Rutemöller wird 70: "Ein Leben ohne Fußball? Unvorstellbar!"

Heute feiert er Geburtstag. Erich Rutemöller wird 70 Jahre alt. Der frühere Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung sowie ehemalige DFB-Nachwuchstrainer verrät im DFB.de-Interview, in welchem Rahmen er den Tag verbringen wird - und warum er das Ereignis am liebsten gar nicht groß zelebrieren würde.

Außerdem blickt Rutemöller auf seine beeindruckende Karriere als Trainer zurück. Auf seine Tätigkeiten für den Afghanischen und den Iranischen Fußball-Verband. Auf Höhe- und Tiefpunkte. Aber natürlich darf auch eine Sache nicht fehlen. Denn einer der womöglich bekanntesten Fußballsprüche stammt schließlich aus seinem Mund: "Mach et, Otze!"

DFB.de: Herr Rutemöller, Sie feiern Ihren 70. Geburtstag...

Erich Rutemöller: Oh je, erinnern Sie mich bitte nicht daran - was für ein trauriger Anlass unseres Gesprächs.

DFB.de: Sehen Sie das wirklich so?

Rutemöller: Nein, nein. Das war ein wenig Spaß. Es ist schon in Ordnung. Meine Schwester ist zehn Jahre jünger. Sie wird in Kürze 60 Jahre. Sie hat in diesem Zusammenhang neulich das schöne Wort "Schwellenangst" benutzt. Ich finde, das trifft es ganz gut. Ich habe nicht direkt Angst, aber etwas Respekt schon. Denn man betritt schon eine neue Schwelle – bei mir steht dann eben keine Sechs mehr am Anfang, sondern eine Sieben. Allerdings bin ich froh, dass ich mich wirklich noch nicht so alt fühle. Außerdem bin ich noch viel unterwegs, arbeite immer noch in Kurzeinsätzen für den DFB. Im Dezember war ich beruflich in Asien, im Januar für die UEFA in der Türkei. Das hält mich jung.

DFB.de: Wie lange wollen Sie das so fortführen?

Rutemöller: Solange es geht. Ich will mir da keine Grenze setzen. Ich bin froh und dankbar dafür, dass es mir noch so gut geht. Mir macht das Reisen Spaß. Ich genieße es, viel unterwegs zu sein.



Heute feiert er Geburtstag. Erich Rutemöller wird 70 Jahre alt. Der frühere Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung sowie ehemalige DFB-Nachwuchstrainer verrät im DFB.de-Interview, in welchem Rahmen er den Tag verbringen wird - und warum er das Ereignis am liebsten gar nicht groß zelebrieren würde.

Außerdem blickt Rutemöller auf seine beeindruckende Karriere als Trainer zurück. Auf seine Tätigkeiten für den Afghanischen und den Iranischen Fußball-Verband. Auf Höhe- und Tiefpunkte. Aber natürlich darf auch eine Sache nicht fehlen. Denn einer der womöglich bekanntesten Fußballsprüche stammt schließlich aus seinem Mund: "Mach et, Otze!"

DFB.de: Herr Rutemöller, Sie feiern Ihren 70. Geburtstag...

Erich Rutemöller: Oh je, erinnern Sie mich bitte nicht daran - was für ein trauriger Anlass unseres Gesprächs.

DFB.de: Sehen Sie das wirklich so?

Rutemöller: Nein, nein. Das war ein wenig Spaß. Es ist schon in Ordnung. Meine Schwester ist zehn Jahre jünger. Sie wird in Kürze 60 Jahre. Sie hat in diesem Zusammenhang neulich das schöne Wort "Schwellenangst" benutzt. Ich finde, das trifft es ganz gut. Ich habe nicht direkt Angst, aber etwas Respekt schon. Denn man betritt schon eine neue Schwelle – bei mir steht dann eben keine Sechs mehr am Anfang, sondern eine Sieben. Allerdings bin ich froh, dass ich mich wirklich noch nicht so alt fühle. Außerdem bin ich noch viel unterwegs, arbeite immer noch in Kurzeinsätzen für den DFB. Im Dezember war ich beruflich in Asien, im Januar für die UEFA in der Türkei. Das hält mich jung.

DFB.de: Wie lange wollen Sie das so fortführen?

Rutemöller: Solange es geht. Ich will mir da keine Grenze setzen. Ich bin froh und dankbar dafür, dass es mir noch so gut geht. Mir macht das Reisen Spaß. Ich genieße es, viel unterwegs zu sein.

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DFB.de: Wie halten Sie sich fit dafür?

Rutemöller: Ich mache viel Sport. Leider tun mir manchmal die Knochen weh. Aber wenn es geht, stehe ich auf dem Rasen. Ansonsten gehe ich gerne und viel hier im herrlichen Kölner Stadtwald joggen. Geradeaus laufen klappt sehr gut...

DFB.de: Gibt es denn wenigstens eine große Feier anlässlich Ihres Ehrentags?

Rutemöller: Nein. Erst wollten wir wegfliegen. Aber dann haben wir uns doch entschieden, hier im kleinen Kreis etwas zu feiern. Aber wirklich nur mit den engsten Freunden und der Familie. Natürlich kommen auch ein paar ehemalige Weggefährten.

DFB.de: Können Sie sich eigentlich ein Leben ohne Fußball...

Rutemöller: ... nein, das geht nicht...

DFB.de: ... vorstellen?

Rutemöller: Unmöglich. Immer wenn es geht, bin ich beim FC bei den Heimspielen. Alles andere schaue ich mir im Fernsehen an. Da bin ich schon etwas verrückt. Ein Leben ohne Fußball ist für mich nicht vorstellbar!

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DFB.de: Wenn man sich Ihre Vita anschaut, könnte man meinen, dass Ihre Aufgaben umso spannender werden, je älter Sie werden. Zuletzt waren Sie in Afghanistan tätig.

Rutemöller: Das war tatsächlich eine extreme Herausforderung, die mir unheimlich große Freude bereitet hat. (DFB-Präsident; Anm. d. Red.) Wolfgang Niersbach hat mir dieses Engagement vermittelt. Es war eine tolle Sache. Die Verantwortlichen des Afghanischen Fußball-Verbandes haben einen deutschen Coach gesucht, weil ihre beiden Cheftrainer wegen Schiedsrichterbeleidigung gesperrt waren. Ich habe die Nationalmannschaft dann bei einem Turnier auf den Malediven betreut. Es war grandios, wie die Jungs auf dem Platz mitgezogen haben. Das hat mich schon beeindruckt.

DFB.de: Vorher waren Sie unter anderem für den Iranischen Fußball-Verband tätig. Wie kam es dazu?

Rutemöller: Ich wurde als Berater für Nationaltrainer Ali Daei engagiert. Die Iraner sind wirklich extrem fußballverrückt. Leider haben wir dann 2009 das entscheidende Spiel in der WM-Qualifikation vor über 100.000 Zuschauern gegen Südkorea nach 1:0 mit 1:2 verloren. Auch Präsident Mahmut Ahmadineschad saß damals auf der Tribüne. Durch die Niederlage haben wir uns nicht für die WM 2010 in Südafrika qualifiziert. Ali Daei wurde daraufhin entlassen. Das war ein bitteres Ende einer überragenden Zeit.

DFB.de: Sie sind und waren viel im Ausland unterwegs. Welchen Stellenwert hat der deutsche Fußball dort?

Rutemöller: Es ist unglaublich, welche Beachtung er verstärkt seit 2010 erfährt. Der Gewinn der Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer hat der ganzen Sache natürlich die Krone aufgesetzt. Ich werde ständig gefragt, was wir machen. Wieso wir plötzlich so erfolgreich sind. Wo die ganzen Talente herkommen.

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DFB.de: Was sagen Sie dann?

Rutemöller: Ich betone in meinen Vorträgen immer, dass der Erfolg meiner Meinung nach auf drei entscheidenden Säulen beruht. Das ist erstens das Wettkampfsystem, abgestimmt auf das Alter und den Entwicklungsstand der Nachwuchsspieler – zum Beispiel die A- und B-Junioren-Bundesliga. Das sind zweitens die Talentförderungsmaßnahmen. Und das ist drittens die Trainerausbildung. Man muss aber wirklich sagen, dass der DFB im Ausland eine Art Vorzeigerolle einnimmt. Die ganze Welt schaut derzeit nach Deutschland. Und das war nicht immer so.

DFB.de: Sie haben auch für den DFB gearbeitet. Unter anderem haben Sie das Team 2006, die U 20- sowie die U 21-Nationalmannschaften betreut...

Rutemöller: Berti Vogts hatte mich 1994 zum DFB geholt. Dafür bin ich ihm noch heute dankbar, wir haben seitdem ein sehr gutes Verhältnis. Zunächst sollte ich die U 17 übernehmen, danach sollte ich nach und nach für weitere Aufgaben aufgebaut werden. Und genauso haben wir es dann ja auch gemacht. Ich habe jeden Tag genossen, und es war mir immer eine große Ehre, für den Deutschen Fußball-Bund zu arbeiten. Zumal ich ja dann 2000 die Fußball-Lehrer-Ausbildung von Gero Bisanz übernommen habe. Mir war es immer wichtig, dass ich auch in der Praxis bin und damit den Bezug nicht verliere. Ich glaube, es ist nicht hilfreich, wenn man nur noch theoretische Dinge vermittelt und selbst nicht mehr auf dem Platz steht.

DFB.de: Sind nicht viele der aktuellen Bundesligatrainer durch Ihre Ausbildung gegangen?

Rutemöller: Einige schon, ja. Andere haben dann später Frank Wormuth erlebt. Aber es ist immer wieder schön, wenn man ehemalige Schüler heute irgendwo erfolgreich arbeiten sieht.

DFB.de: Wen haben Sie derzeit besonders im Blick?

Rutemöller: Ralph Hasenhüttl macht in Ingolstadt einen hervorragenden Job. Auch Dirk Schuster in Darmstadt. Ich drücke Oliver Reck die Daumen, dass er mit Düsseldorf den Aufstieg schafft. Auch wenn sie im Moment nicht dabei sind, schätze ich Bruno Labbadia und Mirko Slomka sehr, auch Robin Dutt, Olaf Janßen und Jürgen Klopp. Und viele, viele andere ebenfalls, die ich jetzt nicht alle nennen kann.

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DFB.de: Kann man während der Ausbildung eigentlich bereits erkennen, wer ein guter Trainer wird?

Rutemöller: Nein, das ist schwer. Was man aber ganz gut einschätzen kann, ist die Tatsache, ob jemand eher für die Bundesliga geeignet ist, ob er eher im Nachwuchsbereich tätig sein sollte oder ob er selbst wiederum in der Ausbildung besser aufgehoben ist. Dafür bekommt man schon ein Auge.

DFB.de: Wenn wir noch einen weiteren Schritt zurückgehen in die Zeit, als sie selbst noch in Deutschland Vereinstrainer waren, da bleibt natürlich eine Geschichte ganz besonders in Erinnerung...

Rutemöller: Mach et, Otze...

DFB.de: Wie gehen Sie heute damit um?

Rutemöller: Inzwischen kann ich darüber lachen. Ich bin sehr gut mit Frank Ordenewitz befreundet. Das ist natürlich immer wieder ein Thema. Aber das ist nicht schlimm. Es ist doch schön, wenn man irgendwie in Erinnerung bleibt. Damals tat es mir für Frank unheimlich leid.

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DFB.de: Erzählen Sie doch bitte die Geschichte noch einmal?

Rutemöller: Wir standen 1991 mit dem FC kurz vor dem Einzug ins Endspiel um den DFB-Pokal. Ordenewitz hatte seine zweite Gelbe Karte gesehen und wäre damit für das Finale gesperrt gewesen. Ich habe ihm gesagt, er solle den Platzverweis provozieren: "Mach et, Otze!" Damals sah die Regel vor, dass er die Strafe in der Meisterschaft hätte absitzen können, dann aber im Endspiel wieder dabei gewesen wäre. Er hat dann den Ball wegeschlagen und musste deshalb tatsächlich vorzeitig duschen gehen. Alles lief also eigentlich nach Plan.

DFB.de: Aber es kam etwas dazwischen.

Rutemöller: Ja, ich bin direkt nach dem Spiel gefragt worden, ob wir den Platzverweis absichtlich herbeigeführt haben. In meiner Blauäugigkeit und in der Euphorie über den Einzug ins DFB-Pokalfinale habe ich die ganze Sache zugegeben. Ich hatte einfach keine Gelegenheit, meine Gedanken zu ordnen. Eine halbe Stunde später wäre mir das nicht passiert. Wir haben dann noch überlegt, ob wir die Situation retten können. Aber das wollte ich nicht. Wenn man Mist baut, muss man auch dazu stehen. Ich habe meine Strafe bekommen. Aber für Frank Ordenewitz tat es mir wirklich leid, dass er in Berlin nicht dabei sein konnte.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an das Endspiel gegen Werder Bremen?

Rutemöller: Die Atmosphäre und das ganze Drumherum waren großartig. Leider haben wir im Elfmeterschießen verloren. Das Wetter hat sich dann unserer Stimmungslage angepasst. Es hat in Strömen geregnet.