Netzers Socken und die Wasserschlacht

Mitternacht war schon vorüber, als sie einander Lebewohl sagten. Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein und Günter Netzer. Drei Weltmeister von 1974. Unten auf dem Spielfeld der Commerzbank-Arena hatten ihre Nachfolger um Thomas Müller und Mario Götze ihr Soll erfüllt und mit dem 3:1 gegen Polen die Tabellenführung in ihrer Qualifikationsgruppe für die EM-Endrunde 2016 in Frankreich übernommen. Entsprechend locker und gelöst war die Stimmung nicht nur bei diesem weltmeisterlichen Trio, sondern auch bei allen anderen Teilnehmern am ersten regionalen Stammtisch des Clubs der Nationalspieler in Frankfurt.

Die Tagesordnung war mit dem Auftrag, den die Spieler von Joachim Löw souverän erfüllt hatten, schnell abgehakt. Jetzt war nur noch totales "Weißt-du-noch"-Gefühl angesagt. So steckten der "Grabi", der "Holz" und der "Jünter" die Köpfe zusammen und ließen noch einmal die Szenen des wohl denkwürdigsten Länderspiels in diesem Stadion Revue passieren. Die legendäre "Wasserschlacht von Frankfurt" vor 41 Jahren, als es im vorletzten deutschen Spiel bei der WM 1974 gegen Polen um den Eintritt ins Finale ging.

Sintflutartige Regengüsse hatten das Spielfeld in eine Seenlandschaft verwandelt. "Dieses Spiel hätte eigentlich gar nicht angepfiffen werden dürfen. Doch der Terminplan ließ den Organisatoren ja keine andere Wahl. So mussten wir hinaus in den Schlamm und die Wasserwüste des Waldstadions und machten mit dem 1:0-Sieg das Beste daraus", erklärte Bernd Hölzenbein. Flachpasskombinationen waren ebenso unmöglich wie Dribblings, weil der Ball immer wieder in den riesigen Pfützen hängen blieb. Das einzige Mittel waren halbhohe lange Pässe, um irgendwie das Spiel nach vorne zu bringen", ergänzte Jürgen Grabowski.

Netzer sorgt für warme Füße

Nichts am Hut mit dieser Plackerei im Matsch hatte damals Günter Netzer. Mit einer hartnäckigen Muskelverletzung aus Madrid zu dem damaligen WM-Unternehmen angereist, war für den angeschlagenen Real-Star sein Turnier-Einsatz bei jener WM nach der denkwürdigen Niederlage gegen die DDR beendet, er blieb aber dennoch im Mannschaftskreis.

Nun also saß Netzer im Block der Spielerfrauen oben auf der Tribüne und präsentierte sich dort von seiner hilfsbereiten Seite. Direkt vor ihm Uschi Müller und neben ihm Helga Grabowski, die sich jetzt am CdN-Stammtisch noch einmal genau erinnerte. "Die Uschi hatte völlig durchnässte Schuhe und eiskalte Füße. Da erbarmte sich der Günter, zog seine Socken aus und gab sie der Uschi, die sie dankbar annahm." Und Gerd Müller? Der machte kurz danach mit seinem Siegtreffer gegen die Polen alles klar und ebnete damit den Weg zum Gewinn des WM-Titels vier Tage später.

Es sind Anekdoten und Episoden wie diese, die den Zusammenkünften der ehemaligen Nationalspieler ihre besonders charmante Note geben. Die Premiere des CdN-Regionaltreffens am Main, sie war auf Anhieb die Zusammenkunft der großen Frankfurter Fußballfamilie. Garniert und flankiert mit "special guests" aus der deutschen Länderspielgeschichte.



Mitternacht war schon vorüber, als sie einander Lebewohl sagten. Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein und Günter Netzer. Drei Weltmeister von 1974. Unten auf dem Spielfeld der Commerzbank-Arena hatten ihre Nachfolger um Thomas Müller und Mario Götze ihr Soll erfüllt und mit dem 3:1 gegen Polen die Tabellenführung in ihrer Qualifikationsgruppe für die EM-Endrunde 2016 in Frankreich übernommen. Entsprechend locker und gelöst war die Stimmung nicht nur bei diesem weltmeisterlichen Trio, sondern auch bei allen anderen Teilnehmern am ersten regionalen Stammtisch des Clubs der Nationalspieler in Frankfurt.

Die Tagesordnung war mit dem Auftrag, den die Spieler von Joachim Löw souverän erfüllt hatten, schnell abgehakt. Jetzt war nur noch totales "Weißt-du-noch"-Gefühl angesagt. So steckten der "Grabi", der "Holz" und der "Jünter" die Köpfe zusammen und ließen noch einmal die Szenen des wohl denkwürdigsten Länderspiels in diesem Stadion Revue passieren. Die legendäre "Wasserschlacht von Frankfurt" vor 41 Jahren, als es im vorletzten deutschen Spiel bei der WM 1974 gegen Polen um den Eintritt ins Finale ging.

Sintflutartige Regengüsse hatten das Spielfeld in eine Seenlandschaft verwandelt. "Dieses Spiel hätte eigentlich gar nicht angepfiffen werden dürfen. Doch der Terminplan ließ den Organisatoren ja keine andere Wahl. So mussten wir hinaus in den Schlamm und die Wasserwüste des Waldstadions und machten mit dem 1:0-Sieg das Beste daraus", erklärte Bernd Hölzenbein. Flachpasskombinationen waren ebenso unmöglich wie Dribblings, weil der Ball immer wieder in den riesigen Pfützen hängen blieb. Das einzige Mittel waren halbhohe lange Pässe, um irgendwie das Spiel nach vorne zu bringen", ergänzte Jürgen Grabowski.

Netzer sorgt für warme Füße

Nichts am Hut mit dieser Plackerei im Matsch hatte damals Günter Netzer. Mit einer hartnäckigen Muskelverletzung aus Madrid zu dem damaligen WM-Unternehmen angereist, war für den angeschlagenen Real-Star sein Turnier-Einsatz bei jener WM nach der denkwürdigen Niederlage gegen die DDR beendet, er blieb aber dennoch im Mannschaftskreis.

Nun also saß Netzer im Block der Spielerfrauen oben auf der Tribüne und präsentierte sich dort von seiner hilfsbereiten Seite. Direkt vor ihm Uschi Müller und neben ihm Helga Grabowski, die sich jetzt am CdN-Stammtisch noch einmal genau erinnerte. "Die Uschi hatte völlig durchnässte Schuhe und eiskalte Füße. Da erbarmte sich der Günter, zog seine Socken aus und gab sie der Uschi, die sie dankbar annahm." Und Gerd Müller? Der machte kurz danach mit seinem Siegtreffer gegen die Polen alles klar und ebnete damit den Weg zum Gewinn des WM-Titels vier Tage später.

Es sind Anekdoten und Episoden wie diese, die den Zusammenkünften der ehemaligen Nationalspieler ihre besonders charmante Note geben. Die Premiere des CdN-Regionaltreffens am Main, sie war auf Anhieb die Zusammenkunft der großen Frankfurter Fußballfamilie. Garniert und flankiert mit "special guests" aus der deutschen Länderspielgeschichte.

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Bein und Berthold aus dem 90er-Team dabei

Neben Grabowski und Hölzenbein waren in Uwe Bein und Thomas Berthold zwei ihrer Nachfolger aus dem Weltmeister-Team von 1990 erschienen. Dazu Eintrachts Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz Körbel. Oder Friedel Lutz und Hans Weilbächer, die 1959 mit der Eintracht deren ersten und bislang einzigen deutschen Meistertitel erkämpften. Dazu die früheren Frankfurter Bundesliga-Trainer Erich Ribbeck und Horst Heese, die mit der Schilderung ihren Erlebnissen bei dem Frankfurter Traditionsverein ebenfalls bis nach Mitternacht für Hochstimmung sorgten.

"Ich bin sehr froh, dass ich der Einladung zu diesem Treffen gefolgt bin, denn mit Grabi und Holz, Lutz, Charly Körbel, Wolfgang Solz und Peter Reichel habe ich hier sechs meiner ehemaligen Jungs getroffen, die dann auch zu Nationalspielern wurden", sagte Ribbeck, der 1968 mit 31 Jahren als jüngster Bundesliga-Trainer seine fünfjährige Amtszeit bei der Eintracht begann. Und sich jetzt auch ganz besonders über das Wiedersehen mit Horst Heese freute, der in jener Zeit als "Kopfball-Ungeheuer" auf der Mittelstürmerposition für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Ein Mittelstürmer und Torjäger der besonderen Art war zu seiner Zeit auch Erwin Stein gewesen. 267 Tore hat er in 340 Spielen für die Eintracht zwischen 1959 und 1966 erzielt, davon allein 98 in 148 Punktspielen. Sein einziges A-Länderspiel, bezeichnenderweise gegen Polen, bestritt er jedoch kurz vor seinem Wechsel zur Eintracht in Hamburg am 20. Mai 1959 als Amateur vom Frankfurter Vorortklub SpVgg Griesheim 02 und verhinderte dabei mit seinem Treffer beim 1:1 eine Niederlage. "1959 war mein Traumjahr. Da habe ich geheiratet, wurde Nationalspieler und bekam einen Profivertrag bei der Eintracht", erzählte er jetzt am CdN-Stammtisch.

Stein: "Kann Niersbach nur dankbar sein"

Zugleich bedeutete 1959 aber auch das Ende seiner damals von vielen Experten vorausgesagten großen Länderspielkarriere. "Sepp Herberger hat mir einfach nicht verziehen, dass ich damals als Profi zur Eintracht wechselte und damit der Amateur-Nationalmannschaft, für die er mich zunächst noch vorgesehen hatte, nicht mehr zur Verfügung stand." Selbst eine überragende erste Oberliga-Saison bei der Eintracht, die er im Mai 1960 mit zwei Toren im unvergessenen Europapokal-Endspiel gegen Real Madrid (3:7) in Glasgow abschloss, konnte Herberger umstimmen.

Umso mehr freute sich der inzwischen (noch ungemein mobile) 80-Jähriger jetzt am Stammtisch des Clubs der Nationalspieler mit den Größen späterer Jahre zusammen gekommen zu sein. Neben den genannten Eintracht-Hauptdarstellern konnte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der 2008 den Club der Nationalspieler gegründet hat, zusammen mit Uwe Seeler, dem CdN-Vorsitzenden, Legenden des DDR-Fußballs wie Joachim Streich, Jürgen Sparwasser oder Eberhard Vogel, Stefan Kuntz, den Europameister von 1996, und die Vizeeuropameister von 1976 und 2008, Dieter Müller und Jens Lehmann, sowie mit Thomas Kroth und Maurizio Gaudino weitere ehemalige Frankfurter Nationalspieler begrüßen.

"Ich kann Wolfgang Niersbach nur sehr dankbar sein, dass ich eine solche Veranstaltung in diesem Kreis miterleben kann. Der Club der Nationalspieler ist eine wunderbare Sache", so Erwin Stein. "Und als regionales Treffen", so beteuerte Uwe Bein, der als genialer Spielmacher in der erste Hälfte der 90er-Jahre den "Fußball 2000" am Main initiiert und zelebriert hatte, "eine perfekte Ergänzung zu den nun schon traditionellen Jahrestreffen, wenn der gesamte Club der Nationalspieler zusammenkommt."