Silvia Neid: "Es macht große Freude, mit dieser Mannschaft zu arbeiten"

Das Jahr 2013 war das Jahr der Silvia Neid. Der Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft gelang es trotz der Ausfälle von sechs Stammspielerinnen in kürzester Zeit eine junge, turnierunerfahrene Mannschaft zu formen und sie zum EM-Titel zu führen. Zielstrebig und willensstark stellte die 49-Jährige einmal mehr ihre Fähigkeiten als außergewöhnliche Trainerin unter Beweis – unbeirrt von allen Hindernissen.

Für die jüngste Mannschaft, die jemals einen EM-Titel gewonnen hat, ging es auch in der darauf folgenden WM-Qualifikation erfolgreich weiter. In fünf Spielen wurden fünf Siege bei 40:0 Toren geholt – eine bravouröse Bilanz. Im DFB.de-Gespräch der Woche blickt Silvia Neid auf die EM zurück, erinnert sich an Schlüsselmomente, äußert sich zur Kritik an ihrer Person und blickt voraus auf die nächsten Aufgaben im neuen Jahr.

DFB.de: Es gab viele besondere Momente im Sportjahr 2013. Zum Beispiel jene Szene des EM-Finales gegen Norwegen in der zweiten Halbzeit, in der Deutschland mit 1:0 führt, Nadine Angerer zuvor schon einen Elfmeter gehalten hat, die Schiedsrichterin dann erneut auf Strafstoß gegen Ihre Mannschaft entscheidet: Was ist Ihnen damals durch den Kopf gegangen?

Silvia Neid: Ich war zunächst total entsetzt über diese Entscheidung. Dann habe ich gedacht, oh je, wenn der rein geht, dann steht es eins zu eins, dann müssen wir schauen, dass wir nach vorne Druck machen, aber im Moment steht es ja noch eins zu null für uns…(lacht). Also man sieht, mir gingen ganz viele Gedanken durch den Kopf. Und dann hält Natze den zweiten Elfmeter doch tatsächlich auch noch.

DFB.de: Ihr erster Gedanke danach?

Neid: Heute schafft es diese norwegische Mannschaft nicht mehr gegen uns einen Treffer zu machen. Nicht gegen diese Torfrau.

DFB.de: Was ja auch eingetreten ist. Am Ende stand der achte EM-Titel für eine deutsche Frauen-Nationalmannschaft und der sechste in Folge. An allen waren Sie – als Spielerin, Assistenz- und Cheftrainerin - beteiligt. Wie ordnen Sie diesen Titel auch angesichts der schwierigen Umstände im Vergleich ein?

Neid: Er ist etwas ganz Besonderes, weil wir angesichts von sechs fehlenden Stammkräften und dieser jungen Mannschaft nicht mehr zu den Favoriten zählten, es aber trotzdem geschafft haben - mit unheimlich viel Kraft, Siegeswillen und mentaler Stärke. Aber ich vergleiche die Titel nicht, jeder steht für sich.



Das Jahr 2013 war das Jahr der Silvia Neid. Der Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft gelang es trotz der Ausfälle von sechs Stammspielerinnen in kürzester Zeit eine junge, turnierunerfahrene Mannschaft zu formen und sie zum EM-Titel zu führen. Zielstrebig und willensstark stellte die 49-Jährige einmal mehr ihre Fähigkeiten als außergewöhnliche Trainerin unter Beweis – unbeirrt von allen Hindernissen.

Für die jüngste Mannschaft, die jemals einen EM-Titel gewonnen hat, ging es auch in der darauf folgenden WM-Qualifikation erfolgreich weiter. In fünf Spielen wurden fünf Siege bei 40:0 Toren geholt – eine bravouröse Bilanz. Im DFB.de-Gespräch der Woche blickt Silvia Neid auf die EM zurück, erinnert sich an Schlüsselmomente, äußert sich zur Kritik an ihrer Person und blickt voraus auf die nächsten Aufgaben im neuen Jahr.

DFB.de: Es gab viele besondere Momente im Sportjahr 2013. Zum Beispiel jene Szene des EM-Finales gegen Norwegen in der zweiten Halbzeit, in der Deutschland mit 1:0 führt, Nadine Angerer zuvor schon einen Elfmeter gehalten hat, die Schiedsrichterin dann erneut auf Strafstoß gegen Ihre Mannschaft entscheidet: Was ist Ihnen damals durch den Kopf gegangen?

Silvia Neid: Ich war zunächst total entsetzt über diese Entscheidung. Dann habe ich gedacht, oh je, wenn der rein geht, dann steht es eins zu eins, dann müssen wir schauen, dass wir nach vorne Druck machen, aber im Moment steht es ja noch eins zu null für uns…(lacht). Also man sieht, mir gingen ganz viele Gedanken durch den Kopf. Und dann hält Natze den zweiten Elfmeter doch tatsächlich auch noch.

DFB.de: Ihr erster Gedanke danach?

Neid: Heute schafft es diese norwegische Mannschaft nicht mehr gegen uns einen Treffer zu machen. Nicht gegen diese Torfrau.

DFB.de: Was ja auch eingetreten ist. Am Ende stand der achte EM-Titel für eine deutsche Frauen-Nationalmannschaft und der sechste in Folge. An allen waren Sie – als Spielerin, Assistenz- und Cheftrainerin - beteiligt. Wie ordnen Sie diesen Titel auch angesichts der schwierigen Umstände im Vergleich ein?

Neid: Er ist etwas ganz Besonderes, weil wir angesichts von sechs fehlenden Stammkräften und dieser jungen Mannschaft nicht mehr zu den Favoriten zählten, es aber trotzdem geschafft haben - mit unheimlich viel Kraft, Siegeswillen und mentaler Stärke. Aber ich vergleiche die Titel nicht, jeder steht für sich.

DFB.de: Was war der Schlüssel zum Erfolg?

Neid: Es gab einige Schlüsselsituationen. Eine davon war, dass wir unseren jungen Spielerinnen das Vertrauen geschenkt haben, nachdem gleich sechs Stammkräfte ausgefallen sind. Wir haben mit ihnen viel gesprochen, sie vorbereitet und stark gemacht. Zum anderen waren diese Spielerinnen total hungrig, Geschichte zu schreiben. Sie haben viel Qualität mitgebracht, Leidenschaft und Siegeswillen. Das Viertelfinale gegen Italien war dann das Schlüsselspiel, wobei es sicher nicht das beste war was guten Kombinationsfußball angeht, aber das ist gegen einen Gegner wie Italien ohnehin schwer. In diesem Spiel ging es in erster Linie darum, Räume eng zu machen, deren starke Seite zuzustellen und eben dieses eine Tor zu machen. Das ist uns gelungen und hat den Spielerinnen unheimlich viel Selbstbewusstsein gegeben.

DFB.de: Dann kam der Halbfinal-Sieg gegen die Gastgeber aus Schweden, das Finale und der Titelgewinn. Und plötzlich war Silvia Neid wieder "Königin Silvia", die gleiche Silvia Neid, die zuvor harsche Kritik von außen einstecken musste. Hat das Genugtuung bei Ihnen ausgelöst?

Neid: Nein, überhaupt nicht. Ich spüre nur eine große Freude, diesen Erfolg mit einer unglaublichen Teamleistung, einer tollen Mannschaft und einer klasse Crew geschafft zu haben. Ich habe mich auch während des Turniers voll auf das Wesentliche konzentriert – meine Mannschaft, die Crew und den nächsten Gegner. Denn das ist für mich das Wichtigste, nicht diese Nebengeräusche, mit denen man immer rechnen muss.

DFB.de: Wie lange braucht man, um so ein Turnier zu verarbeiten?

Neid: Das dauert eine Zeit lang, denn es ist schon eine enorme Kraftanstrengung – mental und körperlich. Die Belastung beginnt ja schon viel früher, nämlich mit der Turniervorbereitung. Aber viel Zeit zum regenerieren blieb nicht, weil es ja dann fast schon nahtlos mit der WM-Qualifikation weiterging.

DFB.de: Die ihr Team mit Bravour gestaltet – sie führen Ihre Gruppe als ungeschlagener Tabellenführer souverän an.

Neid: Schon der Start ist optimal gelungen, denn für uns war das allerwichtigste Spiel dieser WM-Qualifikation das erste gegen Russland, den besten Gegner unserer Gruppe. Da haben wir uns in einen Rausch gespielt und 9:0 gewonnen – absolut beeindruckend und extrem wichtig, da sich nur der Gruppenerste direkt für die WM in Kanada qualifiziert. Wir haben fünf WM-Qualifikationsspiele gewonnen, dabei 40 Tore geschossen, das ist ein Schnitt von acht Toren. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, die auch in der WM-Qualifikation mit der gleichen Leidenschaft, Siegeswillen und Erfolgshunger auftritt wie bei der EM. Es macht große Freude, mit dieser Mannschaft zu arbeiten.

DFB.de: Das neue Jahr beginnt am 13. Januar gleich mit einem Höhepunkt, Sie stehen in der Endauswahl zur FIFA-Welttrainerin. Mit Ihnen ist der Chefcoach des VfL Wolfsburg, Ralf Kellermann, nominiert, als Weltfußballerin Nadine Angerer. Wie bewerten Sie das?

Neid: Für den deutschen Frauenfußball ist es ein tolles Zeichen, dass neben mir Ralf Kellermann und als Weltfußballerin auch Nadine Angerer nominiert ist. Vor allem für Natze freut es mich, sie hätte es absolut verdient auch zu gewinnen. Sie hat während der EM gezeigt, dass sie nicht nur eine Weltklasse-Torfrau ist, sondern eine große Persönlichkeit, eine Spielführerin, die ihre Rolle extrem gut ausfüllt. Sie war immer präsent. In sechs EM-Spielen hat sie nicht einen einzigen Fehler gemacht, hat ihre Vorderleute sehr gut gecoacht, war mental unheimlich stark. Sie hat sich aber auch neben dem Platz hervorragend um die jungen Spielerinnen gekümmert, sie hat dazu beigetragen, dass jung und alt sehr gut harmonieren, hat angestachelt und zusammengeführt, das war einfach klasse. Ich freue mich, dass sie zum Algarve Cup wieder zu uns stößt.

DFB.de: Mit besagtem Algarve Cup im März beginnt das Länderspiel-Jahr 2014. Welche Erwartungen haben Sie?

Neid: Wir wollen in der WM-Qualifikation da weitermachen, wo wir in diesem Jahr aufgehört haben. Zudem werden wir einige Testspiele gegen starke Gegner absolvieren, die uns fordern, damit wir uns weiterentwickeln können. Der Algarve Cup mit Gruppenspielen gegen Island, China und Norwegen ist dafür schon mal optimal geeignet.

DFB.de: Was wünscht sich Silvia Neid für 2014?

Neid: Vor allem Gesundheit, dass sich meine junge Mannschaft stetig weiter entwickelt und nicht zuletzt, dass unsere Männer bei der WM in Brasilien den Titel holen. Dafür drücke ich Jogi Löw ganz fest die Daumen.