DFB-Forum: "Durch Wissenschaft besser Fußball spielen"

Jedes Jahr zum Buß- und Bettag treffen sich die Mitglieder der Kommission Fußball der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (DVS) zu ihrer Jahrestagung. In diesem Jahr fand die Veranstaltung unter dem Motto Fußball 4.0 im Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen statt. Ein fester Bestandteil der Jahrestagung ist seit zehn Jahren das DFB-Forum, bei dem der Deutsche Fußball-Bund einen Überblick über seine aktuellen Projekte gibt.

"Das DFB-Forum ist sozusagen ein Schaufenster für die wissenschaftlichen Aktivitäten des DFB", sagt Prof. Dr. Martin-Peter Büch, Vorsitzender der AG Wissenschaft. "Der DFB genießt ein hohes Ansehen, weil er eben nicht nur redet, sondern auch tatsächlich wissenschaftlich aktiv ist." Seit Gründung der AG Wissenschaft im Jahr 2005 gingen etwa 120 Anträge ein, 26 davon wurden durch den DFB gefördert. Die Themengebiete sind vielfältig: Trainingswissenschaft, Talentförderung, Sportmedizin, Verhaltensforschung (Psychologie, Soziologie, Ökonomie), Medizin, Geschichte. "Wir fördern nicht nur Projekte, von denen wir glauben, dass sie uns besser Fußball spielen lassen", sagt Büch, "sondern der DFB hat auch ein großes Interesse an Themen, die über das 1:0 hinaus gehen."

In Erlangen wurden den Sportwissenschaftlern drei exemplarische Forschungsprojekte vorgestellt. Prof. Dr. Oliver Höner von der Eberhard Karls Universität Tübingen und Vorsitzender der DVS-Kommission Fußball erläuterte, wie an den DFB-Stützpunkten psychologische Persönlichkeitsmerkmale im Hinblick auf die Talententwicklung untersucht werden können. Christian Rullang von der Universität des Saarlandes stellte seine Untersuchung zum Rollenselbstbild der Schiedsrichter vor. Sportmedizinisch wurde es beim Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Scharhag vom Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes, der die kardiale Belastung im Altherren-Fußball betrachtet hat.

1. Psychologische Tests in der Talentförderung

Bereits seit 2008 begleitet Prof. Dr. Oliver Höner das DFB-Talentförderprogramm mit seinen deutschlandweit 366 Stützpunkten, an denen Talente zwischen 11 und 15 Jahren trainiert werden. Der Fokus der Forschung von Höner und Philip Feichtinger lag lange auf der Entwicklung sportmotorischer Fertigkeiten, in seinem Vortrag auf dem DFB-Forum ging er aber stärker auf die psychologische Diagnostik ein. "Wir sehen uns als wissenschaftliche Unterstützung des DFB bei den Aufgaben der Talentidentifikation und -entwicklung", sagt der 43-Jährige.

1700 Stützpunktspieler wurden im Rahmen der Studie in einer Online-Umfrage befragt. Vier Jahre später sind etwa 150 davon in einem Leistungszentrum eines Spitzenklubs angelangt. Untersucht man, welche psychologischen Persönlichkeitsmerkmale diese Spieler damals hatten, kann man Aussagen über deren Einfluss auf die Talententwicklung treffen. Beispielsweise haben jene Spieler bessere Chancen, die eine große "Hoffnung auf Erfolg" haben - also zum Beispiel herausfordernden Aufgaben positiv gegenüberstehen. Die Studie ergab aber auch, dass sportmotorische Fertigkeiten einen größeren Einfluss auf die Talententwicklung haben als psychologische.



Jedes Jahr zum Buß- und Bettag treffen sich die Mitglieder der Kommission Fußball der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (DVS) zu ihrer Jahrestagung. In diesem Jahr fand die Veranstaltung unter dem Motto Fußball 4.0 im Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen statt. Ein fester Bestandteil der Jahrestagung ist seit zehn Jahren das DFB-Forum, bei dem der Deutsche Fußball-Bund einen Überblick über seine aktuellen Projekte gibt.

"Das DFB-Forum ist sozusagen ein Schaufenster für die wissenschaftlichen Aktivitäten des DFB", sagt Prof. Dr. Martin-Peter Büch, Vorsitzender der AG Wissenschaft. "Der DFB genießt ein hohes Ansehen, weil er eben nicht nur redet, sondern auch tatsächlich wissenschaftlich aktiv ist." Seit Gründung der AG Wissenschaft im Jahr 2005 gingen etwa 120 Anträge ein, 26 davon wurden durch den DFB gefördert. Die Themengebiete sind vielfältig: Trainingswissenschaft, Talentförderung, Sportmedizin, Verhaltensforschung (Psychologie, Soziologie, Ökonomie), Medizin, Geschichte. "Wir fördern nicht nur Projekte, von denen wir glauben, dass sie uns besser Fußball spielen lassen", sagt Büch, "sondern der DFB hat auch ein großes Interesse an Themen, die über das 1:0 hinaus gehen."

In Erlangen wurden den Sportwissenschaftlern drei exemplarische Forschungsprojekte vorgestellt. Prof. Dr. Oliver Höner von der Eberhard Karls Universität Tübingen und Vorsitzender der DVS-Kommission Fußball erläuterte, wie an den DFB-Stützpunkten psychologische Persönlichkeitsmerkmale im Hinblick auf die Talententwicklung untersucht werden können. Christian Rullang von der Universität des Saarlandes stellte seine Untersuchung zum Rollenselbstbild der Schiedsrichter vor. Sportmedizinisch wurde es beim Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Scharhag vom Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes, der die kardiale Belastung im Altherren-Fußball betrachtet hat.

1. Psychologische Tests in der Talentförderung

Bereits seit 2008 begleitet Prof. Dr. Oliver Höner das DFB-Talentförderprogramm mit seinen deutschlandweit 366 Stützpunkten, an denen Talente zwischen 11 und 15 Jahren trainiert werden. Der Fokus der Forschung von Höner und Philip Feichtinger lag lange auf der Entwicklung sportmotorischer Fertigkeiten, in seinem Vortrag auf dem DFB-Forum ging er aber stärker auf die psychologische Diagnostik ein. "Wir sehen uns als wissenschaftliche Unterstützung des DFB bei den Aufgaben der Talentidentifikation und -entwicklung", sagt der 43-Jährige.

1700 Stützpunktspieler wurden im Rahmen der Studie in einer Online-Umfrage befragt. Vier Jahre später sind etwa 150 davon in einem Leistungszentrum eines Spitzenklubs angelangt. Untersucht man, welche psychologischen Persönlichkeitsmerkmale diese Spieler damals hatten, kann man Aussagen über deren Einfluss auf die Talententwicklung treffen. Beispielsweise haben jene Spieler bessere Chancen, die eine große "Hoffnung auf Erfolg" haben - also zum Beispiel herausfordernden Aufgaben positiv gegenüberstehen. Die Studie ergab aber auch, dass sportmotorische Fertigkeiten einen größeren Einfluss auf die Talententwicklung haben als psychologische.

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2. Rollenselbstbild der Schiedsrichter

Christian Rullang forschte gemeinsam mit Eike Emrich und Christian Pierdzioch und beschäftigte sich in seiner Dissertation mit dem Rollenselbstbild der Schiedsrichter. Hierfür befragte er knapp 5000 aktive Schiedsrichter - verteilt in allen Altersklassen, Leistungsstufen und Landesverbänden. Sie trafen Aussagen darüber, was einen guten Schiedsrichter ausmacht. Ist er eher ein "Game Manager", der den Spielfluss im Blick hat, oder ein Regelhüter, der ausschließlich auf die Einhaltung des Regelwerks achtet.

Die Ergebnisse sind wenig überraschend. Wichtig für einen guten Schiedsrichter sind Selbstvertrauen, sicheres Auftreten und Unparteilichkeit, eher unwichtig ein autoritärer Führungsstil und Erfahrung als Fußballer. "Spannend ist nun die Frage, wie die Erkenntnisse in der Praxis umgesetzt werden", sagt der AG Wissenschaftsvorsitzende Prof. Dr. Büch. "Das muss unser Anspruch sein."

3. Kardiale Belastung im Altherren-Fußball

Ein gutes Beispiel für gesellschaftlich relevante Forschung ist die Untersuchung von Jürgen Scharhag, Melissa Wegmann und Nationalmannschaftsarzt Tim Meyer vom Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes. Fußball ist eben nicht nur Nationalmannschaft und Bundesliga, sondern auch Amateur- und Breitensport. Wie der Altherren-Fußball.

„Es gibt ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Herztod für Männer, Wettkampfsportler und Menschen über 35 Jahren“, sagt Scharhag, „klar, dass wir uns da die Altherren-Fußballer mal genauer anschauen“. Mehrere Risikofaktoren wurden ermittelt, darunter Herzvorerkrankungen, Übergewicht, Bluthochdruck oder Nikotinkonsum. Gerade bei Studien wie dieser ist es wichtig, aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen praktische Maßnahmen abzuleiten.

Ein wichtiger Meilenstein in diesem Vorhaben ist der 3. DFB-Wissenschaftskongress am 21./22. Januar 2016 in Frankfurt. "Dieser Kongress bietet eine hervorragende Möglichkeit, wissenschaftliche Expertise und praktische Erfahrungen verschmelzen zu lassen, in Diskussionen zu bringen und somit Anregungen für neue und innovative Ideen zu geben", sagt DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock. Seit dem 16. Oktober 2015 können sich Interessierte online für den 3. DFB-Wissenschaftskongress anmelden, unverändert zu den ersten beiden Kongressen beträgt die Teilnahmegebühr 300 Euro.