DFB-Wochenschau: "Euro-Eddy" Schmitt schießt Valencia ab

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

28. Oktober

Vor zehn Jahren schrammt Bayern München nur knapp an einer Riesen-Blamage vorbei. Im Pokal-Heimspiel gegen Zweitligist 1. FC Nürnberg muss der Meister nach dem 1:1 in die Verlängerung und dann sogar ins Elfmeterschießen. Dort verschießen Michael Ballack und Jens Jeremies, doch auch zwei Nürnberger zeigen Nerven. So muss auch das Elfmeterschießen in die Verlängerung, erst der 18. Elfmeter bringt die Entscheidung: Marek Nikl scheitert an Oliver Kahn. Seine Kritik bleibt unwidersprochen: "So wie wir zur Zeit spielen, reicht das nicht für höhere Ziele." Auch Hertha BSC braucht Elfmeter, um in Rostock weiter zu kommen. Nur drei Tage nach dem Bundesliga-Spiel an gleicher Stätte hat Hertha wieder das bessere Ende für sich. Aber nur dank Nando Rafels Ausgleich in der 120. Minute zum 2:2 und der zwei Elfmeter-Paraden von Gabor Kiraly bleibt Trainer Huub Stevens im Amt. Das kuriose Ultimatum – zwei Siege in Rostock – hat die Mannschaft erfüllt. Egal wie. Auch noch im Rennen: Titelverteidiger Werder Bremen, der gegen Wolfsburg die Verlängerung braucht um 3:1 zu siegen. Die Entscheidung besorgt Joker Angelos Charisteas mit seinem Tor zum 3:1.

29. Oktober

Vor 80 Jahren gewinnt der HSV das Prestigederby gegen Altona 93 mit 5:2 und ist nunmehr sechs Spiele ungeschlagen in der Nordmark-Liga. Die Bayern gewinnen bei Jahn Regensburg 4:2 und bleiben auswärts ungeschlagen. Eintracht Frankfurt verdankt Doppel-Torschütze August Möbs den Sieg gegen Mainz 05 (2:1); 1933 interessieren sich nur 2500 Zuschauer für das Bundesliga-Duell von heute. Vor dem Spiel wird dem acht Tage zuvor verstorbenen Eintracht-Präsidenten Egon Reichsgraf von Beroldingen gedacht. Mit 48 erliegt der Mann, der zugleich Direktor des Frankfurter Flughafens ist, den Folgen einer Operation. Der Männerchor singt "Ich hatt‘ einen Kameraden", dann folgt der Anpfiff.

Vor 30 Jahren findet der 12. Bundesliga-Spieltag statt, es fallen imposante 40 Tore. Meister HSV gerät am Bökelberg unter die Räder aber erst nach dem Platzverweis für Holger Hieronymus (65.) brechen alle Dämme. Endstand 4:0! HSV-Kapitän Felix Magath gibt dem Schiedsrichter die Schuld: "Der Mann hat uns auf dem Gewissen, der Platzverweis war ein Witz." Bayern München reduziert den Rückstand auf zwei Punkte, schlägt Nürnberg mit 4:2. Das entscheidende 4:2 von Karl-Heinz Rummenigge amüsiert nicht nur die Zuschauer im Stadion, sondern auch vor dem Bildschirm. Club-Torwart Rudi Kargus kommt nach einem erfolglosen Protest nicht schnell genug ins Tor zurück, Rummenigge schießt den Freistoß für Bayern aus über 40 Metern von der Seitenauslinie rein. Der auswärts punktlose Club fällt auf Platz 16 zurück. Eintracht Frankfurt hat noch größere Sorgen und kassiert in Köln ihre höchste Bundesliga-Niederlage – 0:7. Das Trainer-Debüt von Weltmeister Jürgen Grabowski, der aushilfsweise eingesprungen ist, misslingt eindrucksvoll. Am selben Tag weist der DFB auf dem Bundestag in Mannheim den Antrag von Eintracht Braunschweig auf Namensänderung ab. Die Eintracht will sich dem Sponsor zuliebe in Jägermeister Braunschweig umbenennen, der DFB erachtet "Neugebungen von Vereinsnamen und Vereinszeichen zum Zwecke der Werbung" für unzulässig.

Vor 25 Jahren wird der 12. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Der DFB verhindert ein Novum, für das Uli Hoeneß sorgen wollte. Sein Plan, dass die Zuschauer bei einem niedrigeren Sieg als 3:0 das Geld zurückbekämen, wird verboten. Gegner Kickers Stuttgart fühlt sich diskriminiert. Die Bayern gewinnen trotzdem 3:0. Es ist nicht der höchste Sieg des Tages, der gelingt dem 1. FC Köln – 4:0 in Dortmund. Doppel-Torschütze Thomas Allofs übernimmt die Führung in der Torjägerliste, Kapitän Pierre Littbarski kündigt an: "Wir blasen jetzt zur Aufholjagd." So wie der Busfahrer, der auf der Autobahn dem Stau entkommt und einfach den Standstreifen nutzt, um voran zu kommen. Mit ausdrücklicher Erlaubnis von Trainer Daum: "Hannes, bis 1000 Mark Strafe übernehme ich." Der Kicker tadelt das Überholmanöver vor dem, Spiel: "Zur Nachahmung nicht empfohlen." Immer tiefer im Schlamassel steckt Schlusslicht Eintracht Frankfurt, deren dritter Saison-Trainer Pal Csernai auch nach dem 0:3 in Kaiserslautern noch tor- und punktlos ist. Frustrierte Eintracht-Fans randalieren im Zug und ziehen auf der Rückfahrt die Notbremse – 30mal.

Vor zehn Jahren wird die 2. Pokalrunde vollendet. Bereits sieben Bundesligisten sind ausgeschieden, als Bilanz gezogen wird. Die Sensation des Tages ist allerdings das Resultat eines reinen Bundesliga-Duells: SC Freiburg – Schalke 04 7:3 – nach Verlängerung und trotz 3:2-Führung der Gäste. Der Kicker schreibt von einer "Schießbuden-Blamage, die Schalke hart trifft". Der SCF feiert derweil seinen dreimaligen Torschützen Coulibaly. Im Borussen-Duell gewinnt Gastgeber Mönchengladbach unter Neu-Trainer Holger Fach gegen Dortmund 2:1, das Saisonziel Pokalfinale ist für die Sammer-Elf frühzeitig verfehlt worden. Bei unterklassigen Gegnern scheiden 1860 München (4:5 nach Elfmeterschießen in Aachen) und Hannover 96 (0:2 in Braunschweig) aus. Eintracht Frankfurt erwischt es sogar zuhause – 1:2 gegen den MSV Duisburg. Für Aufsehen sorgt zudem die 0:4-Niederlage von Zweitligist Karlsruher SC bei einem Dorfklub namens TSG Hoffenheim, den der frühere Bayern-Spieler Hansi Flick trainiert. Kollege Lorenz-Günter Köstner findet die Niederlage "auch in der Höhe verdient".

30. Oktober

Vor 75 Jahren wechselt die Führung im Südwest-Gau. Eintracht Frankfurt fegt Wormatia Worms vom Platz (6:3) und damit von Platz eins. Profiteur ist Nachbar FSV Frankfurt, der dank eines 6:0 in Pirmasens neuer Primus wird.

Vor 50 Jahren wird in der Bundesliga erstmals ein Trainer entlassen. Der 1. FC Nürnberg trennt sich vier Tage nach der vierten Niederlage in Folge von Herbert Widmayer.

Vor 25 Jahren gewinnt die Frauen-Auswahl ihr EM-Qualifikationsspiel in Passau gegen Ungarn mit 4:0. Die Tore markieren Britta Unsleber, Doris Fitschen, Thekla Krause und Silvia Raith.

Vor 20 Jahren wird der 14. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Er bringt den ersten Heimsieg von Aufsteiger VfB Leipzig (1:0 gegen den Karlsruher SC). Trainer Bernd Stange darf bleiben, Präsident Siegfried Axtmann, der den Rauswurf angedroht hat, sieht sich nun bestätigt: "Die Truppe geht erst an ihre Grenzen, wenn es um jemandes Arsch geht." Schalke 04 hat den Trumpf Trainerwechsel schon gespielt, aber auch unter Jörg Berger setzt es weiter Niederlagen – 0:3 in Stuttgart, letzter Platz. An der Spitze wird es etwas enger, Eintracht Frankfurt lässt in Wattenscheid (0:0) einen Punkt, die Bayern rücken auf drei heran. Nach dem 4:0 gegen Kaiserslautern verkündet Gäste-Trainer Friedel Rausch: "Wir werden verstärkt Zweikämpfe trainieren. In München waren wir ja gar nicht auf dem Platz." Besser sind die Bayern gelaunt, in der Vorstandssitzung nach dem Spiel wird der Vertrag mit Manager Uli Hoeneß "auf unbefristete Zeit" verlängert. Ein Grund: Bayerns Umsatz im Fanartikelverkauf stieg um sechs Millionen Mark binnen drei Jahren. Das Dauer-Thema der vergangenen Wochen bekommt neue Nahrung: während Bayer Leverkusen die Aufholjagd gegen Meister Werder (von 0:2 auf 2:2) feiert, bleibt der ausgewechselte Bernd Schuster die komplette zweite Hälfte in der Kabine. Der Kicker stellt fest: "Ein Großteil der Mannschaft lehnt Schuster ab."

Vor zehn Jahren trennt sich Aufsteiger 1. FC Köln von Trainer Friedhelm Funkel.

31. Oktober

Vor 70 Jahren findet das letzte Finale um den Tschammer-Pokal statt. Das wissen die Beteiligten zwar nicht, aber längst fliegen Bomben auf deutsche Städte und die Spieler, allesamt Soldaten wissen am besten, dass die Front näher rückt. Letzter Sieger des DFB-Pokal-Vorläufers, benannt nach „Reichssportführer“ Hans von Tschammer und Osten, wird eine Wiener Mannschaft: Vienna Wien schlägt die erst vor elf Monaten gegründete Flak-Elf des LSV Hamburg mit 3:2. 40.000 Zuschauer wollen in Stuttgart diese seltsame Paarung sehen, die noch seltsamer wird durch den Umstand, dass bei Wien mehr Hamburger spielen als beim LSV. Die Kriegsbürokratie hat die Hamburger Richard Dörfel und Rudolf Noack nach Wien verschlagen, der LSV besteht abgesehen von Karl Miller aus lauter Nicht-Hamburgern. So jubelt ganz Hamburg am Radio über das Tor eines Berliners: Reinhardt Heinrich bringt den LSV in Führung (26.). Sie währt bis zur Halbzeit. Dann gleicht Nationalspieler Rudi Decker per Handelfmeter aus (49.), ehe Überläufer Noack ein Tor gegen seine Heimatstadt fabriziert (53.). Zu den seltsamen Geschichten, die nur der Fußball schreibt, zählt der Moment des 2:2-Ausgleichs: Richard Dörfel, der andere Hamburger bei Wien, unterläuft ein Eigentor zum 2:2 (70.). Verlängerung! Dann fällt das letzte Pokal-Tor für die kommenden zehn Jahre: Rudi Noack trifft wieder für Vienna Wien, der abgefälschte Ball trudelt langsam über die Linie. Das vorläufig letzte Pokal-Resultat lautet Vienna Wien – LSV Hamburg 3:2. Erst 1952 wird es weitergehen. Der DFB wird die acht noch lebenden Wiener Spieler 1969 übrigens mit einer Medaille ehren, die es 1943 noch nicht für Pokalsieger gab.

1. November

Vor 90 Jahren hat das Münchner Derby keinen Sieger – der TSV 1860 und Bayern München enden sich im Punktspiel 3:3.

Vor 80 Jahren bekommt Bayern München hohen Besuch. Eine Auswahl der besten Spieler von Chile und Peru gastiert an der Grünwalder Straße, Bayern gewinnt mit 2:1.

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Ein Ergebnis im Westen überstrahlt alles: "Das 0:5 des bis dahin ungeschlagenen 1. FC Köln gegen Rot-Weiß Essen ist eines der einmaligen Ergebnisse, nahezu nicht zu verstehen", schreibt das Sport Magazin. RWE verdient sich mit dieser Sensation, zu der auch zwei späte Rahn-Tore beitragen, die Tabellenführung. Schalke 04 hätte sie auch bekommen können, verliert aber in Sodingen mit 0:3. Preußen Münster schlägt Borussia Dortmund vor 30.000 mit 4:2 und rückt auf Platz 4 vor – zur Spitze fehlt nur ein Punkt. Solche Spannung wünschen sie sich im Norden vergeblich, Hannover 96 gewinnt auch bei Verfolger St. Pauli mit 1:0, hat nun 22:0 Punkte und deren neun Vorsprung. Trainer Helmut Kronsbein sagt: "Ich bin stolz auf meine Jungens. Wir wissen natürlich, dass noch einiges fehlt und wir werden nicht aufhören, weiterzuarbeiten und zu lernen." Klingt bedrohlich für die Konkurrenz, zu der sich der HSV kaum noch zählen darf; nach dem 2:4 in Altona hat der Serien-Meister nie gesehene 11:11 Punkte in der Bilanz aufzuweisen. Im Süden hat der VfB Stuttgart nach der ersten Saisonniederlage (1:2 beim BC Augsburg) auch den Platz an der Sonne verloren. Den nehmen nun die punktgleichen Frankfurter ein; Eintracht schlägt Fürth mit 2:1 und hat zuhause weiterhin eine weiße Weste. Nürnberg schlägt Schweinfurt dank eines Morlock-Tores 1:0. Auch nach Abpfiff landet der Nationalspieler einen Treffer und stellt gegenüber dem Sport Magazin klar, er habe in der Vorwoche keineswegs behauptet: "Ich kann es allein auch nicht schaffen." Morlock: "Diesen Satz würde ich nie über meine Lippen bringen." Das Sport Magazin bleibt nach Rückfrage beim zuständigen Reporter bei seiner Darstellung. Im Südwesten fallen in acht Spielen 41 Tore. Meister 1. FC Kaiserslautern übertrifft sie alle und putzt Wormatia Worms mit 7:2. Ottmar Walter schießt vier Tore, Bruder Fritz zwei. Und doch reicht es nicht für Platz 1, da FK Pirmasens weiter ungeschlagen bleibt – 2:1 gegen Borussia Neunkirchen vor der Rekordkulisse des Tages (11.000).

Vor 25 Jahren wird die 2. Runde im DFB-Pokal mit vier Spielen fortgesetzt. Die größte Überraschung ist der 2:1-Sieg von Waldhof Mannheim beim 1. FC Köln. Zweitligist Schalke muss nach dem 3:3 beim Viertligisten Sportfreunden Saarbrücken ins Wiederholungsspiel – doppelt peinlich nach einem 3:0-Vorsprung. Borussia Dortmund braucht einen Elfmeter, um Zweitligist FC Homburg rauszuwerfen (2:1), Nürnberg und der KSC sehen sich wieder (1:1 n.V.).

Vor zehn Jahren wird der 11. Spieltag der Bundesliga ausgetragen. Der VfB Stuttgart wird neuer Tabellenführer, aber Trainer Felix Magath ist trotz des 4:1 gegen Freiburg unzufrieden: "Normalerweise reicht so was nicht, um Bundesliga-Punkte zu holen." Torwart Timo Hildebrand wird vor dem Spiel von der DFL als Fußballer des Monats ausgezeichnet – für seinen Rekord von 884 Minuten ohne Gegentor, der weiter Bestand hat. Ein anderer Torwart fällt durch Klartext am Mikrofon auf. Oliver Kahns Aufforderung an die Kollegen nach dem 0:2 auf Schalke wird Legende: "Eier, wir brauchen Eier." Der Blick auf die Tabelle rechtfertigt kritische Anmerkungen allemal, die Bayern sind nur noch Fünfter, der Kicker schreibt: "Meister im Mittelmaß". Der andere Münchner Klub hat mehr Freude zum Monatsbeginn, ein klassischer Hattrick von Benjamin Lauth verhilft 1860 zum 3:1 über Bochum. Das 1:1 ist zudem das 1000. Löwen-Tor in der Bundesliga. Die Keller-Kinder bleiben alle sieglos, auch weil sie sich gegenseitig nichts gönnen. Gladbach und Hansa Rostock trennen sich 1:1. Der 1. FC Köln geht in Spiel 1 nach Friedhelm Funkel mit dem C-Trainer Jos Luhukay und verliert wieder – 1:2 gegen Hannover 96. Marcel Koller übernimmt. Hertha BSC verliert in Wolfsburg 0:3, Trainer Huub Stevens darf nach einer DFB-Sperre nicht auf die Bank und sitzt auf der Haupttribüne. "Meine Arbeit habe ich normal machen können", sagt er dennoch, man lässt ihn nämlich vor dem Spiel und zur Pause in die Kabine.

2. November

Vor 30 Jahren erlebt die Bundesliga im Europapokal ein Fiasko. Nur Bayern München erreicht das Achtelfinale – und das nach einem Elfmeterdrama. Vor 25.000 im Münchner Olympia-Stadion avanciert Jean-Marie Pfaff zum Helden des Abends. Der Torwart hält zwei Elfmeter gegen PAOK Saloniki und erzielt dann das entscheidende Tor zum 9:8; Fans tragen ihm vom Platz. Es sind die einzigen deutschen Freudenszenen. Meister HSV (3:2 gegen Dinamo Bukarest) hat den Hinspiel-Rückstand bis zur 82. Minute wettgemacht, dann kassiert er doch noch zwei Tore. Der Traum von der Titelverteidigung ist schon in Runde 2 geplatzt. Pokalsieger 1. FC Köln scheitert gegen Ujpest Budapest (4:2) an der Auswärtstorregelung, 45.000 hoffen vergeblich. Besonders bitter, dass die Ungarn das letztlich entscheidende zweite Tor in Unterzahl erzielen. Werder Bremen zieht im deutsch-deutschen Duell den Kürzeren gegen Lok Leipzig (1:1 nach 0:1), Rudi Völlers Tor reicht nicht. Somit hat die DDR erstmals mehr Vertreter im Achtelfinale als die BRD, denn Meister BFC Dynamo kommt trotz 0:1 bei Partizan Belgrad weiter. Am selben Tag bekommt der 1. FC Kaiserslautern einen neuen Trainer: für den zurückgetretenen Dietrich Weise kommt Manfred Krafft. Weise wechselt zu Eintracht Frankfurt.

Vor 25 Jahren wird die zweite DFB-Pokalhauptrunde abgeschlossen. Der 1. FC Kaiserslautern schlägt Kickers Offenbach 5:0, wobei die letzten vier Tore erst in den letzten neun Minuten fallen.

Vor 20 Jahren erlebt der Karlsruher SC den größten Tag seiner jüngeren Vereinsgeschichte. Im Rückspiel der zweiten UEFA-Cup-Runde wirft der KSC den FC Valencia raus – und wie! Nach dem 1:3 im Hinspiel hätte schon ein 2:0 genügt, doch die Badener schießen noch ein paar Tore mehr. Zur Pause steht es schon 3:0, am Ende heißt es 7:0. Held des rauschenden Abends im Wildpark-Stadion ist der viermalige Torschütze Edgar Schmitt, danach von allen "Euro-Eddy" genannt. Trainer Winfried Schäfer, der die Spieler vor dem Anpfiff an Kaiserslauterns 5:0 gegen Real Madrid anno 1982 erinnert hat ("Wir werden heute auch so ein Spiel hinlegen"), sagt euphorisch: "Jetzt wünschen wir uns Inter Mailand." Am späten Abend leistet sich Bayer Leverkusen eine 1:2-Heimpleite gegen Panathinaikos Athen, erreicht aber die nächste Runde im Pokalsieger-Cup.

Vor zehn Jahren verliert Bayer Leverkusen nach einem 0:0 in Kaiserslautern die Tabellenführung. Es ist das erste 0:0 der Werkself nach drei Jahren und exakt 102 Spielen. Borussia Dortmund gelingt gegen den HSV, der in der 60. Minute 2:0 in Führung geht, eine furiose Aufholjagd. Binnen neun Minuten steht es nach Treffern von Jan Koller (2x) und Ewerthon 3:2, wobei es dann auch bleibt. Wer zwischen der 60. und 69. Minute Bier holen war, verpasst vier Tore.

3. November

Vor 60 Jahren fällt das Sportgericht des Süddeutschen Fußball-Verbandes ein bemerkenswertes, vorläufiges Urteil. Nachdem beim Oberliga-Spiel Karlsruher SC – Jahn Regensburg beim Stand von 1:3 der Pfosten gebrochen und die Partie nach 70 Minuten beendigt worden war, sollen die fehlenden 20 Minuten nun nachgeholt werden. Der KSC wollte ein komplettes Wiederholungsspiel, Jahn einen Sieg am grünen Tisch. Beide Seiten legen Protest ein.

Vor 50 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft ein Länderspiel in Schweden, wo sie seit 1911 nicht gewonnen hat. Die Serie reißt auch diesmal nicht, vor nur 12000 Zuschauer unterliegt die Herberger-Elf mit 1:2. Charly Dörfel sorgt fünf Minuten nach der schwedischen Führung für den Ausgleich (55.), doch Bild schießt die Gastgeber zum Sieg (81.). Alle fünf deutschen Tore anno 1963 gehen somit auf das Konto von HSV-Spielern. Die Deutschen spielen mit einer unerfahrenen Elf, mit Kurbjuhn, Krämer, Libuda und Overath kommen vier Spieler erst zu ihrem zweiten Länderspiel. Und der erfahrenste, Uwe Seeler, hat keinen guten Tag. Herberger kritisiert ihn ungewohnt deutlich: "Uwe Seelers Spiel hat mich enttäuscht. Keiner von seinen zwanzig Pässen ist angekommen. Er ist für mich nur Weltklasse, wenn er Uwe Seeler spielt", moniert der Trainer Seelers Stilwandel vom Stürmer zum Spielmacher. In der Regionalliga West wird am selben Tag gespielt und Borussia Mönchengladbach verdankt ihren 2:0-Sieg in Herne einem 19jährigen. "Talentierter Netzer", titelt das Sport Magazin. Netzer erzielt beide Tore, das Blatt ahnt; "Hier reift ein echtes Talent." Am selben Tag spielt die DDR-Auswahl in Budapest in der EM-Qualifikation gegen Ungarn 3:3. Die Tore markieren Ronald Ducke, Dieter Erler und Werner Heine.

Vor 40 Jahren wird der 14. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Borussia Mönchengladbach verliert beim HSV 0:1 und damit die Tabellenführung. Der junge Verteidiger Manfred Kaltz erzielt das Tor des Tages, 51.000 feiern den HSV. So erobert sich Eintracht Frankfurt die Spitze zurück, Doppel-Torschütze Bernd Hölzenbein sichert den 2:1-Sieg gegen Schalke 04. Meister Bayern kommt in Bochum zu einem schmeichelhaften Sieg in Bochum, Uli Hoeneß erzielt das einzige Tor. Weil Schiedsrichter Redelfs ein Handspiel von Katsche Schwarzenbeck im Strafraum übersieht, fällt ein Schatten auf den Sieg der Münchner. „Das war ja wie im Volleyball“, lästert VfL-Stürmer Hans Walitza. Dennoch stellt Trainer Udo Lattek stolz fest: „Hier hat in dieser Saison noch keiner gewonnen.“ Für den bemerkenswertesten Trainer-Satz sorgt Hannovers Hannes Baldauf, der nach dem 0:1 gegen Bremen stöhnt: „Meine Mannschaft braucht einen Psychologen."

Am selben Tag schreibt die DDR-Auswahl Fußball-Geschichte. Nach einem 4:1 in Tirana hat sie sich erstmals für eine WM qualifiziert – ausgerechnet in der Bundesrepublik, wo sie aus politischen Gründen noch kein offizielles Länderspiel ausgetragen hat. Trainer Georg Buschner sagt der Presse: „Uns fehlt es noch an den technischen Fähigkeiten, um mit den ganz Großen mitzuhalten. Ich hoffe aber, dass die Qualifikation dem Fußball in der ganzen DDR Aufschwung geben wird.“ Die Tore beim historischen Sieg in Albanien: Joachim Streich (2), Jürgen Sparwasser und Wolfram Löwe.

Vor 20 Jahren erreicht Werder Bremen als erster Bundesligist die neuartige Champions League, die 1993/94 nach 2 Hauptrunden im Meister-Cup in Gruppen ausgetragen wird. Ein Tor von Mario Basler zum 1:0 gegen Levski Sofia öffnet die Tresore, jeder Teilnehmer erhält 3,1 Millionen Mark Starthonorar und 520.000 Mark pro Sieg. Werder zahlt glückselig 30.000 Mark Siegprämie pro Kopf – Rekord in der Klub-Historie. Basler, zuvor öfters Reservist, sagt: „In den Schuss habe ich meinen ganzen Frust gelegt.“ Bei Bayern München hat der ganze Klub Frust, weil man als einziger Bundesligist schon in Runde 2 ausscheidet. Das 1:1 bei Norwich City ist zu wenig. Borussia Dortmund (2:1 vs. Maribor) und Eintracht Frankfurt (0:1 in Dnjepropetrowsk) kommen weiter.

[um]

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

28. Oktober

Vor zehn Jahren schrammt Bayern München nur knapp an einer Riesen-Blamage vorbei. Im Pokal-Heimspiel gegen Zweitligist 1. FC Nürnberg muss der Meister nach dem 1:1 in die Verlängerung und dann sogar ins Elfmeterschießen. Dort verschießen Michael Ballack und Jens Jeremies, doch auch zwei Nürnberger zeigen Nerven. So muss auch das Elfmeterschießen in die Verlängerung, erst der 18. Elfmeter bringt die Entscheidung: Marek Nikl scheitert an Oliver Kahn. Seine Kritik bleibt unwidersprochen: "So wie wir zur Zeit spielen, reicht das nicht für höhere Ziele." Auch Hertha BSC braucht Elfmeter, um in Rostock weiter zu kommen. Nur drei Tage nach dem Bundesliga-Spiel an gleicher Stätte hat Hertha wieder das bessere Ende für sich. Aber nur dank Nando Rafels Ausgleich in der 120. Minute zum 2:2 und der zwei Elfmeter-Paraden von Gabor Kiraly bleibt Trainer Huub Stevens im Amt. Das kuriose Ultimatum – zwei Siege in Rostock – hat die Mannschaft erfüllt. Egal wie. Auch noch im Rennen: Titelverteidiger Werder Bremen, der gegen Wolfsburg die Verlängerung braucht um 3:1 zu siegen. Die Entscheidung besorgt Joker Angelos Charisteas mit seinem Tor zum 3:1.

29. Oktober

Vor 80 Jahren gewinnt der HSV das Prestigederby gegen Altona 93 mit 5:2 und ist nunmehr sechs Spiele ungeschlagen in der Nordmark-Liga. Die Bayern gewinnen bei Jahn Regensburg 4:2 und bleiben auswärts ungeschlagen. Eintracht Frankfurt verdankt Doppel-Torschütze August Möbs den Sieg gegen Mainz 05 (2:1); 1933 interessieren sich nur 2500 Zuschauer für das Bundesliga-Duell von heute. Vor dem Spiel wird dem acht Tage zuvor verstorbenen Eintracht-Präsidenten Egon Reichsgraf von Beroldingen gedacht. Mit 48 erliegt der Mann, der zugleich Direktor des Frankfurter Flughafens ist, den Folgen einer Operation. Der Männerchor singt "Ich hatt‘ einen Kameraden", dann folgt der Anpfiff.

Vor 30 Jahren findet der 12. Bundesliga-Spieltag statt, es fallen imposante 40 Tore. Meister HSV gerät am Bökelberg unter die Räder aber erst nach dem Platzverweis für Holger Hieronymus (65.) brechen alle Dämme. Endstand 4:0! HSV-Kapitän Felix Magath gibt dem Schiedsrichter die Schuld: "Der Mann hat uns auf dem Gewissen, der Platzverweis war ein Witz." Bayern München reduziert den Rückstand auf zwei Punkte, schlägt Nürnberg mit 4:2. Das entscheidende 4:2 von Karl-Heinz Rummenigge amüsiert nicht nur die Zuschauer im Stadion, sondern auch vor dem Bildschirm. Club-Torwart Rudi Kargus kommt nach einem erfolglosen Protest nicht schnell genug ins Tor zurück, Rummenigge schießt den Freistoß für Bayern aus über 40 Metern von der Seitenauslinie rein. Der auswärts punktlose Club fällt auf Platz 16 zurück. Eintracht Frankfurt hat noch größere Sorgen und kassiert in Köln ihre höchste Bundesliga-Niederlage – 0:7. Das Trainer-Debüt von Weltmeister Jürgen Grabowski, der aushilfsweise eingesprungen ist, misslingt eindrucksvoll. Am selben Tag weist der DFB auf dem Bundestag in Mannheim den Antrag von Eintracht Braunschweig auf Namensänderung ab. Die Eintracht will sich dem Sponsor zuliebe in Jägermeister Braunschweig umbenennen, der DFB erachtet "Neugebungen von Vereinsnamen und Vereinszeichen zum Zwecke der Werbung" für unzulässig.

Vor 25 Jahren wird der 12. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Der DFB verhindert ein Novum, für das Uli Hoeneß sorgen wollte. Sein Plan, dass die Zuschauer bei einem niedrigeren Sieg als 3:0 das Geld zurückbekämen, wird verboten. Gegner Kickers Stuttgart fühlt sich diskriminiert. Die Bayern gewinnen trotzdem 3:0. Es ist nicht der höchste Sieg des Tages, der gelingt dem 1. FC Köln – 4:0 in Dortmund. Doppel-Torschütze Thomas Allofs übernimmt die Führung in der Torjägerliste, Kapitän Pierre Littbarski kündigt an: "Wir blasen jetzt zur Aufholjagd." So wie der Busfahrer, der auf der Autobahn dem Stau entkommt und einfach den Standstreifen nutzt, um voran zu kommen. Mit ausdrücklicher Erlaubnis von Trainer Daum: "Hannes, bis 1000 Mark Strafe übernehme ich." Der Kicker tadelt das Überholmanöver vor dem, Spiel: "Zur Nachahmung nicht empfohlen." Immer tiefer im Schlamassel steckt Schlusslicht Eintracht Frankfurt, deren dritter Saison-Trainer Pal Csernai auch nach dem 0:3 in Kaiserslautern noch tor- und punktlos ist. Frustrierte Eintracht-Fans randalieren im Zug und ziehen auf der Rückfahrt die Notbremse – 30mal.

Vor zehn Jahren wird die 2. Pokalrunde vollendet. Bereits sieben Bundesligisten sind ausgeschieden, als Bilanz gezogen wird. Die Sensation des Tages ist allerdings das Resultat eines reinen Bundesliga-Duells: SC Freiburg – Schalke 04 7:3 – nach Verlängerung und trotz 3:2-Führung der Gäste. Der Kicker schreibt von einer "Schießbuden-Blamage, die Schalke hart trifft". Der SCF feiert derweil seinen dreimaligen Torschützen Coulibaly. Im Borussen-Duell gewinnt Gastgeber Mönchengladbach unter Neu-Trainer Holger Fach gegen Dortmund 2:1, das Saisonziel Pokalfinale ist für die Sammer-Elf frühzeitig verfehlt worden. Bei unterklassigen Gegnern scheiden 1860 München (4:5 nach Elfmeterschießen in Aachen) und Hannover 96 (0:2 in Braunschweig) aus. Eintracht Frankfurt erwischt es sogar zuhause – 1:2 gegen den MSV Duisburg. Für Aufsehen sorgt zudem die 0:4-Niederlage von Zweitligist Karlsruher SC bei einem Dorfklub namens TSG Hoffenheim, den der frühere Bayern-Spieler Hansi Flick trainiert. Kollege Lorenz-Günter Köstner findet die Niederlage "auch in der Höhe verdient".

30. Oktober

Vor 75 Jahren wechselt die Führung im Südwest-Gau. Eintracht Frankfurt fegt Wormatia Worms vom Platz (6:3) und damit von Platz eins. Profiteur ist Nachbar FSV Frankfurt, der dank eines 6:0 in Pirmasens neuer Primus wird.

Vor 50 Jahren wird in der Bundesliga erstmals ein Trainer entlassen. Der 1. FC Nürnberg trennt sich vier Tage nach der vierten Niederlage in Folge von Herbert Widmayer.

Vor 25 Jahren gewinnt die Frauen-Auswahl ihr EM-Qualifikationsspiel in Passau gegen Ungarn mit 4:0. Die Tore markieren Britta Unsleber, Doris Fitschen, Thekla Krause und Silvia Raith.

Vor 20 Jahren wird der 14. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Er bringt den ersten Heimsieg von Aufsteiger VfB Leipzig (1:0 gegen den Karlsruher SC). Trainer Bernd Stange darf bleiben, Präsident Siegfried Axtmann, der den Rauswurf angedroht hat, sieht sich nun bestätigt: "Die Truppe geht erst an ihre Grenzen, wenn es um jemandes Arsch geht." Schalke 04 hat den Trumpf Trainerwechsel schon gespielt, aber auch unter Jörg Berger setzt es weiter Niederlagen – 0:3 in Stuttgart, letzter Platz. An der Spitze wird es etwas enger, Eintracht Frankfurt lässt in Wattenscheid (0:0) einen Punkt, die Bayern rücken auf drei heran. Nach dem 4:0 gegen Kaiserslautern verkündet Gäste-Trainer Friedel Rausch: "Wir werden verstärkt Zweikämpfe trainieren. In München waren wir ja gar nicht auf dem Platz." Besser sind die Bayern gelaunt, in der Vorstandssitzung nach dem Spiel wird der Vertrag mit Manager Uli Hoeneß "auf unbefristete Zeit" verlängert. Ein Grund: Bayerns Umsatz im Fanartikelverkauf stieg um sechs Millionen Mark binnen drei Jahren. Das Dauer-Thema der vergangenen Wochen bekommt neue Nahrung: während Bayer Leverkusen die Aufholjagd gegen Meister Werder (von 0:2 auf 2:2) feiert, bleibt der ausgewechselte Bernd Schuster die komplette zweite Hälfte in der Kabine. Der Kicker stellt fest: "Ein Großteil der Mannschaft lehnt Schuster ab."

Vor zehn Jahren trennt sich Aufsteiger 1. FC Köln von Trainer Friedhelm Funkel.

31. Oktober

Vor 70 Jahren findet das letzte Finale um den Tschammer-Pokal statt. Das wissen die Beteiligten zwar nicht, aber längst fliegen Bomben auf deutsche Städte und die Spieler, allesamt Soldaten wissen am besten, dass die Front näher rückt. Letzter Sieger des DFB-Pokal-Vorläufers, benannt nach „Reichssportführer“ Hans von Tschammer und Osten, wird eine Wiener Mannschaft: Vienna Wien schlägt die erst vor elf Monaten gegründete Flak-Elf des LSV Hamburg mit 3:2. 40.000 Zuschauer wollen in Stuttgart diese seltsame Paarung sehen, die noch seltsamer wird durch den Umstand, dass bei Wien mehr Hamburger spielen als beim LSV. Die Kriegsbürokratie hat die Hamburger Richard Dörfel und Rudolf Noack nach Wien verschlagen, der LSV besteht abgesehen von Karl Miller aus lauter Nicht-Hamburgern. So jubelt ganz Hamburg am Radio über das Tor eines Berliners: Reinhardt Heinrich bringt den LSV in Führung (26.). Sie währt bis zur Halbzeit. Dann gleicht Nationalspieler Rudi Decker per Handelfmeter aus (49.), ehe Überläufer Noack ein Tor gegen seine Heimatstadt fabriziert (53.). Zu den seltsamen Geschichten, die nur der Fußball schreibt, zählt der Moment des 2:2-Ausgleichs: Richard Dörfel, der andere Hamburger bei Wien, unterläuft ein Eigentor zum 2:2 (70.). Verlängerung! Dann fällt das letzte Pokal-Tor für die kommenden zehn Jahre: Rudi Noack trifft wieder für Vienna Wien, der abgefälschte Ball trudelt langsam über die Linie. Das vorläufig letzte Pokal-Resultat lautet Vienna Wien – LSV Hamburg 3:2. Erst 1952 wird es weitergehen. Der DFB wird die acht noch lebenden Wiener Spieler 1969 übrigens mit einer Medaille ehren, die es 1943 noch nicht für Pokalsieger gab.

1. November

Vor 90 Jahren hat das Münchner Derby keinen Sieger – der TSV 1860 und Bayern München enden sich im Punktspiel 3:3.

Vor 80 Jahren bekommt Bayern München hohen Besuch. Eine Auswahl der besten Spieler von Chile und Peru gastiert an der Grünwalder Straße, Bayern gewinnt mit 2:1.

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Ein Ergebnis im Westen überstrahlt alles: "Das 0:5 des bis dahin ungeschlagenen 1. FC Köln gegen Rot-Weiß Essen ist eines der einmaligen Ergebnisse, nahezu nicht zu verstehen", schreibt das Sport Magazin. RWE verdient sich mit dieser Sensation, zu der auch zwei späte Rahn-Tore beitragen, die Tabellenführung. Schalke 04 hätte sie auch bekommen können, verliert aber in Sodingen mit 0:3. Preußen Münster schlägt Borussia Dortmund vor 30.000 mit 4:2 und rückt auf Platz 4 vor – zur Spitze fehlt nur ein Punkt. Solche Spannung wünschen sie sich im Norden vergeblich, Hannover 96 gewinnt auch bei Verfolger St. Pauli mit 1:0, hat nun 22:0 Punkte und deren neun Vorsprung. Trainer Helmut Kronsbein sagt: "Ich bin stolz auf meine Jungens. Wir wissen natürlich, dass noch einiges fehlt und wir werden nicht aufhören, weiterzuarbeiten und zu lernen." Klingt bedrohlich für die Konkurrenz, zu der sich der HSV kaum noch zählen darf; nach dem 2:4 in Altona hat der Serien-Meister nie gesehene 11:11 Punkte in der Bilanz aufzuweisen. Im Süden hat der VfB Stuttgart nach der ersten Saisonniederlage (1:2 beim BC Augsburg) auch den Platz an der Sonne verloren. Den nehmen nun die punktgleichen Frankfurter ein; Eintracht schlägt Fürth mit 2:1 und hat zuhause weiterhin eine weiße Weste. Nürnberg schlägt Schweinfurt dank eines Morlock-Tores 1:0. Auch nach Abpfiff landet der Nationalspieler einen Treffer und stellt gegenüber dem Sport Magazin klar, er habe in der Vorwoche keineswegs behauptet: "Ich kann es allein auch nicht schaffen." Morlock: "Diesen Satz würde ich nie über meine Lippen bringen." Das Sport Magazin bleibt nach Rückfrage beim zuständigen Reporter bei seiner Darstellung. Im Südwesten fallen in acht Spielen 41 Tore. Meister 1. FC Kaiserslautern übertrifft sie alle und putzt Wormatia Worms mit 7:2. Ottmar Walter schießt vier Tore, Bruder Fritz zwei. Und doch reicht es nicht für Platz 1, da FK Pirmasens weiter ungeschlagen bleibt – 2:1 gegen Borussia Neunkirchen vor der Rekordkulisse des Tages (11.000).

Vor 25 Jahren wird die 2. Runde im DFB-Pokal mit vier Spielen fortgesetzt. Die größte Überraschung ist der 2:1-Sieg von Waldhof Mannheim beim 1. FC Köln. Zweitligist Schalke muss nach dem 3:3 beim Viertligisten Sportfreunden Saarbrücken ins Wiederholungsspiel – doppelt peinlich nach einem 3:0-Vorsprung. Borussia Dortmund braucht einen Elfmeter, um Zweitligist FC Homburg rauszuwerfen (2:1), Nürnberg und der KSC sehen sich wieder (1:1 n.V.).

Vor zehn Jahren wird der 11. Spieltag der Bundesliga ausgetragen. Der VfB Stuttgart wird neuer Tabellenführer, aber Trainer Felix Magath ist trotz des 4:1 gegen Freiburg unzufrieden: "Normalerweise reicht so was nicht, um Bundesliga-Punkte zu holen." Torwart Timo Hildebrand wird vor dem Spiel von der DFL als Fußballer des Monats ausgezeichnet – für seinen Rekord von 884 Minuten ohne Gegentor, der weiter Bestand hat. Ein anderer Torwart fällt durch Klartext am Mikrofon auf. Oliver Kahns Aufforderung an die Kollegen nach dem 0:2 auf Schalke wird Legende: "Eier, wir brauchen Eier." Der Blick auf die Tabelle rechtfertigt kritische Anmerkungen allemal, die Bayern sind nur noch Fünfter, der Kicker schreibt: "Meister im Mittelmaß". Der andere Münchner Klub hat mehr Freude zum Monatsbeginn, ein klassischer Hattrick von Benjamin Lauth verhilft 1860 zum 3:1 über Bochum. Das 1:1 ist zudem das 1000. Löwen-Tor in der Bundesliga. Die Keller-Kinder bleiben alle sieglos, auch weil sie sich gegenseitig nichts gönnen. Gladbach und Hansa Rostock trennen sich 1:1. Der 1. FC Köln geht in Spiel 1 nach Friedhelm Funkel mit dem C-Trainer Jos Luhukay und verliert wieder – 1:2 gegen Hannover 96. Marcel Koller übernimmt. Hertha BSC verliert in Wolfsburg 0:3, Trainer Huub Stevens darf nach einer DFB-Sperre nicht auf die Bank und sitzt auf der Haupttribüne. "Meine Arbeit habe ich normal machen können", sagt er dennoch, man lässt ihn nämlich vor dem Spiel und zur Pause in die Kabine.

2. November

Vor 30 Jahren erlebt die Bundesliga im Europapokal ein Fiasko. Nur Bayern München erreicht das Achtelfinale – und das nach einem Elfmeterdrama. Vor 25.000 im Münchner Olympia-Stadion avanciert Jean-Marie Pfaff zum Helden des Abends. Der Torwart hält zwei Elfmeter gegen PAOK Saloniki und erzielt dann das entscheidende Tor zum 9:8; Fans tragen ihm vom Platz. Es sind die einzigen deutschen Freudenszenen. Meister HSV (3:2 gegen Dinamo Bukarest) hat den Hinspiel-Rückstand bis zur 82. Minute wettgemacht, dann kassiert er doch noch zwei Tore. Der Traum von der Titelverteidigung ist schon in Runde 2 geplatzt. Pokalsieger 1. FC Köln scheitert gegen Ujpest Budapest (4:2) an der Auswärtstorregelung, 45.000 hoffen vergeblich. Besonders bitter, dass die Ungarn das letztlich entscheidende zweite Tor in Unterzahl erzielen. Werder Bremen zieht im deutsch-deutschen Duell den Kürzeren gegen Lok Leipzig (1:1 nach 0:1), Rudi Völlers Tor reicht nicht. Somit hat die DDR erstmals mehr Vertreter im Achtelfinale als die BRD, denn Meister BFC Dynamo kommt trotz 0:1 bei Partizan Belgrad weiter. Am selben Tag bekommt der 1. FC Kaiserslautern einen neuen Trainer: für den zurückgetretenen Dietrich Weise kommt Manfred Krafft. Weise wechselt zu Eintracht Frankfurt.

Vor 25 Jahren wird die zweite DFB-Pokalhauptrunde abgeschlossen. Der 1. FC Kaiserslautern schlägt Kickers Offenbach 5:0, wobei die letzten vier Tore erst in den letzten neun Minuten fallen.

Vor 20 Jahren erlebt der Karlsruher SC den größten Tag seiner jüngeren Vereinsgeschichte. Im Rückspiel der zweiten UEFA-Cup-Runde wirft der KSC den FC Valencia raus – und wie! Nach dem 1:3 im Hinspiel hätte schon ein 2:0 genügt, doch die Badener schießen noch ein paar Tore mehr. Zur Pause steht es schon 3:0, am Ende heißt es 7:0. Held des rauschenden Abends im Wildpark-Stadion ist der viermalige Torschütze Edgar Schmitt, danach von allen "Euro-Eddy" genannt. Trainer Winfried Schäfer, der die Spieler vor dem Anpfiff an Kaiserslauterns 5:0 gegen Real Madrid anno 1982 erinnert hat ("Wir werden heute auch so ein Spiel hinlegen"), sagt euphorisch: "Jetzt wünschen wir uns Inter Mailand." Am späten Abend leistet sich Bayer Leverkusen eine 1:2-Heimpleite gegen Panathinaikos Athen, erreicht aber die nächste Runde im Pokalsieger-Cup.

Vor zehn Jahren verliert Bayer Leverkusen nach einem 0:0 in Kaiserslautern die Tabellenführung. Es ist das erste 0:0 der Werkself nach drei Jahren und exakt 102 Spielen. Borussia Dortmund gelingt gegen den HSV, der in der 60. Minute 2:0 in Führung geht, eine furiose Aufholjagd. Binnen neun Minuten steht es nach Treffern von Jan Koller (2x) und Ewerthon 3:2, wobei es dann auch bleibt. Wer zwischen der 60. und 69. Minute Bier holen war, verpasst vier Tore.

3. November

Vor 60 Jahren fällt das Sportgericht des Süddeutschen Fußball-Verbandes ein bemerkenswertes, vorläufiges Urteil. Nachdem beim Oberliga-Spiel Karlsruher SC – Jahn Regensburg beim Stand von 1:3 der Pfosten gebrochen und die Partie nach 70 Minuten beendigt worden war, sollen die fehlenden 20 Minuten nun nachgeholt werden. Der KSC wollte ein komplettes Wiederholungsspiel, Jahn einen Sieg am grünen Tisch. Beide Seiten legen Protest ein.

Vor 50 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft ein Länderspiel in Schweden, wo sie seit 1911 nicht gewonnen hat. Die Serie reißt auch diesmal nicht, vor nur 12000 Zuschauer unterliegt die Herberger-Elf mit 1:2. Charly Dörfel sorgt fünf Minuten nach der schwedischen Führung für den Ausgleich (55.), doch Bild schießt die Gastgeber zum Sieg (81.). Alle fünf deutschen Tore anno 1963 gehen somit auf das Konto von HSV-Spielern. Die Deutschen spielen mit einer unerfahrenen Elf, mit Kurbjuhn, Krämer, Libuda und Overath kommen vier Spieler erst zu ihrem zweiten Länderspiel. Und der erfahrenste, Uwe Seeler, hat keinen guten Tag. Herberger kritisiert ihn ungewohnt deutlich: "Uwe Seelers Spiel hat mich enttäuscht. Keiner von seinen zwanzig Pässen ist angekommen. Er ist für mich nur Weltklasse, wenn er Uwe Seeler spielt", moniert der Trainer Seelers Stilwandel vom Stürmer zum Spielmacher. In der Regionalliga West wird am selben Tag gespielt und Borussia Mönchengladbach verdankt ihren 2:0-Sieg in Herne einem 19jährigen. "Talentierter Netzer", titelt das Sport Magazin. Netzer erzielt beide Tore, das Blatt ahnt; "Hier reift ein echtes Talent." Am selben Tag spielt die DDR-Auswahl in Budapest in der EM-Qualifikation gegen Ungarn 3:3. Die Tore markieren Ronald Ducke, Dieter Erler und Werner Heine.

Vor 40 Jahren wird der 14. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Borussia Mönchengladbach verliert beim HSV 0:1 und damit die Tabellenführung. Der junge Verteidiger Manfred Kaltz erzielt das Tor des Tages, 51.000 feiern den HSV. So erobert sich Eintracht Frankfurt die Spitze zurück, Doppel-Torschütze Bernd Hölzenbein sichert den 2:1-Sieg gegen Schalke 04. Meister Bayern kommt in Bochum zu einem schmeichelhaften Sieg in Bochum, Uli Hoeneß erzielt das einzige Tor. Weil Schiedsrichter Redelfs ein Handspiel von Katsche Schwarzenbeck im Strafraum übersieht, fällt ein Schatten auf den Sieg der Münchner. „Das war ja wie im Volleyball“, lästert VfL-Stürmer Hans Walitza. Dennoch stellt Trainer Udo Lattek stolz fest: „Hier hat in dieser Saison noch keiner gewonnen.“ Für den bemerkenswertesten Trainer-Satz sorgt Hannovers Hannes Baldauf, der nach dem 0:1 gegen Bremen stöhnt: „Meine Mannschaft braucht einen Psychologen."

Am selben Tag schreibt die DDR-Auswahl Fußball-Geschichte. Nach einem 4:1 in Tirana hat sie sich erstmals für eine WM qualifiziert – ausgerechnet in der Bundesrepublik, wo sie aus politischen Gründen noch kein offizielles Länderspiel ausgetragen hat. Trainer Georg Buschner sagt der Presse: „Uns fehlt es noch an den technischen Fähigkeiten, um mit den ganz Großen mitzuhalten. Ich hoffe aber, dass die Qualifikation dem Fußball in der ganzen DDR Aufschwung geben wird.“ Die Tore beim historischen Sieg in Albanien: Joachim Streich (2), Jürgen Sparwasser und Wolfram Löwe.

Vor 20 Jahren erreicht Werder Bremen als erster Bundesligist die neuartige Champions League, die 1993/94 nach 2 Hauptrunden im Meister-Cup in Gruppen ausgetragen wird. Ein Tor von Mario Basler zum 1:0 gegen Levski Sofia öffnet die Tresore, jeder Teilnehmer erhält 3,1 Millionen Mark Starthonorar und 520.000 Mark pro Sieg. Werder zahlt glückselig 30.000 Mark Siegprämie pro Kopf – Rekord in der Klub-Historie. Basler, zuvor öfters Reservist, sagt: „In den Schuss habe ich meinen ganzen Frust gelegt.“ Bei Bayern München hat der ganze Klub Frust, weil man als einziger Bundesligist schon in Runde 2 ausscheidet. Das 1:1 bei Norwich City ist zu wenig. Borussia Dortmund (2:1 vs. Maribor) und Eintracht Frankfurt (0:1 in Dnjepropetrowsk) kommen weiter.