Frank Schmidt: "Eigene Identität bewahren"

Er ist der Erfolgsgarant des künftigen Zweitligisten 1. FC Heidenheim. Bereits seit 2007 steht der gebürtige Heidenheimer Frank Schmidt (40) bei "seinem" Verein als Trainer an der Seitenlinie. In seine bislang siebenjährige Amtszeit fallen inzwischen drei Aufstiege, fünf Verbandspokalsiege in Württemberg sowie seit Samstag als vorläufige Krönung auch der Gewinn der Meisterschaft in der 3. Liga.

Von seinen Trainerkollegen, von den Kapitänen aller Drittligisten und schließlich von den Usern von DFB.de wurde Schmidt zum Abschluss einer herausragenden Saison zum "Trainer der Saison" gewählt, knapp vor Dirk Schuster vom Überraschungs-Tabellendritten SV Darmstadt 98.

Im Rahmen des letzten Saisonspiels gegen die SpVgg Unterhaching (2:0) erhielt Frank Schmidt vom DFB die neu geschaffene Trophäe, um damit die Wertigkeit der Wahl und des Geleisteten zu unterstreichen.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Ralf Debat spricht der Heidenheimer Aufstiegstrainer über die Bedeutung dieser persönlichen Auszeichnung, die Pläne mit dem FCH in der 2. Bundesliga, seine eigene Entwicklung als Fußball-Lehrer und die Unterstützung durch seine Familie.

DFB.de: Herzlich Glückwunsch zu Ihrer Wahl zum "Trainer des Jahres in der 3. Liga"! Welche Bedeutung hat diese persönliche Auszeichnung für Sie?

Frank Schmidt: Es freut mich selbstverständlich sehr, zumal ich gar nicht damit gerechnet hatte. Es ist zum Abschluss unserer grandiosen Saison einfach überragend. Aber nicht nur für mich, sondern für den gesamten Verein. Ohne eine gut funktionierende Mannschaft und ohne ein perfekt arbeitendes Trainer- und Funktionsteam ist noch niemand Trainer des Jahres geworden. Deshalb ist es eine Auszeichnung für uns alle und es unterstreicht die Entwicklung, die unsere Mannschaft und der gesamte Verein in den vergangenen Jahren genommen haben.

DFB.de: Erstmals konnten alle Drittliga-Trainer und -Kapitäne auch selbst an der Wahl teilnehmen. Welcher Trainerkollege hätte es aus Ihrer Sicht ebenfalls verdient gehabt?

Schmidt: Ich persönlich habe für Dirk Schuster gestimmt, der in Darmstadt herausragende Arbeit geleistet und aus einer sportlich abgestiegenen Mannschaft ein Spitzenteam geformt hat. Wie die Darmstädter permanent den Druck auf Leipzig und uns hochgehalten haben, war schon beeindruckend. Es hätten sicher aber noch mehr Trainer verdient. Je nach den Möglichkeiten des Vereins ist manchmal schon der Nicht-Abstieg wie eine Meisterschaft.



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Er ist der Erfolgsgarant des künftigen Zweitligisten 1. FC Heidenheim. Bereits seit 2007 steht der gebürtige Heidenheimer Frank Schmidt (40) bei "seinem" Verein als Trainer an der Seitenlinie. In seine bislang siebenjährige Amtszeit fallen inzwischen drei Aufstiege, fünf Verbandspokalsiege in Württemberg sowie seit Samstag als vorläufige Krönung auch der Gewinn der Meisterschaft in der 3. Liga.

Von seinen Trainerkollegen, von den Kapitänen aller Drittligisten und schließlich von den Usern von DFB.de wurde Schmidt zum Abschluss einer herausragenden Saison zum "Trainer der Saison" gewählt, knapp vor Dirk Schuster vom Überraschungs-Tabellendritten SV Darmstadt 98.

Im Rahmen des letzten Saisonspiels gegen die SpVgg Unterhaching (2:0) erhielt Frank Schmidt vom DFB die neu geschaffene Trophäe, um damit die Wertigkeit der Wahl und des Geleisteten zu unterstreichen.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Ralf Debat spricht der Heidenheimer Aufstiegstrainer über die Bedeutung dieser persönlichen Auszeichnung, die Pläne mit dem FCH in der 2. Bundesliga, seine eigene Entwicklung als Fußball-Lehrer und die Unterstützung durch seine Familie.

DFB.de: Herzlich Glückwunsch zu Ihrer Wahl zum "Trainer des Jahres in der 3. Liga"! Welche Bedeutung hat diese persönliche Auszeichnung für Sie?

Frank Schmidt: Es freut mich selbstverständlich sehr, zumal ich gar nicht damit gerechnet hatte. Es ist zum Abschluss unserer grandiosen Saison einfach überragend. Aber nicht nur für mich, sondern für den gesamten Verein. Ohne eine gut funktionierende Mannschaft und ohne ein perfekt arbeitendes Trainer- und Funktionsteam ist noch niemand Trainer des Jahres geworden. Deshalb ist es eine Auszeichnung für uns alle und es unterstreicht die Entwicklung, die unsere Mannschaft und der gesamte Verein in den vergangenen Jahren genommen haben.

DFB.de: Erstmals konnten alle Drittliga-Trainer und -Kapitäne auch selbst an der Wahl teilnehmen. Welcher Trainerkollege hätte es aus Ihrer Sicht ebenfalls verdient gehabt?

Schmidt: Ich persönlich habe für Dirk Schuster gestimmt, der in Darmstadt herausragende Arbeit geleistet und aus einer sportlich abgestiegenen Mannschaft ein Spitzenteam geformt hat. Wie die Darmstädter permanent den Druck auf Leipzig und uns hochgehalten haben, war schon beeindruckend. Es hätten sicher aber noch mehr Trainer verdient. Je nach den Möglichkeiten des Vereins ist manchmal schon der Nicht-Abstieg wie eine Meisterschaft.

DFB.de: Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga und dem vierten Verbandspokalsieg in Serie krönte Ihre Mannschaft die Saison auch noch mit dem Gewinn der Meisterschaft!

Schmidt: Das war uns allen sehr wichtig. Wer vom siebten bis zum 37. Spieltag an der Tabellenspitze steht, der hat es auch verdient, am Saisonende Meister zu werden. Dass wir es geschafft haben, war wirklich die Krönung.

DFB.de: Sie haben den FCH in sieben Jahren schon zu drei Aufstiegen und damit auch zu den größten Erfolgen der Vereinsgeschichte geführt. Ist die abgelaufene Saison, in der alles gepasst hat, überhaupt noch zu toppen?

Schmidt: Ich hoffe doch. Mit der 2. Bundesliga wartet schließlich auf uns schon die nächste Herausforderung. Das ist zwar noch einige Wochen hin, aber es geht im Fußball immer weiter. Natürlich haben wir unsere Erfolge ausgiebig und ausgelassen gefeiert, aber wochenlang werden wir uns jetzt ganz bestimmt nicht in den Armen liegen. Wir werden auch in der 2. Liga ehrgeizige Pläne und Ziele verfolgen. Mein Credo ist es immer, niemals zufrieden zu sein. Auch der jetzige Aufstieg ist nicht in einem Jahr entstanden, sondern ist die Folge einer stetigen Entwicklung. Wir haben nie aufgehört und uns auch von Rückschlägen nicht verrückt machen lassen.

DFB.de: Noch vor einem Jahr standen Sie trotz einer mehr als beachtlichen Punkte-Ausbeute mit leeren Händen da. Haben Sie daraus erst die Kraft geschöpft, um jetzt etwas ganz Großes zu erreichen?

Schmidt: Zunächst einmal war es für uns nicht so leicht zu akzeptieren. Zuvor hatten 72 Zähler schließlich immer für einen Aufstiegsplatz gereicht. Nach der ersten Enttäuschung über das Saisonfinale ist uns aber schnell klar geworden, dass wir trotzdem eine sehr gute Serie gespielt hatten und dass es nun darum ging, mit der einen oder anderen Veränderung eine noch bessere Saison hinzulegen. Wir dürfen zweifellos stolz darauf sein, dass unsere Maßnahmen so gut gegriffen haben.

DFB.de: Welche Veränderungen sprechen Sie konkret an?

Schmidt: Da ist nach dem knapp verpassten Aufstieg einiges passiert. Zum einen war die Transferpolitik vom Feinsten, vier bis fünf Zugänge standen praktisch immer in der Startelf. Von unserer offensiv ausgerichteten Spielweise sind wir zwar nicht abgewichen, doch wir haben unser Defensivverhalten deutlich verbessert. Vor allem bei Standards verteidigen wir viel besser. Dass wir in dieser Saison 21 Mal zu Null gespielt haben, sagt schon alles aus. Vorne haben wir zwar keinen klassischen Knipser, dafür sind wir jedoch sehr variabel und von nahezu allen Positionen torgefährlich. Am wichtigsten war aus meiner Sicht jedoch die Erfahrung, die wir in den vergangenen Jahren gesammelt hatten, und die Mentalität meiner Spieler, nie aufzugeben. Mir war immer klar, dass jede Mannschaft in der 3. Liga permanent 90 Prozent abrufen kann. Entscheidend sind aber die restlichen zehn Prozent, die dann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Bis auf zwei, maximal drei Ausnahmen sind wir in dieser Saison immer an die 100 Prozent herangekommen. Das war die Basis.

DFB.de: Schon seit etwas mehr als drei Wochen steht der Aufstieg in die 2. Bundesliga fest. Ist dieser zeitliche Vorsprung auch ein Vorteil für die Kaderplanung?

Schmidt: Sie können sich vorstellen, dass uns Spielerberater nach dem Aufstieg das Haus eingerannt haben. Doch wir wollen nicht die Spieler zu uns holen, die uns angeboten werden, sondern die, die wir schon gut kennen oder sie bereits über einen längeren Zeitraum verfolgt und beobachtet haben. Deshalb gibt es bei mir beispielsweise auch kein Probetraining. Entweder sind wir von einem Spieler überzeugt - oder eben nicht. Hätten wir in den vergangenen Jahren immer auf das gehört, was uns geraten wurde, dann wären wir wahrscheinlich nicht da, wo wir jetzt stehen. Diese eigene Identität werden wir uns auch in der 2. Bundesliga bewahren.

DFB.de: Wird die Aufgabenteilung zwischen Geschäftsführer Holger Sanwald und Ihnen auch nach dem Klassensprung unverändert bleiben?

Schmidt: Absolut. Ich bin Trainer und Fußball-Lehrer und will mich möglichst komplett auf die Arbeit mit meiner Mannschaft konzentrieren. Das fordert meine volle Energie. Holger Sanwald führt sämtliche Gespräche mit Spielern und Beratern, ich komme höchstens mal kurz dazu.

DFB.de: Worauf freuen Sie sich in der 2. Bundesliga besonders?

Schmidt: Ich sehe die Herausforderung, uns mit großen Vereinen zu messen und in riesigen Arenen zu spielen. Heidenheim wird im Vergleich dazu manchmal als Provinz-Klub dargestellt. Das ist aber nicht so. Wir holen aus unseren Möglichkeiten sehr viel heraus und müssen uns ganz bestimmt nicht verstecken. Das belegen allein schon die Zuschauerzahlen.

DFB.de: Sie sind selbst in Heidenheim geboren und nun schon zum dritten Mal mit dem FCH aufgestiegen!

Schmidt: Die Konstellation, Profi-Trainer in seiner Heimatstadt zu sein, gibt es mit Sicherheit nicht so häufig. Das ist schon etwas Besonderes. Aber auch ich werde am Erfolg gemessen.

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DFB.de: Wie würden Sie sich selbst als Trainertyp bezeichnen?

Schmidt: Grundsätzlich gibt es aus meiner Sicht nicht den einen richtigen Weg, sondern viele verschiedene Möglichkeiten, als Trainer erfolgreich zu sein. Ich selbst sehe mich als Typ mit klarer Linie und eigenen Vorstellungen, mache dabei auch wenig Kompromisse. Auf der anderen Seite versuche ich aber auch, im Umgang mit meinen Spielern ein guter Mensch zu sein. Hart, aber herzlich eben. Mir liegt es am Herzen, junge Menschen für eine gemeinsame Sache zu begeistern. Daher setze ich auch auf eine hohe Eigenmotivation.

DFB.de: Sind der Trainer und der Privatmensch Frank Schmidt verschiedene Persönlichkeiten?

Schmidt: Wenn Sie meine Frau Nadine fragen, dann nicht. Sie sagt zu Hause schon mal, ich solle mal etwas runterkommen. Mir ist es aber wichtig, mich nicht zu verstellen, sondern immer authentisch zu bleiben. Vielleicht würde mir im Privatleben ein Schuss mehr Gelassenheit ganz gut tun.

DFB.de: Welche Trainerpersönlichkeiten sehen Sie als Vorbild an?

Schmidt: Selbstverständlich gibt es viele herausragende Trainer, die ich sehr schätze. Jeder hat seine Stärken. Ein echtes Vorbild gibt es für mich aber nicht. Ich will ganz bewusst niemanden kopieren, sondern meinen eigenen Weg gehen. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich nicht mehr ich selbst sein kann, werde ich auch kein Trainer mehr sein.

DFB.de: Bereits seit sieben Jahren sind Sie beim 1. FC Heidenheim im Amt. Wie sehr haben Sie sich persönlich in dieser Zeit verändert?

Schmidt: Ich will es mal so sagen: Als Typ - das bestätigen mir auch meine Spieler - habe ich mich eigentlich überhaupt nicht verändert. Allerdings habe ich mich und meine Arbeitsweise weiterentwickelt, speziell durch die Einflüsse der Fußball-Lehrer-Ausbildung. Der Umgang mit den Menschen ist aber immer gleich geblieben.

DFB.de: Wie werden Sie von Ihren Spielern angesprochen?

Schmidt: Wenn Jungs wie etwa Tim Göhlert, mit dem ich früher noch selbst zusammengespielt habe, mich plötzlich siezen würden, wäre das komisch. Sie sagen Trainer und Du, die jüngeren Trainer und Sie. Insgesamt wird das aus meiner Sicht aber auch überbewertet. Durch eine bestimmte Ansprache gewinnt man keine Autorität.

DFB.de: Im vergangen Jahr erschien der inzwischen preisgekrönte Dokumentarfilm "Trainer!" von Aljoscha Pause mit Ihnen in einer der Hauptrollen. Dabei hatte das Filmteam Sie rund ein Jahr lang intensiv begleitet. Würden Sie ein solches Projekt noch einmal mitmachen und erneut so viel Nähe zulassen?

Schmidt: Es war auf jeden Fall eine wertvolle Erfahrung. Nicht nur ich, sondern der gesamte Verein hatte sich auf das Projekt eingelassen. Es passte ganz gut, weil der Druck der Öffentlichkeit damals bei uns nicht so da war. Wir haben sehr gerne mitgemacht, aber ich kann mir zum aktuellen Zeitpunkt nur schwer vorstellen, dass für uns etwas Vergleichbares in Zukunft noch einmal ein Thema werden könnte.

DFB.de: Eine lange Saison ist vorbei. Wie werden Sie die Zeit bis zum Trainingsstart am 20. Juni verbringen?

Schmidt: Als Trainer hat man ja eigentlich nie Urlaub, muss zumindest immer wieder erreichbar sein. Ich freue mich aber schon auf die eine oder andere Pause, denn mein Akku sagt: Aufladen bitte! Wir werden zunächst mit dem gesamten Trainerteam einen Abschluss machen, dann verbringe ich einige Tage allein mit meiner Frau, weil unsere Töchter Julia und Lara noch zur Schule müssen. In den Pfingstferien werden wir uns dann aber einen Familienurlaub gönnen. Darauf lege ich großen Wert, denn meine Familie muss oft hinten anstehen und trägt trotzdem alles voll mit. Daraus ziehe ich sehr viel Kraft.