3. Liga

Torschützenkönig Fatih Kaya: "Wusste, was in mir steckt"

20.05.2025
Torschützenkönig Fatih Kaya: "Es gibt keinen Stürmer auf der Welt, der so etwas alleine erreichen kann" Foto: IMAGO/Jan Huebner

Gleich in seiner ersten Profisaison, in der ihm eine zweistellige Anzahl an Treffern gelang, hat sich Fatih Kaya die Torjägerkanone in der 3. Liga gesichert. Dabei gelangen dem Angreifer des SV Wehen Wiesbaden sieben seiner insgesamt 20 Saisontore ab dem 34. Spieltag. Im DFB.de-Interview spricht der 25-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die Auszeichnung und die Chance auf den DFB-Pokal.

DFB.de: Haben Sie schon einen geeigneten Platz für Ihre erste Torjägerkanone gefunden, Herr Kaya?

Fatih Kaya: Meine Frau hat dafür eigens ein wenig umdekoriert. Die Kanone steht jetzt bei uns im Wohnzimmer auf einer Kommode, direkt neben dem Preis als Man of the Match im DFB-Pokal, den ich vor drei Jahren erhalten hatte.

DFB.de: Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung?

Kaya: Es ist ein sehr schönes Gefühl, für die Arbeit belohnt zu werden. Es macht mich auch stolz, die Torjägerkanone gewonnen zu haben. Ich muss mich bei der Mannschaft, dem Trainerteam, dem Verein sowie meiner Frau und meiner Familie für die Unterstützung bedanken. Denn es gibt keinen Stürmer auf der Welt, der so etwas alleine erreichen kann.

DFB.de: Werden Sie dem Team als Dankeschön etwas ausgeben?

Kaya: Es gab da keine Abmachung. (lacht) Ich werde mir aber definitiv noch etwas überlegen, mit dem ich mich erkenntlich zeigen kann.

DFB.de: Vor dem 38. und letzten Spieltag waren Sie in der Torschützenliste noch gleichauf mit Christoph Daferner von Dynamo Dresden. Hatten Sie sich während der Partie über Zwischenstände informieren lassen?

Kaya: Ich hatte in der Halbzeitpause kurz nachgefragt und eine Info bekommen. Mein Fokus lag sonst aber komplett auf unserem Spiel. Ich habe schließlich nur meine Leistung in der eigenen Hand und kann nicht beeinflussen, was in den anderen Stadien passiert. In der Schlussphase bekam ich von unserer Bank dann das Signal, dass Daferner ausgewechselt worden ist. Da war mir klar: Ich bleibe nach meinem Doppelpack gegen Alemannia Aachen der Führende in der Torschützenliste.

DFB.de: Sie waren erst vor Saisonbeginn von VV St. Triuden in Belgien nach Wiesbaden gewechselt. Warum lief es in dieser Spielzeit auf Anhieb persönlich so gut für Sie?

Kaya: Ich hatte schon im Sommer nach den Gesprächen ein sehr gutes Gefühl. Die Vereinsverantwortlichen hatten mir klar zu verstehen gegeben, dass sie an mich glauben. Auch, dass ich verletzungsbedingt zunächst noch sechs Wochen pausieren musste, hatte nichts daran geändert, dass der Verein den Transfer unbedingt machen wollte. Das kommt nicht so oft vor und war für mich ein wichtiger Punkt, um zum SVWW zu wechseln. Genau dieses Vertrauen hilft mir dabei, mein Potenzial voll abrufen zu können.

DFB.de: In der Rückrunde mussten Sie zwischenzeitlich zehn Partien lang auf einen Treffer warten. Was ging in dieser Phase in Ihnen vor?

Kaya: Ich habe mir möglichst wenig Gedanken darüber gemacht. Schlechte wie auch gute Phasen gehören innerhalb einer Saison dazu. Die Mannschaft und das Trainerteam haben mir immer ein gutes Gefühl gegeben, dass ich der Mannschaft auch mit meiner Art und Weise helfe. Im Saisonendspurt bin ich dann mit drei Doppelpacks in Serie nochmal ins Rollen gekommen.

DFB.de: Ist Ihnen ein Treffer besonders in Erinnerung geblieben?

Kaya: Das war am 37. Spieltag in der Partie beim FC Ingolstadt 04 und ist damit noch gar nicht lange her. Ich habe eine lange Vergangenheit beim FCI, bin dort Profi geworden und durfte dort meine ersten Schritte gehen. Hinzu kommt noch die Art und Weise, weil man nicht jeden Tag mit einem Seitfallzieher erfolgreich ist. Auch mein erster Treffer nach der Schwangerschaft meiner Frau war emotional. Ich hatte den Torjubel gegen die SpVgg Unterhaching deshalb unserem ungeborenen Sohn gewidmet.

DFB.de: Für Sie war es nach zwei Jahren in Belgien wieder die erste Saison in Deutschland. Inwiefern hat sich Ihre Spielweise in der Zwischenzeit verändert?

Kaya: Den Schritt nach Belgien würde ich wieder machen. Es war eine aufregende Zeit, in der ich viel gelernt habe. Ich bin als Fußballer, aber auch als Mensch gewachsen. Ich stand gegen Spieler auf dem Feld, die auch Champions League-Erfahrung haben oder sogar Nationalspieler sind, und habe versucht, alles aufzusaugen. Meine Torausbeute war zwar nicht besonders hoch. Ich wusste aber, was in mir steckt. In dieser Saison wollte ich nach Möglichkeit immer im Rennen um die vorderen Plätze der Torjägerkanone dabei sein. Umso schöner, dass es geklappt hat.

DFB.de: Ihre ärgsten Kontrahenten um die Torjägerkanone werden in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga spielen: Christoph Daferner als Aufsteiger mit Dresden und Sebastian Grönning durch seinen Wechsel zu Hertha BSC. Können sich die SVWW-Fans Hoffnung auf Ihren Verbleib machen?

Kaya: Ich weiß, dass sich Interessenten bei meinem Berater erkundigt haben. Das ist aber etwas, mit dem ich mich nicht beschäftige. Ich habe bis 2027 Vertrag und es steht in dieser Saison für uns noch ein sehr wichtiges Finale um den Hessenpokal auf dem Programm. Darauf liegt mein voller Fokus.

DFB.de: Auch im Hessenpokal haben Sie mit Ihren Treffern Anteil an der Teilnahme am Finaltag der Amateure. Was erwarten Sie für das Endspiel gegen Hessen Kassel?

Kaya: Hinter dem KSV Hessen liegt eine schwierige Hinrunde in der Regionalliga Südwest mit Abstiegssorgen. Umso stärker war dagegen die zweite Saisonhälfte. Ein Pokalspiel ist aber immer etwas anderes. Das Finale ist für den Verein sehr wichtig. Wir wollen das Spiel unbedingt gewinnen und in den DFB-Pokal einziehen.

Kategorien: 3. Liga

Autor: mspw