollten wir bei den vielen bevorstehenden Spielen von Verletzungen möglichst verschont bleiben. Wir haben zwar tolle Spieler verpflichtet, die bereits höherklassig gespielt haben. Genauso aber auch Fußballer, die zuletzt nur auf wenig Einsatzzeit kamen. Zudem sind die Spieler zu unterschiedlichen Zeitpunkten bei uns eingestiegen. Manche konnten aus Verletzungsgründen die Vorbereitung nicht komplett oder gar nicht mitmachen. Es braucht seine Zeit, bis wir alle auf dem gewünschten Leistungsstand haben. Zumal wir in der 3. Liga auf viele gut eingespielte Mannschaften treffen.

DFB.de: Die Belastung ist groß. Inklusive des siegreichen Pokalspiels am vergangenen Mittwoch sind es sechs Spiele innerhalb von 19 Tagen.

Meier: Wir können versuchen, das Training zu reduzieren und unseren Spielern kleine Ruhepausen zu verschaffen. Aber was in den Spielen passiert, lässt sich nicht voraussehen.

DFB.de: Sind Sie trotz Ihres kleinen Kaders dazu gezwungen, bei den vielen bevorstehenden Spielen zu rotieren?

Meier: Natürlich. Aber das ist nur begrenzt möglich. Wir haben angeschlagene Spieler, die nicht im Training sind. Das ist sehr zweischneidig. Auf der einen Seite gibt es die verletzten Spieler, die man behutsam wieder an den Spielbetrieb heranführen muss. Auf der anderen Seite muss ich dafür sorgen, dass relativ viele Spieler unseres Kaders zur Verfügung stehen. Das ist ein großer Spagat.

DFB.de: Ihr Vertrag wurde nach dem Abstieg lediglich um ein Jahr verlängert. Können Sie sich vorstellen, langfristig in der 3. Liga zu bleiben?

Meier: Das kann ich jetzt nicht sagen. Ich finde, Einjahresverträge sind eine faire Geschichte. Beide Seiten können neu entscheiden, ob sie weiterhin zusammenarbeiten möchten oder nicht. Ich brauche keinen Rentenvertrag.

DFB.de: Letzte Frage: Laut Medienberichten hätten Sie anstelle der Arminia auch zu Besiktas Istanbul gehen können. Sind Sie so heimatverbunden, dass für Sie ein Job außerhalb Deutschlands nicht in Frage kommt?

Meier: Ich kommentiere nicht, was irgendwo einmal kolportiert wird. Ich bin jetzt in Bielefeld. Wir alle in Bielefeld arbeiten daran, dass dieses Projekt erfolgreich verläuft. Andere Themen sind für mich nicht interessant.

[oj]

Im Februar übernahm Norbert Meier, der ein knappes Jahr zuvor noch Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga trainiert hatte, den abstiegsgefährdeten Zweitligisten Arminia Bielefeld. Der 55-Jährige führte die Mannschaft zwar am letzten Spieltag auf den Relegationsplatz. Nach dem 3:1-Erfolg im Hinspiel setzte es zu Hause jedoch eine schmerzliche 2:4 Niederlage gegen den SV Darmstadt 98.

Trotz des Abstiegs in die Drittklassigkeit verlängerte der frühere Nationalspieler seinen Vertrag auf der Alm um ein weiteres Jahr. Heute (ab 14 Uhr) empfängt die Arminia nun die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Norbert Meier mit Mitarbeiter Oliver Jensen über den Saisonstart, über falsche Erwartungshaltungen und über die Kadergröße.

DFB.de: Herr Meier, nach einem mäßigen Saisonstart hat die Arminia nun in die Spur gefunden. Hat der Pokalsieg gegen Sandhausen der Mannschaft möglicherweise einen Schub gegeben?

Norbert Meier: Das denke ich schon. Als Trainer kann ich zwar versuchen, der Mannschaft verbal Selbstvertrauen zu geben. Aber letztendlich sind es Erfolge, die bei den Spielern wirklich für Selbstvertrauen sorgen. Die Mannschaft merkt, dass etwas wächst und sie eingespielter wird. Daran müssen wir weiter arbeiten.

DFB.de: Eine regionale Zeitung titelte nach dem 4:2 gegen die Stuttgarter Kickers: "Ein Problem bleibt." Gemeint war, dass Ihre Mannschaft im Verlaufe eines Spiels immer wieder Schwächephasen hat. Sehen Sie das genauso?

Meier: Man darf nicht vergessen, dass auch die anderen Mannschaften in der 3. Liga ordentlich Fußball spielen können. Kein Spiel lässt sich vorzeitig abhaken. Auch andere Mannschaften haben ihre starken Phasen. Aber was das Spiel gegen Stuttgart betrifft: Wir hätten tatsächlich nicht mehr in Gefahr geraten dürfen, als wir mit 3:1 führten und sogar einen Mann mehr auf dem Platz hatten. Wir müssen souveräner werden. Aber das kommt mit dem Erfolg.

DFB.de: Der Wiederaufstieg wurde nicht als Saisonziel vorgegeben. Stattdessen wolle man lediglich eine gute Rolle in der 3. Liga spielen. Warum wird die Erwartungshaltung so niedrig gehalten?

Meier: Darum geht es überhaupt nicht. Wir haben viele neue Spieler. Häufig wird nicht gesehen, dass so etwas Zeit braucht. Ich sage immer: Ein Absteiger könnte sogar mit seiner Traditionsmannschaft antreten und würde trotzdem in die Favoritenrolle gedrängt werden.

DFB.de: Das dürfte daran liegen, dass ein Absteiger meist das stärkere Personal und die besseren wirtschaftlichen Voraussetzungen mitbringt.

Meier: Die Arminia ist zwar vor gut zwei Jahren in die 2. Liga aufgestiegen. Aber die Voraussetzungen sind nicht so gewesen, dass man dort auch vom wirtschaftlichen Aspekt stabil hätte auftreten können. Ich will damit sagen: Bei jedem Verein ist die Situation anders. Wenn große Bundesligisten wie Hertha BSC Berlin in die 2. Liga absteigen, haben die alle Voraussetzungen, um direkt wieder den Aufstieg in Angriff zu nehmen. Bei uns ist das etwas anders.

DFB.de: Wie haben Sie es geschafft, Ihren Top-Stürmer Fabian Klos davon zu überzeugen, trotz Abstieg in Bielefeld zu bleiben? Er stand bei einigen renommierten Zweitligisten hoch im Kurs.

Meier: Fabian hat einen längerfristigen Vertrag und ist außerdem sehr heimatverbunden. Er weiß, was er an Bielefeld hat. Abgesehen davon hatten wir für ihn nie ein richtiges Angebot auf dem Tisch. Wir haben hier und da etwas gehört, gelegentlich wurde auch Interesse bekundet. Aber kein Verein kam an und sagte, das wollen wir euch für Fabian bieten. Wir sind natürlich froh, dass wir weiterhin auf ihn bauen können.

DFB.de: Für das Umfeld und die Fans war der Abstieg ein Schock. War es schwierig, die Anhänger nun wieder für die 3. Liga begeistern zu können?

Meier: Letztendlich hängt das von den Leistungen auf dem Platz ab. Aber wir haben so viele Dauerkarten verkauft wie nie zuvor in der 3. Liga. Genauso war es bei den Sponsoren, die sich glücklicherweise bereit erklärt haben, diesen Weg weiterhin mit uns zu gehen.

DFB.de: Der Abstieg hätte sich kaum dramatischer ereignen können. Erst in der Nachspielzeit der Verlängerung kassierte Ihre Mannschaft gegen Darmstadt den entscheidenden Gegentreffer. Wie lange hat es bei Ihnen persönlich gedauert, bis Sie die Enttäuschung verarbeitet hatten?

Meier: Erst einmal habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob ich hier weitermachen möchte. Aber wir haben hier etwas angefangen, was ohnehin eine sehr schwierige Aufgabe war. Also gab es keinen Grund, alles hinzuschmeißen. Der Verarbeitungsprozess hat nicht lange gedauert. Zumal wir sofort nach dem Abstieg damit beschäftigt waren, innerhalb kurzer Zeit eine neue Mannschaft zusammenzustellen. Damit haben wir noch immer zu tun. Nach der Verpflichtung von David Ulm in dieser Woche haben wir nun 19 Feldspieler und zwei Torhüter im Kader.

DFB.de: Der Kader ist also zu klein, um die Saison gut bestreiten zu können?

Meier: Zumindest sollten wir bei den vielen bevorstehenden Spielen von Verletzungen möglichst verschont bleiben. Wir haben zwar tolle Spieler verpflichtet, die bereits höherklassig gespielt haben. Genauso aber auch Fußballer, die zuletzt nur auf wenig Einsatzzeit kamen. Zudem sind die Spieler zu unterschiedlichen Zeitpunkten bei uns eingestiegen. Manche konnten aus Verletzungsgründen die Vorbereitung nicht komplett oder gar nicht mitmachen. Es braucht seine Zeit, bis wir alle auf dem gewünschten Leistungsstand haben. Zumal wir in der 3. Liga auf viele gut eingespielte Mannschaften treffen.

DFB.de: Die Belastung ist groß. Inklusive des siegreichen Pokalspiels am vergangenen Mittwoch sind es sechs Spiele innerhalb von 19 Tagen.

Meier: Wir können versuchen, das Training zu reduzieren und unseren Spielern kleine Ruhepausen zu verschaffen. Aber was in den Spielen passiert, lässt sich nicht voraussehen.

DFB.de: Sind Sie trotz Ihres kleinen Kaders dazu gezwungen, bei den vielen bevorstehenden Spielen zu rotieren?

Meier: Natürlich. Aber das ist nur begrenzt möglich. Wir haben angeschlagene Spieler, die nicht im Training sind. Das ist sehr zweischneidig. Auf der einen Seite gibt es die verletzten Spieler, die man behutsam wieder an den Spielbetrieb heranführen muss. Auf der anderen Seite muss ich dafür sorgen, dass relativ viele Spieler unseres Kaders zur Verfügung stehen. Das ist ein großer Spagat.

DFB.de: Ihr Vertrag wurde nach dem Abstieg lediglich um ein Jahr verlängert. Können Sie sich vorstellen, langfristig in der 3. Liga zu bleiben?

Meier: Das kann ich jetzt nicht sagen. Ich finde, Einjahresverträge sind eine faire Geschichte. Beide Seiten können neu entscheiden, ob sie weiterhin zusammenarbeiten möchten oder nicht. Ich brauche keinen Rentenvertrag.

DFB.de: Letzte Frage: Laut Medienberichten hätten Sie anstelle der Arminia auch zu Besiktas Istanbul gehen können. Sind Sie so heimatverbunden, dass für Sie ein Job außerhalb Deutschlands nicht in Frage kommt?

Meier: Ich kommentiere nicht, was irgendwo einmal kolportiert wird. Ich bin jetzt in Bielefeld. Wir alle in Bielefeld arbeiten daran, dass dieses Projekt erfolgreich verläuft. Andere Themen sind für mich nicht interessant.