Stielike und Finke: Es gibt viel zu gewinnen

Ulli Stielike hat genug. Nicht genug von Titeln – schließlich arbeitet er im Augenblick daran, einen weiteren zu gewinnen. Aber genug von Trainerstationen. Noch drei Jahre läuft sein Vertrag in Südkorea. Dann ist Schluss. "Definitiv", vertraute Stielike gerade der Welt an. Da er noch etwas vom Leben haben wolle, werde "das hier meine letzte Station als Trainer sein", sagte der 60 Jahre alte Stielike.

Ein neuer Titel darf es bis dahin aber gerne sein. Ein Titel, gewonnen als Nationaltrainer. Die Chancen stehen nicht schlecht. Schließlich steht Stielike bereits im Halbfinale. In der Runde der letzten Vier des Asien-Cups wartet auf Südkorea am Montag der Irak, der sich etwas überraschend gegen WM-Teilnehmer Iran mit dem früheren deutschen U-Nationalspieler Ashkan Dejagah durchsetzte. Auch Gastgeber Australien mit den Deutschland-Legionären Robbie Kruse (Bayer Leverkusen), Matthew Leckie (FC Ingolstadt) und Mitch Langerak (Borussia Dortmund) hat das Halbfinale bereits erreicht.

Leverkusens Son gegen Usbekistan Matchwinner

Halbfinale – damit hat Stielike sein Soll erfüllt. Überstehen der Gruppenphase lautete die Minimalforderung an den deutschen Trainer. Abgehakt. Ohne Punktverlust zogen die "Taeguk Warriors", die sich bei der Weltmeisterschaft in Brasilien so friedfertig präsentiert hatten, dass sie als Gruppenletzter in der Vorrunde ausgeschieden waren, in das Viertelfinale ein. Der Leverkusener Bundesligaprofi Heung-Min Son war am Donnerstag gegen Usbekistan rechtzeitig von einer Grippe genesen, so dass er die Südkoreaner mit zwei Treffern in der Verlängerung eine Runde weiter schoss. Stielike und die Bundesligaspieler Joo-Ho Park (Mainz 05) und Jin-Su Kim (1899 Hoffenheim) dürfen weiter vom dritten Titelgewinn träumen - dem ersten seit mehr als einem halben Jahrhundert.

Die WM von Brasilien hatte Spuren hinterlassen. Bei den südkoreanischen Spielern, weil sie enttäuschend aufgetreten waren und sich erst in Australien wieder den Glauben an die eigene Stärke erarbeiten konnten. Und bei Trainer Stielike, der sich bestätigt fühlen durfte: Erfolg hast du nur als Mannschaft. Der goldene deutsche Jahrgang 2014 ebenso wie bereits der Vorgänger 34 Jahre zuvor, mit dem der Spieler Stielike, zu diesem Zeitpunkt längst mehrfacher Deutscher Meister und Uefa-Cup-Sieger mit Borussia Mönchengladbach, die Europameisterschaft feierte. "Der neue Trainer gibt uns ein starkes Mannschaftsgefühl und viel Vertrauen", sagt der Mainzer Park. Der frühere DFB-Trainer hatte die Südkoreaner nach dem WM-Aus im Sommer übernommen und auf deutsche Tugenden gesetzt. "Eine Siegermentalität, eine Turniermentalität", will Stielike, einst Profi in Diensten von Real Madrid, nun in Australien ausgemacht haben.

Kameruns Trainer Finke: "Wir brauchen eine zukunftsfähige Mannschaft"

Im Gegensatz zu Stielike war Volker Finke in Brasilien mittendrin. Mittendrin im Debakel der angeblich "Unbezähmbaren Löwen" aus Kamerun. Drei Spiele, drei Niederlagen, 1:9 Tore. Viel weniger geht nicht. Die Löwen nur zahnlose Tiger. Superstar Samuel Eto'o beendete prompt seine Nationalmannschaftskarriere - auch, weil er für die nachfolgenden Qualifikationsspiele zum Afrika-Cup nicht mehr nominiert worden war. Der deutsche Trainer aber, der Studienrat aus Niedersachsen, durfte weitermachen. Das überraschte sogar ihn. Beim Afrika-Cup in Äquatorialguinea soll er das ungewöhnliche Vertrauen nun zurückzahlen. Am besten in Form von Siegen. Aber die erste Chance ist vertan. Gegen Außenseiter Mali reichte es für den viermaligen Turniersieger zum Auftakt nur zu einem 1:1. "Das Unentschieden muss man einfach akzeptieren", sagte Finke schicksalsergeben.

Er weiß, dass seine Mannschaft Zeit braucht, die vor allem ihr Trainer nicht hat. Finke setzt auf junge, unerfahrene Spieler statt auf Altstars, auf die Generation eins nach Eto'o. "Nach zwei verschwendeten Weltmeisterschaften brauchten wir grundlegende Änderungen", sagte Finke. "Wir brauchen eine zukunftsfähige Mannschaft. Wenn du niemals mit jungen Spielern anfängst, wirst du nie gute Spieler haben."

Kamerun-Kapitän Choupo-Moting: "Der Druck ist groß"

"Letztlich können wir mit dem Punkt zufrieden sein", befand daher auch Kapitän Eric Maxim Choupo-Moting nach dem Auftakt des Cups, an dem sieben Spieler aus der Bundesliga, unter anderen Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang (Gabun), teilnehmen. Der Schalker Bundesligaprofi, geboren in Hamburg und früherer U-Nationalspieler des DFB, spürt die unverändert große Erwartungshaltung aus der Heimat, die auf ihm und dem Trainer lastet.

"Der Druck ist groß, das wissen wir. Ganz Afrika schaut zu und es gibt schlichtweg keine einfachen Gegner", sagte Choupo-Moting. "Die Partien sind einfach etwas anderes als Freundschaftsspiele. Wir müssen jedes Spiel mit 100 Prozent angehen." In Brasilien sah es nicht so aus, als kämpften die Löwen bis zur Erschöpfung gegen ihr Schicksal. Das brachte auch Finke in die Kritik, aber nicht zu Fall. Mittlerweile hat er Besserung ausgemacht: "Jeder kämpft für den anderen. In der zweiten Halbzeit haben wir gespielt wie ein Team, das unbedingt gewinnen will. Gegen Mali haben immer fünf Spieler zusammen angegriffen." Heute Abend gegen Guinea (ab 20 Uhr MEZ) sollen die "Unbezähmbaren Löwen" nicht nur im Rudel angreifen, sondern im Verbund gewinnen. Dann wäre auch ihr Anführer, der deutsche Trainer, zufrieden.

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Ulli Stielike hat genug. Nicht genug von Titeln – schließlich arbeitet er im Augenblick daran, einen weiteren zu gewinnen. Aber genug von Trainerstationen. Noch drei Jahre läuft sein Vertrag in Südkorea. Dann ist Schluss. "Definitiv", vertraute Stielike gerade der Welt an. Da er noch etwas vom Leben haben wolle, werde "das hier meine letzte Station als Trainer sein", sagte der 60 Jahre alte Stielike.

Ein neuer Titel darf es bis dahin aber gerne sein. Ein Titel, gewonnen als Nationaltrainer. Die Chancen stehen nicht schlecht. Schließlich steht Stielike bereits im Halbfinale. In der Runde der letzten Vier des Asien-Cups wartet auf Südkorea am Montag der Irak, der sich etwas überraschend gegen WM-Teilnehmer Iran mit dem früheren deutschen U-Nationalspieler Ashkan Dejagah durchsetzte. Auch Gastgeber Australien mit den Deutschland-Legionären Robbie Kruse (Bayer Leverkusen), Matthew Leckie (FC Ingolstadt) und Mitch Langerak (Borussia Dortmund) hat das Halbfinale bereits erreicht.

Leverkusens Son gegen Usbekistan Matchwinner

Halbfinale – damit hat Stielike sein Soll erfüllt. Überstehen der Gruppenphase lautete die Minimalforderung an den deutschen Trainer. Abgehakt. Ohne Punktverlust zogen die "Taeguk Warriors", die sich bei der Weltmeisterschaft in Brasilien so friedfertig präsentiert hatten, dass sie als Gruppenletzter in der Vorrunde ausgeschieden waren, in das Viertelfinale ein. Der Leverkusener Bundesligaprofi Heung-Min Son war am Donnerstag gegen Usbekistan rechtzeitig von einer Grippe genesen, so dass er die Südkoreaner mit zwei Treffern in der Verlängerung eine Runde weiter schoss. Stielike und die Bundesligaspieler Joo-Ho Park (Mainz 05) und Jin-Su Kim (1899 Hoffenheim) dürfen weiter vom dritten Titelgewinn träumen - dem ersten seit mehr als einem halben Jahrhundert.

Die WM von Brasilien hatte Spuren hinterlassen. Bei den südkoreanischen Spielern, weil sie enttäuschend aufgetreten waren und sich erst in Australien wieder den Glauben an die eigene Stärke erarbeiten konnten. Und bei Trainer Stielike, der sich bestätigt fühlen durfte: Erfolg hast du nur als Mannschaft. Der goldene deutsche Jahrgang 2014 ebenso wie bereits der Vorgänger 34 Jahre zuvor, mit dem der Spieler Stielike, zu diesem Zeitpunkt längst mehrfacher Deutscher Meister und Uefa-Cup-Sieger mit Borussia Mönchengladbach, die Europameisterschaft feierte. "Der neue Trainer gibt uns ein starkes Mannschaftsgefühl und viel Vertrauen", sagt der Mainzer Park. Der frühere DFB-Trainer hatte die Südkoreaner nach dem WM-Aus im Sommer übernommen und auf deutsche Tugenden gesetzt. "Eine Siegermentalität, eine Turniermentalität", will Stielike, einst Profi in Diensten von Real Madrid, nun in Australien ausgemacht haben.

Kameruns Trainer Finke: "Wir brauchen eine zukunftsfähige Mannschaft"

Im Gegensatz zu Stielike war Volker Finke in Brasilien mittendrin. Mittendrin im Debakel der angeblich "Unbezähmbaren Löwen" aus Kamerun. Drei Spiele, drei Niederlagen, 1:9 Tore. Viel weniger geht nicht. Die Löwen nur zahnlose Tiger. Superstar Samuel Eto'o beendete prompt seine Nationalmannschaftskarriere - auch, weil er für die nachfolgenden Qualifikationsspiele zum Afrika-Cup nicht mehr nominiert worden war. Der deutsche Trainer aber, der Studienrat aus Niedersachsen, durfte weitermachen. Das überraschte sogar ihn. Beim Afrika-Cup in Äquatorialguinea soll er das ungewöhnliche Vertrauen nun zurückzahlen. Am besten in Form von Siegen. Aber die erste Chance ist vertan. Gegen Außenseiter Mali reichte es für den viermaligen Turniersieger zum Auftakt nur zu einem 1:1. "Das Unentschieden muss man einfach akzeptieren", sagte Finke schicksalsergeben.

Er weiß, dass seine Mannschaft Zeit braucht, die vor allem ihr Trainer nicht hat. Finke setzt auf junge, unerfahrene Spieler statt auf Altstars, auf die Generation eins nach Eto'o. "Nach zwei verschwendeten Weltmeisterschaften brauchten wir grundlegende Änderungen", sagte Finke. "Wir brauchen eine zukunftsfähige Mannschaft. Wenn du niemals mit jungen Spielern anfängst, wirst du nie gute Spieler haben."

Kamerun-Kapitän Choupo-Moting: "Der Druck ist groß"

"Letztlich können wir mit dem Punkt zufrieden sein", befand daher auch Kapitän Eric Maxim Choupo-Moting nach dem Auftakt des Cups, an dem sieben Spieler aus der Bundesliga, unter anderen Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang (Gabun), teilnehmen. Der Schalker Bundesligaprofi, geboren in Hamburg und früherer U-Nationalspieler des DFB, spürt die unverändert große Erwartungshaltung aus der Heimat, die auf ihm und dem Trainer lastet.

"Der Druck ist groß, das wissen wir. Ganz Afrika schaut zu und es gibt schlichtweg keine einfachen Gegner", sagte Choupo-Moting. "Die Partien sind einfach etwas anderes als Freundschaftsspiele. Wir müssen jedes Spiel mit 100 Prozent angehen." In Brasilien sah es nicht so aus, als kämpften die Löwen bis zur Erschöpfung gegen ihr Schicksal. Das brachte auch Finke in die Kritik, aber nicht zu Fall. Mittlerweile hat er Besserung ausgemacht: "Jeder kämpft für den anderen. In der zweiten Halbzeit haben wir gespielt wie ein Team, das unbedingt gewinnen will. Gegen Mali haben immer fünf Spieler zusammen angegriffen." Heute Abend gegen Guinea (ab 20 Uhr MEZ) sollen die "Unbezähmbaren Löwen" nicht nur im Rudel angreifen, sondern im Verbund gewinnen. Dann wäre auch ihr Anführer, der deutsche Trainer, zufrieden.