Schmidt wird 70: Generalissimus neben Feldherrenhügel

70 Jahre wird Horst R. Schmidt am heutigen 19. November. Die große Geburtstagsfeier fand bereits vor zehn Jahren statt an seinem 60. Dabei will es der langjährige Generalsekretär und heutige Schatzmeister des DFB bewenden lassen. Seinen Ehrentag verbringt der Hobbygolfer auf Teneriffa. Nach der Rückkehr laden er und der DFB knapp 40 Gäste zu einem festlichen Mittagessen ein. Ein Rückblick auf Schmidts Werden und Wirken im Fußball von DFB-Redakteur Wolfgang Tobien.

Unprätentiös und funktional. So wirkt es auf den ersten Blick, das Büro von Horst R. Schmidt. Und auch auf den zweiten Blick ist in diesem geräumigen Dienstzimmer im ersten Stock der DFB-Zentrale nichts Extraordinäres zu entdecken. Gewiss, da hängen eindruckvolle Bilder an den Wänden, die für den Schatzmeister des größten Einzelsportverbandes der Welt auch eine emotionale Brücke darstellen zu der Fülle seiner Tätigkeiten in der Vergangenheit.

Stehpult statt Schreibtisch

Da ist aber auch das moderne Stehpult in der Mitte des Raums zwischen Schreibtisch und dem runden Besprechungstisch. Also doch ein kleines Zugeständnis an Extravaganz in einem vor allem Effizienz und Sachlichkeit ausstrahlenden Ambiente? Weit gefehlt! „Dieses Möbelstück steht einzig und allein aus gesundheitlichen Gründen hier“, sagt er.

Horst R. Schmidt oder: Pragmatismus pur. Seit Jahren plagen ihn die Bandscheiben. Ein Arbeitstag ausschließlich am Schreibtisch sitzend zu verbringen, fällt schwer. So begleitet ihn das Stehpult seit nunmehr 15 Jahren gelegentlich durch sein Arbeitsleben.

Wertschätzung und Anerkennung

Ein Arbeitsleben, das, wenngleich in reduzierter Form, auch jetzt noch kein Ende finden wird. Jetzt, da Horst R. Schmidt am heutigen 19. November 70 Jahre alt wird. Anlass genug für DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, seine besondere Wertschätzung und Anerkennung auszudrücken:

„Von Anfang wusste ich, dieser Horst Schmidt, den ich seit mehr als 20 Jahren kenne und längst schon als sehr guten Freund persönlich schätze, prägt und formt diesen DFB mit seinem starken Charakter, mit seinem ganz auf den Verband bezogenen Einsatz, mit seinem ungeheueren Fleiß, seiner Kompetenz und natürlich mit Wesenarten, die nicht jeder hat. Mit dem Geld des DFB geht er noch sorgfältiger um als vielleicht mit seinem eigenen. Mit dieser Verhaltensweise ist dieser Verband wirtschaftlich stark geworden.“



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70 Jahre wird Horst R. Schmidt am heutigen 19. November. Die große Geburtstagsfeier fand bereits vor zehn Jahren statt an seinem 60. Dabei will es der langjährige Generalsekretär und heutige Schatzmeister des DFB bewenden lassen. Seinen Ehrentag verbringt der Hobbygolfer auf Teneriffa. Nach der Rückkehr laden er und der DFB knapp 40 Gäste zu einem festlichen Mittagessen ein. Ein Rückblick auf Schmidts Werden und Wirken im Fußball von DFB-Redakteur Wolfgang Tobien.

Unprätentiös und funktional. So wirkt es auf den ersten Blick, das Büro von Horst R. Schmidt. Und auch auf den zweiten Blick ist in diesem geräumigen Dienstzimmer im ersten Stock der DFB-Zentrale nichts Extraordinäres zu entdecken. Gewiss, da hängen eindruckvolle Bilder an den Wänden, die für den Schatzmeister des größten Einzelsportverbandes der Welt auch eine emotionale Brücke darstellen zu der Fülle seiner Tätigkeiten in der Vergangenheit.

Stehpult statt Schreibtisch

Da ist aber auch das moderne Stehpult in der Mitte des Raums zwischen Schreibtisch und dem runden Besprechungstisch. Also doch ein kleines Zugeständnis an Extravaganz in einem vor allem Effizienz und Sachlichkeit ausstrahlenden Ambiente? Weit gefehlt! „Dieses Möbelstück steht einzig und allein aus gesundheitlichen Gründen hier“, sagt er.

Horst R. Schmidt oder: Pragmatismus pur. Seit Jahren plagen ihn die Bandscheiben. Ein Arbeitstag ausschließlich am Schreibtisch sitzend zu verbringen, fällt schwer. So begleitet ihn das Stehpult seit nunmehr 15 Jahren gelegentlich durch sein Arbeitsleben.

Wertschätzung und Anerkennung

Ein Arbeitsleben, das, wenngleich in reduzierter Form, auch jetzt noch kein Ende finden wird. Jetzt, da Horst R. Schmidt am heutigen 19. November 70 Jahre alt wird. Anlass genug für DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, seine besondere Wertschätzung und Anerkennung auszudrücken:

„Von Anfang wusste ich, dieser Horst Schmidt, den ich seit mehr als 20 Jahren kenne und längst schon als sehr guten Freund persönlich schätze, prägt und formt diesen DFB mit seinem starken Charakter, mit seinem ganz auf den Verband bezogenen Einsatz, mit seinem ungeheueren Fleiß, seiner Kompetenz und natürlich mit Wesenarten, die nicht jeder hat. Mit dem Geld des DFB geht er noch sorgfältiger um als vielleicht mit seinem eigenen. Mit dieser Verhaltensweise ist dieser Verband wirtschaftlich stark geworden.“

"Kann mir mein Leben ganz ohne Fußball nicht vorstellen"

„Ganz ohne Fußball kann ich mir mein Leben nicht vorstellen.“ Dies sagte Horst Schmidt 2007 bei seinem Abschied vom Amt des Generalsekretärs, bevor der gebürtige Nürnberger und Wahl-Aschaffenburger zum DFB-Schatzmeister gewählt wurde sowie die kraft- und zeitraubende Tätigkeit als FIFA-Berater vor und bei der WM 2010 in Südafrika übernahm.

Dieser Satz hat weiterhin Gültigkeit. Mit seiner großen Kompetenz, Professionalität und Integrität hat er sich im nationalen und internationalen Fußball ein immenses Beziehungsgeflecht an Einfluss und Autorität und damit nahezu einen Status der Unverzichtbarkeit geschaffen. Von einem sanften Gleiten in den Ruhestand kann (noch) keine Rede sein.

Amtszeit als Schatzmeister sicher bis 2013

Zwar sagt er: „In meinem jetzigen Alter denkt man ernster und eher als noch vor vier, fünf Jahren darüber nach, die eigenen Tätigkeiten deutlich zurückzufahren, weil die eigene Leistungsfähigkeit biologisch bedingt geringer wird. Und Nachkommenden sollte und will man nicht im Wege stehen.“ Fakt freilich ist, dass er in den kommenden Jahren weiterhin ein aufmerksamer und trittsicherer Grenzgänger in den gerade bei ihm so stark miteinander verschränkten Welten der FIFA, der UEFA und des DFB bleiben wird.

Als Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes wird er auf jeden Fall noch bis zum nächsten Bundestag 2013 amtieren. Die FIFA will ihn als weltweit wohl kompetentesten Experten in Sachen Ticketing und Sicherheit vor und während der WM 2014 in Brasilien weiterhin an der Seite ihres Organisationskomitees wissen. Wie bei all den zehn Fußball-Weltmeisterschaften zuvor, die Horst R. Schmidt seit 1974 maßgebend mitorganisiert hat.

Funktion bei der FIFA

Wolfgang Niersbach, sein Freund und Nachfolger als DFB-Generalsekretär, verweist darauf, dass Schmidt nach wie vor Vorsitzender im FIFA-Subkomitee für Ticketing ist. Und er erinnert daran, dass HR, so dessen Kürzel, „sogar Sicherheitsbeauftragter bei der WM 1998 in Frankreich war, was die wenigsten wissen. Die Professionalisierung des gesamten Sicherheitsbereichs im Fußball hat er maßgeblich vorangetrieben“. Zudem wird Schmidt beim DFB eine verantwortungsvolle Position im immer konkreter Gestalt annehmenden Fußball-Museum übernehmen, das ja seit der Geburt „sein Baby“ ist.

Wer auf das Werden und Wirken des von heute an 70-Jährigen zurückblickt, es wertet und deutet, der kommt an der Feststellung nicht vorbei, dass nur wenige mit ihrem Leben und Lebenswerk ähnlich unverfälscht für den DFB stehen wie er mit seiner ungemein komplexen, das Erscheinungsbild des DFB über viele Jahre mit gestaltenden Persönlichkeit. „Sicherlich ist seine größte Stärke seine Organisationsfähigkeit. Ganz besonders aber bewundere ich seine Bescheidenheit, Loyalität und Zurückhaltung. Ihm ist jegliche Art von Indiskretion fremd, und er denkt immer nur daran, was das Beste ist für den DFB“, sagt Dr. Zwanziger.

Startschuss in den Siebzigern

Schmidts kontinuierlicher innerbetrieblicher Aufstieg begann in seiner Sturm- und Drang-Zeit Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre während der Präsidentschaft von Hermann Neuberger, seinem großen Förderer. Danach folgte und ereignete sich Erstklassiges unter seiner Federführung. Zunächst die Durchführung der EM 1988 gewissermaßen als Bewährungsprobe und schließlich, nach seiner Beförderung 1992 zum Generalsekretär, die weitere Profilierung als meisterhafter Gestalter und Organisator, gipfelnd im Sommermärchen 2006, das er im Rückblick als den persönlichen Höhepunkt seiner beruflichen Tätigkeit bezeichnet. Theo Zwanziger: „Ohne ihn wäre diese WM bei uns in Deutschland nicht zu einem solch weltweit beachteten und geachteten Erfolg geworden.“

Bei seiner Retrospektive entgeht Schmidt aber auch nicht die eine oder andere brandgefährliche Situation, die der Verband zu überstehen hatte. „Ob diese Vorfälle jetzt aus Anlass meines 70. Geburtstages den Beteiligten wieder aufgetischt und aufgefrischt werden sollten, halte ich jedoch nicht für opportun.“

Auf eine höchst kritische Situation verweist er gleichwohl: „Bei der Bewältigung der negativen sportlichen Entwicklung nach 1998 und 2000 mit dem Ausscheiden der Bundestrainer und allen anderen unerfreulichen Begleiterscheinungen war außergewöhnliches Engagement erforderlich. Zudem war die Phase der präsidialen Doppelspitze zwischen 2004 und 2006 ebenfalls eine besondere Herausforderung. Sie schien damals die einzige Lösung, die überhaupt noch in Betracht kam. Und sie musste vor allem gelebt werden. Die Situation, sich hin und wieder zwischen beiden Stühlen zu befinden, war nicht einfach. Insbesondere im Zusammenhang mit der gleichzeitig laufenden Vorbereitung für die WM 2006.“

DFB-Zentrale ist seine Werkstatt

Die DFB-Zentrale in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise betrachtet Schmidt nach wie vor als eine Werkstatt, in der strategisch geplant und konsequent gehandelt werden muss. Mit dieser Einstellung hat er eine Lebensleistung vollbracht, die Wolfgang Niersbach so beurteilt: „Akribie und Arbeitsintensität, dieses seriöse und sachbezogene Arbeiten immer im Sinn des DFB, das hat er vorgelebt im Hauptamt und setzt dies als Schatzmeister weiterhin fort. Wenn der DFB heute großes Ansehen an Seriosität, Verlässlichkeit und Berechenbarkeit hat, dann ist dies in extrem hohen Maße ihm zu verdanken.“ Präsident Dr. Theo Zwanziger setzt sogar noch einen drauf: „HR ist ein unglaublich wichtiger, wenn nicht der wichtigste Mann beim DFB.“

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An seinem Selbstverständnis für das Ausüben des höchsten Hauptamtes hat Schmidt nie einen Zweifel aufkommen lassen. „Das geht nur mit hoher Selbstdisziplin und absoluter Loyalität dem Ehrenamt gegenüber. Ich war nie eine Gefahr für die Leute an der Spitze des Verbandes, weil das Unternehmen für mich immer über dem Einzelnen stand“, sagt er und verweist gleichwohl auf grundsätzlich sich anbahnende Veränderungen:

Vom Ehrenamt zur Professionalität

„Nicht nur bei der FIFA und UEFA, sondern auch bei etlichen Nationalverbänden haben sich die Gewichte stärker zur Professionalität verschoben. Während meiner langen Jahre im operativen Geschäft dominierte eindeutig die Ehrenamtlichkeit. Inzwischen sieht man aber im Sport, dass die hauptamtlichen oder quasi hauptamtlichen Präsidenten mehr und mehr nach vorne rücken in die Rolle von Exekutivpräsidenten. Ein Prozess, bei dem man noch nicht weiß, wie er sich weiter entwickeln wird.“

Besonnen und zurückhaltend, dennoch zupackend und führungsstark hat Horst R. Schmidt drei Präsidenten – Egidius Braun, Gerhard Mayer-Vorfelder und Theo Zwanziger – als Generalsekretär gedient. Als Vorlagengeber stand er an der Seite der Vollstrecker, aber nicht in ihrem Schatten. „Wer ihn zu sehr in der Rolle des Zuarbeiters sieht, wird ihm nicht gerecht. Gerade bei der WM 2006 hat sich seine Führungskraft gezeigt“, betont Theo Zwanziger und ergänzt: „Franz Beckenbauer war als Präsident des OK der Repräsentant. An seiner Seite aber war Horst Schmidt faktisch der Chef. Er war der Macher.“

Horst R. Schmidt – ein Generalissimus neben dem Feldherrenhügel. Einer, der nach wie vor kerzengerade und mit erstaunlicher Vitalität von seinem Stehpult aus die Fäden zieht.