DFB-Nachwuchsliga
Hertha-Trainer Covic vor Achtelfinale: "Wichtige Entwicklungsschritte"

Profi, U 23-Spieler, Trainer von den Junioren bis zur Lizenzmannschaft: Ante Covic (49) hat bei Hertha BSC schon alles erlebt. Aktuell betreut der gebürtige Berliner die U 17. Vor dem Achtelfinale um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft am heutigen Sonntag (ab 11 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach spricht Ante Covic im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Ralf Debat über den Start der K.o.-Phase und ein gutes Omen.
DFB.de: In der Hauptrunde der Liga A hat sich Ihr Team auf den letzten Drücker noch für das Achtelfinale qualifiziert. Wie groß ist jetzt die Vorfreude auf das Duell mit Borussia Mönchengladbach, Herr Covic?
Ante Covic: Wir sind natürlich froh und glücklich, dass wir es nach einer schwierigen Hauptrunde noch geschafft haben. Nachdem wir zunächst eine überragende Vorrunde mit 40 von 42 möglichen Punkten gespielt hatten, stimmten in diesem Jahr die Ergebnisse nicht mehr, unter anderem auch wegen zahlreicher Verletzungen. Als es darauf ankam, waren wir jedoch da und freuen uns jetzt sehr auf das Achtelfinale.
DFB.de: Das 4:1 gegen Hannover 96 zum Abschluss der Hauptrunde in der Liga A war für Hertha BSC schon wie ein K.o.-Spiel. Ihr Team musste unbedingt gewinnen, um noch den vierten Tabellenplatz zu erreichen. War das die beste Vorbereitung auf das Gladbach-Spiel?
Covic: Auf jeden Fall. Noch in der 90. Minute waren wir raus, weil es bei uns noch 1:1 stand und außerdem gleichzeitig Schalke 04 gegen Paderborn 2:1 in Führung lag. Wir wussten, dass wir nicht nur unser Spiel gewinnen mussten, sondern dass gleichzeitig auch Schalke 04 nicht deutlicher siegen durfte. Die Energieleistung, mit der unsere Jungs in der Nachspielzeit noch drei Tore erzielt haben, war beeindruckend. Das gibt uns einen zusätzlichen Push.
DFB.de: Wie wichtig war Ihnen als Trainer das Erreichen des Achtelfinales mit Blick auf die Förderung der Talente?
Covic: Solche Partien zu bestreiten, sind wichtige Entwicklungsschritte für die Jungs. Insgesamt sind wir bei der Ausbildung auf dem richtigen Weg. Einige Spieler durften bereits bei den Profis mittrainieren oder kamen bei der U 19 und bei der U 23 bereits zum Einsatz. Das freut mich als Trainer natürlich sehr.
DFB.de: Was zeichnet Ihre Mannschaft in dieser Saison besonders aus?
Covic: Eine große Stärke ist die Mentalität der Jungs. Wir haben viele echte Typen im Team. Sie sind nicht immer leicht zu führen, lassen aber in jedem Spiel ihr Herz auf dem Platz. Das wird in Gladbach nicht anders sein.
DFB.de: Die Borussia war in ihrer Hauptrundengruppe auf Platz eins gelandet. Ergibt sich daraus auch direkt eine Favoritenrolle?
Covic: Es mag sein, dass Gladbach leicht favorisiert ist. Ich gehe aber davon aus, dass es eine sehr enge Partie wird und dass Kleinigkeiten entscheiden.
DFB.de: Das Achtelfinale wird in nur einer Partie entschieden. Welche Rolle spielt in dieser Hinsicht der Heimvorteil?
Covic: Durch die lange Anreise mit sieben Stunden Busfahrt ist die Belastung für das Auswärtsteam ein wenig höher. Daran sind die Spieler inzwischen aber gewöhnt, so dass sie sich von den äußeren Umständen sicherlich nicht beeinflussen lassen.
DFB.de: Wenn sich Hertha BSC in Gladbach durchsetzen kann, würden die weiteren Runden bis zum Endspiel in Berlin stattfinden. Erhöht das noch die Motivation?
Covic: So weit denken wir nicht. Auch wenn es sich wie eine Floskel anhört: Wir tun gut daran, nur an das nächste Spiel zu denken und auf unsere eigene Leistung zu fokussieren. Wenn wir unsere Qualitäten auf den Platz bringen, dann haben wir auch gute Chancen. Es wird spannend sein zu sehen, wie das Team diese Herausforderung meistert.
DFB.de: Schon viermal wurde Hertha BSC Deutscher B-Junioren-Meister, zuletzt 2012. Welche Bedeutung hat ein solcher Erfolg?
Covic: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass solche Erlebnisse die Spieler pushen und in ihrer Entwicklung weiterbringen. Ich halte es aber für schwierig, die Nachwuchsförderung oder die Arbeit der Trainer an solchen Ergebnissen zu messen. Viel wichtiger ist die Ausbildung der einzelnen Spieler. Wenn wir keinen Titel holen, aber der eine oder andere eines Tages den Sprung in den Profikader schafft, dann haben wir alles richtig gemacht.
DFB.de: Die erste Saison in der neugegründeten DFB-Nachwuchsliga befindet sich auf der Zielgeraden. Wie bewerten Sie den neuen Ligamodus?
Covic: Die Neuerungen bieten einige Vorteile. Nachdem die Jungs zuvor immer gegen dieselben Gegner aus dem Norden und Nordosten angetreten sind und sich frühestens ab dem Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft mit Teams aus ganz Deutschland messen konnten, ist das jetzt schon in der Zwischenrunde regelmäßig der Fall. Es war etwas Besonderes, beispielsweise zweimal gegen den FC Schalke 04 anzutreten. Dass jetzt 16 statt vier Mannschaften an der K.o.-Phase teilnehmen, erhöht definitiv die Spannung. Man könnte aber auch noch etwas verbessern.
DFB.de: Wie lautet Ihr Vorschlag?
Covic: In der Hauptrunde hatten wir eine Gruppe mit sechs Teams. Ich denke, es wäre gut, die Gruppen ein wenig aufzustocken, etwa auf acht Mannschaften. Vier Spiele mehr wären vier zusätzliche Gelegenheiten zur Weiterentwicklung und aus meiner Sicht auch im Terminplan unterzubringen, wenn es eine noch bessere Abstimmung mit den verschiedenen Verbänden über die Abstellungsphasen der Junioren-Nationalspieler gibt.
DFB.de: Schon seit 15 Jahren sind Sie in verschiedenen Funktionen als Trainer für Hertha BSC tätig, aktuell aber zum ersten Mal bei der U 17. Welche besonderen Herausforderungen bringt dieser Jahrgang mit sich?
Covic: Es ist ein sehr heterogener Jahrgang. Wir haben einige frühentwickelte Spieler dabei, dazu einige hochbegabte Talente, die aber körperlich noch nicht ganz so weit sind. Da muss man das Training teilweise auch individuell abstimmen, kann nicht alle über einen Kamm scheren. Mir ist wichtig, jedem Spieler die Zeit zu geben, die er benötigt. Da ist mal mehr, mal weniger Geduld gefragt. Es ist nicht immer gut, schon sehr früh in den Seniorenbereich zu wechseln, auch wenn das gerade modern ist.
DFB.de: Insgesamt haben Sie mehr als die Hälfte ihres Lebens bei Hertha verbracht. Was bedeutet Ihnen der Verein?
Covic: Es ist ganz sicher kein normales Arbeitsverhältnis. Ich habe selbst für Hertha gespielt, habe als Trainer von der Jugend bis zu den Profis jetzt wirklich alle Mannschaften durch. Auch meine beiden Söhne haben hier ihre ersten Schritte gemacht. Die Bindung zum Verein ist extrem groß.
DFB.de: Sie haben es angesprochen: Zwischenzeitlich waren Sie auch Cheftrainer der Profis, kehrten dann aber in den Nachwuchsbereich zurück. Wo sehen Sie Ihre Zukunft?
Covic: Der Fußball ist so schnelllebig. Da sollte man gar nicht erst anfangen, etwas zu planen. Ich bin jetzt U 17-Trainer und mit dieser Rolle sehr glücklich und zufrieden.
DFB.de: Ihr Sohn Patrice steht mit der U 19 des SV Werder Bremen im Endspiel um den DFB-Pokal und auch im Viertelfinale um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft. Im Achtelfinale gewann er mit seinem Team im Elfmeterschießen ebenfalls bei Borussia Mönchengladbach. Könnte das für Ihr Team ein gutes Omen sein?
Covic: Ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen, als Zweiter aus unserer Familie die Borussia auszuschalten. (lacht)
Kategorien: DFB-Nachwuchsliga
Autor: mspw

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