Hölzenbein: Ein Weltmeister wird 65

Eine Feier gibt es nicht, ihm steht nicht der Sinn danach. Weltmeister Bernd Hölzenbein wird heute 65 und macht wenig Aufhebens darum. Er geht lieber in einer Äbbelwoi-Kneipe „schön was essen mit der Familie“. Hölzenbein ist verheiratet mit seiner Jutta und hat zwei Kinder. Außerdem hat er noch eine große Liebe - die Frankfurter Eintracht, die ein wesentlicher Teil seines Lebens war und ist.

Den Vorstand des Klubs hat er gebeten von Festivitäten abzusehen, „zum 70. dann vielleicht“, sagt er gegenüber DFB.de. Denn beim Bundesligisten ist derzeit auch niemandem zum Feiern zu Mute, eine Rückrunde ohne Tore hat die Hessen in den Abstiegskampf gestürzt.

„Die Situation trübt meine Geburtstagsstimmung, meine Laune ist nicht die Beste“, sagt der Jubilar offen. Zumal er noch immer hautnah dran an ist an jenem Verein, als dessen Rekordtorjäger er in die Bundesligaannalen eingegangen ist - 160 Tore in 420 Einsätzen, verteilt auf 14 Jahre zwischen 1967 und 1981.

Eine große Epoche mit vielen Titeln

Es war eine große Epoche, an deren Ende Titel standen: der UEFA-Pokal (1980) und der DFB-Pokal, den Hölzenbein dreimal gewann (1974, 1975, 1981). Das Finale von Stuttgart gegen Kaiserslautern (3:1) war sein letztes Spiel für die Eintracht, und noch heute ist er glücklich darüber, „dass ich die Laufbahn mit so einem Sieg beenden konnte“.

Danach hat er vier Jahre in Amerika für drei Klubs gespielt und seine aktive Zeit zu einem geruhsamen Ende geführt. Zurück in der Heimat, zog es ihn schon bald wieder zur Eintracht: Ab 1988 war er sechs Jahre als Vizepräsident, danach noch zwei als Manager. Noch heute kommt er jeden Tag um neun ins Büro und geht „um fünf, wenn alle gehen“.

Manchmal ist er aber auch unterwegs in der weiten Welt, die Eintracht macht sich Bernd Hölzenbeins riesigen Sachverstand zunutze: Er ist ihr Scout und hat noch einen Vertrag bis 30. Juni 2012.

Inzwischen Scout "seiner" Frankfurter Eintracht

Auch die Journalisten wollen dieser Tage wieder viel von ihm wissen. Wenn eine Mannschaft so lange nicht trifft, es sind schon acht Spiele, wird gern mal der Rekordtorjäger nach Tipps gefragt. Aber Hölzenbein fällt auch nicht mehr ein als die abgedroschenen Floskeln: nicht aufgeben und den Kopf frei machen. Außerdem hat er „zwar Ähnliches erlebt, aber so was nicht.“

Er hat vor allem Schönes mit der Nationalmannschaft erlebt, für die er zwischen 1973 und 1978 exakt 40 Länderspiele bestritt und fünf Tore schoss. Er spielte zwei WM-Turniere und wurde 1976 Vizeeuropameister, sein Kopfball in letzter Minute sorgte im Finale gegen die Tschechen für eine Verlängerung.

Ein Multitalent im Offensivbereich

Die Krönung erlebte er aber gleich zu Beginn: Als Außenseiter kam Hölzenbein auf den letzten Drücker 1974 in den WM-Kader und wurde in Malente beim traditionellen „fünf gegen zwei“ von Helmut Schön in eine Gruppe mit den Ersatztorhütern gesteckt. Das war deutlich.

Aber als die Deutschen in der Vorrunde Schwierigkeiten hatten, nutzte er seine Chance, und ab der Zwischenrunde stand er plötzlich in der Elf - auch er war ein Gewinner des DDR-Spiels (0:1) und Beckenbauers nächtlicher Wutrede.

Der Vorteil von „Holz“, wie man ihn noch immer nennen darf: Im Sturm konnte er alles spielen. Bei der WM war er sowohl Rechts- als auch Linksaußen, seine Karriere beendete er als Mittelstürmer.

"Holz" und der Elfmeter im WM-Finale 1974

Auch er gehört ein wenig zu Unrecht zu jenen Spielern, die häufig auf eine Szene reduziert werden. Im Finale am 7. Juli 1974 holte er gegen die Holländer den Elfmeter heraus, den Paul Breitner zum 1:1 verwandelte und der durchaus umstritten war. Es gab eine Zeit, da hat Hölzenbein für dessen Berechtigung mit Gegendarstellungen und Superzeitlupen gekämpft. Heute steht er drüber, es gehört zu seinem Leben und macht ihn unsterblich.

Auf die obligatorische Frage, die ihm natürlich auch DFB.de gestellt hat - „Und, war es ein Foul?“ - weicht er heute schmunzelnd aus: „Also bitte, lassen wir das mit 65 Jahren.“

"Nur schlechtes Schwarz-Weiß-Material"

Etwas Klärungsbedarf besteht dennoch bei Bernd Hölzenbein. Im Juni 1977 hat er in Buenos Aires gegen Argentinien beim 3:1 „mein bestes Länderspiel“ gemacht, doch bis heute sucht er vergeblich nach qualifizierten TV-Aufnahmen: „Da gibt`s nur schlechtes Schwarz-Weiß-Material.“

Ein ideales Geburtstagsgeschenk für den Weltmeister wäre das, er würde es sicher auch noch ein paar Tage später entgegennehmen. Aber mindestens genauso sehr würde er sich wieder über ein Tor seiner Eintracht freuen. Vielleicht schon am Samstag auf Schalke.

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Eine Feier gibt es nicht, ihm steht nicht der Sinn danach. Weltmeister Bernd Hölzenbein wird heute 65 und macht wenig Aufhebens darum. Er geht lieber in einer Äbbelwoi-Kneipe „schön was essen mit der Familie“. Hölzenbein ist verheiratet mit seiner Jutta und hat zwei Kinder. Außerdem hat er noch eine große Liebe - die Frankfurter Eintracht, die ein wesentlicher Teil seines Lebens war und ist.

Den Vorstand des Klubs hat er gebeten von Festivitäten abzusehen, „zum 70. dann vielleicht“, sagt er gegenüber DFB.de. Denn beim Bundesligisten ist derzeit auch niemandem zum Feiern zu Mute, eine Rückrunde ohne Tore hat die Hessen in den Abstiegskampf gestürzt.

„Die Situation trübt meine Geburtstagsstimmung, meine Laune ist nicht die Beste“, sagt der Jubilar offen. Zumal er noch immer hautnah dran an ist an jenem Verein, als dessen Rekordtorjäger er in die Bundesligaannalen eingegangen ist - 160 Tore in 420 Einsätzen, verteilt auf 14 Jahre zwischen 1967 und 1981.

Eine große Epoche mit vielen Titeln

Es war eine große Epoche, an deren Ende Titel standen: der UEFA-Pokal (1980) und der DFB-Pokal, den Hölzenbein dreimal gewann (1974, 1975, 1981). Das Finale von Stuttgart gegen Kaiserslautern (3:1) war sein letztes Spiel für die Eintracht, und noch heute ist er glücklich darüber, „dass ich die Laufbahn mit so einem Sieg beenden konnte“.

Danach hat er vier Jahre in Amerika für drei Klubs gespielt und seine aktive Zeit zu einem geruhsamen Ende geführt. Zurück in der Heimat, zog es ihn schon bald wieder zur Eintracht: Ab 1988 war er sechs Jahre als Vizepräsident, danach noch zwei als Manager. Noch heute kommt er jeden Tag um neun ins Büro und geht „um fünf, wenn alle gehen“.

Manchmal ist er aber auch unterwegs in der weiten Welt, die Eintracht macht sich Bernd Hölzenbeins riesigen Sachverstand zunutze: Er ist ihr Scout und hat noch einen Vertrag bis 30. Juni 2012.

Inzwischen Scout "seiner" Frankfurter Eintracht

Auch die Journalisten wollen dieser Tage wieder viel von ihm wissen. Wenn eine Mannschaft so lange nicht trifft, es sind schon acht Spiele, wird gern mal der Rekordtorjäger nach Tipps gefragt. Aber Hölzenbein fällt auch nicht mehr ein als die abgedroschenen Floskeln: nicht aufgeben und den Kopf frei machen. Außerdem hat er „zwar Ähnliches erlebt, aber so was nicht.“

Er hat vor allem Schönes mit der Nationalmannschaft erlebt, für die er zwischen 1973 und 1978 exakt 40 Länderspiele bestritt und fünf Tore schoss. Er spielte zwei WM-Turniere und wurde 1976 Vizeeuropameister, sein Kopfball in letzter Minute sorgte im Finale gegen die Tschechen für eine Verlängerung.

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Ein Multitalent im Offensivbereich

Die Krönung erlebte er aber gleich zu Beginn: Als Außenseiter kam Hölzenbein auf den letzten Drücker 1974 in den WM-Kader und wurde in Malente beim traditionellen „fünf gegen zwei“ von Helmut Schön in eine Gruppe mit den Ersatztorhütern gesteckt. Das war deutlich.

Aber als die Deutschen in der Vorrunde Schwierigkeiten hatten, nutzte er seine Chance, und ab der Zwischenrunde stand er plötzlich in der Elf - auch er war ein Gewinner des DDR-Spiels (0:1) und Beckenbauers nächtlicher Wutrede.

Der Vorteil von „Holz“, wie man ihn noch immer nennen darf: Im Sturm konnte er alles spielen. Bei der WM war er sowohl Rechts- als auch Linksaußen, seine Karriere beendete er als Mittelstürmer.

"Holz" und der Elfmeter im WM-Finale 1974

Auch er gehört ein wenig zu Unrecht zu jenen Spielern, die häufig auf eine Szene reduziert werden. Im Finale am 7. Juli 1974 holte er gegen die Holländer den Elfmeter heraus, den Paul Breitner zum 1:1 verwandelte und der durchaus umstritten war. Es gab eine Zeit, da hat Hölzenbein für dessen Berechtigung mit Gegendarstellungen und Superzeitlupen gekämpft. Heute steht er drüber, es gehört zu seinem Leben und macht ihn unsterblich.

Auf die obligatorische Frage, die ihm natürlich auch DFB.de gestellt hat - „Und, war es ein Foul?“ - weicht er heute schmunzelnd aus: „Also bitte, lassen wir das mit 65 Jahren.“

"Nur schlechtes Schwarz-Weiß-Material"

Etwas Klärungsbedarf besteht dennoch bei Bernd Hölzenbein. Im Juni 1977 hat er in Buenos Aires gegen Argentinien beim 3:1 „mein bestes Länderspiel“ gemacht, doch bis heute sucht er vergeblich nach qualifizierten TV-Aufnahmen: „Da gibt`s nur schlechtes Schwarz-Weiß-Material.“

Ein ideales Geburtstagsgeschenk für den Weltmeister wäre das, er würde es sicher auch noch ein paar Tage später entgegennehmen. Aber mindestens genauso sehr würde er sich wieder über ein Tor seiner Eintracht freuen. Vielleicht schon am Samstag auf Schalke.