Klaus Eder wird 60

Jeder normale Mensch würde längst mausetot unter der Erde liegen - der Däne Stig Severinsen steht. Nicht unter der Erde auch nicht tot, dafür im Guiness Buch der Rekorde - für eine Leistung unter Wasser. Es sei ihm gegönnt, exakt 22 Minuten, Weltrekord im Luftanhalten, keine schlechte Leistung. Präzise müsste es heißen: der offizielle Weltrekord. Denn tatsächlich hat kein Mensch so ausdauernd die Luft angehalten wie Klaus Eder. Der Physiotherapeut der deutschen Nationalmannschaft hat das Kunststück fertig gebracht, in einer ganzen Stunde mit zwei knappen Atemzügen auszukommen.

Severinsen hat also seinen Meister in Eder gefunden, jedenfalls, wenn dessen Erzählung stimmt. Den inoffiziellen Rekordversuch hat er 1984 unfreiwillig unternommen. Klaus Eder war damals bei den Olympischen Spielen in Los Angeles für die deutsche Olympiamannschaft tätig. Seine prägendste Erinnerung ist die an eine sehr spezielle Busfahrt. Eder hatte den deutschen Bus zu einem Wettbewerb in Irvine verpasst, die einzige Chance dennoch pünktlich zu sein, bestand darin, kurzerhand in den nächsten Bus einzusteigen. Es war ein besonderer Bus – der, der Rumänen.

Eder feiert heute seinen 60. Geburtstag

Ein Politikum, im Kalten Krieg. Rumänien war das einzige Ostblock-Land, das die Spiele nicht boykottierte, jeder Schritt wurde genau beobachtet, von allen möglichen Geheimdiensten inoffiziell, von Militär und Polizei auch offiziell. "Ich kam mir vor, wie bei einem Transport von Schwerverbrechern. Vor und hinter uns etliche Polizeiautos, gefühlte zehn Meter über uns der Polizeihubschrauber, es war wie in einem Gangsterfilm", sagt Eder. Und er sagt eben auch, dass er es nicht gewagt habe, einen Mucks von sich zu gegen, selbst die Sauerstoffzufuhr habe er sich untersagt. "Ich glaube, ich habe in der Stunde, die wir unterwegs waren, einmal oder maximal zweimal kurz geatmet", sagt er.

Entweder Eder flunkert, was er gerne mal macht, oder er hat wahrhaft ein Wunder vollbracht. Denn schließlich ist er 29 Jahre später quicklebendig, frisch und jugendlich. Generell – zumal für einen, der 60 Minuten ohne Sauerstoff überlebt hat und heute 60 Jahre alt geworden ist. Klaus Eder hat also Geburtstag, und die Unterstellung ist erlaubt, dass die Schar der Gratulanten bei ihm so prominent ist, wie weltweit bei keinem anderen Physiotherapeuten.

In Donaustauf wird heute das Telefon klingeln, wieder und wieder, unaufhörlich. Usain Bolt wird sich melden, Bono wird sich melden, Boris Becker wird sich melden. Und dazu - aus der Fußballwelt das "who is who". Im Laufe seines beruflichen Werdegangs hat Eder durch die Qualität seiner Arbeit viele Sternchen und noch mehr Stars kennen gelernt, dabei hat er sich die Fähigkeit bewahrt, in seinen Patienten immer den Menschen und nicht den Prominenten zu sehen.

Seit 25 Jahren Physiotherapeut der Nationalmannschaft

Seit einem Vierteljahrhundert ist Eder Physiotherapeut der Nationalmannschaft, seit einem Vierteljahrhundert vollbringt er Wunder - nicht unter Wasser, sondern an Oberschenkel und Wade. Den Weg zur Nationalmannschaft hat Eder über Franz Beckenbauer gefunden. Als der "Kaiser" Teamchef war, fragte er Eder nach der WM 1986, ob dieser sich vorstellen könne, für die Nationalmannschaft zu arbeiten. Eder konnte. Seinen ersten Einsatz hatte er Ostern 1988 im Rahmen des Vierländer-Turniers in Berlin mit Argentinien, Schweden und der Sowjetunion. Seither hat er kein Länderspiel verpasst.



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Jeder normale Mensch würde längst mausetot unter der Erde liegen - der Däne Stig Severinsen steht. Nicht unter der Erde auch nicht tot, dafür im Guiness Buch der Rekorde - für eine Leistung unter Wasser. Es sei ihm gegönnt, exakt 22 Minuten, Weltrekord im Luftanhalten, keine schlechte Leistung. Präzise müsste es heißen: der offizielle Weltrekord. Denn tatsächlich hat kein Mensch so ausdauernd die Luft angehalten wie Klaus Eder. Der Physiotherapeut der deutschen Nationalmannschaft hat das Kunststück fertig gebracht, in einer ganzen Stunde mit zwei knappen Atemzügen auszukommen.

Severinsen hat also seinen Meister in Eder gefunden, jedenfalls, wenn dessen Erzählung stimmt. Den inoffiziellen Rekordversuch hat er 1984 unfreiwillig unternommen. Klaus Eder war damals bei den Olympischen Spielen in Los Angeles für die deutsche Olympiamannschaft tätig. Seine prägendste Erinnerung ist die an eine sehr spezielle Busfahrt. Eder hatte den deutschen Bus zu einem Wettbewerb in Irvine verpasst, die einzige Chance dennoch pünktlich zu sein, bestand darin, kurzerhand in den nächsten Bus einzusteigen. Es war ein besonderer Bus – der, der Rumänen.

Eder feiert heute seinen 60. Geburtstag

Ein Politikum, im Kalten Krieg. Rumänien war das einzige Ostblock-Land, das die Spiele nicht boykottierte, jeder Schritt wurde genau beobachtet, von allen möglichen Geheimdiensten inoffiziell, von Militär und Polizei auch offiziell. "Ich kam mir vor, wie bei einem Transport von Schwerverbrechern. Vor und hinter uns etliche Polizeiautos, gefühlte zehn Meter über uns der Polizeihubschrauber, es war wie in einem Gangsterfilm", sagt Eder. Und er sagt eben auch, dass er es nicht gewagt habe, einen Mucks von sich zu gegen, selbst die Sauerstoffzufuhr habe er sich untersagt. "Ich glaube, ich habe in der Stunde, die wir unterwegs waren, einmal oder maximal zweimal kurz geatmet", sagt er.

Entweder Eder flunkert, was er gerne mal macht, oder er hat wahrhaft ein Wunder vollbracht. Denn schließlich ist er 29 Jahre später quicklebendig, frisch und jugendlich. Generell – zumal für einen, der 60 Minuten ohne Sauerstoff überlebt hat und heute 60 Jahre alt geworden ist. Klaus Eder hat also Geburtstag, und die Unterstellung ist erlaubt, dass die Schar der Gratulanten bei ihm so prominent ist, wie weltweit bei keinem anderen Physiotherapeuten.

In Donaustauf wird heute das Telefon klingeln, wieder und wieder, unaufhörlich. Usain Bolt wird sich melden, Bono wird sich melden, Boris Becker wird sich melden. Und dazu - aus der Fußballwelt das "who is who". Im Laufe seines beruflichen Werdegangs hat Eder durch die Qualität seiner Arbeit viele Sternchen und noch mehr Stars kennen gelernt, dabei hat er sich die Fähigkeit bewahrt, in seinen Patienten immer den Menschen und nicht den Prominenten zu sehen.

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Seit 25 Jahren Physiotherapeut der Nationalmannschaft

Seit einem Vierteljahrhundert ist Eder Physiotherapeut der Nationalmannschaft, seit einem Vierteljahrhundert vollbringt er Wunder - nicht unter Wasser, sondern an Oberschenkel und Wade. Den Weg zur Nationalmannschaft hat Eder über Franz Beckenbauer gefunden. Als der "Kaiser" Teamchef war, fragte er Eder nach der WM 1986, ob dieser sich vorstellen könne, für die Nationalmannschaft zu arbeiten. Eder konnte. Seinen ersten Einsatz hatte er Ostern 1988 im Rahmen des Vierländer-Turniers in Berlin mit Argentinien, Schweden und der Sowjetunion. Seither hat er kein Länderspiel verpasst.

Die Höhepunkte? Natürlich, die Titel 1990 und 1996. Fast genauso aber der Finaleinzug 2002 und als Ganzes die WM in Deutschland, die auch Eder als "Sommermärchen" erlebt hat. Die Anekdoten? Sind so zahlreich wie geheim. Eder schweigt und genießt - das Vertrauen der Spieler.

Lediglich diese Anekdote lässt er sich entlocken. Die Protagonisten: Franz Beckenbauer, Pierre Littbarski und Klaus Eder. Die Geschichte? Geht so: "Vor dem Halbfinale bei der WM '90 gegen England saßen wir im Hotel in Turin. Plötzlich schießt Littbarski auf mich zu und macht mich zur Schnecke, was mir einfallen würde, dem Trainer zu erzählen, dass er nicht fit sei. Ich wusste gar nicht, was Litti von mir wollte. Mit Franz hatte ich gar nicht über Litti gesprochen, und natürlich war er fit. Ich bin dann zu Franz hin und habe gefragt, was es damit auf sich habe. Da sagt der Franz: 'Ich hab keine Begründung gefunden, mit der ich ihm erklären konnte, warum er nicht spielt. Also habe ich ihm erzählt, dass du ihn für nicht fit hältst.'" Eder kann diese Geschichte erzählen, weil Deutschland das Halbfinale (und später auch das Turnier) gewonnen hat. "Danach war alles sehr unverkrampft", sagt er: "Noch am gleichen Abend konnten wir alle herzhaft darüber lachen."

Diese Geschichte sagt viel über sein Empfinden im Kreis der Nationalmannschaft. Eder mag die Atmosphäre beim Team und in der Arbeit mit den Spielern, der Sportlichen Leitung, der medizinischen Abteilung und dem Rest des Betreuerstabs. "Beim DFB ist es seit Jahren so, dass mich ganz besonders das Binnenklima begeistert", sagt er: "Es könnte wirklich nicht besser sein. Infolgedessen empfinde ich trotz der vielen Arbeit bei der Nationalmannschaft - wenn überhaupt - positiven Stress." Für Eder ist es auch nach 25 Jahren eine große Bestätigung, wenn er Spielern beim Kurieren von Verletzungen behilflich sein kann. "Wenn ich meine Fähigkeiten insoweit einbringen kann, dass sie ein kleiner Mosaikstein des Erfolges sind, dann ist dies für mich eine große Freude", so Eder.

Der "Mann mit den kräftigen Daumen"

Für Mehmet Scholl ist Eder der "Mann mit dem kräftigen Daumen", Klaus Augenthaler hat er dazu gebracht, nicht auf die WM 1990 zu verzichten, mit der Wade von Michael Ballack war er per Du, mit vielen ehemaligen Nationalspielern verbindet ihn eine Freundschaft.

Eder hat beim DFB viel erlebt, und nichts davon möchte er missen. "Es war und ist einfach eine geile Zeit", sagt er. Geht es nach ihm, kann diese gerne noch eine Weile andauern, vielleicht nicht noch einmal 25 Jahre, aber Eder spürt das Vertrauen, er weiß, dass seine Zeit zu gehen noch lange nicht gekommen ist. "Mit Jogi Löw ist es einfach unglaublich. Genauso mit Hansi Flick, Andreas Köpke und Oliver Bierhoff", sagt er: "Man kann ohne Hektik mit den Trainern sprechen, sie lassen sich in Ruhe erklären, warum wir welche Maßnahme für sinnvoll halten. Es gibt überhaupt keine Eitelkeiten, jeder schätzt die Qualitäten des anderen. So muss es sein, so ist es - und so macht es Spaß."