Wehen Wiesbadens Trainer Fröhling: "Brenzlige Situation annehmen"

Er soll den SV Wehen Wiesbaden zum Klassenverbleib in der 3. Liga führen. Torsten Fröhling, zuletzt bis Oktober 2015 beim Zweitligisten TSV 1860 München unter Vertrag, übernimmt den SVWW auf Abstiegsplatz 19. Der 49-jährige Fußball-Lehrer hat Sven Demandt beerbt, der nach einer Serie von vier Niederlagen in Folge von seinen Aufgaben entbunden worden war. Auch unter der Regie von Sportdirektor und Interimstrainer Christian Hock gelang nicht die sportliche Wende (0:4 in Rostock).

Der neue Hoffnungsträger Fröhling weiß, wie sich ein erfolgreicher Endspurt im Abstiegskampf anfühlt. In der vergangenen Saison rettete er sich mit 1860 München erst in den Relegationsspielen gegen Holstein Kiel (0:0/2:1).

Im aktuellen DFB.de-Drittligainterview spricht Torsten Fröhling mit Christian Knoth über die vergangenen Monate ohne Verein, die Gründe für sein Engagement in Wiesbaden, die emotionale Zeit bei 1860 München, sein Debüt gegen den FC Energie Cottbus am Samstag (ab 14 Uhr) und das schwierige Restprogramm.

DFB.de: Nach fast einem halben Jahr Pause haben Sie nun eine neue Herausforderung angenommen. Wie haben Sie nach Ihrem Abschied bei 1860 München die vergangenen fünf Monate genutzt, Herr Fröhling?

Torsten Fröhling: Ganz ehrlich: Die Zeit ohne Verein war hart und anstrengend für mich. Klar, für die Familie und meine zwei Kinder war es schön, dass ich auch mal öfter zu Hause in Hamburg war. Nach so vielen Monaten wollte ich jetzt aber unbedingt wieder als Trainer arbeiten. Um die Zeit zu überbrücken, habe ich bei den Würzburger Kickers hospitiert. Der Kontakt kam zustande, weil ich Kickers-Trainer Bernd Hollerbach noch aus meiner aktiven Zeit beim Hamburger SV kenne. Außerdem war ab der kommenden Woche eine Hospitation bei RB Salzburg geplant, wenn ich den Job beim SVWW nicht angenommen hätte.

DFB.de: Beim SV Wehen Wiesbaden haben Sie jetzt einen Vertrag bis Juni 2017 unterschrieben. Warum haben Sie sich für den SVWW entschieden?

Fröhling: Nicht zuletzt durch einen Zufall verfolge ich den Werdegang des Vereins schon seit vielen Jahren. Als ich 2008 als Trainer von Altona 93 in die damals dreigleisige Regionalliga aufgestiegen bin, wollten wir ein neues Stadion errichten lassen. Zur gleichen Zeit wurde die Brita-Arena in Wiesbaden eröffnet. Ich wollte mich dort über den Bau informieren, weil das Stahlkonstrukt in bemerkenswerten drei Monaten hochgezogen wurde. Daraufhin wurde ich vom Verein eingeladen und wir kamen ins Gespräch. Aber das ist selbstverständlich nicht der Hauptgrund für mein Engagement in Wiesbaden. Im gesamten Klub herrschen hervorragende Strukturen. Die Infrastruktur ist top und die Stadt kann sich ebenfalls sehen lassen. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass die aktuelle Tabellensituation nicht die eigentliche Qualität des Kaders widerspiegelt.

DFB.de: Wehen Wiesbaden rangiert nach einer Negativserie auf Platz 19, befindet sich in akuter Abstiegsgefahr. Wie wollen Sie den Verein wieder in sicheres Fahrwasser führen?

Fröhling: Wir müssen alle an einem Strang ziehen - von den Fans bis hin zum Zeugwart. Wichtig ist, dass alle die brenzlige Situation annehmen und sich jeder bewusst ist, was auf dem Spiel steht. Der Schalter muss schnell umgelegt werden.

DFB.de: Der Verein hat eigentlich andere Ambitionen, wollte in dieser Saison ganz oben mitspielen. Warum muss Wehen Wiesbaden um den Klassenverbleib bangen?

Fröhling: Wie schon gesagt: Der Verein besitzt sportlich, infrastrukturell und auch finanziell sehr gute Voraussetzungen, um sich hohe Ziele zu setzen. In dieser ausgeglichenen Liga, in der jeder jeden schlagen kann, ist es allerdings schnell möglich, in einen Negativtrend zu geraten. Wenn man einmal einen wochenlangen Negativlauf hat, ist es schwierig, da wieder herauszukommen. Aber gerade das muss und wird nach fünf Niederlagen in Folge in den nächsten Wochen unser Ziel sein.

DFB.de: Während Ihrer Zeit als Cheftrainer beim TSV 1860 mussten sie in der Vorsaison lange um den Klassenverbleib in der 2. Bundesliga zittern. Hilft Ihnen eine solche Erfahrung für Ihr jetziges Vorhaben, den SVWW in der 3. Liga zu halten?

Fröhling: Ich will es hoffen. In München habe ich mich auf jeden Fall weiterentwickelt, bin an der Seitenlinie etwas ruhiger geworden. Bei 1860 haben wir viele Spiele - auch mit der hervorragenden Unterstützung der Zuschauer - noch drehen können, nicht selten in der Schlussphase getroffen. Wichtig war, dass wir immer bis zum Abpfiff an den Erfolg geglaubt haben - auch in der Relegation gegen Kiel, als es zwischenzeitlich sehr schlecht aussah.

DFB.de: Waren die Partien gegen Holstein Kiel Ihre emotionalsten Erlebnisse als Trainer?

Fröhling: Die gesamte Zeit bei 1860 war sehr emotional. Ich habe in einer schwierigen Situation großen Zuspruch von den Fans erhalten, bin dem Verein und auch den Zuschauern immer noch sehr dankbar für die Chance, die mir gegeben wurde. Aber klar: Das Rückspiel gegen Kiel war der Wahnsinn. Zunächst schien alles gegen uns zu laufen. Da Kiel vor allem bei Standards gefährlich war und wir bei ruhenden Bällen unsere Probleme hatten, stellte ich mit Dominik Stahl einen kopfballstarken Mittelfeldspieler auf, der bei Ecken und Freistößen hinten mit aushelfen sollte. Er verletzte sich, musste ausgewechselt werden. Kurz darauf bekamen wir das 0:1 nach einer Ecke. Dass wir am Ende noch einmal so zurückkommen und die Begegnung zu unseren Gunsten drehen, war zu diesem Zeitpunkt nicht zu erwarten.



Er soll den SV Wehen Wiesbaden zum Klassenverbleib in der 3. Liga führen. Torsten Fröhling, zuletzt bis Oktober 2015 beim Zweitligisten TSV 1860 München unter Vertrag, übernimmt den SVWW auf Abstiegsplatz 19. Der 49-jährige Fußball-Lehrer hat Sven Demandt beerbt, der nach einer Serie von vier Niederlagen in Folge von seinen Aufgaben entbunden worden war. Auch unter der Regie von Sportdirektor und Interimstrainer Christian Hock gelang nicht die sportliche Wende (0:4 in Rostock).

Der neue Hoffnungsträger Fröhling weiß, wie sich ein erfolgreicher Endspurt im Abstiegskampf anfühlt. In der vergangenen Saison rettete er sich mit 1860 München erst in den Relegationsspielen gegen Holstein Kiel (0:0/2:1).

Im aktuellen DFB.de-Drittligainterview spricht Torsten Fröhling mit Christian Knoth über die vergangenen Monate ohne Verein, die Gründe für sein Engagement in Wiesbaden, die emotionale Zeit bei 1860 München, sein Debüt gegen den FC Energie Cottbus am Samstag (ab 14 Uhr) und das schwierige Restprogramm.

DFB.de: Nach fast einem halben Jahr Pause haben Sie nun eine neue Herausforderung angenommen. Wie haben Sie nach Ihrem Abschied bei 1860 München die vergangenen fünf Monate genutzt, Herr Fröhling?

Torsten Fröhling: Ganz ehrlich: Die Zeit ohne Verein war hart und anstrengend für mich. Klar, für die Familie und meine zwei Kinder war es schön, dass ich auch mal öfter zu Hause in Hamburg war. Nach so vielen Monaten wollte ich jetzt aber unbedingt wieder als Trainer arbeiten. Um die Zeit zu überbrücken, habe ich bei den Würzburger Kickers hospitiert. Der Kontakt kam zustande, weil ich Kickers-Trainer Bernd Hollerbach noch aus meiner aktiven Zeit beim Hamburger SV kenne. Außerdem war ab der kommenden Woche eine Hospitation bei RB Salzburg geplant, wenn ich den Job beim SVWW nicht angenommen hätte.

DFB.de: Beim SV Wehen Wiesbaden haben Sie jetzt einen Vertrag bis Juni 2017 unterschrieben. Warum haben Sie sich für den SVWW entschieden?

Fröhling: Nicht zuletzt durch einen Zufall verfolge ich den Werdegang des Vereins schon seit vielen Jahren. Als ich 2008 als Trainer von Altona 93 in die damals dreigleisige Regionalliga aufgestiegen bin, wollten wir ein neues Stadion errichten lassen. Zur gleichen Zeit wurde die Brita-Arena in Wiesbaden eröffnet. Ich wollte mich dort über den Bau informieren, weil das Stahlkonstrukt in bemerkenswerten drei Monaten hochgezogen wurde. Daraufhin wurde ich vom Verein eingeladen und wir kamen ins Gespräch. Aber das ist selbstverständlich nicht der Hauptgrund für mein Engagement in Wiesbaden. Im gesamten Klub herrschen hervorragende Strukturen. Die Infrastruktur ist top und die Stadt kann sich ebenfalls sehen lassen. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass die aktuelle Tabellensituation nicht die eigentliche Qualität des Kaders widerspiegelt.

DFB.de: Wehen Wiesbaden rangiert nach einer Negativserie auf Platz 19, befindet sich in akuter Abstiegsgefahr. Wie wollen Sie den Verein wieder in sicheres Fahrwasser führen?

Fröhling: Wir müssen alle an einem Strang ziehen - von den Fans bis hin zum Zeugwart. Wichtig ist, dass alle die brenzlige Situation annehmen und sich jeder bewusst ist, was auf dem Spiel steht. Der Schalter muss schnell umgelegt werden.

DFB.de: Der Verein hat eigentlich andere Ambitionen, wollte in dieser Saison ganz oben mitspielen. Warum muss Wehen Wiesbaden um den Klassenverbleib bangen?

Fröhling: Wie schon gesagt: Der Verein besitzt sportlich, infrastrukturell und auch finanziell sehr gute Voraussetzungen, um sich hohe Ziele zu setzen. In dieser ausgeglichenen Liga, in der jeder jeden schlagen kann, ist es allerdings schnell möglich, in einen Negativtrend zu geraten. Wenn man einmal einen wochenlangen Negativlauf hat, ist es schwierig, da wieder herauszukommen. Aber gerade das muss und wird nach fünf Niederlagen in Folge in den nächsten Wochen unser Ziel sein.

DFB.de: Während Ihrer Zeit als Cheftrainer beim TSV 1860 mussten sie in der Vorsaison lange um den Klassenverbleib in der 2. Bundesliga zittern. Hilft Ihnen eine solche Erfahrung für Ihr jetziges Vorhaben, den SVWW in der 3. Liga zu halten?

Fröhling: Ich will es hoffen. In München habe ich mich auf jeden Fall weiterentwickelt, bin an der Seitenlinie etwas ruhiger geworden. Bei 1860 haben wir viele Spiele - auch mit der hervorragenden Unterstützung der Zuschauer - noch drehen können, nicht selten in der Schlussphase getroffen. Wichtig war, dass wir immer bis zum Abpfiff an den Erfolg geglaubt haben - auch in der Relegation gegen Kiel, als es zwischenzeitlich sehr schlecht aussah.

DFB.de: Waren die Partien gegen Holstein Kiel Ihre emotionalsten Erlebnisse als Trainer?

Fröhling: Die gesamte Zeit bei 1860 war sehr emotional. Ich habe in einer schwierigen Situation großen Zuspruch von den Fans erhalten, bin dem Verein und auch den Zuschauern immer noch sehr dankbar für die Chance, die mir gegeben wurde. Aber klar: Das Rückspiel gegen Kiel war der Wahnsinn. Zunächst schien alles gegen uns zu laufen. Da Kiel vor allem bei Standards gefährlich war und wir bei ruhenden Bällen unsere Probleme hatten, stellte ich mit Dominik Stahl einen kopfballstarken Mittelfeldspieler auf, der bei Ecken und Freistößen hinten mit aushelfen sollte. Er verletzte sich, musste ausgewechselt werden. Kurz darauf bekamen wir das 0:1 nach einer Ecke. Dass wir am Ende noch einmal so zurückkommen und die Begegnung zu unseren Gunsten drehen, war zu diesem Zeitpunkt nicht zu erwarten.

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DFB.de: Auch in dieser Saison ist der TSV 1860 abstiegsgefährdet, Sie wurden Anfang Oktober beurlaubt. Glauben Sie, dass die Münchner "Löwen" auch in der kommenden Saison noch in der 2. Bundesliga am Ball sind?

Fröhling: Davon bin ich überzeugt. Vor allem die englische Woche vor der jüngsten 1:2-Auswärtsniederlage bei RB Leipzig stimmt mich optimistisch, dass der TSV nicht absteigt. Bei den drei Siegen in Folge war zu erkennen, dass die Mannschaft lebt und deutlich mehr Qualität besitzt als sie in den vorherigen Partien gezeigt hatte.

DFB.de: Vor Ihrer Zeit in München waren Sie lange im Norden tätig. Unter anderem arbeiteten Sie bei Holstein Kiel sowie in Hamburg bei Altona 93 und bei der U 17 des Hamburger SV. Gebürtig kommen Sie aus Bützow in Mecklenburg-Vorpommern. Wie kommt es, dass Sie noch nie einen Verein in der Nähe Ihrer Heimat trainiert haben?

Fröhling: Es gab nie konkrete Anfragen. Vielleicht wusste ja bis heute auch niemand, dass ich Mecklenburger bin. (lacht)

DFB.de: Am Samstag geben Sie Ihr Debüt als SVWW-Trainer. Mit dem FC Energie Cottbus geht es auf Anhieb gegen einen direkten Konkurrenten. Worauf wird es ankommen, um mit einem Erfolgserlebnis zu starten?

Fröhling: Die Mannschaft muss nach den jüngsten Misserfolgen eine Reaktion zeigen, über die Leidenschaft und den eisernen Willen zum Fußballspielen finden. Grundsätzlich gilt: Fehler dürfen jedem passieren. Dann muss nur ein anderer sie wieder ausbügeln.

DFB.de: Vor allem offensiv haperte es zuletzt. Seit vier Spielen hat der SV Wehen Wiesbaden kein Tor erzielt. Haben Sie in Ihren ersten Trainingseinheiten besonders Wert darauf gelegt, dass das Selbstvertrauen bei den Angreifern zurückkehrt?

Fröhling: Das war nur ein Ansatzpunkt von vielen. Auch defensiv stand die Mannschaft zuletzt nicht stabil. Wir wollen defensiv sowie offensiv eine gewisse Kompaktheit entwickeln, um uns in beiden Bereichen zu steigern. Entscheidend wird auch sein, dass die Jungs ihre Köpfe nicht hängen lassen, sobald mal etwas nicht läuft oder wir in Rückstand geraten.

DFB.de: Wie ist der erste Eindruck von Ihrer neuen Mannschaft? Spüren Sie die Verunsicherung?

Fröhling: Klar, eine solche Saison und Situation geht nicht spurlos an den Spielern vorbei. Ich merke aber auch, dass die Jungs darauf brennen, die Niederlagenserie zu beenden und endlich wieder erfolgreich zu sein.

DFB.de: Mit Luca Schnellbacher ist ein langzeitverletzter Stürmer zurück im Kader. Bereits beim 0:4 in Rostock gab er sein Comeback. Könnte er in den kommenden Wochen ein wichtiger Faktor werden?

Fröhling: Wir benötigen jeden einzelnen Spieler im Saisonendspurt, wissen aber auch, was wir an Luca haben. Er bekommt unser Vertrauen und wird gegen Cottbus voraussichtlich auch wieder von Beginn an spielen. Dennoch ist er nach seiner Verletzungspause sicher noch nicht bei 100 Prozent. Ich hoffe, dass Luca schnell wieder zu alter Stärke zurückfindet. Dafür benötigt er Erfolgserlebnisse. Mir würde es schon reichen, wenn er bei einem Treffer angeschossen wird. (lacht)

DFB.de: Das Restprogramm hat es in sich. Unter anderem muss Ihre Mannschaft mit Spitzenreiter Dresden sowie Aue, Großaspach, Magdeburg und Münster gegen fünf Teams aus dem oberen Tabellendrittel antreten.

Fröhling: Insgesamt sind noch acht Begegnungen zu spielen. Dabei haben wir fünfmal Heimrecht. Das könnte uns durchaus zu Gute kommen. In die genannten Partien gehen wir als Außenseiter. Auch das muss kein Nachteil sein. Das Spiel in Dresden ist darüber hinaus ein Highlight, auf das wir uns alle freuen.

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