Die "Walz aus der Pfalz" hat Geburtstag: Briegel wird 60

Seinen Spitznamen hat er schon ganz zu Beginn seiner Karriere erhalten und selbst, als er sich am Ende in fernen Landen aufhielt, blieb er für viele immer noch "die Walz aus der Pfalz". Hans-Peter Briegel, der heute 60 wird, hat das, wie es seine Art ist, stets mit Humor getragen. Drückte es doch nur das Erstaunen über diesen ungewöhnlichen Kerl aus, der so viel aus seinen Möglichkeiten machte. Bei 188 Zentimetern brachte Briegel schon mit 20 Jahren 90 Kilo auf die Waage. Männer mit seiner Figur sieht man eher in Sportarten wie Ringen oder Speerwurf.

Briegel war ein Modellathlet, der erst relativ spät zum Fußball kam. Sein Vater schickte ihn nämlich zunächst in die Leichtathletik-Abteilung des heimischen TV Rodenbach und der Filius sammelte deutsche Jugendmeisterschaften im Dutzend – als Drei-Springer, als Weitspringer, als Fünfkämpfer.

Die 100 Meter lief er in 10,8 Sekunden. Als Zehnkämpfer nahm er regelmäßig die 7000-Punkte-Marke, beim Weitsprung wurden bis zu 7,48 Meter gemessen, im Hochsprung 1,98 Meter. Vielleicht hätten wir ihn eines Tages bei Olympia gesehen, Mitglied der Junioren-Nationalmannschaft der Leichtathleten war er bereits.

Doch mit 17 trat der Bauern-Sohn dem Fußballverein bei. Beim SV Rodenbach startete 1972 eine der ungewöhnlichsten Karrieren überhaupt. Wer so spät anfängt, kommt in der Regel nicht mehr ganz nach oben. Zumal er nicht gerade mit überbordendem Talent gesegnet war. Was ihm am Ball fehlte, machte Briegel mit Einsatz und Kraft wett. In Rodenbach schoss und köpfte er in der ersten Mannschaft 36 Saison-Tore, das ließ aufhorchen. Der 1. FC Kaiserlautern schickte einen Spion, der abwinkte: "Zu schwerfällig." Trainer Erich Ribbeck bildete sich sein eigenes Urteil und kam zum Glück zu einem besseren: "Der Junge ist einen Versuch wert." Man verpflichtete ihn 1974 für die Oberliga-Mannschaft, wo er auch noch 13 Tore erzielte. Bundesliga-Trainer Ribbeck glaubte an das Kraft-Paket mit dem starken linken Fuß und holte ihn, 19-jährig, zu den Profis.

Bundesliga-Debüt beim FC Bayern

Mit 20 debütierte er an einem April-Samstag 1976 ausgerechnet beim FC Bayern, wo der FCK meist Prügel bezog. Diesmal nicht, 3:4 prangte von der Anzeige-Tafel des Olympia-Stadions. 23 Minuten vor Schluss durfte er ran. "Da stand es 3:3 und ich konnte es fast gar nicht fassen, dass ich da rein sollte." Die Zuschauer hätten gelacht, als er sich warmlief. "Die sagten immer: 'ist der aber langsam'", erinnert sich Briegel. Am Ende lachte er.

Noch in derselben Saison schoss er sein erstes Tor, obwohl das nicht zu seinen wesentlichen Aufgaben gehörte. Hans-Peter Briegel pendelte in seiner Karriere stets zwischen Mittelfeld und Abwehr, vorwiegend auf der linken Seite, wo er sich dank seiner urwüchsigen Kraft nur selten vom Ball trennen ließ. Wo andere ihre Gegner ausdribbelten, walzte er sie schier nieder.

So kam das mit dem Spitz-Namen. Zunächst musste er noch einige harte Lektionen lernen. Wenn ihm Bälle versprangen, die anderen nicht verspringen, war ihm der Spott der Zuschauer sicher und es gab Spiele, da bat er schon zur Pause weinend um seine Auswechslung, "denn ich will mich nicht länger verhöhnen lassen". Da zeigte der harte Kerl seinen weichen Kern.

Derwall holt Briegel in die Nationalmannschaft

Erst in seiner dritten Saison durfte er sich als Stammspieler fühlen und als die Pfälzer 1978/79 von Trainer Kalli Feldkamp sogar um die Meisterschaft mitspielten, da fand auch der neue Bundestrainer Jupp Derwall, im Saarland beheimatet, immer öfter den Weg auf den Betzenberg. Er musste eine neue Mannschaft aufbauen nach dem WM-Aus von Argentinien und Briegel schien ihm geeignet, die Lücken in der Defensive zu schließen. Man kannte sich bereits, schon 1976 war der Lauterer Derwalls Spieler in der Amateur-Nationalelf. Es dauerte noch bis Oktober 1979, ehe Derwall ihn im A-Team einsetzte.



Seinen Spitznamen hat er schon ganz zu Beginn seiner Karriere erhalten und selbst, als er sich am Ende in fernen Landen aufhielt, blieb er für viele immer noch "die Walz aus der Pfalz". Hans-Peter Briegel, der heute 60 wird, hat das, wie es seine Art ist, stets mit Humor getragen. Drückte es doch nur das Erstaunen über diesen ungewöhnlichen Kerl aus, der so viel aus seinen Möglichkeiten machte. Bei 188 Zentimetern brachte Briegel schon mit 20 Jahren 90 Kilo auf die Waage. Männer mit seiner Figur sieht man eher in Sportarten wie Ringen oder Speerwurf.

Briegel war ein Modellathlet, der erst relativ spät zum Fußball kam. Sein Vater schickte ihn nämlich zunächst in die Leichtathletik-Abteilung des heimischen TV Rodenbach und der Filius sammelte deutsche Jugendmeisterschaften im Dutzend – als Drei-Springer, als Weitspringer, als Fünfkämpfer.

Die 100 Meter lief er in 10,8 Sekunden. Als Zehnkämpfer nahm er regelmäßig die 7000-Punkte-Marke, beim Weitsprung wurden bis zu 7,48 Meter gemessen, im Hochsprung 1,98 Meter. Vielleicht hätten wir ihn eines Tages bei Olympia gesehen, Mitglied der Junioren-Nationalmannschaft der Leichtathleten war er bereits.

Doch mit 17 trat der Bauern-Sohn dem Fußballverein bei. Beim SV Rodenbach startete 1972 eine der ungewöhnlichsten Karrieren überhaupt. Wer so spät anfängt, kommt in der Regel nicht mehr ganz nach oben. Zumal er nicht gerade mit überbordendem Talent gesegnet war. Was ihm am Ball fehlte, machte Briegel mit Einsatz und Kraft wett. In Rodenbach schoss und köpfte er in der ersten Mannschaft 36 Saison-Tore, das ließ aufhorchen. Der 1. FC Kaiserlautern schickte einen Spion, der abwinkte: "Zu schwerfällig." Trainer Erich Ribbeck bildete sich sein eigenes Urteil und kam zum Glück zu einem besseren: "Der Junge ist einen Versuch wert." Man verpflichtete ihn 1974 für die Oberliga-Mannschaft, wo er auch noch 13 Tore erzielte. Bundesliga-Trainer Ribbeck glaubte an das Kraft-Paket mit dem starken linken Fuß und holte ihn, 19-jährig, zu den Profis.

Bundesliga-Debüt beim FC Bayern

Mit 20 debütierte er an einem April-Samstag 1976 ausgerechnet beim FC Bayern, wo der FCK meist Prügel bezog. Diesmal nicht, 3:4 prangte von der Anzeige-Tafel des Olympia-Stadions. 23 Minuten vor Schluss durfte er ran. "Da stand es 3:3 und ich konnte es fast gar nicht fassen, dass ich da rein sollte." Die Zuschauer hätten gelacht, als er sich warmlief. "Die sagten immer: 'ist der aber langsam'", erinnert sich Briegel. Am Ende lachte er.

Noch in derselben Saison schoss er sein erstes Tor, obwohl das nicht zu seinen wesentlichen Aufgaben gehörte. Hans-Peter Briegel pendelte in seiner Karriere stets zwischen Mittelfeld und Abwehr, vorwiegend auf der linken Seite, wo er sich dank seiner urwüchsigen Kraft nur selten vom Ball trennen ließ. Wo andere ihre Gegner ausdribbelten, walzte er sie schier nieder.

So kam das mit dem Spitz-Namen. Zunächst musste er noch einige harte Lektionen lernen. Wenn ihm Bälle versprangen, die anderen nicht verspringen, war ihm der Spott der Zuschauer sicher und es gab Spiele, da bat er schon zur Pause weinend um seine Auswechslung, "denn ich will mich nicht länger verhöhnen lassen". Da zeigte der harte Kerl seinen weichen Kern.

Derwall holt Briegel in die Nationalmannschaft

Erst in seiner dritten Saison durfte er sich als Stammspieler fühlen und als die Pfälzer 1978/79 von Trainer Kalli Feldkamp sogar um die Meisterschaft mitspielten, da fand auch der neue Bundestrainer Jupp Derwall, im Saarland beheimatet, immer öfter den Weg auf den Betzenberg. Er musste eine neue Mannschaft aufbauen nach dem WM-Aus von Argentinien und Briegel schien ihm geeignet, die Lücken in der Defensive zu schließen. Man kannte sich bereits, schon 1976 war der Lauterer Derwalls Spieler in der Amateur-Nationalelf. Es dauerte noch bis Oktober 1979, ehe Derwall ihn im A-Team einsetzte.

Derwalls Credo: "Solche Spieler muss man einfach mal in den Teich werfen. Dann müssen die zeigen, ob sie schwimmen können." Dass er ihn in einem EM-Qualifikationsspiel in den Teich warf, sagt einiges über Briegels Fähigkeiten aus. Das Risiko schien kalkulierbar und am Ende stand ja ein 5:1-Heimsieg gegen Wales. Es blieb sein einziger Einsatz in der Qualifikation, aber Derwall nahm ihn mit nach Italien. Und so wurde Briegel am Ende seines vierten Profi-Jahres am 22. Juni 1980 in Rom schon Europameister – im achten Länderspiel. In allen EM-Partien eingesetzt, war er fortan unentbehrlich.

Nach dem Ausscheiden von Bernard Dietz rückte Briegel eins weiter nach hinten und gehörte als linker Verteidiger zur deutschen Abwehr wie der Adler zum DFB-Trikot. Die Reihe Schumacher – Kaltz, Stielike, Förster, Briegel – wurde nur im absoluten Notfall gesprengt. Der Kern der jungen Europameister-Elf stand 1982 in Spanien im WM-Finale und gut die Hälfe auch noch im WM-Finale von 1986. Briegel war immer dabei. 1984 verließ er die Pfalz und auch die Bundesliga, als einer der ersten Deutschen ritt er die zweite große "Italien-Welle". Nach Hansi Müller und Karl-Heinz Rummenigge wagte er sich über die Alpen – mit sensationellem Erfolg.

Hatte er in acht Jahren Kaiserslautern nie einen Vereins-Titel gewonnen, so wurde er in Italien auf Anhieb Meister. Mit Hellas Verona. Was nicht minder überraschend war – es ist bis heute der einzige "Scudetto" der Veronesen. Briegel wurde gefeiert, als "teutonischer Panzer" huldigte ihm die bekannt martialische Presse des Landes. Sein Einstand in der Serie A imponierte auch der deutschen Sportpresse, die Briegel 1985 zum Fußballer des Jahres kürte. Zum ersten Mal ging diese Auszeichnung an einen Deutschen, der im Ausland spielte. Für sein Land spielte er natürlich auch noch, zu Briegel gab es auf dem Weg nach Mexiko keine Alternative.

Letztes Spiel im DFB-Dress mit 30

Am 29. Juni 1986 endete seine beachtliche Karriere im DFB-Dress nach 72 Spielen mit einer zwar verdienten, aber unglücklichen Niederlage. Und er spielte eine Hauptrolle. Gegen die Argentinier hatten die unermüdlich kämpfenden Recken des Kaisers unter Mexikos Sonne zehn Minuten vor Abpfiff einen 0:2-Rückstand aufgeholt, da passierte es: die Mannschaft spielte auf Abseits, nur Briegel hatte das irgendwie nicht ganz mitbekommen. So konnte Burruchaga mit Maradonas Pass auf und davon ziehen und das entscheidende 3:2 erzielen. Noch auf dem Platz erklärte Briegel seinen Rücktritt, spontan gegenüber einem Reporter des ZDF. Einen Aufschrei gab es nicht. Er war 30, da kann man schon mal gehen.

Und die Bilanz las sich ja prächtig: Europameister und zweimaliger Vize-Weltmeister. Für einen, der erst mit 17 das Fußball-Spielen lernte, wir wiederholen uns da, sensationell. Briegel wechselte innerhalb Italiens zu Sampdoria Genua und trat 1988 als Pokalsieger ab. Dann kehrte er heim in die Pfalz. Am 26. September 1989 erhielt er ein offizielles Abschiedsspiel, 16.000 kamen noch mal auf seinen Betzenberg. Und viele Weggefährten. Eine Europaauswahl schlug den FCK mit 4:3, aber was zählte, war der ehrliche Beifall für einen aufrechten, allürenfreien Sportsmann. Den erhielt er bei seiner Ehrenrunde und da standen ihm die Tränen in den Augen. "Solch einen Jubel zu meinem Abschied, das hätte ich nicht erwartet", sagte er gerührt und beteuerte: "Für mich gibt es nur einen Klub, den FCK."

Es gab dann doch noch ein paar andere Klubs und Stationen in seiner Karriere nach der Karriere; zunächst hängte er drei Monate beim Schweizer Zweitligisten FC Glarus dran. Als Spieler-Trainer. Dem Fußball blieb er als Trainer (u.a. Wattenscheid 09) und Sport-Direktor (FCK) zunächst im eigenen Land treu, dann wurde es internationaler: Jobs in der Türkei (u.a. Besiktas Istanbul) und Albanien, dessen Nationaltrainer er sogar war (2002 – 2006), Bahrain (2007; Nationaltrainer), zuletzt noch mal die Türkei (Ankaragücü). Wie das bei Trainern so ist, mit wechselndem Erfolg. Manche Stationen dauerten nur wenige Monate, in Albanien aber wurde er Kult. Nach dem Sieg über den damaligen Europameister Griechenland wurden sogar Kinder nach ihm benannt, im Land der Skipetaren gibt es nun so manchen Hans-Peter.

Ausgeprägtes soziales Engagement

Längst ist Briegel wieder in der Heimat, lebt in Germersheim – dem Heimatort seiner Frau Petra, mit der er seit 1987 verheiratet ist. Er nutzt nun seine Popularität, um Gutes zu tun. Mit seiner Frau sammelt er unentwegt Geld für die Mexico-Hilfe des DFB. Seit er 2008 Kinder auf Müllhalden hat schlafen und nach Essen suchen sehen, treibt ihn das um.

Auch seine Mitarbeit für das Kindermissionswerk "Sternsinger" geschieht aus dem gleichen Antrieb. Und wie vor ihm auch die FCK-Idole Fritz Walter und Horst Eckel sieht man auch Briegel in Justizvollzugsanstalten straffällig gewordenen Jugendlichen Werte zu vermitteln und Mut zuzusprechen. Dass man im Leben viel erreichen kann, wenn man nur will, das können nur wenige so glaubwürdig rüber-bringen wie Hans-Peter Briegel.