DFB-Pokal der Junioren

Makiadi und Kettemann vor Pokalfinale: "Es gibt keinen Favoriten"

23.05.2025
Treffen im Finale um den DFB-Pokal der Junioren aufeinander: Cedric Makiadi und Ralf Kettemann Foto: Imago

Beim Endspiel um den DFB-Pokal der Junioren wird es am heutigen Freitag (ab 18 Uhr, live bei Sky) auf jeden Fall eine Premiere geben. Die U 19-Teams des SV Werder Bremen und des Karlsruher SC, die sich im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion gegenüberstehen, waren beide noch nie Junioren-Pokalsieger. Im DFB.de-Interview sprechen die Trainer Cedric Makiadi (41) und Ralf Kettemann (38) über das Finale.

DFB.de: Das Pokalfinale in Potsdam steht bevor. Überwiegen die Anspannung oder die Vorfreude bei Ihren Teams, Herr Makiadi und Herr Kettemann?

Cedric Makiadi: Definitiv die Vorfreude. Die Jungs verhalten sich im Training ruhig und locker, haben große Lust auf das Endspiel.

Ralf Kettemann: Es ist sicherlich von beidem von etwas dabei. Eine gewisse Nervosität gehört vor einem solchen Spiel dazu und löst noch eine zusätzliche Vorfreude aus.

DFB.de: Wie läuft die Vorbereitung auf diesen krönenden Saisonabschluss?

Makiadi: Wir bereiten uns ganz normal auf die Partie vor, behandeln die Partie wie ein ganz normales Auswärtsspiel. Einziger Unterschied: Diesmal wird der Rahmen viel größer sein.

Kettemann: Nach der Anreise am Vortag des Endspiels werden wir in Potsdam noch trainieren. Speziell ist sicherlich, dass ich wegen meiner Ausbildung zur Pro-Lizenz in dieser Woche bis einen Tag vor dem Spiel nicht bei der Mannschaft sein konnte. Aber auch das wird unser Team nicht hindern, eine gute Leistung abzurufen.

DFB.de: Welche Qualitäten haben Ihre Mannschaft in dieses Endspiel gebracht?

Makiadi: Eine ganz wesentliche Rolle hat die mentale Stärke des Teams gespielt. Dazu kommen aber auch unsere fußballerischen Qualitäten. Grundsätzlich sind wir eine Mannschaft, die gerne den Ball hat und Chancen kreiert. Umgekehrt arbeitet das Team aber auch sehr gut gegen den Ball.

Kettemann: Die Jungs haben gerade in den Pokalspielen pure Leidenschaft gezeigt. Sie waren immer auf den Punkt da und haben gut performt, als es darauf ankam.

DFB.de: Für beide Vereine ist der erste Pokalsieg der Vereinsgeschichte möglich. Welchen Stellenwert hätte dieser historische Erfolg für die Nachwuchsabteilung?

Makiadi: Wenn du als Nachwuchsleistungszentrum die Möglichkeit bekommst, einen Titel zu gewinnen, ist das immer etwas Besonderes. Die meisten Spieler, die wir ausbilden, haben sämtliche Stationen bei uns im NLZ durchlaufen. Es ist auch eine Auszeichnung für alle Mitarbeiter, die an irgendeiner Stelle ihren Beitrag geleistet haben.

Kettemann: Die Bedeutung ist extrem groß, im gesamten Verein ist unsere Finalteilnahme ein Riesenthema. Einer unserer Betreuer war schon 2006 beim letzten Endspiel mit KSC-Beteiligung dabei. Er hatte mir gleich bei meinem Amtsantritt gesagt, dass er noch einmal nach Berlin möchte. Ich freue mich sehr, dass sein Wunsch erfüllt wird. Und diesmal wollen wir natürlich auch mit dem Pokal zurück nach Karlsruhe kommen.

DFB.de: Es wäre auch jeweils der bislang größte Erfolg Ihrer Trainerkarrieren. Was würde Ihnen das bedeuten?

Makiadi: Ich definiere meine Arbeit im U 19-Bereich nicht über Titel, sondern will, dass die Jungs attraktiven Fußball spielen und sich weiterentwickeln. Wenn das Team die Dinge auf dem Platz umgesetzt bekommt, die wir sehen wollen, dann bin ich sehr zufrieden. Das ändert natürlich nichts daran, dass ich den Titel gerne mit nach Bremen würde.

Kettemann: Keine Frage, auch für mich persönlich ist das Endspiel ein Höhepunkt, eine richtig große Nummer. Dass ich zum letzten Mal für den KSC an der Seitenlinie stehen werde, macht es noch etwas besonderer.

DFB.de: Beide Teams erreichten in der neuen DFB-Nachwuchsrunde die K.o.-Phase. Während der SV Werder erst im Halbfinale am späteren Deutschen Meister 1. FC Köln scheiterte, war für den KSC im Achtelfinale gegen den Hamburger SV Endstadion. Lässt sich daraus eine Favoritenrolle für das Endspiel ableiten?

Makiadi: Die meisten Spiele in der K.o.-Phase fanden auf Augenhöhe statt. Die Partien waren allesamt sehr eng und hätten immer auch in die andere Richtung kippen können. Deshalb gibt es aus meiner Sicht in diesem Finale keinen Favoriten.

Kettemann: Das sehe ich auch so. Quervergleiche sind nicht möglich. Werder Bremen ist als etablierter Bundesligist sicherlich der größere Name. Eine Favoritenrolle für das Endspiel ergibt sich daraus aber nicht.

DFB.de: Was macht für Sie den besonderen Reiz des DFB-Pokals aus?

Makiadi: Es ist ein komplett anderer Wettbewerb. Im DFB-Pokal hast du die Möglichkeit, nach Berlin zu reisen, spielst in Potsdam das Finale und darfst dir am nächsten Tag das Männerfinale im Olympiastadion anschauen. Das Kribbeln bei K.o.-Spielen sowie das komplette Rahmenprogramm sind schon besonders.

Kettemann: Der Reiz besteht vor allem darin, dass definitiv eine Entscheidung fällt, dass es am Ende einen Gewinner und einen Verlierer geben wird. Du musst exakt an diesem Tag, in diesem Moment deine bestmögliche Leistung bringen, um erfolgreich zu sein.

DFB.de: Gab es in dieser Saison für Sie einen besonderen Pokalmoment?

Makiadi: Aus persönlichen Befindlichkeiten war das Halbfinale bei meinem ehemaligen Verein SC Freiburg, das wir 5:1 gewonnen hatten, ein besonderer Moment.

Kettemann: Ich muss dabei besonders an unser Erstrundenspiel beim FC Bayern München denken. Wir führten 2:0, lagen dann 2:3 zurück, ehe in der Schlussphase der kurz zuvor eingewechselte Yannick Müller, der 2023 aus Dubai zu uns gekommen war, noch der späte 3:3-Ausgleich gelang. Das Elfmeterschießen haben wir dann gewonnen. Auf dem FC Bayern Campus auf diese Art und Weise die nächste Runde zu erreichen, war schon speziell.

DFB.de: Die Endspielpaarung steht schon seit zwei Monaten fest. Wie gut sind Sie über den Gegner und seine Stärken informiert?

Makiadi: Unser Ansatz ist, dem Gegner unser Spiel aufzuzwingen. Wir konzentrieren uns auf unsere eigenen Stärken und beschäftigen uns weniger mit dem Karlsruher SC.

Kettemann: Den Gegner selbst zu beobachten, dazu gab es keine Gelegenheit. Wir haben jedoch Videomaterial gesichtet, um uns möglichst gut vorzubereiten. Aber auch für uns gilt, dass der Fokus ganz klar auf unserer eigenen Leistung liegt.

DFB.de: Worauf wird es in erster Linie ankommen, um den "Pott" mit nach Hause zu nehmen?

Makiadi: Wenn wir uns gut in den Räumen bewegen und den Ball in den eigenen Reihen sauber laufen lassen, dann werden wir unsere Möglichkeiten bekommen.

Kettemann: Wir müssen von der ersten Minute an voll da sein und schon mit einem guten Mindset in das Spiel gehen. Es kommt darauf an, immer fest an uns zu glauben. Außerdem gehört sicherlich auch das nötige Quäntchen Matchglück dazu.

DFB.de: Ist es für die Spieler noch ein zusätzlicher Anreiz, dass die offizielle Siegerehrung am Rande des Männerfinales im Berliner Olympiastadion stattfinden wird?

Makiadi: Das eigene Endspiel ist Anreiz genug und steht über allem. Wir stehen im Finale und wollen den Pokal gewinnen.

Kettemann: In der Tat sollte keine zusätzliche Motivation notwendig sein. Dennoch kann ich mir schon vorstellen, dass die Aussicht, auf dieser großen Bühne statt der Silbermedaille den Pokal entgegennehmen zu dürfen, den einen oder anderen durchaus anstacheln könnte.

Kategorien: DFB-Pokal der Junioren

Autor: mspw