98-Coach Seeberger: "Hektische Situationen lieben lernen"

Hätten die Schiedsrichter doch nur nach 90 Minuten abgepfiffen. Das werden sich die Anhänger des SV Darmstadt 98, Tabellenschlusslicht der 3. Liga, nach den beiden jüngsten Auftritten der "Lilien" gedacht haben. Tatort Unterhaching: Florian Niederlechner erzielt für die SpVgg in der zweiten Minute der Nachspielzeit das 2:2. Darmstadt verliert in letzter Minute zwei wichtige Punkte. Tatort Stuttgart, eine Woche zuvor: Marco Grüttner trifft für die Kickers in der Schlussminute zum 1:1. Mit vier Punkten mehr würde die Mannschaft von SVD-Trainer Jürgen Seeberger aktuell einen Nichtabstiegsplatz belegen.

Insgesamt verloren die Darmstädter in dieser Saison bereits neun Zähler durch Tore in der Schlussphase ab der 84. Minute. "Ich zeichne daraus kein Allgemeinbild", sagt Trainer Seeberger im Gespräch mit DFB.de: "Es ist ganz normal, dass im Fußball in den letzten 15 Minuten die meisten Treffer fallen. Selbstverständlich ärgern auch uns diese Gegentreffer besonders. Vor allem, wenn man zweimal in Folge davon betroffen ist."

Die richtige Balance finden

Dass es auch anders geht, stellte der SVD beim Einstand von Jürgen Seeberger, der Kosta Runjaic (als Cheftrainer zum Zweitligisten MSV Duisburg gewechselt) beerbte hatte, Anfang September unter Beweis. Trotz eines 0:2-Rückstandes kämpften sich die Süddeutschen zurück und kamen durch Preston Zimmerman in der 87. Minute noch zu einem 2:2 und damit zu einem späten Punktgewinn.

"Es ist entscheidend, die richtige Balance zu finden, wenn man kurz vor Schluss in Führung liegt", so der 47-jährige Seeberger. "Das ist häufig gar nicht so einfach. Gefragt ist ein gesundes Verhältnis zwischen Entlastungsangriffen und Verteidigen. Bei den Entlastungen, bei denen man Begegnungen auch endgültig für sich entscheiden kann, tun wir uns schwer, weil uns ein schneller Konterstürmer fehlt."

"Grundsolides Wirtschaften fortsetzen"

Die Verpflichtung eines solchen Offensivspielers steht bei Jürgen Seeberger, der während seiner Trainerlaufbahn unter anderem auch schon beim VfB Stuttgart II und bei Alemannia Aachen tätig war, deshalb ganz oben auf dem Wunschzettel. "Er sollte schnell und beweglich sein und außerdem gut mit dem Rücken zum Tor agieren können", beschreibt der Darmstädter Trainer seinen Wunschspieler. Immer vorausgesetzt, er ist auch zu finanzieren.

Rückblick: Im Jahr 2007 war der ehemalige Erstligist in die Oberliga Hessen abgestiegen, ein Jahr später stand der Traditionsverein vom Böllenfalltor trotz des direkten Wiederaufstiegs sogar kurz vor der Insolvenz. Nur mit vereinten Kräften und mit Hilfe der treuen Fans gelang es, die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern und die Lizenz für die Regionalligasaison 2008/2009 zu erhalten.



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Hätten die Schiedsrichter doch nur nach 90 Minuten abgepfiffen. Das werden sich die Anhänger des SV Darmstadt 98, Tabellenschlusslicht der 3. Liga, nach den beiden jüngsten Auftritten der "Lilien" gedacht haben. Tatort Unterhaching: Florian Niederlechner erzielt für die SpVgg in der zweiten Minute der Nachspielzeit das 2:2. Darmstadt verliert in letzter Minute zwei wichtige Punkte. Tatort Stuttgart, eine Woche zuvor: Marco Grüttner trifft für die Kickers in der Schlussminute zum 1:1. Mit vier Punkten mehr würde die Mannschaft von SVD-Trainer Jürgen Seeberger aktuell einen Nichtabstiegsplatz belegen.

Insgesamt verloren die Darmstädter in dieser Saison bereits neun Zähler durch Tore in der Schlussphase ab der 84. Minute. "Ich zeichne daraus kein Allgemeinbild", sagt Trainer Seeberger im Gespräch mit DFB.de: "Es ist ganz normal, dass im Fußball in den letzten 15 Minuten die meisten Treffer fallen. Selbstverständlich ärgern auch uns diese Gegentreffer besonders. Vor allem, wenn man zweimal in Folge davon betroffen ist."

Die richtige Balance finden

Dass es auch anders geht, stellte der SVD beim Einstand von Jürgen Seeberger, der Kosta Runjaic (als Cheftrainer zum Zweitligisten MSV Duisburg gewechselt) beerbte hatte, Anfang September unter Beweis. Trotz eines 0:2-Rückstandes kämpften sich die Süddeutschen zurück und kamen durch Preston Zimmerman in der 87. Minute noch zu einem 2:2 und damit zu einem späten Punktgewinn.

"Es ist entscheidend, die richtige Balance zu finden, wenn man kurz vor Schluss in Führung liegt", so der 47-jährige Seeberger. "Das ist häufig gar nicht so einfach. Gefragt ist ein gesundes Verhältnis zwischen Entlastungsangriffen und Verteidigen. Bei den Entlastungen, bei denen man Begegnungen auch endgültig für sich entscheiden kann, tun wir uns schwer, weil uns ein schneller Konterstürmer fehlt."

"Grundsolides Wirtschaften fortsetzen"

Die Verpflichtung eines solchen Offensivspielers steht bei Jürgen Seeberger, der während seiner Trainerlaufbahn unter anderem auch schon beim VfB Stuttgart II und bei Alemannia Aachen tätig war, deshalb ganz oben auf dem Wunschzettel. "Er sollte schnell und beweglich sein und außerdem gut mit dem Rücken zum Tor agieren können", beschreibt der Darmstädter Trainer seinen Wunschspieler. Immer vorausgesetzt, er ist auch zu finanzieren.

Rückblick: Im Jahr 2007 war der ehemalige Erstligist in die Oberliga Hessen abgestiegen, ein Jahr später stand der Traditionsverein vom Böllenfalltor trotz des direkten Wiederaufstiegs sogar kurz vor der Insolvenz. Nur mit vereinten Kräften und mit Hilfe der treuen Fans gelang es, die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern und die Lizenz für die Regionalligasaison 2008/2009 zu erhalten.

"Bei Transfers werden wir uns schon allein wegen der Erfahrungen aus der jüngeren Vergangenheit nur in Bereichen bewegen, die für uns machbar sind. Das grundsolide Wirtschaften der vergangenen Jahre wollen und werden wir fortsetzen", so Seeberger.

"Eine Spur in den Weg fräsen"

Der gebürtige Konstanzer hofft, dass seine Spieler in der bevorstehenden Winterpause "einmal durchschnaufen können und die Köpfe frei bekommen, um dann im neuen Jahr mit voller Kraft und neuer Energie den Klassenverbleib in Angriff zu nehmen".

Eine wichtige Voraussetzung hat die Darmstädter Mannschaft nach Einschätzung von Seeberger dafür schon erfüllt. "Nach dem 14. Platz in der Aufstiegssaison 2011/2012 hatten die Spieler vor Beginn dieser Spielzeit gar nicht an Abstiegskampf gedacht. Mittlerweile haben sie die Situation aber angenommen. Dieses Umdenken hinzubekommen, ist schwer", weiß der Trainer, der seine Mannschaft insgesamt auf dem richtigen Weg sieht: "Wir müssen jetzt aber noch eine Spur in den Weg fräsen, damit wir nicht mehr ausbrechen."

Schnee und Eis erschweren Trainingsbedingungen

In vielen Gesprächen hat Seeberger seine Mannschaft bereits auf die entscheidenden Begegnungen nach der Winterpause eingestellt: "Ich habe meinen Spielern gesagt, dass sie gerade die hektischen Situationen lieben lernen sollen. Die spielen im Rennen um den Klassenverbleib eine entscheidende Rolle."

Die widrigen Witterungsbedingungen mit Schnee und Eis erschweren derzeit den Trainingsbetrieb bei den "Lilien" ein wenig. Improvisieren ist deshalb für das Darmstädter Trainerteam, zu dem auch Co-Trainer Sascha Franz (Sohn des ehemaligen Bundesliga-Trainers Horst Franz/unter anderem Schalke 04 und Borussia Dortmund) gehört, nahezu täglich gefragt. Seeberger sagt: "Wenn es nötig ist, weichen wir in den Kraftraum aus oder trainieren in einer Halle. Ich merke, dass die Mannschaft noch einmal alle Kräfte mobilisieren will, um einen guten Jahresabschluss zu schaffen."

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In Münster mal wieder nur Außenseiter

Am Samstag (ab 14 Uhr) treten die auswärts noch sieglosen Darmstädter beim aktuellen Tabellendritten SC Preußen Münster an. "Die 3. Liga hat sich etwas verändert", so Seeberger: "In den vergangenen Jahren konnte es schon einmal passieren, dass eine Mannschaft, die nach der ersten Saisonhälfte oben stand, noch nach unten durchgereicht wurde. Diesen Eindruck habe ich aktuell nicht. Trotzdem ist es an jedem Spieltag möglich, dass der Favorit gegen den vermeintlichen Außenseiter verliert."

Auf ein ähnliches Szenario hofft Darmstadt im Gastspiel bei den Westfalen. Ein gutes Omen ist das 2:1 aus der Hinrunde, damals noch unter der Regie von Seebergers Vorgänger Runjaic. Das Münsteraner Selbstbewusstsein ist nach dem jüngsten 2:2 beim Chemnitzer FC aber weiter gestiegen. Die Preußen holten nicht nur einen Zwei-Tore-Rückstand auf, sondern erzielten das 2:2 durch Amaury Bischoff auch noch in der vierten Minute der Nachspielzeit. Immerhin ist aus Darmstädter Sicht eine exakte Wiederholung am Wochenende ausgeschlossen. Bischoff fehlt nämlich wegen einer Gelbsperre.