Idol, Legende, treue Seele: Uwe Seeler wird 80

Aus seinem großen runden Geburtstag möchte Uwe Seeler nicht viel machen. Am liebsten gar nichts. Keine große Feier, kein Rummel um seine Person. In seiner menschlichen und bescheidenen Art sagt er: "Warum auch? Ich habe doch nur Fußball gespielt." Wobei ihm der Wunsch, diesen Ehrentag in Ruhe verbringen zu können, sicherlich nicht in Erfüllung gehen wird. Am 5. November wird das Mittelstürmer-Idol 80 Jahre alt, und ganz sicher werden den Hamburger Ehrenbürger und Ehrenspielführer der Nationalmannschaft Glückwünsche aus aller Welt erreichen. "Uns Uwe" hat von seiner jahrzehntelangen riesigen Popularität nichts, wirklich nichts eingebüßt, seine Beliebtheit ist ungebrochen, er wird dort, wo er erscheint, gefeiert und von Autogrammjägern umlagert.

Am 1. Mai 1972 beendete Uwe Seeler mit einem Abschiedsspiel im Hamburger Volksparkstadion seine atemberaubende Karriere, aber dem Fußball und seinem HSV ist er bis heute treu und eng verbunden geblieben. Uwe und sein HSV. Er hat es nie nötig gehabt, während eines Spiels mit der rechten Hand auf die Raute auf seinem Trikot und damit auf die Herzseite zu klopfen. Jeder Fußball-Fan weiß bis heute, dass er seinen Verein über alles liebt. Er hat ja nur für den HSV gespielt. Und für Deutschland. Wobei "gespielt" stark untertrieben ist. Uwe Seeler hat während der 90 Minuten alles gegeben, sich verausgabt, er zog seine Teamkollegen mit, er ging temperamentvoll voran, gab niemals auf, zerriss sich vor Ehrgeiz. Sein Motto: "Gewinnen wollen, verlieren können."

Liebling der Massen in Hamburg

Er war der Liebling der Massen. Erst am Hamburger Rothenbaum, dann im Volkspark. Sie liebten ihn bald in Deutschland, in Europa und auf der ganzen Welt, denn er hatte ein besonderes Markenzeichen: Tore, Tore, Tore. Und dabei vor allem die ganz spektakulären Treffer. Die waren seine Spezialität. Er schoss und traf aus allen Lagen. Wenn er in seiner unnachahmlichen Art durch die Luft flog und den Ball per Kopf ins Netz katapultierte, wenn er zu seinen legendären Fallrückziehern ansetzte, wenn er wuchtig aus der zweiten Reihe abzog, dann sprangen die Zuschauer immer wieder vor Begeisterung von ihren Sitzen hoch. "Uwe, Uwe, Uwe" hallte es damals fast unaufhörlich von den Rängen. Einen wie ihn hat es nie wieder gegeben. Nicht beim HSV, nicht in der Nationalmannschaft.

Das Talent hatten er und sein älterer Bruder Dieter, der 1979 viel zu früh an Herzversagen starb, von Vater Erwin geerbt. "Vadder" war einst ein dynamischer Mittelstürmer, gegen Ende seiner Karriere war er dann Außenläufer oder auch eisenharter Stopper. Die beiden Söhne nahmen sich ihren Vater als Vorbild, für sie gab es von Kindesbeinen an nur eines: Fußball. Uwe war in der Nachkriegszeit täglich bis zum Einbrechen der Dunkelheit auf den Straßen von Hamburg-Eppendorf zu finden, um Fußball in jeglicher Form zu spielen. Mit Tennisbällen, mit einem Wollknäuel, mit Steinen oder auch zusammengebastelten Papierkugeln - und nur gelegentlich mit einem nicht mehr ganz runden und neuen Lederball. Uwe: "Das waren überwiegend mehr Ostereier als Bälle. Und trotzdem hatten wir unseren Spaß."



Aus seinem großen runden Geburtstag möchte Uwe Seeler nicht viel machen. Am liebsten gar nichts. Keine große Feier, kein Rummel um seine Person. In seiner menschlichen und bescheidenen Art sagt er: "Warum auch? Ich habe doch nur Fußball gespielt." Wobei ihm der Wunsch, diesen Ehrentag in Ruhe verbringen zu können, sicherlich nicht in Erfüllung gehen wird. Am 5. November wird das Mittelstürmer-Idol 80 Jahre alt, und ganz sicher werden den Hamburger Ehrenbürger und Ehrenspielführer der Nationalmannschaft Glückwünsche aus aller Welt erreichen. "Uns Uwe" hat von seiner jahrzehntelangen riesigen Popularität nichts, wirklich nichts eingebüßt, seine Beliebtheit ist ungebrochen, er wird dort, wo er erscheint, gefeiert und von Autogrammjägern umlagert.

Am 1. Mai 1972 beendete Uwe Seeler mit einem Abschiedsspiel im Hamburger Volksparkstadion seine atemberaubende Karriere, aber dem Fußball und seinem HSV ist er bis heute treu und eng verbunden geblieben. Uwe und sein HSV. Er hat es nie nötig gehabt, während eines Spiels mit der rechten Hand auf die Raute auf seinem Trikot und damit auf die Herzseite zu klopfen. Jeder Fußball-Fan weiß bis heute, dass er seinen Verein über alles liebt. Er hat ja nur für den HSV gespielt. Und für Deutschland. Wobei "gespielt" stark untertrieben ist. Uwe Seeler hat während der 90 Minuten alles gegeben, sich verausgabt, er zog seine Teamkollegen mit, er ging temperamentvoll voran, gab niemals auf, zerriss sich vor Ehrgeiz. Sein Motto: "Gewinnen wollen, verlieren können."

Liebling der Massen in Hamburg

Er war der Liebling der Massen. Erst am Hamburger Rothenbaum, dann im Volkspark. Sie liebten ihn bald in Deutschland, in Europa und auf der ganzen Welt, denn er hatte ein besonderes Markenzeichen: Tore, Tore, Tore. Und dabei vor allem die ganz spektakulären Treffer. Die waren seine Spezialität. Er schoss und traf aus allen Lagen. Wenn er in seiner unnachahmlichen Art durch die Luft flog und den Ball per Kopf ins Netz katapultierte, wenn er zu seinen legendären Fallrückziehern ansetzte, wenn er wuchtig aus der zweiten Reihe abzog, dann sprangen die Zuschauer immer wieder vor Begeisterung von ihren Sitzen hoch. "Uwe, Uwe, Uwe" hallte es damals fast unaufhörlich von den Rängen. Einen wie ihn hat es nie wieder gegeben. Nicht beim HSV, nicht in der Nationalmannschaft.

Das Talent hatten er und sein älterer Bruder Dieter, der 1979 viel zu früh an Herzversagen starb, von Vater Erwin geerbt. "Vadder" war einst ein dynamischer Mittelstürmer, gegen Ende seiner Karriere war er dann Außenläufer oder auch eisenharter Stopper. Die beiden Söhne nahmen sich ihren Vater als Vorbild, für sie gab es von Kindesbeinen an nur eines: Fußball. Uwe war in der Nachkriegszeit täglich bis zum Einbrechen der Dunkelheit auf den Straßen von Hamburg-Eppendorf zu finden, um Fußball in jeglicher Form zu spielen. Mit Tennisbällen, mit einem Wollknäuel, mit Steinen oder auch zusammengebastelten Papierkugeln - und nur gelegentlich mit einem nicht mehr ganz runden und neuen Lederball. Uwe: "Das waren überwiegend mehr Ostereier als Bälle. Und trotzdem hatten wir unseren Spaß."

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Seit April 1946 beim HSV

Am 1. April 1946 trat Uwe Seeler in den HSV ein, und zuerst lief es gar nicht so rund wie erhofft. Jugendtrainer Günther Mahlmann, später der HSV-Meister-Coach von 1960, ließ über "Vadder Old Erwin" an Uwe ausrichten: "Wenn er nicht mehr zum Training kommt, dann spielt er am Wochenende auch nicht mehr." Das saß. Dabei war der kleine Uwe durchaus nicht faul. Er hatte zum Training allerdings per Fahrrad immer so um die 20 Kilometer zu fahren, um zur HSV-Anlage in Norderstedt zu kommen. "Diese Zeit war mir zu lang, ich wollte immer nur mit dem Ball spielen, spielen, spielen. Und deswegen habe ich lieber zu Hause auf der Straße gedaddelt, das war mein Leben", erinnert er sich an jene Zeit.

Aus ihm wurde aber bald ein Spieler, der alles für sein Vorankommen im Fußball gab, der mehr als andere trainierte, der sich jeden Tag verbessern wollte. Für den heranwachsenden Uwe gab es nur eines, er wollte so schnell wie möglich ganz nach oben. "Vadder" musste ihn dabei immer wieder bremsen, warnte vor körperlichen Rückschlägen, wenn es sein Filius wieder einmal übertrieb und bis zur völligen Erschöpfung kickte. Doch stoppen ließ sich Uwe schon in jungen Jahren höchst selten. Mit nur 16 Jahren stürmte er zum ersten Mal bei den Senioren des HSV, war beim 1:0 im Freundschaftsspiel gegen Göttingen 05 mit von der Partie. Das war am 15. August 1953.

Ein Jahr später, am 16. Oktober 1954, bestritt er dann sogar schon als 17-Jähriger sein erstes A-Länderspiel, zu dem ihn Bundestrainer Sepp Herberger eingeladen hatte. Es gab in Hannover ein 1:3 gegen Frankreich. Nur Willy Baumgärtner und Marius Hiller in den Anfangsjahren der Nationalmannschaft waren jünger gewesen bei ihrem Debüt - und seit Seeler keiner mehr.

Vater Erwin als Vorbild und Ratgeber

"Meine Fußball-Leidenschaft kam von ganz allein, mich musste keiner antreiben, auch mein Vater nicht. Er musste mich nie fordern, im Gegenteil, mich musste man eher bremsen. Wo der Ball rollte, war ich am Start", sagt Uwe Seeler über seine Jugendzeit und fügt hinzu: "Ein einziges Mal hat uns Vadder ernsthaft zur Brust genommen. Er sagte Dieter und mir: 'Hört mal zu Jungs, ich mag im Fußball keine Weicheier. Wenn ihr mal verletzt seid, dann jammert nicht lange herum, dann macht einen nassen Lappen um das Bein, und weiter geht es.' Das habe ich verinnerlicht und immer beherzigt."

Und Vater Erwin, einst Hafenarbeiter in Hamburg, hatte seinen Jungs noch eines eingeimpft: "Denkt daran, Geld ist nicht alles im Leben." Auch danach hat sich Uwe gerichtet. Im April 1961 hat er ein Millionen-Angebot von Inter Mailand abgelehnt - und ganz Deutschland staunte. Uwe wurde Vertreter für Adidas, er fuhr für die drei Streifen im Auto quer durch die Republik. Und er trainierte, um fit zu bleiben, nicht selten als Gast bei den konkurrierenden Vereinen, heute wäre das undenkbar. Zu Hause regelte derweil Ehefrau Ilka, mit der er seit dem 18. Februar 1959 verheiratet ist, sämtliche familiären und organisatorischen Dinge, und sie erzog zudem die drei Töchter Kerstin, Helle und Frauke fast im Alleingang.

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Achillessehnenriss im Februar 1965

Weil ihr Uwe ja immer weiter auf Torejagd ging. In der Oberliga Nord schoss er seinen HSV seit der Saison 1954/1955 bis zur Einführung der Bundesliga im Jahre 1963 zu neun Meisterschaften. Uwe war in aller Munde. Und er war seit der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden der Mittelstürmer der Nationalmannschaft. Er faszinierte Fans, Experten und Gegner zugleich, er wurde hofiert und umjubelt - und blieb trotz allem immer auf dem Teppich. Ein Mann des Volkes. Uns Uwe. Ein Vorbild auf dem Platz, der Fußball stets mit Herz und voller Leidenschaft spielte. Was ihm nicht immer nur Freunde einbrachte. Gelegentlich, wenn das Spiel nicht nach seinen Vorstellungen lief, bekam er einen roten Kopf - und dann wurde nach Leibeskräften gemeckert. Er gibt zu: "Das stimmt, ich war nicht einfach. Und auf dem Platz war ich ein völlig anderer. Ich wollte immer gewinnen, nur das gab es für mich, und dafür hatte nicht nur ich alles zu geben, sondern auch jeder Mitspieler. Und deswegen wurde ich gelegentlich auch mal richtig laut."

Am 20. Februar 1965 schien alles vorbei zu sein für ihn. Der HSV gastierte in der Bundesliga bei Eintracht Frankfurt, plötzlich lag Seeler am Boden: Riss der Achillessehne. Nie zuvor hatte ein Fußballer nach dieser schweren Verletzung ein Comeback geschafft - Uwe Seeler stand bereits im August wieder auf dem Platz. Und er schoss kurz darauf Deutschland mit dem 2:1-Siegtreffer in Schweden zur WM 1966 in England. Er nennt es heute: "Mein wichtigstes Tor."

Wembley-Tor und Jahrhundertspiel

Die DFB-Auswahl, angeführt von Seeler, schaffte es bis ins Finale. 50 Jahre ist das jetzt her, das 2:4 nach Verlängerung und die Geschichte mit dem Wembley-Tor. "Kein Tor, kein Tor, kein Tor", sagt Seeler - und weiß: "Aber ändern kann man’s ja doch nicht mehr." Doch Deutschland beeindruckte nicht nur auf dem Platz, die Spieler erwiesen sich als faire Verlierer, gratulierten den Engländern, gingen sogar auf eine Ehrenrunde. Weltmeister im Fußball waren sie an diesem Tag nicht geworden, in Sachen Haltung hingegen schon. In London von englischen Fans beklatscht zu werden, das war schon eine besondere Auszeichnung. Auch wenn es dafür keinen Pokal gibt. So ganz heilt die Wunde wohl nie. "Willi Schulz, der ja bekanntermaßen ein harter Hund war, sagt dazu noch heute: 'Diese Tränen trocknen nie.' Und bei mir ist es nicht anders", sagt Seeler.

Auch an das Halbfinale bei der WM 1970 gegen Italien, das Jahrhundertspiel, das 3:4 nach Verlängerung endete, denkt Seeler noch immer sehr ungern zurück. Weil Schiedsrichter Arturo Yamazaki (Peru) eine Fehlentscheidung nach der anderen traf. "Der Mann ist unvergessen. Was der sich zusammengepfiffen hat, das war und ist für mich immer noch unfassbar - die schlechteste Schiedsrichter-Leistung meines Lebens." Es war Seelers letztes von vier Turnieren für die Nationalmannschaft. Die Krönung blieb ihm versagt. Wenn einer wie er überhaupt eine Krönung braucht.

43 Treffer für Deutschalnd, der letzte bei der WM 1970

Und sein schönster Treffer? Vielleicht der, den er am 4. Juni 1960 erzielte. Beim 2:1 im Endrundenspiel gegen Westfalia Herne saßen Nationaltorwart Hans Tilkowski und Seeler nach einem Duell auf dem Hosenboden, und als Seeler den Ball über sich sah, schnellte er hoch und schoss ihn per Fallrückzieher ins Netz. "Ein Jahrhundert-Tor", schrieb die Presse. Oder das Tor in Mexiko 1970 zum 2:2 im WM-Viertelfinalspiel gegen England - mit dem Hinterkopf erzielt, sein letzter von 43 Treffern für Deutschland. Es gibt ja so viele Seeler-Tore, die das Prädikat "sensationell" tragen.

Der 80. Geburtstag ist ein guter Zeitpunkt, innezuhalten, zu reflektieren. Uwe Seeler, der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft, ist ein glücklicher Mensch: "Ich habe, so glaube ich, alles richtig gemacht. Auch die Sache mit Inter Mailand. Und wenn man so etwas sagen kann, dann kann man schon sehr zufrieden sein mit seinem Leben. Und ich bin rundherum ein zufriedener Mensch." Und für immer "Uns Uwe".

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