DFB-Pokal

Meißner vor Pokalfinale: "Irgendwann ist immer das erste Mal"

24.05.2025
Meißner über das Finale seiner Ex-Vereine: "Von der Sache her hätte es Arminia eigentlich verdient. Wer so viele Erstligisten rauswirft…" Foto: IMAGO/Collage DFB

Silvio Meißner (52) spielte 250-mal in der Bundesliga und dabei für zwei Vereine – Arminia Bielefeld (1996-2000) und den VfB Stuttgart (2000-2008). 2007 wurde er Deutscher Meister, Pokalsieger nie. Seine Ex-Klubs streben den DFB-Pokalsieg nun am Samstag an und Meißner spricht mit DFB.de über Chancen und Gefahren bei einem Finale zwischen David und Goliath.

DFB.de: Silvio, Sie sind jetzt Geschäftsführer einer Organisation die Alltagshelfer vermittelt (www.meinesuperhelden.de). Für Einkäufe, Behördengänge, Haushaltshilfen – oder einfach nur für Gespräche. Ein eher ungewöhnlicher Weg für einen Ex-Profi. Wie nahe sind Sie da eigentlich noch am Fußballgeschäft?

Meißner: Schon sehr weit weg. Ich habe bis vor sechs Jahren als Spielerberater gearbeitet, aber das war nichts mehr für mich. Ich trainiere hier im Saarland eine E-Jugend und weil mein Sohn Fan ist, reise ich der Hertha-Mannschaft ab und zu hinterher. Ich verfolge ansonsten noch viel, aber alle Spieler kenne ich nicht mehr.

DFB.de: Wo werden Sie am Samstagabend sein, wenn das Pokalfinale läuft?

Meißner: Wahrscheinlich vor dem Fernseher, bei schönem Wetter werfe ich den Grill an.

DFB.de: Gab es den Gedanken, ins Stadion zu fahren? Hätten Sie von einem der Vereine Tickets bekommen?

Meißner: Hätte ich wohl schon, aber ich hatte den Gedanken nicht und mach es mir lieber daheim gemütlich. Ich war erst letztes Jahr beim Finale.

DFB.de: Und wem gelten ihre Sympathien mehr?

Meißner: Ich mag beide Vereine und hatte bei ihnen eine gute Zeit. Arminia war mein Sprungbrett zum VfB, wo ich dann Meister wurde. Aber ich sag mal so: von der Sache her hätte es Arminia eigentlich verdient. Wer so viele Erstligisten rauswirft…

DFB.de: Wie beurteilen Sie die Saison des VfB Stuttgart? War der Rückschritt in der Liga nach Platz zwei im Vorjahr zu erwarten?

Meißner: Sie sind von der Relegation im Jahr darauf gleich in die Champions League durchgestartet. Das war toll, aber unter der Dreifachbelastung, mit Pokal noch dazu, haben sie doch etwas gelitten. Es hat dem VfB nicht so gut getan, der Kader war in der Breite nicht stark genug.

DFB.de: Arminia ist ja ein klassischer Fahrstuhlklub. Haben Sie den Wiederaufstieg erwartet?

Meißner: Darüber habe ich mir weniger Gedanken gemacht, man kannte ja nach dem Abgang von Fabian Klos kaum noch einen Spieler. Die Mannschaft war total im Umbruch. Aber was ich in den Pokalspielen und auch jetzt in der 3. Liga gegen Dresden gesehen habe: Sie haben einen Plan, und der Trainer hat einen Plan.

DFB.de: Es ist ja rein formal kein Finale auf Augenhöhe. Arminia kommt aus der 3. Liga, hat aber vier Bundesligisten rausgeworfen. Trotzdem haben bislang alle Drittligisten, wenn sie keinen Heimvorteil mehr hatten und nach Berlin mussten, ihre Endspiele verloren. Und nun?

Meißner: Irgendwann ist immer das erste Mal. Es kann alles passieren. Wir haben doch im vergangenen Jahr gesehen, dass Leverkusen gegen Kaiserslautern plötzlich spannend wurde trotz des Klassenunterschieds, weil Bayer einen Platzverweis bekam. Meinem VfB ging es 2007 gegen Nürnberg doch auch so: wir waren klar besser, hatten aber nach 25 Minuten einen Platzverweis gegen Cacau und dann haben wir in der Verlängerung verloren.

DFB.de: Wenn Sie Arminia-Coach wären: welche Herangehensweise würden Sie empfehlen?

Meißner: Jedenfalls nicht hinten reinstellen, sondern mutig sein. Sie sind zwar nicht auf ihrer Alm, haben aber trotzdem 20.000 Fans im Rücken. Sie müssen versuchen, sie mitzunehmen. Es ist doch für alle das größte Spiel ihres Lebens.

DFB.de: Und wie sehen Sie die Rolle des Favoriten?

Meißner: Der VfB kann eigentlich nur verlieren, weil ja jeder den Sieg erwartet mit dem sie die Saison retten würden. Auf den Stuttgartern lastet Druck, Vereine aus Baden-Württemberg haben seit 2007 keinen Titel mehr geholt. Ich kenne die Mentalität der Schwaben, da gibt’s kein Mittelding – das ist nicht so lustig da bei Misserfolg. 

DFB.de: Zu guter Letzt bitte ein Tipp: Wie geht’s aus?

Meißner: Das ist mir, wie gesagt, egal. Auch wenn das jetzt fünf Euro kosten sollte: der Bessere soll gewinnen, vor mir aus nach Elfmeterschießen.

Kategorien: DFB-Pokal

Autor: dfb