Gerd Schädlich: "Ich habe nun einen anderen Blickwinkel"

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Gleich zu Beginn der kommenden Drittliga-Saison schließt sich für Gerd Schädlich mit dem Nordostduell zwischen dem Halleschen FC und dem Chemnitzer FC am 26. Juli (ab 14 Uhr) ein Kreis. Erst seit dem gestrigen Dienstag, 1. Juli, ist der 61-Jährige als neuer Scout des HFC offiziell im Amt. Seine erste Gegnerbeobachtung muss er nun ausgerechnet über seinen ehemaligen Verein erstellen.

Im Oktober 2013 war Schädlich von seinem Traineramt beim CFC, den er unter anderem zum Aufstieg in die 3. Liga geführt hatte, zurückgetreten. "Das ist für beide Vereine ein attraktives Auftaktspiel", sagt Schädlich im Gespräch mit DFB.de und sieht das Duell zwischen seinem neuen und alten Klub völlig unaufgeregt.

Vor seiner knapp fünfjährigen Amtszeit in Chemnitz war Gerd Schädlich unter anderem beim FC Erzgebirge Aue und beim FSV Zwickau tätig. Allein für diese drei Vereine saß er 20 seiner insgesamt 30 Dienstjahre auf der Trainerbank. Nun tritt er in den Hintergrund und arbeitet für seinen langjährigen Freund und HFC-Cheftrainer Sven Köhler.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Gerd Schädlich mit dem Journalisten Thomas Ziehn über seine neue Tätigkeit, den geänderten Blickwinkel und die Entwicklung des Fußballs in den vergangenen drei Jahrzehnten.

DFB.de: Wie groß ist die Freude darüber, dass es jetzt mit Ihrer neuen Tätigkeit in Halle so richtig los geht, Herr Schädlich?

Gerd Schädlich: Ich war seit meinem Rücktritt in Chemnitz Anfang Oktober ohne Beschäftigung. Nun freue ich mich auf eine Tätigkeit, die für mich nicht komplett Neuland, aber doch anders gelagert ist. Nach 30 Jahren intensiver Trainerarbeit ist es prima, nun einen etwas anderen Blickwinkel zu haben. Bereits in den vergangenen Wochen habe ich mich intensiv mit HFC-Cheftrainer Sven Köhler und Manager Ralph Kühne ausgetauscht.

DFB.de: Was hatte den Ausschlag gegeben, als Scout zum HFC zu wechseln?

Schädlich: In erster Linie die Freundschaft zu Sven Köhler, der früher mein Spieler war und den ich schon seit vielen Jahre kenne. Es ist sehr wichtig, dass man sich gut versteht, sich vertraut und dass die Chemie stimmt.

DFB.de: Müssen Sie sich nach der jahrelangen Tätigkeit als Trainer erst an Ihre neue Rolle gewöhnen?

Schädlich: Einen gewissen Abstand habe ich in den zurückliegenden Monaten ohne Punktspiel am Wochenende bereits bekommen. Als Trainer habe ich die Beobachtung der nächsten Gegner nebenbei gemacht. Jetzt steht mir dafür viel mehr Zeit zur Verfügung und ich kann auch einmal andere Schwerpunkte setzen. Außerdem stehe ich nicht mehr unter dem unmittelbaren Druck, am Wochenende möglichst drei Punkte einfahren zu müssen.

DFB.de: Wie sind Ihre Aufgaben als Scout genau definiert?

Schädlich: Mein Haupttätigkeitsfeld werden die Spieler- und Gegnerbeobachtungen sein. Meine Ergebnisse erhält Sven Köhler dann schriftlich und wir tauschen uns aus. Ich werde darüber hinaus auch Trainingseinheiten beobachten und Sven meine Eindrücke schildern.

DFB.de: Wie viel Zeit werden Sie auf der Autobahn verbringen?

Schädlich: Das kann ich noch nicht abschätzen, denn das hängt entscheidend von den Ansetzungen ab.

DFB.de: Welchen Einfluss können Ihre Informationen auf einzelne Spiele und die Saison nehmen?

Schädlich: Das sollte man nicht überbewerten. Schließlich beobachten alle Vereine ihre jeweiligen Gegner. Es ist selbstverständlich wichtig, über einen gewissen Kenntnisstand zu verfügen. Entscheidend ist aber zu versuchen, das eigene Spiel durchzubringen und sich nicht so sehr am Gegner zu orientieren. Fast noch wichtiger ist - das zeigt auch aktuell die Weltmeisterschaft in Brasilien - die Mentalität, mit der die Spieler in die Partien gehen.

DFB.de: Sie gelten als Experte für den Ost-Fußball. Wie gut kennen Sie die aktuelle 3. Liga insgesamt?

Schädlich: Innerhalb der 3. Liga gibt es von Jahr zu Jahr eine starke Fluktuation. Aktuelle Beispiele sind unter anderem Dynamo Dresden und Energie Cottbus, die auf runderneuerte Mannschaften setzen. Man muss sich also von Saison zu Saison neu und intensiv mit den anderen Mannschaften auseinandersetzen. Unter dem Strich hat man allerdings die meisten Spieler irgendwo schon einmal gesehen.

DFB.de: Mit den schon angesprochenen Zweitliga-Absteigern aus Dresden und Cottbus sowie dem Chemnitzer FC, Hansa Rostock, Rot-Weiß Erfurt sowie dem Halleschen FC mischen jetzt gleich sechs Vereine aus dem Osten in der 3. Liga mit. Wie bewerten Sie das?

Schädlich: Ich sehe das mit einem lachenden und weinenden Auge. Für die Fans und die Vereine sind diese Begegnungen ganz besonders attraktiv. Es wäre allerdings - bestimmt nicht nur für mich allein - schöner, wenn zwei oder drei dieser Klubs in der 2. Liga spielen würden. Schließlich waren alle sechs Vereine in ihrer Geschichte schon einmal mindestens zweitklassig.

DFB.de: Sie waren als Trainer von 1991 bis 1996 beim FSV Zwickau, von 1999 bis 2007 bei Erzgebirge Aue und von 2008 bis 2013 beim Chemnitzer FC tätig. Welche Gründe gibt es für diese langen Amtszeiten?

Schädlich: Bei Zwickau, Aue und Chemnitz habe ich zwei Drittel meiner Trainerjahre verbracht. Alle drei Vereine haben - nicht nur auf der Cheftrainerposition - auf Kontinuität gesetzt. Es gab zum Beispiel kaum Wechsel auf den Vorstandsposten. Das hat über die Jahre zu einem starken Vertrauensverhältnis geführt. Gerade in schwierigen Phasen war das sehr wichtig.

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DFB.de: Insgesamt waren Sie rund 30 Jahre als Trainer tätig. Was hat sich in dieser Zeit am meisten verändert?

Schädlich: Der Fußball ist ganz anders geworden. Dazu haben auch Regeländerungen wie der Verbot des Rückpasses zum Torhüter beigetragen. Das Spiel ist heute moderner, schneller und athletischer. Der Sportwissenschaft kommt eine immer größer werdende Rolle zu, die Medienarbeit nimmt einen größeren Platz ein. Insgesamt ist die Entwicklung positiv. Sonst würde der Fußball in der Gesellschaft auch keine so große Rolle spielen.

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, noch einmal als Trainer zu arbeiten?

Schädlich: Aktuell verschwende ich daran keinen Gedanken. Sonst hätte ich auch nicht als Scout in Halle angefangen. Nach derzeitigem Stand ist diese Entscheidung endgültig.

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Gleich zu Beginn der kommenden Drittliga-Saison schließt sich für Gerd Schädlich mit dem Nordostduell zwischen dem Halleschen FC und dem Chemnitzer FC am 26. Juli (ab 14 Uhr) ein Kreis. Erst seit dem gestrigen Dienstag, 1. Juli, ist der 61-Jährige als neuer Scout des HFC offiziell im Amt. Seine erste Gegnerbeobachtung muss er nun ausgerechnet über seinen ehemaligen Verein erstellen.

Im Oktober 2013 war Schädlich von seinem Traineramt beim CFC, den er unter anderem zum Aufstieg in die 3. Liga geführt hatte, zurückgetreten. "Das ist für beide Vereine ein attraktives Auftaktspiel", sagt Schädlich im Gespräch mit DFB.de und sieht das Duell zwischen seinem neuen und alten Klub völlig unaufgeregt.

Vor seiner knapp fünfjährigen Amtszeit in Chemnitz war Gerd Schädlich unter anderem beim FC Erzgebirge Aue und beim FSV Zwickau tätig. Allein für diese drei Vereine saß er 20 seiner insgesamt 30 Dienstjahre auf der Trainerbank. Nun tritt er in den Hintergrund und arbeitet für seinen langjährigen Freund und HFC-Cheftrainer Sven Köhler.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Gerd Schädlich mit dem Journalisten Thomas Ziehn über seine neue Tätigkeit, den geänderten Blickwinkel und die Entwicklung des Fußballs in den vergangenen drei Jahrzehnten.

DFB.de: Wie groß ist die Freude darüber, dass es jetzt mit Ihrer neuen Tätigkeit in Halle so richtig los geht, Herr Schädlich?

Gerd Schädlich: Ich war seit meinem Rücktritt in Chemnitz Anfang Oktober ohne Beschäftigung. Nun freue ich mich auf eine Tätigkeit, die für mich nicht komplett Neuland, aber doch anders gelagert ist. Nach 30 Jahren intensiver Trainerarbeit ist es prima, nun einen etwas anderen Blickwinkel zu haben. Bereits in den vergangenen Wochen habe ich mich intensiv mit HFC-Cheftrainer Sven Köhler und Manager Ralph Kühne ausgetauscht.

DFB.de: Was hatte den Ausschlag gegeben, als Scout zum HFC zu wechseln?

Schädlich: In erster Linie die Freundschaft zu Sven Köhler, der früher mein Spieler war und den ich schon seit vielen Jahre kenne. Es ist sehr wichtig, dass man sich gut versteht, sich vertraut und dass die Chemie stimmt.

DFB.de: Müssen Sie sich nach der jahrelangen Tätigkeit als Trainer erst an Ihre neue Rolle gewöhnen?

Schädlich: Einen gewissen Abstand habe ich in den zurückliegenden Monaten ohne Punktspiel am Wochenende bereits bekommen. Als Trainer habe ich die Beobachtung der nächsten Gegner nebenbei gemacht. Jetzt steht mir dafür viel mehr Zeit zur Verfügung und ich kann auch einmal andere Schwerpunkte setzen. Außerdem stehe ich nicht mehr unter dem unmittelbaren Druck, am Wochenende möglichst drei Punkte einfahren zu müssen.

DFB.de: Wie sind Ihre Aufgaben als Scout genau definiert?

Schädlich: Mein Haupttätigkeitsfeld werden die Spieler- und Gegnerbeobachtungen sein. Meine Ergebnisse erhält Sven Köhler dann schriftlich und wir tauschen uns aus. Ich werde darüber hinaus auch Trainingseinheiten beobachten und Sven meine Eindrücke schildern.

DFB.de: Wie viel Zeit werden Sie auf der Autobahn verbringen?

Schädlich: Das kann ich noch nicht abschätzen, denn das hängt entscheidend von den Ansetzungen ab.

DFB.de: Welchen Einfluss können Ihre Informationen auf einzelne Spiele und die Saison nehmen?

Schädlich: Das sollte man nicht überbewerten. Schließlich beobachten alle Vereine ihre jeweiligen Gegner. Es ist selbstverständlich wichtig, über einen gewissen Kenntnisstand zu verfügen. Entscheidend ist aber zu versuchen, das eigene Spiel durchzubringen und sich nicht so sehr am Gegner zu orientieren. Fast noch wichtiger ist - das zeigt auch aktuell die Weltmeisterschaft in Brasilien - die Mentalität, mit der die Spieler in die Partien gehen.

DFB.de: Sie gelten als Experte für den Ost-Fußball. Wie gut kennen Sie die aktuelle 3. Liga insgesamt?

Schädlich: Innerhalb der 3. Liga gibt es von Jahr zu Jahr eine starke Fluktuation. Aktuelle Beispiele sind unter anderem Dynamo Dresden und Energie Cottbus, die auf runderneuerte Mannschaften setzen. Man muss sich also von Saison zu Saison neu und intensiv mit den anderen Mannschaften auseinandersetzen. Unter dem Strich hat man allerdings die meisten Spieler irgendwo schon einmal gesehen.

DFB.de: Mit den schon angesprochenen Zweitliga-Absteigern aus Dresden und Cottbus sowie dem Chemnitzer FC, Hansa Rostock, Rot-Weiß Erfurt sowie dem Halleschen FC mischen jetzt gleich sechs Vereine aus dem Osten in der 3. Liga mit. Wie bewerten Sie das?

Schädlich: Ich sehe das mit einem lachenden und weinenden Auge. Für die Fans und die Vereine sind diese Begegnungen ganz besonders attraktiv. Es wäre allerdings - bestimmt nicht nur für mich allein - schöner, wenn zwei oder drei dieser Klubs in der 2. Liga spielen würden. Schließlich waren alle sechs Vereine in ihrer Geschichte schon einmal mindestens zweitklassig.

DFB.de: Sie waren als Trainer von 1991 bis 1996 beim FSV Zwickau, von 1999 bis 2007 bei Erzgebirge Aue und von 2008 bis 2013 beim Chemnitzer FC tätig. Welche Gründe gibt es für diese langen Amtszeiten?

Schädlich: Bei Zwickau, Aue und Chemnitz habe ich zwei Drittel meiner Trainerjahre verbracht. Alle drei Vereine haben - nicht nur auf der Cheftrainerposition - auf Kontinuität gesetzt. Es gab zum Beispiel kaum Wechsel auf den Vorstandsposten. Das hat über die Jahre zu einem starken Vertrauensverhältnis geführt. Gerade in schwierigen Phasen war das sehr wichtig.

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DFB.de: Insgesamt waren Sie rund 30 Jahre als Trainer tätig. Was hat sich in dieser Zeit am meisten verändert?

Schädlich: Der Fußball ist ganz anders geworden. Dazu haben auch Regeländerungen wie der Verbot des Rückpasses zum Torhüter beigetragen. Das Spiel ist heute moderner, schneller und athletischer. Der Sportwissenschaft kommt eine immer größer werdende Rolle zu, die Medienarbeit nimmt einen größeren Platz ein. Insgesamt ist die Entwicklung positiv. Sonst würde der Fußball in der Gesellschaft auch keine so große Rolle spielen.

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, noch einmal als Trainer zu arbeiten?

Schädlich: Aktuell verschwende ich daran keinen Gedanken. Sonst hätte ich auch nicht als Scout in Halle angefangen. Nach derzeitigem Stand ist diese Entscheidung endgültig.