DFB-Wochenschau: Kurz-Halbzeit und Joker-Tor

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

8. November

Vor 35 Jahren ereignet sich in Bremen ein Kuriosum in der Bundesliga: Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder pfeift gegen Hannover 96 schon nach 32 Minuten zur Halbzeit, ehe man ihn vom Weitermachen überzeugen kann. Geheuer ist den Aktiven dennoch nicht, der fidele Schiri riecht nach Alkohol und streckt Fotografen die Zunge raus. Er gibt zwar später zu, vor der Partie ein Bier und einen Malteser getrunken zu haben, reklamiert aber „Probleme mit meiner Uhr“. Bis heute bekommt man in Bremens Kneipen auf Wunsch „einen Ahlenfelder“, also ein Pils und einen Malteser.

Vor 30 Jahren gelingt es nur dem VfB Stuttgart, in der Bundesliga einen Auswärtspunkt zu holen. Das 0:0 in Karlsruhe fällt aus dem Rahmen, den ausnahmslos siegreiche Gastgeber gesteckt haben. Auch Spitzenreiter Bayern München muss sich dem fügen und verliert wie so oft in Kaiserslautern, diesmal trotz 2:1-Führung noch mit 2:4. Mann des Tages ist Hans-Peter Briegel, der das Nationalspieler-Duell mit Karl-Heinz Rummenigge gewinnt und das vorentscheidende 3:2 erzielt.

„Der Betzenberg-Geist erwachte wieder einmal“, stellt der Kicker nach der Aufholjagd fest. „Wir haben die Meisterschaft wieder spannend gemacht“, frohlockt FCK-Trainer Kalli Feldkamp. In der Tat, der HSV profitiert und zieht durch ein 2:0 über Aufsteiger Leverkusen (Tore: Magath, Hrubesch) an den Bayern vorbei. In der Zweiten Liga sorgt Hertha BSC durch ein 8:0 über Wattenscheid für Aufsehen

Vor zehn Jahren endet die Vorrunde der Champions League. Bayern München sichert sich durch ein 1:1 bei Rosenborg Trondheim den Gruppensieg, für den HSV bleibt nach dem 1:1 gegen Deportivo La Coruna nur noch die Trostrunde im Uefa-Pokal. Der spätere Bayern-Torjäger Roy Makaay, zur Pause eingewechselt, schießt die Hamburger mit seinem Ausgleichstreffer aus allen Träumen.

9. November

Vor 50 Jahren spielt DDR-Meister Wismut Aue im Europapokal. Torwart Thiele ist der beste Mann auf dem Platz, er hält die Hinspiel-Niederlage bei Rapid Wien (1:3) in Grenzen. Nach Wagners Tor bleibt „ein winziges Körnchen die Hoffnung in den Herzen der Wismutspieler“, übertreibt das Sport Magazin etwas.

Vor 25 Jahren blamiert sich Bayern München in der Bundesliga. Der Meister verliert sein Heimspiel gegen Schlusslicht Borussia Dortmund mit 0:1, ein Kopfball von Ulrich Bittcher sorgt für den erst dritten BVB-Sieg überhaupt in München. Tabellenführer Werder Bremen (6:1 gegen Bayer Uerdingen) ist es recht, er zieht davon, da auch der Zweite Borussia Mönchengladbach daheim (2:2 gegen Leverkusen) Federn lässt. Die Torschützenliste 1985/86 führen mit je zwölf Toren zwei unbeschriebene Blätter an: Mannheims Thomas Remark und Bochums Stefan Kuntz, der in Hannover (2:1) doppelt trifft.

Vor fünf Jahren trennt sich Bundesligist Hannover 96 von Trainer Ewald Lienen, der nur zwei von 12 Saisonspielen 2005/06 gewonnen hat. Nachfolger wird ein alter Bekannter: Peter Neururer.

10. November

Vor 75 Jahren zeigt sich im DFB-Pokal-Viertelfinale, was Heimvorteil bedeutet. Alle Gastgeber ziehen ins Halbfinale ein: Schalke 04 (4:1 gegen VfL Benrath), 1. FC Nürnberg (4:1/Minerva Berlin), Freiburger FC (2:1/Hanau 93) und Waldhof Mannheim (1:0/Sportfreunde Dresden). Das Interesse am neuen Wettbewerb ist noch ausbaufähig: während Schalke vor 30.000 Fans aufläuft, kommen nur 4500 nach Freiburg.

Vor 70 Jahren ist der Wettbewerb schon etabliert. Zu den Halbfinals kommen 72.000 Zuschauer, Dresden und Düsseldorf melden ausverkauft. Der DSC mit Helmut Schön zieht durch ein 3:1 über Rapid Wien ins Finale ein. Auch hier hat der Schiedsrichter, Herr Schlüter (Hamburg), ein Problem mit der Zeit und bittet schon nach 41 Minuten zur Pause. Er bietet den Teams an, die vier Minuten nachzuspielen und dann erst die Seiten zu wechseln, aber die Wiener lehnen ab. So gewinnt der DSC eben in 86 Minuten und zeiht ins Finale ein, wo der 1. FC Nürnberg wartet. Ein Tor von Max Eiberger entscheidet die harte Partie bei der Fortuna, ein zweites desselben Schützen mit der Hand wird annulliert, weil der Linienrichter zum Glück interveniert. Eiberger, ein früher Maradona quasi, nur ohne Fortune. Der Kicker schildert die turbulente Szene so: „Eiberger schlug den Ball mit der Hand aufs Tor – kein Zweifel konnte hier aufkommen – der Schiedsrichter aber gab Tor. Nun war es Fortuna, die erst ohne dann mit Erfolg reklamierte. Die Linienrichter änderten auch ihr Urteil. Rühle (der Schiedsrichter) irrte hilflos auf dem Felde hin und her, verfolgt von einer Prozession erregter Spieler. Ganz offenbar hatte er das Handspiel nicht gesehen, und darum musste er das Tor geben – und wenn es tausendmal Hand war! Wenn doch bloß die Schiedsrichter ihre Linienrichter-Hörigkeit überwinden wollten!“. Ein eigenwilliger Kommentar angesichts dessen, dass die Wahrheit triumphiert hat.

Vor 20 Jahren kommen die Bundesliga-Spieler schwer aus den Startlöchern. Fünf von acht Partien stehen zur Pause noch 0:0, zwei bleiben bis Abpfiff torlos. In München dagegen ereignet sich beim Heimspiel der Bayern gegen Borussia Dortmund ein regelrechter Torhagel, eine Überraschung noch dazu. In der 70. Minute geht der Meister zwar durch Effenberg in Führung, aber eine Viertelstunde später heißt es 1:3 (Tore: Helmer, Wegmann, Povlsen), ehe Olaf Thon noch verkürzen kann. Die Heimpleite kostet Bayern Platz eins, den Werder Bremen durch ein Rufer-Tor in Stuttgart (1:0) 1990/91 erstmals erobert. Am selben Tag beginnt eine große Karriere so richtig: Torwart Oliver Kahn wird zur Pause des Heimspiels seines Karlsruher SC gegen den VfL Bochum für Konkurrent Alexander Famulla eingewechselt. „Wenn er jetzt der Bessere ist, wird er spielen“, sagt Trainer Winfried Schäfer. Kahn nutzt seine Chance im fünften Bundesligaeinsatz, den Famulla nicht bis zum Ende ansehen kann – er eilt wütend aus dem Stadion.

11. November

Vor 65 Jahren bestreitet Bayern München sein erstes Heimspiel um Punkte nach dem Krieg. In der Süddeutschen Meisterschaft trennen sich die Bayern von Schwaben Augsburg 2:2.

Vor 15 Jahren passiert Karlsruhes Trainer Winfried Schäfer ein peinlicher Wechselfehler. Im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen bringt er nach der Pause mit dem Russen Sergej Kirjakow den vierten Ausländer – einen zuviel nach damaliger Regelung. Vergeblich sagt der Stadionsprecher noch durch: „Winni, zähl Deine Ausländer“. Mit dem Wiederanpfiff sind die Punkte weg. Da der KSC ohnehin 1:4 verliert, wird das Resultat nicht annulliert. Präsident Roland Schmider ist nachsichtig: „Das wird keine Konsequenzen haben, wo Menschen arbeiten passieren Fehler.“

Vor zehn Jahren sitzt Interimstrainer Rudi Völler letztmals auf der Leverkusener Bank. Durch ein 1:0 in Freiburg beendet der gleichzeitig als Teamchef der Nationalelf arbeitende Völler das Intermezzo, das die Trennung von Christoph Daum ausgelöst hat, ungeschlagen mit zehn von zwölf möglichen Punkten. Nun überlässt er Berti Vogts das Kommando. Bayer steht nur noch zwei Punkte hinter Tabellenführer Hertha (0:2 in Dortmund) und den Bayern, die trotz zweimaliger Führung auf Schalke 2:3 verlieren. Das Siegtor in der hitzigen Partie (acht Verwarnungen) markiert der Däne Ebbe Sand.

12. November

Vor 60 Jahren verlassen zwei ganz Große die Fußballbühne. Ernst Kuzorra und Fritz Szepan, miteinander verschwägert und fußballerisch ohnehin Brüder im Geiste, bestreiten vor 25.000 Zuschauern in der Glückauf-Kampfbahn ihr letztes Spiel. Die Stars der großen Meister-Mannschaft vor dem Krieg sind schon im gesetzten Alter – Kuzorra ist 45, Szepan 43 – und halten nur eine halbe Stunde gegen Belo Horizonte durch. Dann gehen sie Arm in Arm vom Platz. Dass Schalke 3:1 verliert ist egal, der Abschied der Idole einer Generation ist ohnehin traurig genug. Am gleichen Tag gewinnt Bayern München in der Oberliga Süd das wichtigste Spiel der Hinrunde: 3:2 im Derby gegen 1860.

Vor 30 Jahren geht eine weitere Größe für immer: Weltmeister Jürgen Grabowski hat sich von einer Verletzung nicht mehr erholt und nimmt im Frankfurter Waldstadion seinen Abschied.

Der 36jährige gehört zu den größten Spielern der Eintracht, der er immer treu geblieben ist. Er kommt auf stolze 441 Bundesligaspiele und 109 Tore. 45.000 feiern ihn ein letztes Mal beim 6:4 der Eintracht gegen die Weltmeister 1974. Grabi spielt für beide Seiten, trifft aber „nur“ für Deutschland. Seltsam nur, dass Gerd Müller in einer Partie mit zehn Toren leer ausgeht.

Vor 25 Jahren zieht Waldhof Mannheim ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein. Im reinen Bundesligaduell wird Hannover 96 mit 5:1 abserviert, Thomas Remark erzielt allein vier Treffer, das letzte ist Jürgen Kohler vergönnt.

Vor fünf Jahren spielt die Nationalmannschaft in Paris gegen Frankreich 0:0. „Mehr als eine Nullnummer“ titelt der Kicker nach dem Testspiel, auch wenn es im 16. Anlauf wieder nicht zum Sieg gegen einen Großen des Weltfußballs gereicht hat. Die Depression nach der Niederlage in der Türkei aber ist gewichen und DFB-Präsident Mayer-Vorfelder lobt: „Ich bin froh, dass wir gegen Frankreich auf Augenhöhe waren.“ Bester Mann auf dem Platz ist Kapitän Michael Ballack.

13. November

Vor 50 Jahren gewinnt der HSV das Hamburger Derby in der Oberliga Nord beim FC St. Pauli mit 6:1, Uwe Seeler und Charly Dörfel schießen je zwei Tore am Millerntor. Zur Genugtuung über den Triumph im Stadtkampf kommt die über einen Rekord: 25-1 Punkte hat in der Geschichte der Oberliga in Deutschland noch kein Klub geschafft. Noch torhungriger ist der Deutsche Meister KSC, der im Süden 1860 München mit 7:3 demontiert. Im Spitzenspiel schlägt Kickers Offenbach Tabellenführer 1. FC Nürnberg vor 30.000 am Bieberer Berg mit 2:1 und zieht nach Punkten gleich. Club-Kapitän Max Morlock hadert mit dem Schiedsrichter, der angepfiffen habe, obwohl drei Nürnberger noch gar nicht in der eigenen Hälfte waren. Da Morlock dies auf dem Platz tut, verhängt der Schiedsrichter einen Freistoß für den OFC, aus dem das 2:0 entsteht. Auch noch so berechtigte Reklamationen können böse Folgen haben.

Im Westen strauchelt der von Max Merkel trainierte Tabellenführer Borussia Dortmund daheim über Aufsteiger SV Sodingen (2:3) durch ein Tor in letzter Minute. Aber Verfolger 1. FC Köln unterliegt ebenfalls – das 1:2 in Duisburg-Meiderich ist schon die vierte Pleite in Serie 1960/61.

Vor 25 Jahren tun sich die Favoriten in zwei vorgezogenen Partien im DFB-Pokal-Achtelfinale schwer. Bayern München muss nach 120 Minuten in Bochum und einem glücklichen 1:1 in die Wiederholung, Schalke 04 erspart sich selbige erst durch ein Joker-Tor von Ralf Regenbogen in der 116. Minute auf dem Aachener Tivoli (2:1 n. V.). Schalke hat aber auch einen Verlierer: Mittelstürmer Dieter Schatzschneider erleidet einen Mittelfußbruch. Nicht ganz programmgemäß ist auch das 2:0 des VfB Stuttgart über Tabellenführer Werder Bremen, Karl Allgöwer erzielt die Tore binnen acht Minuten .

Vor zwanzig Jahren zieht Aufsteiger Hertha BSC Konsequenzen aus dem schwachen Saisonstart mit nur einem Sieg und fünf Punkten aus 13 Spielen und entlässt Trainer Werner Fuchs. Zum nächsten Spiel gegen die Bayern soll ausgerechnet deren frührer Trainer Pal Csernai auf der Berliner Bank sitzen. Am selben Tag ereignet sich ein trauriges Kapitel in der DFB-Geschichte. Das geplante Vereinigungsspiel zwischen der Nationalmannschaft der BRD und der Auswahl des DFV (der ehemaligen DDR) wird wegen Sicherheitsbedenken abgesagt. Man befürchtet im baufälligen Leipziger Zentral-Stadion Ausschreitungen.

14. November

Vor 45 Jahren löst die Nationalmannschaft das WM-Ticket. Auf Zypern kommt sie zu einem ungefährdeten 6:0-Sieg. „Der große Tag von Szymaniak!“, titelt das Sport Magazin voll des Lobes über den Mann, der mit Tasmania Berlin in jenen Tagen ansonsten deutliche Niederlagen einstecken muss. Auf Nikosia ist der 31jährige Kapitän, „der nur großartige Szenen hatte, sowohl in seiner aufbauenden Rolle als auch als Zerstörer.“ Neben ihm verblassen die genialen Jungspunde Franz Beckenbauer in seinem dritten und Günter Netzer in seinem zweiten Länderspiel. Nur 7000 Zuschauer interessieren sich übrigens für das Spiel, in dem die Hälfte der Tore auf Spieler von 1860 München (Brunnenmeier/2, Heiß) entfällt. Werner Krämer, Szymaniak und ein Eigentor machen das halbe Dutzend komplett. Bei fast sommerlichen 23 Grad im November begnügen sich die Deutschen damit, das Ziel ist erreicht: England 1966.

Vor 40 Jahren ist Günter Netzer besser in Form. Im Heimspiel seiner Gladbacher donnert er einen Freistoß aus 22 Metern ins Dortmunder Tor. Nach der 3:0-Pausenführung leichtsinnig geworden, muss der Meister noch um den Sieg bangen, da dem Gast durch Dieter Weinkauff binnen einer Minute zwei Tore gelingen. Mehr lässt die Weisweiler-Elf nicht zu, Platz zwei hinter den Bayern (2:1 gegen Werder) ist gesichert. Schalke 04 bleibt den Supermächten jener Tage auf den Fersen und dankt seinem Torwart, denn Norbert Nigbur hält beim 1:0 in Offenbach einen Elfmeter von Helmut Kremers, der mal Schalkes Präsident werden wird. Frust beim 1. FC Köln, der in Oberhausen eine 2:0-Führung verspielt, weil sich niemand um Lothar Kobluhn kümmert – der Verteidiger schießt zwei Tore. Dass er der nächste Torschützenkönig werden wird, ahnt wirklich niemand. Überraschend Letzter ist Eintracht Frankfurt nach einem 0:2 in Essen, wo man ein Kopfballtor des kleinen Dribblers Willi Lippens bestaunen kann.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

8. November

Vor 35 Jahren ereignet sich in Bremen ein Kuriosum in der Bundesliga: Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder pfeift gegen Hannover 96 schon nach 32 Minuten zur Halbzeit, ehe man ihn vom Weitermachen überzeugen kann. Geheuer ist den Aktiven dennoch nicht, der fidele Schiri riecht nach Alkohol und streckt Fotografen die Zunge raus. Er gibt zwar später zu, vor der Partie ein Bier und einen Malteser getrunken zu haben, reklamiert aber „Probleme mit meiner Uhr“. Bis heute bekommt man in Bremens Kneipen auf Wunsch „einen Ahlenfelder“, also ein Pils und einen Malteser.

Vor 30 Jahren gelingt es nur dem VfB Stuttgart, in der Bundesliga einen Auswärtspunkt zu holen. Das 0:0 in Karlsruhe fällt aus dem Rahmen, den ausnahmslos siegreiche Gastgeber gesteckt haben. Auch Spitzenreiter Bayern München muss sich dem fügen und verliert wie so oft in Kaiserslautern, diesmal trotz 2:1-Führung noch mit 2:4. Mann des Tages ist Hans-Peter Briegel, der das Nationalspieler-Duell mit Karl-Heinz Rummenigge gewinnt und das vorentscheidende 3:2 erzielt.

„Der Betzenberg-Geist erwachte wieder einmal“, stellt der Kicker nach der Aufholjagd fest. „Wir haben die Meisterschaft wieder spannend gemacht“, frohlockt FCK-Trainer Kalli Feldkamp. In der Tat, der HSV profitiert und zieht durch ein 2:0 über Aufsteiger Leverkusen (Tore: Magath, Hrubesch) an den Bayern vorbei. In der Zweiten Liga sorgt Hertha BSC durch ein 8:0 über Wattenscheid für Aufsehen

Vor zehn Jahren endet die Vorrunde der Champions League. Bayern München sichert sich durch ein 1:1 bei Rosenborg Trondheim den Gruppensieg, für den HSV bleibt nach dem 1:1 gegen Deportivo La Coruna nur noch die Trostrunde im Uefa-Pokal. Der spätere Bayern-Torjäger Roy Makaay, zur Pause eingewechselt, schießt die Hamburger mit seinem Ausgleichstreffer aus allen Träumen.

9. November

Vor 50 Jahren spielt DDR-Meister Wismut Aue im Europapokal. Torwart Thiele ist der beste Mann auf dem Platz, er hält die Hinspiel-Niederlage bei Rapid Wien (1:3) in Grenzen. Nach Wagners Tor bleibt „ein winziges Körnchen die Hoffnung in den Herzen der Wismutspieler“, übertreibt das Sport Magazin etwas.

Vor 25 Jahren blamiert sich Bayern München in der Bundesliga. Der Meister verliert sein Heimspiel gegen Schlusslicht Borussia Dortmund mit 0:1, ein Kopfball von Ulrich Bittcher sorgt für den erst dritten BVB-Sieg überhaupt in München. Tabellenführer Werder Bremen (6:1 gegen Bayer Uerdingen) ist es recht, er zieht davon, da auch der Zweite Borussia Mönchengladbach daheim (2:2 gegen Leverkusen) Federn lässt. Die Torschützenliste 1985/86 führen mit je zwölf Toren zwei unbeschriebene Blätter an: Mannheims Thomas Remark und Bochums Stefan Kuntz, der in Hannover (2:1) doppelt trifft.

Vor fünf Jahren trennt sich Bundesligist Hannover 96 von Trainer Ewald Lienen, der nur zwei von 12 Saisonspielen 2005/06 gewonnen hat. Nachfolger wird ein alter Bekannter: Peter Neururer.

10. November

Vor 75 Jahren zeigt sich im DFB-Pokal-Viertelfinale, was Heimvorteil bedeutet. Alle Gastgeber ziehen ins Halbfinale ein: Schalke 04 (4:1 gegen VfL Benrath), 1. FC Nürnberg (4:1/Minerva Berlin), Freiburger FC (2:1/Hanau 93) und Waldhof Mannheim (1:0/Sportfreunde Dresden). Das Interesse am neuen Wettbewerb ist noch ausbaufähig: während Schalke vor 30.000 Fans aufläuft, kommen nur 4500 nach Freiburg.

Vor 70 Jahren ist der Wettbewerb schon etabliert. Zu den Halbfinals kommen 72.000 Zuschauer, Dresden und Düsseldorf melden ausverkauft. Der DSC mit Helmut Schön zieht durch ein 3:1 über Rapid Wien ins Finale ein. Auch hier hat der Schiedsrichter, Herr Schlüter (Hamburg), ein Problem mit der Zeit und bittet schon nach 41 Minuten zur Pause. Er bietet den Teams an, die vier Minuten nachzuspielen und dann erst die Seiten zu wechseln, aber die Wiener lehnen ab. So gewinnt der DSC eben in 86 Minuten und zeiht ins Finale ein, wo der 1. FC Nürnberg wartet. Ein Tor von Max Eiberger entscheidet die harte Partie bei der Fortuna, ein zweites desselben Schützen mit der Hand wird annulliert, weil der Linienrichter zum Glück interveniert. Eiberger, ein früher Maradona quasi, nur ohne Fortune. Der Kicker schildert die turbulente Szene so: „Eiberger schlug den Ball mit der Hand aufs Tor – kein Zweifel konnte hier aufkommen – der Schiedsrichter aber gab Tor. Nun war es Fortuna, die erst ohne dann mit Erfolg reklamierte. Die Linienrichter änderten auch ihr Urteil. Rühle (der Schiedsrichter) irrte hilflos auf dem Felde hin und her, verfolgt von einer Prozession erregter Spieler. Ganz offenbar hatte er das Handspiel nicht gesehen, und darum musste er das Tor geben – und wenn es tausendmal Hand war! Wenn doch bloß die Schiedsrichter ihre Linienrichter-Hörigkeit überwinden wollten!“. Ein eigenwilliger Kommentar angesichts dessen, dass die Wahrheit triumphiert hat.

Vor 20 Jahren kommen die Bundesliga-Spieler schwer aus den Startlöchern. Fünf von acht Partien stehen zur Pause noch 0:0, zwei bleiben bis Abpfiff torlos. In München dagegen ereignet sich beim Heimspiel der Bayern gegen Borussia Dortmund ein regelrechter Torhagel, eine Überraschung noch dazu. In der 70. Minute geht der Meister zwar durch Effenberg in Führung, aber eine Viertelstunde später heißt es 1:3 (Tore: Helmer, Wegmann, Povlsen), ehe Olaf Thon noch verkürzen kann. Die Heimpleite kostet Bayern Platz eins, den Werder Bremen durch ein Rufer-Tor in Stuttgart (1:0) 1990/91 erstmals erobert. Am selben Tag beginnt eine große Karriere so richtig: Torwart Oliver Kahn wird zur Pause des Heimspiels seines Karlsruher SC gegen den VfL Bochum für Konkurrent Alexander Famulla eingewechselt. „Wenn er jetzt der Bessere ist, wird er spielen“, sagt Trainer Winfried Schäfer. Kahn nutzt seine Chance im fünften Bundesligaeinsatz, den Famulla nicht bis zum Ende ansehen kann – er eilt wütend aus dem Stadion.

11. November

Vor 65 Jahren bestreitet Bayern München sein erstes Heimspiel um Punkte nach dem Krieg. In der Süddeutschen Meisterschaft trennen sich die Bayern von Schwaben Augsburg 2:2.

Vor 15 Jahren passiert Karlsruhes Trainer Winfried Schäfer ein peinlicher Wechselfehler. Im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen bringt er nach der Pause mit dem Russen Sergej Kirjakow den vierten Ausländer – einen zuviel nach damaliger Regelung. Vergeblich sagt der Stadionsprecher noch durch: „Winni, zähl Deine Ausländer“. Mit dem Wiederanpfiff sind die Punkte weg. Da der KSC ohnehin 1:4 verliert, wird das Resultat nicht annulliert. Präsident Roland Schmider ist nachsichtig: „Das wird keine Konsequenzen haben, wo Menschen arbeiten passieren Fehler.“

Vor zehn Jahren sitzt Interimstrainer Rudi Völler letztmals auf der Leverkusener Bank. Durch ein 1:0 in Freiburg beendet der gleichzeitig als Teamchef der Nationalelf arbeitende Völler das Intermezzo, das die Trennung von Christoph Daum ausgelöst hat, ungeschlagen mit zehn von zwölf möglichen Punkten. Nun überlässt er Berti Vogts das Kommando. Bayer steht nur noch zwei Punkte hinter Tabellenführer Hertha (0:2 in Dortmund) und den Bayern, die trotz zweimaliger Führung auf Schalke 2:3 verlieren. Das Siegtor in der hitzigen Partie (acht Verwarnungen) markiert der Däne Ebbe Sand.

12. November

Vor 60 Jahren verlassen zwei ganz Große die Fußballbühne. Ernst Kuzorra und Fritz Szepan, miteinander verschwägert und fußballerisch ohnehin Brüder im Geiste, bestreiten vor 25.000 Zuschauern in der Glückauf-Kampfbahn ihr letztes Spiel. Die Stars der großen Meister-Mannschaft vor dem Krieg sind schon im gesetzten Alter – Kuzorra ist 45, Szepan 43 – und halten nur eine halbe Stunde gegen Belo Horizonte durch. Dann gehen sie Arm in Arm vom Platz. Dass Schalke 3:1 verliert ist egal, der Abschied der Idole einer Generation ist ohnehin traurig genug. Am gleichen Tag gewinnt Bayern München in der Oberliga Süd das wichtigste Spiel der Hinrunde: 3:2 im Derby gegen 1860.

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Vor 30 Jahren geht eine weitere Größe für immer: Weltmeister Jürgen Grabowski hat sich von einer Verletzung nicht mehr erholt und nimmt im Frankfurter Waldstadion seinen Abschied.

Der 36jährige gehört zu den größten Spielern der Eintracht, der er immer treu geblieben ist. Er kommt auf stolze 441 Bundesligaspiele und 109 Tore. 45.000 feiern ihn ein letztes Mal beim 6:4 der Eintracht gegen die Weltmeister 1974. Grabi spielt für beide Seiten, trifft aber „nur“ für Deutschland. Seltsam nur, dass Gerd Müller in einer Partie mit zehn Toren leer ausgeht.

Vor 25 Jahren zieht Waldhof Mannheim ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein. Im reinen Bundesligaduell wird Hannover 96 mit 5:1 abserviert, Thomas Remark erzielt allein vier Treffer, das letzte ist Jürgen Kohler vergönnt.

Vor fünf Jahren spielt die Nationalmannschaft in Paris gegen Frankreich 0:0. „Mehr als eine Nullnummer“ titelt der Kicker nach dem Testspiel, auch wenn es im 16. Anlauf wieder nicht zum Sieg gegen einen Großen des Weltfußballs gereicht hat. Die Depression nach der Niederlage in der Türkei aber ist gewichen und DFB-Präsident Mayer-Vorfelder lobt: „Ich bin froh, dass wir gegen Frankreich auf Augenhöhe waren.“ Bester Mann auf dem Platz ist Kapitän Michael Ballack.

13. November

Vor 50 Jahren gewinnt der HSV das Hamburger Derby in der Oberliga Nord beim FC St. Pauli mit 6:1, Uwe Seeler und Charly Dörfel schießen je zwei Tore am Millerntor. Zur Genugtuung über den Triumph im Stadtkampf kommt die über einen Rekord: 25-1 Punkte hat in der Geschichte der Oberliga in Deutschland noch kein Klub geschafft. Noch torhungriger ist der Deutsche Meister KSC, der im Süden 1860 München mit 7:3 demontiert. Im Spitzenspiel schlägt Kickers Offenbach Tabellenführer 1. FC Nürnberg vor 30.000 am Bieberer Berg mit 2:1 und zieht nach Punkten gleich. Club-Kapitän Max Morlock hadert mit dem Schiedsrichter, der angepfiffen habe, obwohl drei Nürnberger noch gar nicht in der eigenen Hälfte waren. Da Morlock dies auf dem Platz tut, verhängt der Schiedsrichter einen Freistoß für den OFC, aus dem das 2:0 entsteht. Auch noch so berechtigte Reklamationen können böse Folgen haben.

Im Westen strauchelt der von Max Merkel trainierte Tabellenführer Borussia Dortmund daheim über Aufsteiger SV Sodingen (2:3) durch ein Tor in letzter Minute. Aber Verfolger 1. FC Köln unterliegt ebenfalls – das 1:2 in Duisburg-Meiderich ist schon die vierte Pleite in Serie 1960/61.

Vor 25 Jahren tun sich die Favoriten in zwei vorgezogenen Partien im DFB-Pokal-Achtelfinale schwer. Bayern München muss nach 120 Minuten in Bochum und einem glücklichen 1:1 in die Wiederholung, Schalke 04 erspart sich selbige erst durch ein Joker-Tor von Ralf Regenbogen in der 116. Minute auf dem Aachener Tivoli (2:1 n. V.). Schalke hat aber auch einen Verlierer: Mittelstürmer Dieter Schatzschneider erleidet einen Mittelfußbruch. Nicht ganz programmgemäß ist auch das 2:0 des VfB Stuttgart über Tabellenführer Werder Bremen, Karl Allgöwer erzielt die Tore binnen acht Minuten .

Vor zwanzig Jahren zieht Aufsteiger Hertha BSC Konsequenzen aus dem schwachen Saisonstart mit nur einem Sieg und fünf Punkten aus 13 Spielen und entlässt Trainer Werner Fuchs. Zum nächsten Spiel gegen die Bayern soll ausgerechnet deren frührer Trainer Pal Csernai auf der Berliner Bank sitzen. Am selben Tag ereignet sich ein trauriges Kapitel in der DFB-Geschichte. Das geplante Vereinigungsspiel zwischen der Nationalmannschaft der BRD und der Auswahl des DFV (der ehemaligen DDR) wird wegen Sicherheitsbedenken abgesagt. Man befürchtet im baufälligen Leipziger Zentral-Stadion Ausschreitungen.

14. November

Vor 45 Jahren löst die Nationalmannschaft das WM-Ticket. Auf Zypern kommt sie zu einem ungefährdeten 6:0-Sieg. „Der große Tag von Szymaniak!“, titelt das Sport Magazin voll des Lobes über den Mann, der mit Tasmania Berlin in jenen Tagen ansonsten deutliche Niederlagen einstecken muss. Auf Nikosia ist der 31jährige Kapitän, „der nur großartige Szenen hatte, sowohl in seiner aufbauenden Rolle als auch als Zerstörer.“ Neben ihm verblassen die genialen Jungspunde Franz Beckenbauer in seinem dritten und Günter Netzer in seinem zweiten Länderspiel. Nur 7000 Zuschauer interessieren sich übrigens für das Spiel, in dem die Hälfte der Tore auf Spieler von 1860 München (Brunnenmeier/2, Heiß) entfällt. Werner Krämer, Szymaniak und ein Eigentor machen das halbe Dutzend komplett. Bei fast sommerlichen 23 Grad im November begnügen sich die Deutschen damit, das Ziel ist erreicht: England 1966.

Vor 40 Jahren ist Günter Netzer besser in Form. Im Heimspiel seiner Gladbacher donnert er einen Freistoß aus 22 Metern ins Dortmunder Tor. Nach der 3:0-Pausenführung leichtsinnig geworden, muss der Meister noch um den Sieg bangen, da dem Gast durch Dieter Weinkauff binnen einer Minute zwei Tore gelingen. Mehr lässt die Weisweiler-Elf nicht zu, Platz zwei hinter den Bayern (2:1 gegen Werder) ist gesichert. Schalke 04 bleibt den Supermächten jener Tage auf den Fersen und dankt seinem Torwart, denn Norbert Nigbur hält beim 1:0 in Offenbach einen Elfmeter von Helmut Kremers, der mal Schalkes Präsident werden wird. Frust beim 1. FC Köln, der in Oberhausen eine 2:0-Führung verspielt, weil sich niemand um Lothar Kobluhn kümmert – der Verteidiger schießt zwei Tore. Dass er der nächste Torschützenkönig werden wird, ahnt wirklich niemand. Überraschend Letzter ist Eintracht Frankfurt nach einem 0:2 in Essen, wo man ein Kopfballtor des kleinen Dribblers Willi Lippens bestaunen kann.