Holger Obermann leistet Aufbau-Hilfe in Afghanistan

Es gibt kein ordentliches Stadion und erst recht kein Vereinshaus. Kinder kicken mit selbstgebastelten Fußbällen in der Nähe nicht gefundener Landminen. DFB-Auslandsexperte Holger Obermann selbst hat zwei Attentate nur mit knapper Not überlebt und ist nach 18 Monaten Aufbau-Hilfe dennoch sicher: "Der Fußball ist in Afghanistan zurück. Er bringt Freude und ist Balsam für die armen, geschundenen Menschen."

Erste Früchte der Aufbauarbeit

Obermann berichtete in Leipzig vor 30 im Ausland tätigen deutschen Fußballtrainern über die noch immer vom Mangel an Lebensmitteln, Wasser und Strom gekennzeichnete Situation nach 23 Jahren Krieg am Hindukusch. Aber auch von den ersten Früchten, die seine Aufbau-Arbeit an der Seite des von ihm selbst mit ausgebildeten afghanischen Auswahltrainers Ali Askar Lali im Fußball gebracht hat.

Höhepunkt der Mission war in diesem Jahr das erste Länderspiel einer afghanischen Fußball-Nationalmannschaft im heimischen Stadion seit 25 Jahren. Die 0:2-Heimniederlage gegen Turkmenistan wurde von knapp 3000 Zuschauern wie ein Sieg gefeiert. "Wir standen sogar ganz dicht vor einem Unentschieden", berichtet der 63 Jahre alte Obermann. "Aber in den letzten Minuten ließ bei meinen Männern die Kraft nach. Es war Ramadan, und meine Mannschaft hatte entsprechend der strengen Regeln bis 18.00 Uhr keine Nahrung zu sich genommen." Turkmenistan schoss beide Tore in den letzten fünf Spielminuten.

Dass die Partie um ein Haar gar nicht stattgefunden hätte, spiegelt die komplizierte Sicherheits-Situation im heutigen Afghanistan wider. "Beim Team-Meeting am Tag vor dem Spiel explodierte eine Bombe und riss das halbe Hotel weg. Wir saßen zum Glück in der anderen Hälfte."

Der von 27 Auslands-Stationen in 30 Jahren geprägte Obermann erzählt über den Anschlag in Kabul genau so unaufgeregt, wie über jene Attacke, als sein Konvoi auf dem Weg nach Kandahar von Taliban-Milizen gejagt wurde, sich aber retten konnte. "Eigentlich gilt meine private Versicherung nur für den Bereich Kabul. Aber daran kann ich nicht denken, wenn ich die fußballbegeisterten Kinder überall sehe."

40 Trainer ausgebildet

Mit dem einst vor dem Krieg nach Paderborn geflüchteten Ali Askar Lali bildete Obermann in den zurückliegenden Monaten 40 Trainer aus. Allein in Kabul sind mittlerweile 80 Straßenfußball-Teams registriert, es gibt neben der A-Nationalmannschaft eine U 15- und eine U 19-Auswahl, und sogar mit dem Frauenfußball wurde begonnen. Obermann: "Ein ganz schwieriges Problem, aber mit Hilfe des neuen Frauen-Ministeriums haben wir erste Erfolge erzielt."

Afghanistans U 15-Team war als erste Nachwuchs-Mannschaft des Landes sogar schon im Auslands-Einsatz und kehrte ungeschlagen mit drei Remis im Gepäck von einem Turnier aus Norwegen zurück. Die U 19 unterlag im Iran nach guter Leistung 0:4, was ebenfalls als gutes Ergebnis gewürdigt wurde. "Wir geben der Jugend nach 23 Jahren Krieg wieder eine andere Orientierung", sagt Lali. "Wir helfen der Jugend, von den Waffen und den Drogen weg zu kommen."

Nachdem erste personelle Strukturen mittlerweile existieren, muss nun die Infrastruktur nachziehen. Obermann selbst organisierte mit Hilfe des Deutschen Fußball-Bundes und privater Kontakte Bälle, Sportbekleidung und sogar einen Mannschaftsbus.

Den Weltverband FIFA forderte er in Leipzig dazu auf, in Kabul ein neues Stadion samt eines Hauses für den afghanischen Verband zu finanzieren. "Viele Leute trauen sich nicht in das alte, zerschossene Nationalstadion. Dorthin sind sie früher von den Taliban getrieben worden und mussten zusehen, wie Menschen hingerichtet wurden." [jt]


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Es gibt kein ordentliches Stadion und erst recht kein Vereinshaus. Kinder kicken mit selbstgebastelten Fußbällen in
der Nähe nicht gefundener Landminen. DFB-Auslandsexperte Holger
Obermann selbst hat zwei Attentate nur mit knapper Not überlebt und ist nach 18 Monaten Aufbau-Hilfe dennoch sicher: "Der Fußball ist in Afghanistan zurück. Er bringt Freude und ist Balsam für die armen, geschundenen Menschen."


Erste Früchte der Aufbauarbeit


Obermann berichtete in Leipzig vor 30 im Ausland tätigen deutschen Fußballtrainern über die noch immer vom Mangel an Lebensmitteln, Wasser und Strom gekennzeichnete Situation nach 23 Jahren Krieg am Hindukusch. Aber auch von den ersten Früchten, die seine Aufbau-Arbeit an der Seite des von ihm selbst mit ausgebildeten afghanischen Auswahltrainers Ali Askar Lali im Fußball gebracht hat.


Höhepunkt der Mission war in diesem Jahr das erste Länderspiel
einer afghanischen Fußball-Nationalmannschaft im heimischen Stadion seit 25 Jahren. Die 0:2-Heimniederlage gegen Turkmenistan wurde von knapp 3000 Zuschauern wie ein Sieg gefeiert. "Wir standen sogar ganz dicht vor einem Unentschieden", berichtet der 63 Jahre alte Obermann. "Aber in den letzten Minuten ließ bei meinen Männern die Kraft nach. Es war Ramadan, und meine Mannschaft hatte entsprechend der strengen Regeln bis 18.00 Uhr keine Nahrung zu sich genommen."
Turkmenistan schoss beide Tore in den letzten fünf Spielminuten.


Dass die Partie um ein Haar gar nicht stattgefunden hätte, spiegelt die komplizierte Sicherheits-Situation im heutigen
Afghanistan wider. "Beim Team-Meeting am Tag vor dem Spiel
explodierte eine Bombe und riss das halbe Hotel weg. Wir saßen zum Glück in der anderen Hälfte."


Der von 27 Auslands-Stationen in 30 Jahren geprägte Obermann erzählt über den Anschlag in Kabul genau so unaufgeregt, wie über jene Attacke, als sein Konvoi auf dem Weg nach Kandahar von
Taliban-Milizen gejagt wurde, sich aber retten konnte. "Eigentlich gilt meine private Versicherung nur für den Bereich Kabul. Aber daran kann ich nicht denken, wenn ich die fußballbegeisterten Kinder überall sehe."



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40 Trainer ausgebildet


Mit dem einst vor dem Krieg nach Paderborn geflüchteten Ali Askar Lali bildete Obermann in den zurückliegenden Monaten 40
Trainer aus. Allein in Kabul sind mittlerweile 80
Straßenfußball-Teams registriert, es gibt neben der
A-Nationalmannschaft eine U 15- und eine U 19-Auswahl, und sogar mit dem Frauenfußball wurde begonnen. Obermann: "Ein ganz
schwieriges Problem, aber mit Hilfe des neuen Frauen-Ministeriums haben wir erste Erfolge erzielt."


Afghanistans U 15-Team war als erste Nachwuchs-Mannschaft des
Landes sogar schon im Auslands-Einsatz und kehrte ungeschlagen mit drei Remis im Gepäck von einem Turnier aus Norwegen zurück. Die U 19 unterlag im Iran nach guter Leistung 0:4, was ebenfalls als gutes Ergebnis gewürdigt wurde. "Wir geben der Jugend nach 23 Jahren Krieg wieder eine andere Orientierung", sagt Lali. "Wir helfen der Jugend, von den Waffen und den Drogen weg zu kommen."


Nachdem erste personelle Strukturen mittlerweile existieren, muss nun die Infrastruktur nachziehen. Obermann selbst organisierte mit Hilfe des Deutschen Fußball-Bundes und privater Kontakte Bälle, Sportbekleidung und sogar einen Mannschaftsbus.


Den Weltverband FIFA forderte er in Leipzig dazu auf, in Kabul
ein neues Stadion samt eines Hauses für den afghanischen Verband zu finanzieren. "Viele Leute trauen sich nicht in das alte,
zerschossene Nationalstadion. Dorthin sind sie früher von den
Taliban getrieben worden und mussten zusehen, wie Menschen
hingerichtet wurden."