Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg feiert 60.Geburtstag

Bei der Frauen-WM steht Hannelore Ratzeburg der deutschen Delegation vor, am Samstag aber wurde erst einmal gefeiert, im kleinen Rahmen, ganz privat. Die DFB-Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball wurde am heutigen Samstag 60 Jahre alt.

Wohl kaum jemand kann so viel über die Entwicklung des Frauenfußballs erzählen wie sie. Und dass die Sportart in Deutschland mittlerweile eine derartige gesellschaftliche Anerkennung findet, die vor vier Jahrzehnten noch undenkbar war, ist auch ihr Verdienst.

Es beginnt 1970. In Deutschland sind die Auswirkungen der 68er-Bewegung noch deutlich zu spüren. Sozialpädagogik-Studentin Hannelore Ratzeburg ist gerade 19 Jahre alt. Sie begleitet ihren damaligen Partner zu einer Veranstaltung seines Fußballklubs, als sie zum ersten Mal auf das Thema Frauenfußball stößt. „Eine sagte: Habt ihr auch gelesen, dass die Frauen jetzt auch Fußball spielen dürfen?“, erinnert sich Ratzeburg. „Und ich dachte: Das ist ja spannend.“ Als vorgeschlagen wird, das Ganze einmal selbst auszuprobieren, ist sie sofort mit von der Partie.

Holprige Anfänge in Eimsbüttel

Die Anfänge sind holprig, niemand von den Frauen beim SV West-Eimsbüttel kennt sich aus mit Technik und Taktik. Und doch probieren sie es, gegen alle Widerstände, tragen 1971 gar schon Punktspiele aus. Argwöhnisch beäugt von den Männern. „Die dachten: Lass sie nur, in zwei Jahren ist das eh wieder vorbei“, erzählt Ratzeburg. Doch die junge Studentin will mehr. Sie nimmt an der Hauptversammlung des SV West-Eimsbüttel teil, verlangt bessere Bedingungen für ihre Frauenmannschaft. Überraschend wird sie aufgefordert, erst mal selbst aktiv mitzuarbeiten.

Noch am gleichen Abend wird Ratzeburg von den Mitgliedern in den Vorstand gewählt. Da ist sie ist knapp 20. „Erst wurde ich beschimpft, dann kam ich an den Vorstandstisch“, erzählt sie. Dort ist sie die erste und einzige Frau. Ein Zustand, der sie während ihrer ganzen Laufbahn begleiten wird. Egal, wo sich Ratzeburg auch für den Frauenfußball einsetzt, stets ist sie die erste Frau.

Durchbeißen, Strukturen aufbauen

Hannelore Ratzeburg ist wissbegierig, bildet sich in Sachen Fußball weiter, ist diszipliniert und willensstark. Sie spielt Fußball, trainiert eine Mädchenmannschaft, ist Schiedsrichterin. Daneben führt sie ihr Studium fort. Sie wird Gründungsmitglied des Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball im Hamburger Fußball-Verband. 1977 wird sie in den DFB-Spielausschuss gewählt, ist nun Referentin für Frauenfußball. Sie beißt sich durch, hilft Strukturen aufzubauen, bleibt trotz vieler Skeptiker unbeirrbar. 1980 wird bei der UEFA eine Kommission für Frauenfußball gegründet – mit Ratzeburg. Sie ist dabei, als beschlossen wird, eine Frauen-Europameisterschaft auszutragen, erlebt die Gründung der Frauen-Nationalmannschaft in Deutschland hautnah mit.



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Bei der Frauen-WM steht Hannelore Ratzeburg der deutschen Delegation vor, am Samstag aber wurde erst einmal gefeiert, im kleinen Rahmen, ganz privat. Die DFB-Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball wurde am heutigen Samstag 60 Jahre alt.

Wohl kaum jemand kann so viel über die Entwicklung des Frauenfußballs erzählen wie sie. Und dass die Sportart in Deutschland mittlerweile eine derartige gesellschaftliche Anerkennung findet, die vor vier Jahrzehnten noch undenkbar war, ist auch ihr Verdienst.

Es beginnt 1970. In Deutschland sind die Auswirkungen der 68er-Bewegung noch deutlich zu spüren. Sozialpädagogik-Studentin Hannelore Ratzeburg ist gerade 19 Jahre alt. Sie begleitet ihren damaligen Partner zu einer Veranstaltung seines Fußballklubs, als sie zum ersten Mal auf das Thema Frauenfußball stößt. „Eine sagte: Habt ihr auch gelesen, dass die Frauen jetzt auch Fußball spielen dürfen?“, erinnert sich Ratzeburg. „Und ich dachte: Das ist ja spannend.“ Als vorgeschlagen wird, das Ganze einmal selbst auszuprobieren, ist sie sofort mit von der Partie.

Holprige Anfänge in Eimsbüttel

Die Anfänge sind holprig, niemand von den Frauen beim SV West-Eimsbüttel kennt sich aus mit Technik und Taktik. Und doch probieren sie es, gegen alle Widerstände, tragen 1971 gar schon Punktspiele aus. Argwöhnisch beäugt von den Männern. „Die dachten: Lass sie nur, in zwei Jahren ist das eh wieder vorbei“, erzählt Ratzeburg. Doch die junge Studentin will mehr. Sie nimmt an der Hauptversammlung des SV West-Eimsbüttel teil, verlangt bessere Bedingungen für ihre Frauenmannschaft. Überraschend wird sie aufgefordert, erst mal selbst aktiv mitzuarbeiten.

Noch am gleichen Abend wird Ratzeburg von den Mitgliedern in den Vorstand gewählt. Da ist sie ist knapp 20. „Erst wurde ich beschimpft, dann kam ich an den Vorstandstisch“, erzählt sie. Dort ist sie die erste und einzige Frau. Ein Zustand, der sie während ihrer ganzen Laufbahn begleiten wird. Egal, wo sich Ratzeburg auch für den Frauenfußball einsetzt, stets ist sie die erste Frau.

Durchbeißen, Strukturen aufbauen

Hannelore Ratzeburg ist wissbegierig, bildet sich in Sachen Fußball weiter, ist diszipliniert und willensstark. Sie spielt Fußball, trainiert eine Mädchenmannschaft, ist Schiedsrichterin. Daneben führt sie ihr Studium fort. Sie wird Gründungsmitglied des Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball im Hamburger Fußball-Verband. 1977 wird sie in den DFB-Spielausschuss gewählt, ist nun Referentin für Frauenfußball. Sie beißt sich durch, hilft Strukturen aufzubauen, bleibt trotz vieler Skeptiker unbeirrbar. 1980 wird bei der UEFA eine Kommission für Frauenfußball gegründet – mit Ratzeburg. Sie ist dabei, als beschlossen wird, eine Frauen-Europameisterschaft auszutragen, erlebt die Gründung der Frauen-Nationalmannschaft in Deutschland hautnah mit.

1982 wird das erste Länderspiel der DFB-Auswahl zwischen Deutschland und der Schweiz in Koblenz ausgetragen. Ratzeburg sitzt mit einem flauen Gefühl im Magen im Zug. „Ich hatte Angst, dass es in die Hose geht“, erinnert sie sich. „Ich dachte: Wenn das jetzt nicht funktioniert und wir eine Packung bekommen, dann werden sich die vielen Kritiker bestätigt fühlen. Viele haben doch nur darauf gewartet, dass es schief geht.“ Es geht gut. Die DFB-Auswahl gewinnt 5:1.

Erste Frau in vielen Gremien

Die Entwicklung geht rasant weiter. 1989 wird der Ausschuss für Frauenfußball im DFB gegründet, dessen Vorsitzende Hannelore Ratzeburg wird. Im gleichen Jahr richtet der Verband die EM in Deutschland aus. Das Halbfinale gegen Italien in Siegen, das erst nach Verlängerung und Elfmeterschießen gewonnen wird, ist ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Frauenfußballs. Denn zum ersten Mal wird ein Frauenspiel live im Fernsehen übertragen. Ratzeburg sitzt auf der Tribüne in der ersten Reihe.

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1990 wird die FIFA-Kommission für Frauenfußball gegründet. Ratzeburg reist nach Zürich, tritt in den Tagungsraum und dreht sich auf dem Absatz wieder um. „Ich dachte, hier bin ich falsch, denn da saßen nur Männer. Das konnte ja nicht sein.“ Sepp Blatter, damals noch FIFA-Generalsekretär, hält sie auf. „Doch, doch, Frau Ratzeburg, hier sind sie richtig.“ Wieder ist sie die erste Frau im Gremium. Der Frauenfußball entwickelt sich rasant weiter – und Ratzeburg ist in allen wichtigen Ausschüssen vertreten, gestaltet mit. 1991 wird in China die erste Frauen-Weltmeisterschaft ausgetragen. Vier Jahre später ein weiterer bedeutender Moment: Die Hamburgerin wird in den DFB-Vorstand gewählt. Als erste Frau überhaupt.

Bei beiden WM-Titeln vor Ort

2003 wird die DFB-Auswahl zum ersten Mal Weltmeister. Ratzeburg ist dabei, auch vier Jahre später, als in China der zweite WM-Titel geholt wird. Die anschließenden begeisternden Empfänge vor tausenden Zuschauern auf dem Römerberg und das große Interesse der Bevölkerung – Ratzeburg wertet das als Anerkennung für die Leistung der Fußballerinnen. 2009 zeichnet sie der damalige Bundespräsident Horst Köhler mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Am 21. Juni 2011, fünf Tage vor WM-Beginn, wird sie in Wiesbaden den Elisabeth-Selbert-Preis, verliehen von der Hessischen Landesregierung, bekommen. Hessens Sozialminister Stefan Grüttner: „Hannelore Ratzeburg hatte großen Anteil daran, dass der Deutsche Fußball-Bund 1970 Frauenfußball erlaubte. So gab ihr Einsatz den Startschuss zu einer Erfolgsgeschichte, die hoffentlich bei der diesjährigen WM in Deutschland fortgesetzt wird.“